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  • 30.12.2025 – Apothekensterben als Staatsversagen, Pleitewelle als Signal, zweitausendsechsundzwanzig als Entscheidung
    30.12.2025 – Apothekensterben als Staatsversagen, Pleitewelle als Signal, zweitausendsechsundzwanzig als Entscheidung
    APOTHEKE | Systemblick - Kommentar von heute | Kommentar: Das düstere Szenario ist eine bedingte Folge aus Unterdeckung, Pflichtendichte und Erwartungsüberhang und kann p...

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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:

ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Systemblick - Kommentar von heute

Apothekensterben als Staatsversagen, Pleitewelle als Signal, zweitausendsechsundzwanzig als Entscheidung

 

Ausgabe Nr. 130 | Ein düsteres Jahr ist kein Schicksal, sondern eine unterlassene Priorität

Stand: Dienstag, 30. Dezember 2025, um 17:03 Uhr

Apotheken-News: Kommentar von heute

Kommentar von Seyfettin Günder zu den aktuellen Apotheken-Nachrichten über Apothekensterben und Pleitewelle, politische Defensive der Betriebe, zweitausendsechsundzwanzig als Prüfjahr des Versorgungsauftrags

Es gibt Worte, die wirken wie Wetterberichte, obwohl sie in Wahrheit Beschlüsse sind. Apothekensterben klingt nach Natur, Pleitewelle nach Konjunktur, düstere Aussichten nach Stimmung. In Wirklichkeit markieren diese Begriffe eine Verantwortungslücke: Ein Staat, der Versorgung erwartet, darf Tragfähigkeit nicht wie einen privaten Nebenschauplatz behandeln. Wer die Leistung täglich voraussetzt, entscheidet sich damit auch für die Bedingungen, unter denen sie möglich bleibt, und genau hier wurde zu lange so getan, als sei die Basis ein Detail, das man später nachliefert.

Die politische Defensive, die viele Teams empfinden, ist nicht bloß Enttäuschung, sondern ein technischer Befund. Wenn Regeln, Pflichten und Erwartungshorizonte wachsen, während die wirtschaftliche Grundlage nicht synchronisiert wird, entsteht eine Ordnung, die nur noch durch Verschleiß stabil bleibt. Dann wird jede zusätzliche Pflicht zur Risikoentscheidung, jedes Investitionsvorhaben zur Mutprobe, jede Personalbindung zur Wette gegen die eigene Erschöpfung. Das ist keine Romantik des Durchhaltens, das ist eine stille Entwertung von Professionalität, weil sie permanent zur Abwehr wird.

An diesem Punkt kippt auch die Protestlogik in eine gefährliche Vereinfachung. Harte Maßnahmen erscheinen als letzter Hebel, weil die gewöhnliche Sprache der Politik keinen Haftungswert mehr besitzt. Doch die eigentliche Frage ist nicht, wie laut Betriebe werden müssen, sondern wie klar Politik sein will. Versorgung ist keine Kulisse, die man beklatscht, während sie ausdünnt. Versorgung ist Infrastruktur, und Infrastruktur wird nicht gelobt, sondern gebaut: mit verlässlicher Grundarchitektur, mit Verantwortungsklarheit, mit Umsetzbarkeit als Pflicht der Regelsetzung.

Wer zweitausendsechsundzwanzig als düster beschreibt, liefert damit ungewollt die wichtigste Nachricht: Das Szenario ist bedingt. Es tritt ein, wenn Unterdeckung, Pflichtendichte und Erwartungsüberhang gleichzeitig weiterlaufen. Es verliert seine Zwangsläufigkeit, wenn diese Gleichzeitigkeit politisch aufgelöst wird. Genau darin liegt die positive Setzung, die ohne Schönfärberei auskommt: Nicht Hoffnung stoppt den Rückgang, sondern Entscheidung. Nicht Appell stabilisiert Versorgung, sondern Priorität, die sich in Regeln und Geldflüssen zeigt.

Das verlangt eine Umkehr der Beweislast. Nicht Betriebe müssen täglich beweisen, dass sie noch können. Politik muss beweisen, dass sie Versorgung wirklich will. Wer Tragfähigkeit nicht absichert, entscheidet sich faktisch für Ausdünnung, auch wenn er rhetorisch das Gegenteil behauptet. In diesem Sinne ist zweitausendsechsundzwanzig kein Schicksalsjahr, sondern ein Test auf Würde: Wird Leistung weiter als selbstverständlich entnommen, oder wird sie als Auftrag verstanden, der Reserve erlaubt, statt Verschleiß zu verwalten.

An dieser Stelle fügt sich das Bild.

Manchmal kündigt sich ein Jahr nicht als Zukunft an, sondern als Spiegel. Nicht, weil es Neues verspricht, sondern weil es die Gegenwart entlarvt. Wenn Betriebe schließen, ist das selten ein Einzelereignis, sondern die Summe aus Unterdeckung, Pflicht und Erwartung. Das Unbequeme daran ist die Klarheit: Rückgang entsteht nicht aus Laune, sondern aus Ordnung. Und Ordnung kann sich ändern, wenn Verantwortung wieder als Handlung gilt.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Ein System bricht nicht plötzlich, es verliert Würde dort, wo es Verschleiß als Betriebsmodell normalisiert. Wer Versorgung erwartet, übernimmt damit auch Verantwortung für die Bedingungen, unter denen sie ohne Ausnahmezustand möglich bleibt. Die entscheidende Linie verläuft nicht zwischen Optimismus und Pessimismus, sondern zwischen Gestalten und Wegsehen. Zweitausendsechsundzwanzig wird genau daran erkennbar sein, ob Tragfähigkeit als Teil des Auftrags behandelt wird oder als lästiger Nachsatz, der in der Praxis bezahlt werden soll.

 

SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de
Autorenseite öffnen

Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.
Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.
Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.
Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.

 

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