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  • 23.12.2025 – Resilienz als Tragwerk, Verbundlogik als Risiko, Politik verfehlt Versorgung
    23.12.2025 – Resilienz als Tragwerk, Verbundlogik als Risiko, Politik verfehlt Versorgung
    APOTHEKE | Systemblick - Kommentar von heute |  Dieser Kommentar ordnet Resilienz als Haftungs- und Ausfalllogik und erklärt, warum Reformnachbesserungen ohne Stabilitätsk...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Systemblick - Kommentar von heute

Resilienz als Tragwerk, Verbundlogik als Risiko, Politik verfehlt Versorgung

 

Ausgabe Nr. 111 | Der Tag zeigt, warum Resilienz kein Schlagwort ist, sondern eine Haftungs- und Ausfalllogik, die politisch verfehlt wird

Stand: Dienstag, 23. Dezember 2025, um 20:17 Uhr

Apotheken-News: Kommentar von heute

Kommentar von Seyfettin Günder zu den aktuellen Apotheken-Nachrichten über Reformnachbesserungen ohne Stabilitätskern, Resilienzrhetorik der Politik, strukturelle Risiken durch Verbund- und Zentralisierungseffekte

Resilienz wird politisch gern als Ziel ausgerufen, im Reformdesign aber wie ein Nebenprodukt behandelt. Genau darin liegt der Widerspruch dieses Tages. Wer Versorgung resilient machen will, muss Ausfalllogiken beherrschen, nicht nur Absichten formulieren. Resilienz ist kein Werturteil, sondern eine technische Eigenschaft von Strukturen: Sie entscheidet sich daran, ob Ausfälle abgefedert, ersetzt und kompensiert werden können, ohne dass das Gesamtsystem kippt. Das Apothekennetz vor Ort erfüllt diese Eigenschaft seit Jahrzehnten – nicht durch Größe, sondern durch Dezentralität, Vollfunktion und operative Eigenständigkeit.

Die aktuellen Reformnachbesserungen verfehlen diesen Kern, weil sie an der Oberfläche schrauben und am Tragwerk sparen. Wenn Apotheken perspektivisch ohne Labor oder ohne voll ausgestattete Rezeptur gedacht werden, entsteht keine Modernisierung, sondern eine Verschiebung der Ausfalllogik. Einzelne Standorte verlieren Vollfunktion, Abhängigkeiten nehmen zu, Verbünde werden zwingend. Was politisch als Flexibilisierung verkauft wird, ist systemisch eine Zentralisierung von Risiken. Zentralisierung macht Systeme effizienter, aber sie macht sie nicht resilienter.

Resilienz lebt davon, dass der Ausfall eines Elements nicht den Ausfall der Struktur nach sich zieht. Genau das leistet das kleinteilige Apothekennetz. Fällt eine Apotheke aus, bleiben andere handlungsfähig, weil Wissen, Ausstattung und Entscheidungskompetenz nicht an einer Stelle gebündelt sind. In verbundabhängigen Modellen verschiebt sich diese Kompetenz in zentrale Einheiten. Dort entsteht ein Single Point of Failure, der im Alltag unsichtbar bleibt, im Krisenfall aber brutal wirkt. Das ist keine ideologische Frage, sondern eine der Haftungs- und Verantwortungswege.

Die politische Resilienzrhetorik seit Pandemie und Kriegserfahrung steht damit in einem auffälligen Kontrast zur Reformarchitektur. Während Lieferketten, Energieversorgung und kritische Infrastrukturen dezentraler, redundanter und robuster gedacht werden sollen, wird ausgerechnet bei den Apotheken eine Struktur geschwächt, die genau diese Eigenschaften bereits besitzt. Das ist kein Zufall, sondern Folge einer Reformlogik, die Effizienzgewinne und Verfahrensvereinfachung höher gewichtet als Ausfallsicherheit. Im Betrieb zeigt sich das nicht abstrakt, sondern konkret: weniger Eigenständigkeit, mehr Abhängigkeit, mehr Koordinationsaufwand.

Hinzu kommt die ausbleibende wirtschaftliche Stärkung. Resilienz ohne Reserve ist ein leeres Versprechen. Ein System kann nur dann flexibel reagieren, wenn es Puffer hat – personell, finanziell und organisatorisch. Wenn Reformen zusätzliche Pflichten erzeugen, ohne die Ertragsbasis zu stabilisieren, wird Resilienz nicht aufgebaut, sondern verbraucht. Der Betrieb kompensiert das zunächst über Mehrarbeit und Improvisation. Langfristig führt genau das zu Rückzug, Schließung oder Reduktion von Funktionen. Resilienz stirbt nicht spektakulär, sondern leise.

Besonders problematisch ist die implizite Annahme, Verbünde könnten Ausfälle besser managen als eigenständige Betriebe. Das mag in stabilen Zeiten gelten, in Krisen kehrt sich die Logik oft um. Verbünde sind auf Koordination angewiesen, auf funktionierende Zentrale, auf Datenflüsse und Logistik. Fällt ein zentrales Element aus, sind viele Standorte gleichzeitig betroffen. Das dezentrale Netz hingegen verteilt Risiko und Verantwortung. Es ist langsamer in der Steuerung, aber robuster in der Wirkung. Genau diese Eigenschaft wird politisch unterschätzt.

Die Diskussion um resiliente Versorgung darf deshalb nicht bei Szenarien stehen bleiben. Sie muss sich an der Frage messen lassen, welche Struktur im Ernstfall trägt. Wer dann auf Versand- oder Plattformlogik verweist, verkennt die Realität: Versorgung im Krisenfall ist lokal, unmittelbar und auf Vertrauen angewiesen. Sie braucht Orte, die handeln können, nicht Systeme, die erst koordiniert werden müssen. Resilienz ist dort, wo Entscheidungskompetenz und Ausstattung zusammenfallen.

Der heutige Stoff zeigt, dass Nachbesserungen ohne Kurskorrektur das Problem nicht lösen. Solange Reformen Vollfunktion relativieren und wirtschaftliche Stabilität vertagen, bleibt Resilienz ein Wort ohne Gegenwert. Politik kann nicht gleichzeitig dezentrale Robustheit beschwören und zentrale Abhängigkeiten fördern, ohne die eigene Logik zu beschädigen. Versorgungssicherheit entsteht nicht aus Strukturabbau, sondern aus tragfähiger Vielfalt.

An dieser Stelle fügt sich das Bild.

Resilienz entscheidet sich nicht im Krisenfall, sondern im Strukturdesign davor. Dezentralität, Vollfunktion und Reserve machen Systeme ausfallfest, während Verbundabhängigkeit Risiken bündelt. Reformnachbesserungen, die diese Logik verkennen, schwächen genau das, was politisch gefordert wird.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Resilienz ist kein Versprechen, sondern ein Tragwerk aus Zuständigkeit, Ausstattung und Reserve. Wer diese Elemente ausdünnt, verschiebt Risiken, statt sie zu beherrschen. Versorgung wird dann nicht unsicher, weil Menschen fehlen, sondern weil Strukturen falsch gebaut sind. Der Tag macht klar: Ohne Vollfunktion und wirtschaftliche Stabilität bleibt Resilienz Rhetorik, aber keine Realität.

 

SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de

Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.

Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.

Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.

Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.

 

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