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APOTHEKE | Systemblick |
Stand: Dienstag, 16. Dezember 2025, um 19:37 Uhr
Apotheken-News: Kommentar von heute
Kommentar von Seyfettin Günder zu den aktuellen Apotheken-Nachrichten über dm-med-Personalsuche, Fachkräftemangel in PTA- und Approbiertenrollen und die Verschiebung von Versorgungskapazität in Versandstrukturen
Die Personalsuche von dm-med ist kein beiläufiger Schritt nach einem Online-Start, sondern eine Setzung darüber, wie Verdrängung künftig aussieht. Es geht nicht zuerst um Preis, nicht zuerst um Sortiment, nicht zuerst um Lieferzeit, sondern um die knappe Ressource, ohne die keine Versorgung funktioniert: qualifizierte Menschen. Wer PTA und Approbierte in einem ohnehin ausgedünnten Markt anzieht, verändert nicht nur die Besetzungsdauer in einzelnen Betrieben, sondern die Belastungsgrenze eines gesamten Systems, das schon heute mit zu wenig Reserve arbeitet. Der Eindruck „Das ist nur ein neues Angebot“ greift deshalb zu kurz, weil der Engpass nicht der Kunde ist, sondern die Schicht, die nicht mehr besetzt werden kann.
Genau hier liegt die systemische These, die nicht moralisch, sondern mechanisch ist: Personalpolitik wird zum Verdrängungsinstrument, weil sie Versorgung nicht frontal angreift, sondern über die Hintertür der Kapazität. Eine Vor-Ort-Struktur kann die gleiche Nachfrage nicht bedienen, wenn sie gleichzeitig Dokumentationslast, Haftungsdruck und Präsenzpflicht trägt und zugleich Personal verliert oder nicht nachbesetzen kann. Versand- und Service-Modelle können Arbeit stärker zerlegen, Rollen klarer schneiden und Ausfälle leichter puffern, während der Präsenzbetrieb die Komplexität im Moment tragen muss. In dieser Asymmetrie steckt die eigentliche Macht, nicht in der Werbebotschaft.
Der Arbeitsmarkt ist dabei kein neutraler Ort, an dem „alle nur entscheiden“. Er ist ein Spiegel der Rahmenbedingungen. Wenn ein Anbieter Benefits, klare Schichtlogiken und ein anderes Belastungsprofil anbietet, reagieren Menschen nicht auf Ideologie, sondern auf Alltag. Das ist nachvollziehbar, aber die Systemfolge ist hart: Jede Verschiebung im Fachkräftepool trifft die Präsenzversorgung doppelt, weil sie weniger Puffer hat und weil ihr Fehler nicht nur teuer, sondern haftungsnah ist. In einem Betrieb bedeutet eine Lücke nicht nur längere Wartezeit, sondern eine Kaskade aus Nacharbeit, Risiko, Frust und dem schleichenden Verlust der eigenen Standards.
Die gefährliche Pointe ist, dass dieser Verdrängungsmechanismus leise ist. Er produziert keine sofort sichtbare Schließungswelle, sondern eine schrittweise Ausdünnung: weniger Servicefenster, weniger Rezepturkapazität, weniger spontane Vertretbarkeit, mehr defensive Prozessführung. Das System wird nicht „schlechter“, es wird verletzlicher. Und Verletzlichkeit ist im Gesundheitsbereich der Vorläufer von Versorgungsproblemen, weil sie aus kleinen Störungen große Folgen macht. Wer das unterschätzt, sucht die Ursache später am falschen Ort, beim einzelnen Betrieb, der „es nicht mehr hinbekommt“, obwohl er nur die strukturellen Bedingungen abbildet.
Daraus folgt eine klare Ordnungsidee: Wenn Präsenzversorgung politisch, gesellschaftlich und fachlich gewollt ist, muss sie arbeitsmarktlich möglich bleiben. Das heißt nicht, dass neue Arbeitgeber verschwinden sollen, sondern dass die Präsenzlogik nicht dauerhaft mit mehr Pflicht und weniger Stabilität leben kann. Der Markt kann vieles regeln, aber er kann keine Reserve herbeizaubern, wenn die Reserve schon fehlt. In dieser Lage wird Personalpolitik zur Systempolitik, ob man es so nennen will oder nicht.
Die Personalsuche von dm-med ist deshalb mehr als eine Anzeige. Sie ist ein Signal, dass der Wettbewerb in die Substanz wandert. Wer heute die Fachkräfte bindet, bindet morgen die Fähigkeit, Versorgung im Alltag zu tragen. Genau deshalb ist der Blick auf Personal keine Nebenlinie, sondern die eigentliche Frühwarnung: Verdrängung beginnt nicht an der Kasse, sondern im Dienstplan.
An dieser Stelle fügt sich das Bild.
Ein System verrät seine Richtung oft nicht über Preise, sondern über Stellenanzeigen. Wo Fachkräfte knapp sind, wird jede Rekrutierung zu einer Verschiebung von Kapazität, Verantwortung und Reserve. Die leise Veränderung passiert nicht im Warenkorb, sondern im Dienstplan. Genau dort entscheidet sich, ob Präsenzversorgung trägt oder nur noch reagiert.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Wenn Personal knapper ist als Nachfrage, wird Verdrängung zur Frage der Struktur und nicht der Stimmung. Wer Arbeitsbedingungen so gestaltet, dass Komplexität tragbar bleibt, gewinnt nicht nur Mitarbeitende, sondern Stabilität. Wo diese Stabilität fehlt, wird jeder Wechsel zur Systemwahrheit, weil Versorgung nicht an Absichten scheitert, sondern an fehlender Reserve.
SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de
Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.
Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.
Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.
Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.
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