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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Stand: Sonntag, 07. Dezember 2025, um 12:30 Uhr
Apotheken-News: Bericht von heute
Die Vorweihnachtszeit bringt eine politische Verdichtung, die kaum Spielraum für Illusionen lässt: Die ABDA versucht mit einem scharf formulierten Schreiben an Nina Warken, das Ministerium zugleich auf eine spürbare Fixumserhöhung und eine Abkehr von der geplanten PTA-Vertretungsbefugnis festzulegen, weil sonst wirtschaftliche Basis und heilberufliche Verantwortung gleichzeitig erodieren würden. In Westfalen-Lippe macht eine Kammerversammlung deutlich, dass die Geduld mit der eigenen Bundesorganisation aufgebraucht ist, verweigert zwar den Austritt, startet aber eine Arbeitsgruppe, die die Struktur der ABDA grundlegend professionalisieren soll. Parallel arbeitet das Reformpaket an einer Öffnungszeitenfreigabe, die unter dem Etikett des Bürokratieabbaus eine neue Welle von Melde- und Dokumentationspflichten vorbereitet, während der GKV-Spitzenverband die Finanzierung pharmazeutischer Dienstleistungen in Frage stellt und damit genau jene Leistungen schwächt, die Versorgungsqualität sichtbar machen sollen. Dort, wo die wohnortnahe Struktur unter Druck gerät, treten KVen und Ärzteverbände mit Abgabeautomaten, Versenderkooperationen und Forderungen nach Dispensierrecht auf den Plan und verkaufen eine Verschiebung von Aufgaben und Honoraren als vermeintliche Entlastung, sodass sich im Lichterglanz der Adventszeit die härteste Frage stellt: Soll die flächendeckende Arzneimittelversorgung künftig stabilisiert oder schrittweise durch technisierte Lückenfüller ersetzt werden.
Im Zentrum des aktuellen Ringens steht der Brief, den der ABDA-Gesamtvorstand wenige Tage vor der entscheidenden Phase zur Apothekenreform an Nina Warken geschickt hat. In dem Schreiben erneuern Kammern und Verbände nicht nur die Forderung nach einer deutlichen Anhebung des Fixhonorars pro rezeptpflichtiger Packung, sondern verbinden diese ausdrücklich mit der Ablehnung der im ApoVWG-Entwurf vorgesehenen PTA-Vertretungsbefugnis. Der Vorwurf fällt deutlich aus: Die Lockerung der Präsenzpflicht würde bedeuten, dass Betriebe zeitweise ohne Apothekerin oder Apotheker betrieben werden dürften, was als grundlegender Systembruch mit absehbaren Folgen für die Patientensicherheit bewertet wird. Die Botschaft an das Ministerium lautet damit: Eine Reform, die das Grundhonorar einfriert, zugleich aber an der fachlichen Verantwortung in der Betriebsführung sägt, überschreitet die zumutbare Schmerzgrenze und gefährdet die Akzeptanz des gesamten Projekts.
Dass ausgerechnet die Frage nach der Vertretung durch PTA zur Lackmusprobe geworden ist, hängt auch mit der Vorgeschichte zusammen. Warken hatte auf Veranstaltungen und im Rahmen des Deutschen Apothekertags wiederholt erklärt, die Koalition wolle die Apotheken stärken, könne angesichts der Finanzlage der Krankenkassen aber nicht alle Wünsche sofort erfüllen. Statt einer klaren Fixumserhöhung standen deshalb zunächst punktuelle Elemente im Raum – etwa ein Nachschlag bei der Notdienstpauschale – während parallel die Idee einer erweiterten PTA-Vertretung als Beitrag zur Sicherung der Versorgung präsentiert wurde. Der Brief der ABDA dreht diese Erzählung um: Nicht kleine Zuschläge bei gleichzeitigem Aufweichen der Präsenzpflicht sichern die Versorgung, sondern eine verlässliche wirtschaftliche Basis in Kombination mit einer nicht verhandelbaren heilberuflichen Verantwortung vor Ort.
Parallel dazu läuft innerhalb der Standesorganisation eine Debatte, die kaum weniger brisant ist als der Konflikt mit der Politik. Auf der Kammerversammlung in Westfalen-Lippe wurde ein Antrag diskutiert, der den Austritt aus der ABDA zum Jahresbeginn in einigen Jahren als Vorratsbeschluss festschreiben sollte. Der Antragsteller begründete dies mit massiver Unzufriedenheit über Kommunikation, Strategie und Wahrnehmung der Bundesorganisation in der Reformdebatte und traf mit dieser Kritik offenbar einen Nerv, denn der inhaltlichen Analyse wurde im Plenum weitgehend zugestimmt. Am Ende wollte die Kammer die Brücke nicht ganz abbrechen und entschied sich gegen den Austritt, setzte aber eine Arbeitsgruppe ein, die Vorschläge für eine Reform der ABDA-Struktur, mehr Professionalisierung und eine klarere Trennung von politischer Strategie, operativem Geschäft und verbandspolitischer Binnenlogik erarbeiten soll.
Diese Entwicklung zeigt, dass sich eine Schere geöffnet hat: Nach außen fordert die Spitzenorganisation von der Politik ein belastbares Bekenntnis zu Honorar und Präsenzpflicht, nach innen verlangen mächtige Regionalkörperschaften, dass die eigene Struktur dem Anspruch an eine moderne Lobby entspricht. Deutlich wird das in Kommentaren, die davon sprechen, die Bundesorganisation müsse sich künftig weniger als schwerfälliger Verbandsriese und stärker als schlagkräftige, professionell geführte Interessenvertretung mit klarer Kommunikationsstrategie verstehen. Die Frage, ob die ABDA die Apotheken in der derzeitigen Reformphase mit ausreichendem Tempo und klarer Kante repräsentiert, ist damit nicht mehr nur ein Stammtischthema, sondern steht faktisch auf der Agenda der Kammerparlamente.
Besonders greifbar werden die Fallstricke der Reform an einem Punkt, den viele außerhalb der Fachöffentlichkeit zunächst für eine Randfrage halten: der geplanten Freigabe der Öffnungszeiten. Offiziell verspricht das Ministerium, den Betrieben mehr Flexibilität zu geben und Bürokratie abzubauen. In der Praxis würde die im Entwurf formulierte Regel jedoch eine Melde- und Dokumentationspflicht für abweichende Öffnungszeiten etablieren, die nach Einschätzung von Kammer- und Verbandsvertretern vor allem kleineren Standorten das Leben schwer macht. Ein Fachkommentar spricht von einem Bürokratie-Monster, weil jede Änderung zu zusätzlichen Abstimmungs- und Informationspflichten gegenüber Aufsicht und Notdienstplanung führen würde. Die paradoxe Folge wäre, dass Betriebe, die heute wegen Personalmangel oder unvorhersehbarer Ausfälle kurzfristig reagieren müssen, künftig genau daran gehindert würden, während größere Strukturen mit eigener Steuerungs-IT von der vermeintlichen „Freigabe“ am ehesten profitieren könnten.
Noch sichtbarer wird die Verschiebung der Kräfteverhältnisse im Ringen um die pharmazeutischen Dienstleistungen. Ursprünglich waren pDL als Instrument gedacht, Beratungsqualität und Medikationsmanagement zu stärken und sichtbar zu honorieren. Finanziert wird das über einen Zuschlag pro GKV-Fertigarzneimittel, der in einen Fonds fließt. Genau dieser Mechanismus steht nun im Fokus der Sparvorschläge des GKV-Spitzenverbandes: In Stellungnahmen zur Apothekenreform und zur generellen Stabilisierung der Kassenfinanzen wird eine Streichung der pauschalen Abgabe und eine Rückführung nicht abgerufener Mittel an die Einzahlenden gefordert. Flankiert wird dies von dem Hinweis, dass viele Betriebe die bestehenden pDL in der Fläche nicht oder nur zögerlich anbieten, was als Argument genutzt wird, die Mittel effizienter oder gar nicht mehr einzusetzen.
Diese Logik birgt Sprengkraft: Statt die Ursachen dafür zu adressieren, warum Betriebe unter den heutigen Rahmenbedingungen Zeit, Personal und Prozesse für pDL nur schwer frei machen können, wird die unterausgelastete Struktur als Begründung herangezogen, die Finanzierung zusammenzustreichen. Für die Vor-Ort-Strukturen droht damit eine doppelte Erosion: Die wirtschaftliche Basis bleibt durch das stagnierende Fixum belastet, während gleichzeitig jene Instrumente, mit denen erweiterte Dienstleistungen und hochwertige Betreuung sichtbar gemacht und vergütet werden könnten, unter Sparvorbehalt gestellt werden. In der politischen Kommunikation der Kassen taucht der Begriff „Wirtschaftlichkeit“ an dieser Stelle als zentrale Überschrift auf, doch im Ergebnis entsteht der Eindruck, dass kurzsichtige Einsparlogik Vorrang vor einer strategischen Investition in Versorgungsqualität erhält.
Während Kassen und Ministerium an den klassischen Stellschrauben drehen, nutzen andere Akteure die Situation, um eigene Modelle stark zu machen. Die Freie Allianz der Länder-KVen wirbt für Abgabeautomaten in unmittelbarer Nähe ärztlicher Bereitschaftspraxen, teilweise in Kooperation mit großen Versandapotheken. Offiziell sollen so Wege verringert und Versorgungslücken zwischen Arztkontakt und diensthabendem Betrieb geschlossen werden; die pharmazeutische Beratung wäre in diesem Modell über Video und digitale Kanäle vorgesehen. Kritiker sehen darin ein Einfallstor für eine strukturelle Verschiebung: Umsatz und Verantwortung wandern in Richtung Versender und Automatentechnik, während die klassische Vor-Ort-Struktur zur Randgröße im Bereitschaftsdienst zu werden droht.
Parallel dazu fordern Ärzteverbände immer offensiver ein Dispensierrecht. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband argumentiert, ein begrenztes Recht zur unmittelbaren Abgabe von Arzneimitteln im Rahmen der Notfallversorgung, bei Hausbesuchen und Akutbehandlungen könne die Situation gerade in ländlichen Regionen verbessern und die verbliebenen Betriebe entlasten. In Stellungnahmen wird teilweise sogar formuliert, die direkte Abgabe durch Notfallpraxen könne eine dringend benötigte Entlastung darstellen. Was auf den ersten Blick nach Zusammenarbeit klingt, läuft bei näherer Betrachtung auf eine massive Verschiebung von Aufgaben und Honoraren hinaus: Wenn Praxen eigenständig Arzneimittel abgeben, sinkt nicht nur der Umsatz in den Betrieben, sondern es entstehen parallel neue Haftungs-, Dokumentations- und Abgrenzungsfragen, etwa bei Interaktionen, Medikationsanalysen und der Verantwortung für Folgerezepturen.
In dieser Gemengelage wirkt der sarkastische Satz „Oh du fröhliche Weihnachtszeit“ weniger wie ein geistreicher Schlussgag, sondern eher wie eine präzise Zustandsbeschreibung. Während auf kommunaler Ebene Weihnachtsmärkte öffnen und Innenstadthändler um Kundschaft werben, sehen sich die Arzneimittelversorger mit einem Bündel an Maßnahmen konfrontiert, das an mehreren Stellen gleichzeitig ansetzt: Honorar ohne klare Perspektive, Öffnungszeiten mit neuen Meldepflichten, pDL-Finanzierung unter Sparvorbehalt, Automaten- und Versandmodelle im Bereitschaftsdienst, Dispensierrechtsforderungen aus der Ärzteschaft. Die gemeinsame Klammer liegt darin, dass die klassische Vor-Ort-Struktur immer seltener als erste Antwortfigur in politischen Konzepten auftaucht, sondern zunehmend als Kostenblock, der sich in Kooperationen, technische Lösungen oder Verschiebungen auflösen lässt.
Gerade deshalb spielt die standespolitische Dimension eine so große Rolle. Der Brief an Warken zeigt, dass die Spitzenorganisation bereit ist, klare Worte zu wählen und Systembrüche zu benennen. Die Debatte in Westfalen-Lippe macht deutlich, dass Mitgliedskörperschaften einfordern, diese Klarheit dauerhaft, strategisch und professionell anzulegen, statt nur in spontanen Abwehrbewegungen zu agieren. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob es gelingt, aus diesem Spannungsfeld eine echte Neuaufstellung zu formen: mit einem Fixum, das diesen Namen verdient, mit Strukturen, die eine starke Stimme ermöglichen, und mit roten Linien, die deutlich machen, dass Versorgung nicht beliebig durch Automaten, Versender und dispensierende Praxen ersetzt werden kann. Bis dahin bleibt die vorweihnachtliche Stimmung in der Berufspolitik vor allem eines: ein Stress- und Belastungstest für die Frage, ob wohnortnahe Pharmazie politisch als Zukunftsinvestition oder nur noch als Sparobjekt gilt.
Die Apothekenpolitik geht in den Advent wie in ein Brennglas: Was an vielen Stellen über Monate als diffuse Unruhe spürbar war, verdichtet sich jetzt zu klar benennbaren Fronten. Die ABDA schickt einen ungewöhnlich deutlichen Brief an Nina Warken und koppelt die Forderung nach einer überfälligen Fixumserhöhung mit einer unmissverständlichen Absage an die geplante PTA-Vertretungsbefugnis, weil diese die Präsenzpflicht der Approbierten faktisch aushöhlen würde. Gleichzeitig rückt die Apothekerkammer Westfalen-Lippe die eigene Bundesorganisation auf die Werkbank, verweigert zwar den Austritt, fordert aber offen mehr Professionalität, Strategie und Schlagkraft. Während die Basis noch darüber diskutiert, wie die Standesvertretung reformiert werden kann, hat das Ministerium längst einen Entwurf vorgelegt, der unter dem Etikett des Bürokratieabbaus ausgerechnet bei den Öffnungszeiten eine Melde- und Dokumentationsmaschinerie vorbereitet, die vor allem kleinen Betrieben schwer im Magen liegen dürfte. Dazu kommen Sparvorschläge des GKV-Spitzenverbandes, die die Finanzierung pharmazeutischer Dienstleistungen gezielt zurückdrehen wollen, und Modelle von KVen und Ärzteverbänden, die mit Abgabeautomaten, Versender-Kooperationen und Dispensierrecht jene Lücken besetzen möchten, die eine geschwächte Vor-Ort-Struktur hinterlässt. So entsteht ein politischer Advent, in dem die Lichterketten über Innenstädten und Dörfern auch die Frage beleuchten, ob die wohnortnahe Arzneimittelversorgung weiterhin das Rückgrat des Systems bleiben oder Schritt für Schritt durch technisierte, fragmentierte Ersatzlösungen ersetzt werden soll.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Denn die Kombination aus blockierter Honorarentwicklung, aufgehübschtem Bürokratiepaket, Angriffen auf die pDL-Finanzierung und neuen Begehrlichkeiten beim Dispensierrecht zeichnet ein Bild, in dem nicht einzelne Streitpunkte entscheidend sind, sondern die Richtung der Bewegung: weg von einer klar verankerten, heilberuflich geführten und wirtschaftlich stabilen Struktur hin zu einer Versorgung, in der Automaten, Versandlogistik und punktuell dispensierende Praxen als Lückenfüller agieren sollen. Der Advent bringt damit eine brutale Ehrlichkeit: Entweder gelingt es den standespolitischen Akteuren, gegenüber Ministerium, Kassen und Ärzteschaft rote Linien zu markieren und das Fixum mit Substanz zu hinterlegen, oder die Reformwelle spült Schritt für Schritt genau jene Strukturen weg, auf die sich das System bei jeder Krise reflexartig verlässt. In dieser Lage wird jede Formulierung, jeder Brief und jede vermeintliche Detailregel zu einem Indikator dafür, ob wohnortnahe Pharmazie als gestaltende Kraft ernst genommen oder nur noch als Kostenstelle behandelt wird – und genau deshalb ist die vorweihnachtliche Zuspitzung mehr als nur ein Stimmungsbild, nämlich ein Moment der Richtungsentscheidung.
Journalistischer Kurzhinweis: Themenprioritäten und Bewertung orientieren sich an fachlichen Maßstäben und dokumentierten Prüfwegen, nicht an Vertriebs- oder Verkaufszielen. Die heutige Lage zeigt, wie unterschiedlich Druckpunkte aus Wirtschaft, Personalentwicklung und Versorgungsalltag wirken und wie wichtig nüchterne, nachvollziehbare Einordnungen für Stabilität im System bleiben.
Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell
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