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  • 14.11.2022 – Wirtschaftsprognose: EU-Kommission rechnet mit geringerem Wachstum und höherer Inflation
    14.11.2022 – Wirtschaftsprognose: EU-Kommission rechnet mit geringerem Wachstum und höherer Inflation
    LEGISLATIVE | Steuer & Recht | Angesichts der Folgen des Krieges Russlands in der Ukraine hat sich die Stimmung in der Wirtschaft der EU deutlich verschlechtert. Infolgedessen wir...

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Steuer & Recht |

Wirtschaftsprognose: EU-Kommission rechnet mit geringerem Wachstum und höherer Inflation

 

EU-Kommission, Pressemitteilung vom 11.11.2022

Angesichts der Folgen des Krieges Russlands in der Ukraine hat sich die Stimmung in der Wirtschaft der EU deutlich verschlechtert. Infolgedessen wird das Wachstum im Jahr 2022 zwar besser ausfallen als zuvor prognostiziert, doch die Aussichten für 2023 sind deutlich schwächer und die Inflation höher als in der Zwischenvorhersage der Europäischen Kommission vom Sommer. Zu diesem Ergebnis kommt die EU-Kommission in ihrer jetzt veröffentlichten Wirtschaftsprognose.

„Dies ist ein Wendepunkt für die EU-Wirtschaft, da wir mit den Auswirkungen von Russlands unprovoziertem Krieg gegen die Ukraine und einem komplexen geopolitischen Umfeld konfrontiert sind: hohe Energiepreise, die die Inflation anheizen, Menschen in ganz Europa, die mit steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben, und unsere Unternehmen, die an Wettbewerbsfähigkeit verlieren“, sagte Valdis Dombrovskis, Exekutiv-Vizepräsident für eine Wirtschaft im Dienste der Menschen. „Nach der relativ starken Wirtschaftsleistung in diesem Jahr haben sich die wirtschaftlichen Aussichten für das nächste Jahr abgeschwächt, und wir erwarten für die EU-Wirtschaft im nächsten Jahr nur noch ein Wachstum von 0,3 Prozent. Ein starker Arbeitsmarkt in Verbindung mit Reformen und Investitionen in die Fazilität für Konjunkturbelebung und Krisenbewältigung dürfte jedoch dazu beitragen, die Wirtschaft zu stützen. Unser Hauptaugenmerk liegt nun darauf, die Schwächsten mit gezielten Maßnahmen zu unterstützen, die Finanz- und Geldpolitik aufeinander abzustimmen, um die Inflation zu bekämpfen, und unsere zukünftige Energieversorgung so schnell wie möglich zu sichern.“

Wachstum wird zum Jahreswechsel deutlich schrumpfen

Das reale BIP-Wachstum in der EU überraschte in der ersten Jahreshälfte 2022 positiv, da die Verbraucher nach der Lockerung der COVID-19-Dämpfungsmaßnahmen ihre Ausgaben, insbesondere für Dienstleistungen, kräftig wieder aufnahmen. Die Expansion setzte sich im dritten Quartal fort, wenn auch in deutlich abgeschwächter Form.

Angesichts der großen Unsicherheit, des hohen Energiepreisdrucks, der Kaufkrafterosion bei den privaten Haushalten, des schwächeren außenwirtschaftlichen Umfelds und der restriktiveren Finanzierungsbedingungen wird erwartet, dass die EU, der Euroraum und die meisten Mitgliedstaaten im letzten Quartal des Jahres in eine Rezession abgleiten werden. Dennoch dürften die starke Dynamik von 2021 und das kräftige Wachstum in der ersten Jahreshälfte das reale BIP-Wachstum im Jahr 2022 insgesamt auf 3,3 Prozent in der EU (3,2 Prozent im Euroraum) ansteigen lassen – und damit deutlich über die in der Sommerprognose prognostizierten 2,7 Prozent.

Da die Inflation das verfügbare Einkommen der Haushalte weiter schmälert, dürfte sich der Rückgang der Wirtschaftstätigkeit im ersten Quartal 2023 fortsetzen. Es wird erwartet, dass das Wachstum im Frühjahr nach Europa zurückkehrt, da die Inflation allmählich ihren Griff auf die Wirtschaft lockert. Angesichts des starken Gegenwinds, der die Nachfrage nach wie vor bremst, dürfte die Wirtschaftstätigkeit jedoch gedämpft sein und das BIP-Wachstum im Jahr 2023 sowohl in der EU als auch in der Eurozone insgesamt 0,3 Prozent erreichen.

Bis 2024 wird das Wirtschaftswachstum voraussichtlich allmählich wieder an Fahrt gewinnen und im Durchschnitt 1,6 Prozent in der EU und 1,5 Prozent im Euroraum betragen.

Inflation wird ihren Höhepunkt noch erreichen, bevor sie allmählich zurückgeht

Da die Inflationswerte in den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 höher als erwartet ausfielen und der Preisdruck zunahm, dürfte sich der Inflationshöhepunkt auf das Jahresende verlagert haben und die jährliche Inflationsprognose auf 9,3 Prozent in der EU und 8,5 Prozent im Euroraum angehoben worden sein. Es wird erwartet, dass die Inflation im Jahr 2023 zurückgeht, aber mit 7,0 Prozent in der EU und 6,1 Prozent im Euroraum hoch bleibt, bevor sie sich 2024 auf 3,0 Prozent bzw. 2,6 Prozent abschwächt.

Im Vergleich zur Sommerprognose bedeutet dies eine Aufwärtskorrektur um fast einen Prozentpunkt für 2022 und mehr als zwei Punkte für 2023. Die Revisionen spiegeln vor allem die deutlich höheren Großhandelspreise für Gas und Strom wider, die Druck auf die Endkundenenergiepreise sowie auf die meisten Waren und Dienstleistungen im Warenkorb ausüben.

Stärkster Arbeitsmarkt seit Jahrzehnten bleibt widerstandsfähig

Trotz des schwierigen Umfelds hat sich der Arbeitsmarkt weiterhin gut entwickelt: Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung sind so hoch wie nie zuvor und die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Dank des kräftigen Wirtschaftswachstums wurden in der ersten Jahreshälfte 2022 netto zwei Millionen zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, wodurch die Zahl der Erwerbstätigen in der EU auf ein Allzeithoch von 213,4 Millionen stieg. Die Arbeitslosenquote blieb im September auf einem Rekordtief von 6,0 Prozent.

Es wird erwartet, dass die Arbeitsmärkte mit Verzögerung auf die Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit reagieren, aber widerstandsfähig bleiben werden. Das Beschäftigungswachstum in der EU wird für 2022 mit 1,8 Prozent prognostiziert, bevor es 2023 zum Stillstand kommt und 2024 moderat auf 0,4 Prozent ansteigt.

Die Arbeitslosenquote in der EU wird für 2022 auf 6,2 Prozent, für 2023 auf 6,5 Prozent und für 2024 auf 6,4 Prozent geschätzt.

Geringes Wachstum, hohe Inflation und Energiestützungsmaßnahmen belasten die Defizite

Das starke nominale Wachstum in den ersten drei Quartalen des Jahres und das Auslaufen der pandemiebedingten Unterstützung haben zu einem weiteren Rückgang der öffentlichen Defizite im Jahr 2022 geführt, trotz der neuen Maßnahmen, die ergriffen wurden, um die Auswirkungen des Anstiegs der Energiepreise auf Haushalte und Unternehmen abzumildern. Nach einem Rückgang auf 4,6 Prozent des BIP im Jahr 2021 (5,1 Prozent im Euroraum) wird das Defizit in der EU in diesem Jahr voraussichtlich weiter auf 3,4 Prozent des BIP (3,5 Prozent im Euroraum) sinken.

Im Jahr 2023 dürfte das gesamtstaatliche Defizit jedoch wieder leicht ansteigen (auf 3,6 Prozent in der EU und 3,7 Prozent im Euroraum), da sich die Wirtschaftstätigkeit abschwächt, die Zinsausgaben steigen und die Regierungen ihre Maßnahmen zur Abfederung der Auswirkungen der hohen Energiepreise verlängern oder neue einführen. Deren geplante Rücknahme im Laufe des Jahres 2023 und die Wiederaufnahme des Wachstums dürften den Druck auf die öffentlichen Haushalte danach verringern. Infolgedessen wird für 2024 ein Defizit von 3,2 Prozent des BIP in der EU und 3,3 Prozent im Euroraum projiziert.

Für den Prognosehorizont wird ein weiterer Rückgang der Schuldenquote in der EU von 89,4 Prozent des BIP im Jahr 2021 auf 84,1 Prozent des BIP im Jahr 2024 (und von 97,1 Prozent auf 91,4 Prozent im Euroraum) projiziert.

Außergewöhnliches Maß an Unsicherheit

Die wirtschaftlichen Aussichten sind nach wie vor mit einem außergewöhnlichen Maß an Unsicherheit behaftet, da Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine anhält und das Potenzial für weitere wirtschaftliche Störungen noch lange nicht ausgeschöpft ist.

Die größte Bedrohung geht von ungünstigen Entwicklungen auf dem Gasmarkt und dem Risiko von Engpässen, insbesondere im Winter 2023-24, aus. Neben der Gasversorgung bleibt die EU direkt und indirekt weiteren Schocks auf anderen Rohstoffmärkten ausgesetzt, die von geopolitischen Spannungen herrühren.

Auch eine länger anhaltende Inflation und mögliche ungeordnete Anpassungen der globalen Finanzmärkte an das neue Hochzinsumfeld bleiben wichtige Risikofaktoren. Beide werden durch die mögliche Inkonsistenz zwischen finanz- und geldpolitischen Zielen noch verstärkt.

Quelle: Europäische Union, 1995-2022

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