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Steuer & Recht |
Die Zahlen sind alarmierend: Trotz wirtschaftlicher Krise fehlt an allen Ecken und Enden Personal – vom hochqualifizierten Industriemeister bis zur angelernten Arbeitskraft. Der jüngste DIHK-Fachkräftereport zeigt: Branchenübergreifend können 53 Prozent der Unternehmen hierzulande nicht alle offenen Stellen besetzen.
Nach Schätzungen der DIHK drohen so fast zwei Millionen Arbeitsplätze vakant zu bleiben – damit geht uns ein Wertschöpfungspotenzial von fast 100 Milliarden Euro verloren. Doch die Folgen der Fachkräftelücke sind noch weitreichender: Einerseits verlieren die Unternehmen in ihrem Kerngeschäft an Schlagkraft und damit – auch international – an Wettbewerbsfähigkeit, andererseits sind kluge Köpfe unverzichtbar, um wichtige gesamtgesellschaftliche Transformationsaufgaben wie etwa Energiewende, Digitalisierung oder Infrastrukturausbau zu bewältigen.
Der Fachkräftemangel zeigt sich besonders stark bei Investitionsgüterproduzenten und Herstellern von Spitzen- und Hochtechnologie oder auch bei Architektur- und Ingenieurbüros. Neben den traurigen „Spitzenreitern“, den Gesundheits- und Sozialdienstleistern, sind Bereiche wie Verkehr und Logistik extrem betroffen – was wiederum andere Branchen in Mitleidenschaft zieht, die mit Lieferschwierigkeiten kämpfen.
Und: Am häufigsten erfolglos suchen Unternehmen mit Stellenbesetzungsproblemen Fachkräfte mit dualer Berufsausbildung. Auch für Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung bestehen in diversen Branchen gute Beschäftigungschancen.
Auf Platz eins der Maßnahmen, mit denen sich die Rahmenbedingungen aus Sicht der Betriebe verbessern ließen, rangiert der Abbau von bürokratischen Belastungen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sind überproportional von Berichts-, Dokumentations- oder Meldepflichten belastet, weil sie häufig kein eigenes zusätzliches Personal für administrative Aufgaben haben – das hält Arbeitskräfte von ihren eigentlichen betrieblichen Tätigkeiten ab. Die DIHK schlägt deshalb unter anderem vor, neue Gesetze auch daraufhin zu prüfen, in welchem Umfang sie durch Bürokratie Personalressourcen in den Betrieben beanspruchen – und diesen Aufwand zu minimieren.
Am zweithäufigsten nannten die Betriebe den Wunsch nach einer Stärkung der Beruflichen Bildung, etwa eine praxisnähere Berufsorientierung auch an Gymnasien sowie eine Aufwertung der Berufsschulen. Die DIHK bewertet das Werben für die duale Ausbildung als entscheidenden Faktor für die Sicherung der Fachkräftebasis in Deutschland. Die IHK-Organisation wird daher ihrerseits eine bundesweite Ausbildungskampagne starten. Auch der im Koalitionsvertrag angekündigte Pakt zur Stärkung und Modernisierung berufsbildender Schulen ist hier von großer Bedeutung.
Von einer erleichterten Einstellung ausländischer Fach- und Arbeitskräfte erhoffen sich die Unternehmen ebenfalls eine Verbesserung ihrer Personalsituation. Die DIHK hat hierzu eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet – dazu zählen etwa die Erleichterung bei der Zuwanderung mit fehlender oder teilweiser Gleichwertigkeit der beruflichen Qualifikation, eine Verbesserung der Zuwanderungsregelungen zur Arbeitsplatzsuche oder einen Ausbau der Spracherwerbsförderung bereits im Ausland.
Aus Sicht der Wirtschaft gibt es noch viele weitere Ansatzpunkte, die bei der Bewältigung des Fachkräftemangels helfen können. Dazu zählen etwa die vermehrte Qualifizierung und effizientere Vermittlung von Arbeitslosen. Der Ansatz, das Nachholen eines Berufsabschlusses stärker zu unterstützen, ist mit Blick auf die Fachkräftesicherung der Wirtschaft sinnvoll. Dabei sollten die Angebote der Arbeitsagenturen insgesamt noch stärker auf die Bedürfnisse von kleineren Unternehmen und deren Beschäftigten zugeschnitten sein.
Auch gesteigerte Anstrengungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind dringend erforderlich. Der Ausbau und die Flexibilisierung des Betreuungsangebotes für Kinder und in der Tagespflege würden es vielen Teilzeitbeschäftigten ermöglichen, ihre Arbeitszeit auszuweiten.
Betreuungsangebote spielen aber auch eine wichtige Rolle bei einer weiteren Stellschraube, der Standortattraktivität: Für die Anwerbung von Fachkräften finden es die Betriebe zudem wichtig, dass ihre Region unter anderem ein gutes und bezahlbares Wohnumfeld, einen ausgebauten öffentlichen Personennahverkehr und weitere kommunale Angebote aufweist.
Und nicht zuletzt wünschen sich die Unternehmen, dass die Erwerbstätigkeit von Älteren gestärkt wird. Die hat in den vergangenen Jahren zwar zugenommen – die abschlagsfreie vorzeitige Rente nach 45 Beitragsjahren konterkariert diese Entwicklung jedoch. Umso wichtiger ist es für die Wirtschaft, die Möglichkeiten der flexiblen Übergänge in die Rente und die Abschaffung der Hinzuverdienstgrenzen bei vorzeitigem Rentenbezug bekannter zu machen.
Quelle: DIHK
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