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APOTHEKE | Systemblick - Kommentar von heute
Stand: Dienstag, 30. Dezember 2025, um 17:33 Uhr
Apotheken-News: Kommentar von heute
Kommentar von Seyfettin Günder zu den aktuellen Apotheken-Nachrichten über neue Regeln im Jahr zweitausendsechsundzwanzig, Blick über den Tellerrand, Plattformwettbewerb und staatliche Tragfähigkeit
Neues Jahr, neue Regeln ist die Formel, mit der sich Politik gern durch den Kalender schiebt. Für Apotheken ist das kein Jahresritual, sondern eine Belastungsprobe, weil Regeln nicht als einzelne Punkte wirken, sondern als Summendruck: jede neue Pflicht bindet Zeit, jede neue Dokumentation erhöht Fehlerkosten, jede neue Schnittstelle verschiebt Verantwortung in den Alltag. Wer das nur als Liste liest, unterschätzt die eigentliche Bewegung: Es ist ein Strukturwechsel, bei dem die Reserve verschwindet, bevor sie überhaupt wieder entstehen kann.
Der Blick über den Tellerrand ist deshalb keine hübsche Metapher, sondern eine Pflicht zur Lageeinschätzung. Denn die härtesten Kräfte kommen nicht aus dem klassischen Reformsprech, sondern aus der Marktform, die sich gerade durchsetzt. Plattformlogik belohnt Sichtbarkeit, Geschwindigkeit und Gewohnheit, nicht Geduld und nicht Kontext. Große Handelsakteure gewinnen nicht, weil sie Versorgung besser können, sondern weil sie Kundenerwartung standardisieren und Bequemlichkeit in Routine verwandeln. Genau dadurch wird Wettbewerb asymmetrisch: Leistung muss nicht nur erbracht, sie muss im Alltag abrufbar und wiederholbar werden, ohne dass Betrieblichkeit dabei zerreibt.
An dieser Stelle beginnt die unbequeme Wahrheit für zweitausendsechsundzwanzig: Neue Ideen werden ständig gefordert, doch Ideen entstehen nicht im Dauerstress, sondern in Räumen. Wo der Betrieb auf Kante läuft, wird Innovation zur Zusatzlast und jede angebliche Modernisierung zur stillen Überforderung. Es ist ein Fehler, Apotheken in die Rolle zu drängen, sich gegen Plattformen „einfach neu zu erfinden“, während gleichzeitig die Grundlage ausgedünnt bleibt. Wer wirklich will, dass Apotheken im Wettbewerb bestehen, muss akzeptieren, dass Reserve die Vorbedingung jeder Erneuerung ist.
Damit ist der Staat im Zentrum, ob man es mag oder nicht. Versorgungsauftrag ist keine Formulierung, die man nebenbei ausspricht, während Tragfähigkeit als Privatproblem behandelt wird. Wenn Versorgung gewollt ist, dann gehört Tragfähigkeit zur Architektur: Regeln, die Umsetzbarkeit ernst nehmen, Verantwortlichkeiten, die nicht nach unten delegiert werden, und eine Basis, die nicht dauerhaft hinter Kosten- und Lohnrealität herläuft. Wo diese Architektur fehlt, wird jede neue Regel zum Multiplikator eines Problems, das längst nicht mehr mit Appellen zu lösen ist.
Der Tellerrandblick liefert deshalb eine klare Setzung, die schärfer ist als jede Stimmungsdiagnose. Nicht die Menge der Neuerungen entscheidet über zweitausendsechsundzwanzig, sondern ob Verantwortung praktisch wird, bevor Verschleiß zur Normalform erklärt wird. Apotheken brauchen keine Anerkennungskultur, die am Jahresende applaudiert, und keine Reformrhetorik, die im Januar neue Pflichten bringt. Apotheken brauchen einen Rahmen, der Reserve zulässt, weil nur Reserve Planung, Personalbindung, Qualität und eine klare Dienstleistungsrolle möglich macht. Wo Reserve fehlt, gewinnt nicht der bessere Versorger, sondern die größere Plattform.
An dieser Stelle fügt sich das Bild.
Ein Jahreswechsel klingt nach Aufbruch, wirkt aber oft wie ein Verstärker. Er macht sichtbar, was schon da ist, nur ohne Ausrede. Regeln lassen sich schnell ändern, Tragfähigkeit nicht. Wer über den Tellerrand blickt, sieht: Nicht der Kalender entscheidet, sondern die Reserve, die man zulässt oder verweigert. Und genau daran hängt, ob Apotheken im Alltag gestalten können oder nur noch abwehren.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Ein System verliert Würde dort, wo es Leistung selbstverständlich entnimmt und Reserve als Luxus behandelt. Zweitausendsechsundzwanzig wird daran erkennbar sein, ob Verantwortung als Architektur geliefert wird, bevor neue Pflichten die letzten Räume schließen. Wo das nicht geschieht, wird Modernisierung zur Last, Wettbewerb zur Entwertung und Versorgung zur Gewohnheit des Durchhaltens. Wo es geschieht, wird der Tellerrandblick zur Koordination, nicht zur Klage.
SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de
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Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.
Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.
Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.
Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.
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