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APOTHEKE | Systemblick |
Stand: Dienstag, 16. Dezember 2025, um 14:30 Uhr
Apotheken-News: Kommentar von heute
Kommentar von Seyfettin Günder zu den aktuellen Apotheken-Nachrichten über Rezeptfälschungen mit Hochpreisern, Retaxationsfolgen, Beweissicherung, Prävention und Liquiditätsschutz.
Wenn Täter auf Hochpreiser zielen, entscheidet nicht nur Erkennung, sondern Belegführung, Reaktionskette und ein zweites Netz gegen Vergütungsausfall.
Rezeptbetrug ist kein Randphänomen mehr, sondern eine kalkulierte Angriffslinie auf die Zahlungsfähigkeit einzelner Betriebe. Hochpreisige Arzneimittel sind dabei nicht das Ziel aus medizinischer Sicht, sondern das Transportmittel für schnellen Geldfluss. Das macht die Lage so unangenehm: Der Schaden entsteht nicht erst durch die Abgabe, sondern oft durch die Kettenreaktion danach. Je teurer das Produkt, desto härter trifft jede Unsicherheit in der Prüfung.
Die operative Falle liegt in der Überlagerung zweier Systeme, die unterschiedlich ticken: strafrechtliche Ermittlungslogik und sozialrechtliche Vergütungslogik. Die Polizei will Täter fassen, die Kasse will formale und materielle Anspruchsvoraussetzungen erfüllt sehen. Dazwischen steht der Betrieb, der in Sekunden entscheiden muss, aber am Ende in Aktenlagen gemessen wird. Wer hier nur auf Intuition setzt, verliert. Entscheidend ist eine belastbare, eintrainierte Prüfroutine, die auf Wiederholbarkeit und Dokumentierbarkeit ausgelegt ist.
Der zweite Irrtum ist die Annahme, man könne das Risiko vollständig „wegprüfen“. Selbst gut geschulte Teams werden mit neuen Mustern konfrontiert: wechselnde Abholer, plausible Geschichten, Zeitdruck, aggressive Forderungen, scheinbar saubere Unterlagen. Dazu kommt die psychologische Komponente im Handverkauf: niemand möchte unberechtigt blocken, aber jede Nachsicht ist ein Einfallstor. Ein Betrieb braucht dafür eine klare innere Regel: Lieber eine kurze Eskalation am HV als ein langer Streit in der Abrechnung. Dieser Satz trägt, weil er die Zeitskala richtig setzt.
Prävention ist das erste Netz, aber nicht das letzte. Denn auch bei korrektem Verhalten bleibt ein Rest: unklare Erkennbarkeit, fehlende Rückmeldung aus Praxen, widersprüchliche Angaben, technische Hürden, späterer Verdacht. Aus diesem Rest entstehen genau die Fälle, in denen die wirtschaftliche Wucht einsetzt: Vergütungsausfall, Retaxation, Rückforderungen, interne Zusatzarbeit, Anwaltskosten, Liquiditätsdruck und am Ende die Frage, ob der Betrieb die Belastung ohne Substanzverlust wegsteckt. Das ist der Moment, in dem Liquiditätsschutz keine Komfortfrage mehr ist, sondern Stabilitätsarchitektur.
Absicherung ist dabei nicht die Flucht aus Verantwortung, sondern die saubere Trennung von Pflicht und Risiko. Pflicht bleibt: Plausibilität prüfen, Identität klären, Rückfragen stellen, Auffälligkeiten dokumentieren, Eskalationswege kennen, Team schützen. Risiko bleibt dennoch: dass ein Betrugsfall erst im Nachgang als solcher erkennbar wird oder dass formale Gründe den Erstattungsanspruch kippen. Ein zweites Netz ist dann kein „Bonus“, sondern betriebliche Risikosteuerung, vergleichbar mit Brandschutz: Man hofft, es nie zu brauchen, aber man plant, als käme es morgen.
Wer das ernst nimmt, denkt Versicherung nicht als Produkt, sondern als Vertrag über Folgenbegrenzung. Maßgeblich sind dabei nicht Schlagworte, sondern konkrete Passung: Welche Schadensarten sind abgedeckt, welche Nachweise werden verlangt, wie verhält sich die Absicherung zu internen Prozessen, und welche Ausschlüsse können im Ernstfall genau die Lücke sein, die den ganzen Schutz entwertet. Die Qualität liegt in der Anschlussfähigkeit an den Alltag: Ein Schutz, der nur auf dem Papier funktioniert, ist kein Schutz.
Im Kern geht es um eine nüchterne Priorität: Der Betrieb muss handlungsfähig bleiben, auch wenn der Einzelfall eskaliert. Rezeptbetrug ist heute weniger ein moralisches Problem als ein betriebliches Stresstest-Szenario. Wer Prozesse, Belegführung und Liquiditätsschutz zusammendenkt, reduziert nicht nur den Schaden, sondern auch die Erpressbarkeit durch Zeitdruck und Unsicherheit. Das ist der Unterschied zwischen Alarmbereitschaft und Resilienz.
An dieser Stelle fügt sich das Bild.
Wo Hochpreiser zum Köder werden, kippt das Risiko von der Offizin in die Bilanz. Das Entscheidende ist nicht der einzelne Betrugsversuch, sondern die Systematik dahinter: schnelle Täterwechsel, hohe Schadenssummen, kurze Prüfzeit. Ein Betrieb gewinnt hier nicht durch Härte, sondern durch klare, wiederholbare Abläufe. Und durch die Fähigkeit, Restschäden zu überstehen, ohne dass Vertrauen und Liquidität gleichzeitig reißen.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Rezeptfälschung ist längst ein Angriff auf Vergütung und Arbeitsruhe zugleich. Wer nur auf Aufmerksamkeit setzt, wird irgendwann vom Zufall überholt. Wer Prozesse sauber führt, reduziert den Eintritt. Wer ein zweites Netz für den Rest spannt, stabilisiert den Betrieb in der Abrechnungsschlacht. Die Konsequenz ist unspektakulär, aber hart: Resilienz entsteht nicht aus Empörung, sondern aus Vorbereitung.
SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de
Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.
Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.
Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.
Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.
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