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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Stand: Donnerstag, 18. Dezember 2025, um 21:04 Uhr
Apotheken-News: Bericht von heute
Eine neue Welle von Rezeptfälschungen im Hochpreissegment verschiebt die Risikolage in Apotheken spürbar, weil Täter gezielt Zeiten nutzen, in denen Rückfragen schwerer sind und Papier besonders anfällig wird. Gleichzeitig treibt die Reformdebatte Fragen nach Rollen, Vertretung und Qualifizierung in die Teams, während die Kassenfinanzlage jede Stabilisierung sofort in Wirtschaftlichkeitslogik übersetzt. Für Betriebe entsteht daraus ein Gleichzeitigkeitseffekt aus Prüfung, Verantwortung und Finanzdruck, der nur mit klaren Prozessen, sauberer Dokumentation und belastbarer Schnittstellenordnung tragfähig bleibt im Gesamtbild.
Eine neue Welle von Rezeptfälschungen trifft genau dort, wo die operative Belastung ohnehin steigt: zum Jahreswechsel, wenn Praxen schlechter erreichbar sind, Vertretungen laufen und in vielen Betrieben die Personaldecke dünner wird. Der Hinweis der AOK Nordost auf eine sprunghafte Zunahme ist deshalb nicht nur eine Warnung, sondern ein Systemsignal. Betrüger nutzen planbar die Stunden, in denen Rückfragen schwerer werden, und setzen darauf, dass Routine, Zeitdruck und Kundenverkehr die Prüfung verkürzen. Was früher als seltenes Ärgernis galt, wirkt in dieser Lage wie ein strukturelles Geschäftsmodell gegen die Versorgung.
Besonders brisant ist die Zuspitzung auf zwei Präparategruppen. Hochpreisige onkologische Verordnungen bringen bei einem einzigen Fehlgriff sofort einen Schaden, der nicht mehr mit Tagesgeschäft auszugleichen ist. Gleichzeitig ist die Dynamik bei „Lifestyle-nahen“ Wirkstoffen längst aus dem Randbereich in den Alltag gerutscht, weil Nachfrage, Knappheit und Wiederverkaufswert eine eigene Sogwirkung erzeugen. Wenn eine Kasse bei bestimmten Papierverordnungen von einer vollständigen Fälschungsquote spricht, ist das keine statistische Fußnote, sondern eine operative Handlungsanweisung: Papier wird in dieser Konstellation nicht zum zweiten Kanal, sondern zum primären Risiko.
Für den Betrieb entsteht ein Dilemma, das in der Öffentlichkeit oft unterschätzt wird. Apotheken können nicht wie eine Behörde agieren, die Anträge nach Aktenlage verzögert, bis alles geklärt ist. Sie stehen am Point of Care, müssen schnell sein, freundlich bleiben, Versorgung sichern und zugleich haftungsfest prüfen. Genau hier setzen Fälscher an: Sie testen Grenzen, spielen mit Zeit, drängen auf Eile, nutzen Vorbestellungen, nutzen Unruhe. Die Forderung nach konsequenter Kartenvorlage bei unbekannten Personen ist deshalb kein Misstrauensreflex, sondern Risikohygiene. Sie verschiebt den Prozess in eine dokumentierbare Realität und nimmt dem Täter die bequeme Anonymität, die Papierrezepte im schlimmsten Moment liefern.
Der entscheidende Punkt ist, dass sich der Schaden nicht nur in Euro ausdrückt. Wer einmal in eine Fälschung läuft, riskiert nicht nur Retaxation oder einen Forderungsausfall, sondern auch interne Verunsicherung. Teams beginnen, jede Abgabe als potenziellen Konflikt zu erleben. Aus Beratung wird Prüfung, aus Normalität wird Abwehr. Das kostet Zeit, Nerven und am Ende Versorgungskapazität. Gerade in Feiertagswochen, in denen jeder zusätzliche Telefonversuch eine Lücke in der Offizin reißt, kann eine einzige verdächtige Verordnung den Takt eines ganzen Nachmittags kippen.
Gleichzeitig ist klar: Rein technische Appelle reichen nicht. Der Rat, Praxen sollten E-Rezepte ausstellen, klingt logisch, weil digitale Wege den Fälschungsraum reduzieren können. In der Praxis wirkt diese Forderung aber nur, wenn die Schnittstelle auch erreichbar bleibt und wenn die Prozesse so stabil sind, dass Rückfragen nicht in eine Warteschleife laufen. Sonst verlagert sich das Problem lediglich. Apotheken brauchen in dieser Lage nicht nur mehr Wachsamkeit, sondern einen klaren Prüfpfad, der im Team einheitlich gelebt wird: Wer fragt wann nach, wie wird dokumentiert, wie wird eskaliert, wie werden Konflikte im Kundenkontakt entschärft, ohne Versorgung zu beschädigen.
Ein zweiter Hebel liegt in der Systemreaktion. Wenn Fälschungswellen absehbar sind, dürfen sie nicht als private Betriebsstörung behandelt werden, die jeder Standort allein lösen muss. Kasse, Ärzteschaft, Polizei und Apotheken brauchen ein gemeinsames Verständnis, wann und wie schnell gehandelt wird. Die Forderung, bei Verdacht Kasse und Polizei einzubinden, ist richtig, aber sie muss im Alltag handhabbar sein. Das bedeutet kurze Wege, klare Ansprechpartner und eine Erwartungshaltung, dass Hinweise nicht versanden. Denn jeder nicht verfolgte Versuch ist eine Einladung, weiterzumachen.
Am Ende steht eine nüchterne Wahrheit: Rezeptfälschung ist längst kein sporadischer Einzelfall mehr, sondern ein wiederkehrendes Betriebsrisiko mit planbaren Mustern. Wer diese Muster anerkennt, kann Prozesse so bauen, dass sie nicht jedes Mal neu improvisiert werden. Genau das ist der Unterschied zwischen Alarmismus und Professionalität. Alarmismus lähmt. Professionalität schützt, weil sie die Prüfung nicht als Ausnahme, sondern als normalisierten Teil der Versorgung organisiert.
Die Diskussion um eine PTA-Vertretung trifft einen Nerv, weil sie gleichzeitig Versorgungsrealität und Berufsidentität berührt. Auf der einen Seite steht der Druck in Regionen mit dünner Apothekendichte, Krankheitstagen, Nachfolgeproblemen und einer wachsenden Erwartung, dass Betriebe „irgendwie“ offenbleiben müssen. Auf der anderen Seite steht die Frage, wie Verantwortung im Heilberuf verteilt wird, ohne Standards zu verwässern oder Berufsgruppen gegeneinander auszuspielen. Die Kritik des BVpta setzt genau an dieser Stelle an: Nicht die Idee, Versorgungslücken zu schließen, wird grundsätzlich bestritten, sondern die Art, wie die Reform das lösen will.
Der zentrale Konflikt ist die Land-Stadt-Differenzierung. Wenn eine PTA in ländlichen Regionen eine Tätigkeit übernehmen soll, die in Städten ausdrücklich ausgeschlossen bleibt, wirkt das wie eine implizite Abwertung der Versorgung auf dem Land. Kompetenz hängt nicht am Ortsschild. Dieser Satz klingt simpel, ist aber politisch explosiv, weil er das Signal entlarvt, das durch die Differenzierung gesendet wird: Dort, wo es knapp wird, gelten andere Maßstäbe. Genau das untergräbt Vertrauen. Nicht nur bei Patientinnen und Patienten, sondern auch innerhalb der Teams, die sich fragen, ob Verantwortung hier als Notlösung verteilt wird oder als echte Aufwertung.
Hinzu kommt die Frage der Qualifizierung. Mehr Verantwortung kann eine Aufwertung sein, wenn sie an ein nachvollziehbares, bundeseinheitliches Kompetenzmodell gekoppelt ist. Wird Qualifizierung gestrichen, verengt oder in vage „Erprobung“ verschoben, kippt das Bild. Dann wird Verantwortung nicht aufgebaut, sondern nach unten delegiert. Das belastet die PTA-Profession, weil sie in die Rolle gedrängt wird, ein strukturelles Problem zu kompensieren, das politisch nicht gelöst wurde. Gleichzeitig belastet es die Apothekerschaft, weil Leitung und Haftung nicht verschwinden, sondern nur komplizierter werden: Wer trägt welche Entscheidung, wer dokumentiert, wer steht im Konfliktfall vor Aufsicht, Kasse oder Gericht.
Besonders deutlich wird diese Schieflage bei den Kriterien, die im Entwurf wie Platzhalter wirken. Berufserfahrung ist wichtig, aber ohne ein klares Profil bleibt sie unbestimmt. Teilzeitbiografien, Tätigkeitswechsel, unterschiedliche Schwerpunktsetzungen im Betrieb, all das lässt sich nicht fair abbilden, wenn Regeln nicht präzise sind. Genau daraus entsteht Willkürgefühl. Und Willkürgefühl ist Gift für Akzeptanz. Es führt dazu, dass ein Reformansatz, der Versorgung stabilisieren soll, im Alltag als Belastung ankommt, weil er Streit produziert, statt Ordnung zu schaffen.
Die sogenannte Sechs-Kilometer-Logik verstärkt dieses Problem, weil sie auf den ersten Blick pragmatisch wirkt, auf den zweiten aber neue Abgrenzungsfragen schafft. Wie wird Distanz gemessen, wie wird Erreichbarkeit bewertet, was passiert in Regionen mit natürlichen Barrieren, was in Ballungsräumen mit hoher Dichte, aber gleichzeitigen Kapazitätsproblemen. Solche Fragen sind nicht kleinlich. Sie entscheiden darüber, ob ein Instrument funktioniert oder ob es in der Umsetzung in Einzelfallstreitigkeiten zerfällt. Wenn Reformen zu stark auf geografische Schablonen setzen, ignorieren sie die tatsächliche Versorgungswirklichkeit, die sich oft eher über Verkehrswege, Öffnungszeiten, Personalverfügbarkeit und regionale Morbidität erklärt als über Luftlinien.
Für Apothekenbetriebe ist das Thema zudem wirtschaftlich aufgeladen. Eine Vertretungslösung wird politisch schnell als „Entlastung“ verkauft. Im Betrieb ist sie nur dann Entlastung, wenn sie rechtssicher, qualifikationsgestützt und fair vergütet ist. Ohne Vergütung ist sie eine zusätzliche Last, weil Verantwortung steigt, aber Ressourcen nicht. Ohne Weiterbildung ist sie ein Risiko, weil Fehlerwahrscheinlichkeit steigt, aber Schutzmechanismen fehlen. Und ohne klare Abgrenzung zur Leitung entsteht eine gefährliche Grauzone, in der aus „Vertretung“ faktisch „Leitung light“ werden kann, ohne dass das System ehrlich ausspricht, dass es Leitungskapazität ersetzt.
Die tiefere Frage lautet deshalb: Will die Reform Versorgung sichern, indem sie Kompetenzen aufbaut, oder indem sie Verantwortungsdruck umverteilt. Kompetenzaufbau verlangt Zeit, Curriculum, Prüfung, Anerkennung und Geld. Verantwortungsumverteilung ist schneller, aber sie erzeugt Nebenwirkungen, die später teurer werden, weil Vertrauen sinkt und Konflikte wachsen. Genau diese Nebenwirkungen benennt der Verband, wenn er vor Spaltung warnt. Spaltung verläuft nicht nur zwischen Land und Stadt, sondern auch zwischen Berufsgruppen, wenn eine Seite das Gefühl bekommt, nur als Lückenbüßer eingeplant zu sein.
Wenn dieser Reformteil tragfähig werden soll, braucht er einen anderen Kern: bundesweit gleiche Regeln, nachvollziehbare Qualifizierungswege, eine klare juristische Trennung zwischen Vertretung und Leitung und eine Vergütung, die Verantwortung nicht romantisiert, sondern anerkennt. Erst dann kann aus einem Kriseninstrument eine echte Aufwertung werden. Sonst bleibt es eine Notlösung, die Versorgung kurzfristig abstützt, aber langfristig Akzeptanz kostet.
Wenn Landesminister öffentlich auf eine zugesagte Honorarerhöhung drängen, ist das mehr als ein regionales Signal. Es ist ein Hinweis darauf, dass die Reformdebatte nicht nur zwischen Berufsstand und Bund verläuft, sondern entlang föderaler Verantwortungslinien. Apothekenversorgung ist politisch immer auch Flächenthema. Länder tragen den Druck, wenn Standorte schließen, Wege länger werden und Versorgung politisch erklärungsbedürftig wird. Deshalb ist der Appell aus Rheinland-Pfalz nicht bloß Solidarität, sondern ein Versuch, die Bundespolitik an das eigene Versprechen zu binden, bevor aus Vertagung eine Gewohnheit wird.
Der Kern des Arguments ist simpel und gerade deshalb so scharf: Wenn im Koalitionsvertrag eine Fixum-Anpassung angekündigt ist, dann ist ihre Nicht-Umsetzung nicht neutral. Sie erzeugt Unsicherheit und sie verschiebt Lasten. Apotheken tragen Kostensteigerungen sofort, weil Personal, Energie, Miete, Digitalisierung und Warenlogistik im Alltag nicht warten. Wenn die Vergütungsseite dagegen in „nächstes Jahr“ verlagert wird, entsteht ein asymmetrischer Vertrag. Betriebe sollen Versorgung verlässlich leisten, während die Gegenleistung politisch in die Zukunft geschoben wird. Diese Asymmetrie ist der Nährboden für Misstrauen, weil sie den Eindruck nährt, dass Zusagen eher kommunikative Beruhigung sind als echte Planungsgrundlage.
Genau hier wird die Staatsauftragslogik berührt, die viele Inhaberinnen und Inhaber sehr konkret empfinden. Apotheken sind private Unternehmen, aber sie erfüllen einen öffentlichen Versorgungsauftrag unter engen Regeln, Preisbindung, Dokumentationspflichten und Haftungsanforderungen. Diese Kombination ist nur tragfähig, wenn der Staat als Vertragspartner verlässlich bleibt. Verlässlichkeit heißt nicht, dass jede Forderung sofort erfüllt wird. Verlässlichkeit heißt, dass Ziele, Zeitpläne und Mechanismen nachvollziehbar sind und nicht im politischen Tagesgeschäft verschwinden. Wird Verlässlichkeit brüchig, steigt die Risikoprämie im Betrieb: Investitionen werden verschoben, Personalentscheidungen werden defensiver, Nachfolgesituationen kippen schneller, weil niemand auf einen unklaren Pfad gründet.
Das politische Risiko liegt dabei nicht nur im Inhalt, sondern in der Erzählung. Wenn Kassen früh warnen, Fixum-Debatten seien teuer, und wenn gleichzeitig Reformen Einsparlogiken ankündigen, wird jede Honorarfrage zum Konfliktfeld. Apotheken geraten dann in die Rolle, „Sonderstellung“ zu beanspruchen, obwohl es tatsächlich um die Sicherung einer Grundinfrastruktur geht. Landespolitiker versuchen diese Erzählung zu durchbrechen, indem sie Versorgung als öffentliches Gut markieren und die wirtschaftliche Basis als Voraussetzung dafür definieren. Das ist strategisch verständlich, aber es braucht mehr als Appelle: Es braucht ein Modell, das Planbarkeit schafft, ohne jede Anpassung sofort in ein Kostendrama zu verwandeln.
Aus Sicht der Betriebe ist die Fixum-Frage deshalb ein Stellvertreter für etwas Größeres. Sie steht für die Frage, ob Reformen wirklich Wirkung erzeugen oder ob sie aus Prüfaufträgen, Kommissionen und Verhandlungslogiken bestehen, die Zeit verbrauchen, aber keine schnelle Stabilisierung liefern. Wenn Stabilisierung ausbleibt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Betriebe aus dem Markt gedrückt werden, nicht durch einen großen Knall, sondern durch dauerhafte Erosion. Das trifft zuerst kleine Standorte, dann Regionen mit geringer Dichte, dann Filialnetze, die plötzlich unter Kontroll- und Organisationsdruck geraten, während die wirtschaftliche Basis nicht nachzieht.
Die Länder haben in dieser Lage tatsächlich einen Hebel, weil zentrale Preis- und Vergütungsfragen nicht allein im Bundestag entschieden werden, sondern in Verordnungswegen und Zustimmungsarchitekturen, in denen der Bundesrat eine Rolle spielt. Dieser Hebel ist politisch unbequem, weil er Konflikte sichtbar macht. Aber genau diese Sichtbarkeit kann helfen, aus einem vagen „später“ ein verbindliches „so“ zu machen. Für Apotheken ist das entscheidend: Nicht die perfekte Reformformel rettet den Betrieb, sondern die Rückkehr von Planbarkeit. Planbarkeit heißt, dass das System anerkennt, dass Versorgung nicht nur aus Regeln besteht, sondern aus Menschen, Mietverträgen, Personalplänen und Kreditlinien.
Wenn der Bund Zusagen macht, aber Umsetzung vertagt, wird das System leiser, aber nicht stabiler. Stabil wird es erst, wenn Zusagen in Verfahren übersetzt werden, die zeitlich und inhaltlich belastbar sind. In dieser Perspektive ist der Vorstoß aus den Ländern nicht bloß politische Rüge, sondern der Versuch, einen Vertrag wieder auf eine verlässliche Grundlage zu stellen, bevor aus Verschiebung ein Strukturproblem wird.
Das geplante Gesetz zur Stabilisierung der Kassenbeiträge wirkt wie eine Last-Minute-Reparatur an einem System, das strukturell längst unter Spannung steht. Der Kompromiss im Vermittlungsausschuss soll kurzfristig eine Lücke schließen und den Druck auf Beitragserhöhungen dämpfen. Gleichzeitig wird offen eingeräumt, dass die Mechanik nicht dauerhaft wirken soll. Damit entsteht ein politisches Paradox: Man verspricht Ruhe, organisiert aber einen Verschiebebahnhof, der absehbar neue Debatten erzeugt. Für die Versicherten klingt das nach Beruhigung, für Leistungserbringer nach Zwischenfinanzierung, für die Kassen nach aufgeschobener Realität.
Die Konfliktlinie verlief vor allem über die Kliniken, weil dort die größte Sparwirkung angesetzt wurde. Länder wollten verhindern, dass eine Ausgabenbremse dauerhaft in die Basis wirkt. Genau das ist nun der Dreh- und Angelpunkt des Kompromisses: Entlastung für ein Jahr, danach eine Rückkehr zu einer höheren Ausgangsbasis. Diese Konstruktion ist politisch nachvollziehbar, weil sie Kliniken vor langfristiger Unterfinanzierung schützen soll. Ökonomisch ist sie aber ein Signal, dass die Systemfrage ungelöst bleibt. Wenn Entlastung zeitlich begrenzt wird, verschwindet der Finanzdruck nicht, er verlagert sich. Und Verlagerung erzeugt Erwartungsmanagement, das im nächsten Jahr umso härter zurückschlägt.
Für Apotheken ist das nicht fernes Kliniktheater, sondern Teil derselben Finanzlogik. Wenn die GKV-Lage angespannt bleibt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass alle Bereiche in eine neue Sparrunde gezogen werden. Das betrifft dann nicht nur Honorarfragen, sondern auch Retaxationshärte, Prüfintensität, Verhandlungslogiken und die Bereitschaft, neue Leistungen zu finanzieren. Genau deshalb ist die Debatte um Beitragssätze mehr als eine Zahlendiskussion. Sie bestimmt das Klima, in dem Versorgung bewertet wird: als Kostenfaktor oder als Infrastruktur. In einem Klima, in dem Kassen Reserven auffüllen müssen und Beitragserhöhungen politisch toxisch sind, wird Infrastruktur schnell als verhandelbar dargestellt.
Die Kritik, es handle sich um Buchhaltungstrickserei, zielt auf diesen Punkt. Wenn Einsparungen nicht dauerhaft sind, sondern später kompensiert werden, bleibt die Konsolidierung aus. Dann wird der politische Druck lediglich in die Zukunft verschoben, wo er sich mit anderen Baustellen addiert. Für Betriebe bedeutet das Unsicherheit, weil sie nicht wissen, ob im nächsten Paket Leistungskürzungen, strengere Wirtschaftlichkeitsvorgaben oder neue Kontrollregime lauern. Kliniken spüren das über Kreditlinien und Konditionen. Apotheken spüren es über Investitionsentscheidungen, Personalplanung und die Frage, ob neue Aufgaben wirklich als Versorgungsstärkung finanziert werden oder als Anlass, alte Budgets enger zu ziehen.
Hinzu kommt ein zweiter Aspekt: Wenn an einem Sparpaket weitere Gesetze hängen, etwa in der Pflege, entstehen Koppelgeschäfte. Politisch kann das funktionieren, operativ kann es Nebenwirkungen erzeugen, weil Fachgesetze in ein Sparnarrativ eingebettet werden, das ihre inhaltliche Logik verzerrt. Befugniserweiterungen oder Entbürokratisierung sind sinnvoll, aber sie wirken anders, wenn sie primär als Sparhebel verkauft werden. Dann wird jede Kompetenzverschiebung sofort unter Kostengesichtspunkten diskutiert, statt unter Qualitäts- und Entlastungsgesichtspunkten. Das ist ein Muster, das auch in der Apothekenreform wieder auftaucht: Mehr Aufgaben werden begrüßt, aber Finanzierung und Einbettung bleiben strittig.
Die Frage, ob Beitragserhöhungen damit wirklich vermieden werden, bleibt deshalb nicht nur offen, sondern sie wird im Alltag ohnehin beantwortet. Kassen müssen Zusatzbeiträge festlegen, Mitglieder können wechseln, Arbeitgeber und Beschäftigte spüren jede Veränderung. Wenn der politische Anspruch lautet, Erhöhungen zu dämpfen, aber die Strukturprobleme ungelöst bleiben, steigt die Enttäuschung, sobald die Realität anders aussieht. Enttäuschung ist gefährlich, weil sie die Bereitschaft senkt, notwendige Reformen mitzutragen. Dann werden nicht nur einzelne Maßnahmen kritisiert, sondern die Glaubwürdigkeit des Systems.
Für die Versorgung heißt das: Das nächste Jahr wird zu einer Bewährungsphase, in der kurzfristige Entlastung nicht als Lösung missverstanden werden darf. Wenn absehbar ein Paket „aller Bereiche“ folgen soll, müssen Leistungserbringer damit rechnen, dass Verteilungskämpfe härter werden. In solchen Kämpfen setzt sich selten die beste Versorgungslogik durch, sondern häufig die stärkste Erzählung. Wer Versorgung als Infrastruktur verteidigen will, muss deshalb früh erklären, warum Stabilität Geld kostet, aber Instabilität teurer ist. Das gilt für Kliniken, für Pflege, und für Apotheken gleichermaßen. Denn wenn Beitragsdruck zurückkehrt, trifft er nicht nur Haushalte, sondern die flächendeckende Leistungsfähigkeit eines Systems, das schon heute auf Kante fährt.
An dieser Stelle fügt sich das Bild.
Der Tag zeigt, wie schnell operative Sicherheit zur Systemfrage wird. Rezeptfälschungen treffen gezielt hochpreisige Präparate und nutzen Zeiten, in denen Rückfragen schwerer sind. Parallel verschiebt die Reform Verantwortung in die Teams, ohne überall klare Qualifizierungs- und Vergütungspfade zu liefern. Und über allem liegt die Beitrags- und Sparlogik der Kassen, die Stabilisierung nur akzeptiert, wenn sie als Wirtschaftlichkeit erklärbar bleibt. Aus diesen drei Linien entsteht ein Alltag, in dem Fehler teuer werden und Ordnung zur eigentlichen Entlastung wird.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Versorgung kippt nicht durch einen großen Skandal, sondern durch viele kleine Unwuchten, die sich gegenseitig verstärken. Wenn Betrugsdruck steigt, Rollen unklar bleiben und Finanzdebatten härter werden, braucht es nicht mehr Appelle, sondern tragfähige Pfade. Pfade, die Prüfung, Verantwortung und Finanzierung so verbinden, dass Stabilität nicht als Privileg wirkt, sondern als Voraussetzung. Genau daran wird sich die Reformdebatte messen lassen.
Journalistischer Kurzhinweis: Themenprioritäten und Bewertung orientieren sich an fachlichen Maßstäben und dokumentierten Prüfwegen, nicht an Vertriebs- oder Verkaufszielen. Die Wechselwirkung zeigt, wie Betrugsabwehr, Kompetenzordnung und Finanzklima gemeinsam die tägliche Entscheidungsruhe bestimmen.
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