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  • 05.12.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute sind Apothekenreform im Kompetenzstreit, Wirtschaftsdruck auf Vor-Ort-Apotheken, neue Optionen in der Herztherapie
    05.12.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute sind Apothekenreform im Kompetenzstreit, Wirtschaftsdruck auf Vor-Ort-Apotheken, neue Optionen in der Herztherapie
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Ärztliche Verbände stellen apothekerliche Impf- und Rx-Modelle infrage, ein Versender sucht Deutungshoheit beim Wirtschaftsrat, die GK...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute sind Apothekenreform im Kompetenzstreit, Wirtschaftsdruck auf Vor-Ort-Apotheken, neue Optionen in der Herztherapie

 

Ärztliche Vorbehalte, Versandauftritte im Wirtschaftsrat, wachsender Kassenfinanzdruck und neue Studien zu Colchicin verändern die Spielräume für Apotheken im Alltag.

Stand: Freitag, 5. Dezember 2025, um 17:35 Uhr

Apotheken-News: Bericht von heute

Die ärztliche Selbstverwaltung kritisiert die Apothekenreform als gefährliche Verschiebung von Kompetenzen und attackiert insbesondere Impfungen in Apotheken sowie neue Modelle der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel ohne vorherige Verordnung. Parallel nutzt ein großer Versender die Bühne des Wirtschaftsrats, um sein Plattformmodell zu präsentieren, während Apothekerinnen im Saal deutlich machen, wie sich Lieferengpässe, Personalkosten und Retaxrisiken im Alltag anfühlen. Aus dem Bundesgesundheitsministerium kommen Zahlen, die trotz formaler Überschüsse auf eine anhaltende Ausgabenexplosion in Klinik, Praxis und Arzneimittelversorgung hinweisen und neue Sparrunden erwarten lassen. Zugleich belegt ein großer Review, dass eine niedrig dosierte Colchicin-Therapie das Risiko für erneute Herzinfarkte und Schlaganfälle senken kann, ohne die Gesamtsterblichkeit deutlich zu verändern, und damit eine zusätzliche Option für Hochrisikopatienten eröffnet. Für Apotheken entstehen daraus neue Konfliktlinien, aber auch Chancen, wenn sie ihre fachliche Rolle klar definieren, Risiken im Blick behalten und Beratungsangebote entlang dieser Entwicklungen schärfen.

 

Apothekenreform und ärztlicher Vorbehalt, Kompetenzstreit um Impfen und Rx-Abgabe, neue Risiken für Apotheken

Die Kritik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung an der Apothekenreform zielt direkt auf das Herzstück der geplanten Aufgabenerweiterung in den Offizinen. Wenn von einer „gefährlichen Verschiebung von Kompetenzen“ gesprochen wird, geht es nicht nur um politische Schlagworte, sondern um die Frage, wer eigentlich entscheiden darf, wann ein Mensch geimpft wird, welches Arzneimittel indiziert ist und wie eine Therapie gesteuert wird. Die KBV zeichnet dabei das Bild eines Systems, in dem ärztliche Diagnostik, Indikationsstellung und Therapie fest an die Praxis gebunden bleiben sollen, während Apotheken vor allem ergänzende Aufgaben übernehmen. In der öffentlichen Wahrnehmung entsteht so ein Gegensatz: hier die Ärztin oder der Arzt mit Hoheit über die Entscheidung, dort die Apotheke, der pauschal „ärztliche Kompetenz“ abgesprochen wird. Für Apothekenbetreiber ist wichtig zu verstehen, dass dieser Konflikt nicht nur ein Grundsatzstreit ist, sondern sich in jedem neuen Versorgungsangebot niederschlagen kann.

Die Reformpläne für das Impfen in Apotheken, die Abgabe bestimmter verschreibungspflichtiger Arzneimittel ohne vorherige ärztliche Verordnung und weitere, an ärztliche Tätigkeiten angrenzende Leistungen werden von der KBV als Einfallstor für eine Verwischung professioneller Grenzen beschrieben. Dort, wo Politik die Versorgung niedrigschwelliger machen will, befürchten Ärztinnen und Ärzte, dass ihre Rolle schleichend ausgehöhlt wird und am Ende unklar bleibt, wer im Schadensfall die Verantwortung trägt. Apotheken stehen damit unter besonderer Beobachtung; jeder Impfzwischenfall, jede unklare Indikation und jede schlecht dokumentierte Beratung kann im Nachhinein als Beleg für die vermeintlich fehlende Kompetenz gewertet werden. Dieser politische Rahmen erklärt, warum es für Apothekenbetriebe nicht ausreicht, nur fachlich sauber zu arbeiten, sondern warum auch Dokumentation, Kommunikation und Abgrenzung glasklar sein müssen.

Für Apothekenbetreiber bedeutet das zunächst, im eigenen Haus Strukturen zu schaffen, die den Vorwurf fehlender Kompetenz widerlegen, ohne in ärztliche Bereiche hineinzugreifen. Impfangebote müssen auf klar definierten Schulungen, standardisierten Abläufen und checklistenbasierten Anamnesen beruhen, die jederzeit nachvollziehbar machen, wie die Entscheidung zustande gekommen ist. Bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel in neuen Modellen ist es entscheidend, dass Indikationsfragen erkennbar im ärztlichen Bereich bleiben und die Apotheke sauber zwischen pharmazeutischer Einschätzung und medizinischer Entscheidung unterscheidet. Empfehlenswert sind schriftliche Standards, in denen geregelt ist, in welchen Konstellationen zwingend an eine Praxis oder eine Notfallstruktur verwiesen wird und wann eine Verantwortungsteilung mit klarer Dokumentation möglich ist.

Zugleich sollten Apotheken aktiv prüfen, an welchen Stellen die von der KBV ins Spiel gebrachten Alternativen – etwa automatisierte Abgabestationen oder telepharmazeutisch angebundene Notfalllösungen – eigene Chancen, aber auch Risiken erzeugen. Wenn niedergelassene Ärztinnen und Ärzte vorschlagen, nach einem Hausbesuch oder in Notdienstpraxen direkt Arzneimittel abgeben zu dürfen, ist absehbar, dass Teile des Umsatzes und der Kontaktpunkte wegfallen, die bislang in der Offizin angesiedelt waren. Auf der anderen Seite eröffnet sich ein Feld, in dem Apotheken etwa die Belieferung solcher Strukturen, die Qualitätssicherung der Lagerhaltung oder die Überwachung von Verfalldaten übernehmen könnten. Wer frühzeitig mit ärztlichen Partnern spricht, kann gemeinsame Modelle entwickeln, statt später nur noch zu reagieren.

Am Ende geht es für Apothekenbetreiber darum, den eigenen Platz in einem System zu behaupten, das immer stärker auf Delegation, Digitalisierung und Arbeitsteilung setzt. Die klare Botschaft nach außen sollte lauten, dass Apotheken mit hoher pharmazeutischer Kompetenz Versorgung ergänzen und stabilisieren, ohne Diagnostik und Therapie für sich zu beanspruchen. Im Inneren braucht es Fortbildung, saubere Abläufe, belastbare Versicherungs- und Haftungslösungen sowie eine Kultur, in der Grenzfälle nicht improvisiert, sondern strukturiert entschieden werden. Wer diese Hausaufgaben macht, kann in der politischen Diskussion selbstbewusst auftreten und zeigen, dass er nicht Teil der „Bagatellisierung“ ist, sondern im Gegenteil ein Garant für Sicherheit in der Fläche.

 

Wirtschaftsrat und Gesundheitsagenda, Redcare auf der Bühne, Apothekerinnen im direkten Gegenkurs

Die gesundheitspolitische Veranstaltung des Wirtschaftsrats hat deutlich gezeigt, wie unterschiedlich die Blickwinkel auf die Zukunft des Arzneimittelmarkts sind, je nachdem, ob man ihn aus Sicht eines Versenders, eines politischen Entscheidungsträgers oder einer Vor-Ort-Apotheke betrachtet. Auf dem Podium standen Vertreter eines schnell wachsenden Versandunternehmens neben Abgeordneten und Ministeriumsverantwortlichen, die über Finanzierungsdruck, Sparpakete und Strukturreformen sprachen. In diesem Setting wäre es ein Leichtes gewesen, Apotheken vor Ort als verzichtbares Relikt einer analogen Zeit darzustellen, das man mit ein paar warmen Worten würdigt, während man politisch und wirtschaftlich auf digitale Plattformmodelle setzt. Dass Apothekerinnen in diesem Rahmen klar und widersprechend aufgetreten sind, hat den Ton merklich verändert.

Redcare nutzte die Veranstaltung, um die eigene Rolle als moderne, effiziente Versorgungsplattform zu betonen, die mit datengetriebenen Prozessen und einem breiten Sortiment angeblich schnell und günstig liefert. Die Probleme in der Ergebnisrechnung wurden dabei eher als vorübergehende Wachstumsphase verkauft denn als Zeichen eines fragilen Geschäftsmodells. Apothekerinnen im Publikum und auf dem Podium setzten dem die nüchterne Sicht der Betriebe entgegen, die mit Margendruck, Lieferengpässen, steigenden Personalkosten und immer mehr Dokumentationspflichten umgehen müssen. Sie erinnerten daran, dass Beratung, Notdienst, Rezeptur und unmittelbare Erreichbarkeit keine Randaspekte, sondern zentrale Bestandteile einer Arzneimittelversorgung sind, die sich an Patientinnen und Patienten und nicht an Klickzahlen orientiert.

Für Apothekenbetreiber ist die entscheidende Lehre aus solchen Veranstaltungen, dass die eigene Perspektive dort vertreten werden muss, wo wirtschaftspolitische Linien formuliert werden. Wer nicht in den Räumen sitzt, in denen über Honorarentwicklung, Marktöffnung, Rabattsysteme und Digitalisierung gesprochen wird, läuft Gefahr, nur noch Objekt der Entscheidungen anderer zu sein. Teilnahmen an Formaten von Wirtschaftsrat, unternehmensnahen Stiftungen oder wirtschaftsnahen Konferenzen sind daher kein Luxus, sondern ein Baustein in der eigenen Risikosteuerung. Wichtig ist, mit klaren Kernbotschaften hinzugehen: Was leisten Vor-Ort-Apotheken für die Erreichbarkeit, wie wirken sie in Notfällen, welche Folgen hätte ein weiterer Rückgang der Betriebe für ländliche Räume und sozial schwächere Quartiere.

Ganz praktisch können Apothekenbetreiber aus der Veranstaltung ableiten, dass Zahlen und Beispiele unverzichtbar sind, um gegen starke Lobbybotschaften anzukommen. Wer belegen kann, wie viele Nacht- und Notdienste ein Betrieb leistet, wie häufig Engpässe nur dank flexibler Umsteuerungen abgefedert werden, oder welche Kostensteigerungen in den letzten Jahren zu verkraften waren, verschafft sich Gehör. Eine gut vorbereitete Darstellung der eigenen wirtschaftlichen Lage – etwa in Form einfacher, aussagekräftiger Kennzahlen zu Rohertrag, Personalkostenquote und Fixkosten – hilft, abstrakte Diskussionen über „Effizienz“ auf den Boden der Versorgungsrealität zurückzuholen.

Darüber hinaus eröffnet die klare Konfrontation mit Versandvertretern auch Chancen. Wo deutlich wird, dass zentrale Player ihre Gewinne noch nicht dauerhaft erwirtschaften, während Vor-Ort-Apotheken unter schwierigen Rahmenbedingungen dennoch Tag für Tag Versorgung sichern, entstehen Argumente für eine politische Korrektur zugunsten stabiler Strukturen. Apothekenbetreiber können diese Argumente verstärken, indem sie sich in regionalen Unternehmernetzwerken, bei Kammern, Verbänden und in Gesprächen mit Wahlkreisabgeordneten positionieren. So entsteht schrittweise ein Gegenbild zur Erzählung vom Versand als einzig zukunftsfähigem Modell: das Bild eines belastbaren, menschennahen Systems, das Digitalisierung nutzt, aber nicht durch sie ersetzt werden kann.

 

GKV-Finanzen im Spannungsfeld, Überschüsse mit Warnhinweis, wachsender Druck auf Arzneimittelausgaben

Die aktuelle Statistik der gesetzlichen Krankenkassen lässt sich auf den ersten Blick beruhigend lesen, hinterlässt bei genauerem Hinsehen aber ein Bild hoher Anspannung. Formal weisen die Kassen in den ersten drei Quartalen einen Überschuss aus, der genutzt wird, um Reserven wieder näher an die gesetzlich geforderte Mindesthöhe heranzuführen. Gleichzeitig wachsen die Ausgaben deutlich schneller als die Einnahmen, und Prognosen kündigen für die kommenden Jahre Defizite in zweistelliger Milliardenhöhe an. Die Botschaft aus dem Bundesgesundheitsministerium ist eindeutig: Der finanzielle Druck im System bleibt hoch, und zusätzliche Sparmaßnahmen sind wahrscheinlich, auch wenn sie politisch nicht gerne so benannt werden. Für Apotheken, die ohnehin schon mit steigenden Kosten und stagnierenden Honoraren umgehen müssen, ist das ein klares Warnsignal.

Besonders auffällig ist der kräftige Anstieg der Krankenhausausgaben, der über dem langfristigen Durchschnitt liegt und von Nachholeffekten, Tarifsteigerungen und strukturellen Veränderungen in der Kliniklandschaft getrieben wird. Parallel ziehen die Ausgaben für ambulant-ärztliche Leistungen, Heilmittel, Rehabilitationsmaßnahmen und Fahrkosten an. Die Arzneimittelausgaben steigen zwar etwas moderater, liegen aber noch immer über dem langjährigen Mittel und werden durch spezialisierte Versorgungsformen in besonders teuren Segmenten beschleunigt. All das führt dazu, dass das Augenmerk der Kostenträger sich noch stärker auf Steuerungsinstrumente richtet, die kurzfristig Geld sparen sollen, auch wenn sie langfristig neue Risiken schaffen. Aus Sicht der Kassen gehören dazu Rabattverträge, strengere Wirtschaftlichkeitsprüfungen, engere Vorgaben bei Verordnungen und eine noch intensivere Nutzung digitaler Kontrollsysteme.

Für Apothekenbetriebe ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung das Risiko weiterer Retaxationen eher erhöht als senkt. Wenn Abrechnungsstellen angehalten sind, jeden formalen Fehler konsequent zu ahnden, steigen die Anforderungen an interne Kontrollen. Es wird noch wichtiger, in den Teams dafür zu sorgen, dass Regelwerke zur Abgabe, Aut-idem-Vorgaben, Sonderkennzeichen und Dokumentationspflichten wirklich verstanden und im Alltag angewendet werden. Ein systematischer Blick auf die eigenen Retaxfälle der vergangenen Jahre, ihre Ursachen und die entwickelten Gegenmaßnahmen hilft, Schwachstellen aufzuspüren, bevor sie sich in einer Phase verschärfter Prüfungen erneut bemerkbar machen. Gleichzeitig sollten Apotheken ihre Softwarelandschaft kritisch prüfen: Unterstützt das System bei Plausibilitätsprüfungen und Rabattzuordnungen wirklich so, dass Fehler minimiert werden, oder braucht es Anpassungen.

Hinzu kommt die Frage nach der eigenen wirtschaftlichen Belastbarkeit in einem Umfeld, in dem Zusatzbeiträge steigen und politische Spielräume begrenzt bleiben. Apothekenbetreiber sollten regelmäßig betriebswirtschaftliche Kennzahlen auswerten und Szenarien durchspielen: Wie entwickelt sich der Betrieb, wenn bestimmte Umsatzsegmente weiter unter Druck geraten, wenn Personalkosten steigen oder wenn zusätzliche Pflichtaufgaben hinzukommen, ohne dass Vergütung nachzieht. Es kann sinnvoll sein, frühzeitig mit Steuerberatung und Finanzierungspartnern über Puffer, mögliche Umstrukturierungen oder Investitionspausen zu sprechen, statt erst zu handeln, wenn Liquiditätsengpässe akut werden.

Gleichzeitig bietet die Debatte um Kostendruck auch Ansatzpunkte, die Rolle der Apotheken als Effizienzpartner ins Spiel zu bringen. Wo Medikationsanalysen Krankenhausaufenthalte vermeiden, wo früh erkannte Interaktionen Folgekosten verhindern oder wo eine gute Begleitung in chronischen Therapien dazu führt, dass Behandlungen seltener abgebrochen werden, entsteht ein messbarer Nutzen. Wenn Apotheken solche Effekte dokumentieren und in Gesprächen mit Kassen und Politik adressieren, können sie den einseitigen Sparnarrativen etwas entgegensetzen. Auf lange Sicht entscheidet sich die Position der Offizin nicht nur daran, wie hoch der Zuschlag pro Packung ist, sondern auch daran, ob Apotheken als Kostenfaktor oder als Teil der Lösung gesehen werden, wenn es um die Finanzierbarkeit des Systems geht.

 

Colchicin als kardiovaskuläre Zusatzoption, weniger Ereignisse bei Risiko­patienten, neue Beratungsaufgaben in der Offizin

Die neuen Auswertungen zu Colchicin rücken ein altes Gichtmittel in den Mittelpunkt der kardiovaskulären Prävention und Sekundärprävention. In verschiedenen kontrollierten Studien mit tausenden Patientinnen und Patienten mit bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung zeigte sich, dass eine dauerhaft niedrig dosierte Gabe des Wirkstoffs das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle deutlich senken kann. Die Teilnehmenden erhielten Colchicin zusätzlich zu ihrer bestehenden Standardtherapie, zu der in der Regel Blutdrucksenker, Lipidsenker und Thrombozytenaggregationshemmer gehörten. Über Zeiträume von mehreren Jahren kam es in der Colchicin-Gruppe seltener zu erneuten Ereignissen, ohne dass die schweren unerwünschten Wirkungen insgesamt zunahmen. Damit zeichnet sich die Möglichkeit ab, mit einem preiswerten, bekannten Präparat die Prognose einer großen Gruppe von Hochrisikopatienten zu verbessern.

Pharmakologisch fügt sich Colchicin in das Bild ein, dass entzündliche Prozesse eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Progression arteriosklerotischer Plaques spielen. Der Wirkstoff greift in die Funktion von Entzündungszellen ein und dämpft damit Mechanismen, die sonst zur Instabilität von Plaques und zu wiederkehrenden Gefäßverschlüssen führen könnten. In den Studien kamen meist Tagesdosen von 0,5 Milligramm zum Einsatz, die über lange Zeiträume gut akzeptiert wurden. Die häufigsten Nebenwirkungen betrafen den Magen-Darm-Trakt, insbesondere Durchfall und Übelkeit, waren aber überwiegend mild und vorübergehend. Zugleich bleibt klar, dass Colchicin ein potentes Arzneimittel mit enger therapeutischer Breite ist, das in höheren Dosen toxisch wirken kann und relevante Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten eingeht.

Für Apotheken ergeben sich aus dieser Entwicklung konkrete neue Beratungsaufgaben. Wenn Kardiologinnen, Hausärzte und Leitlinien Colchicin verstärkt als Option für Herz-Kreislauf-Patienten aufnehmen, werden mehr Menschen mit entsprechenden Verordnungen in die Offizin kommen – häufig mit komplexer Dauermedikation, hohem Alter und zusätzlichen Begleiterkrankungen. Hier ist ein sorgfältiger Interaktionscheck Pflicht, insbesondere bei zusätzlicher Einnahme von Statinen, bestimmten Antibiotika oder anderen Wirkstoffen, die über ähnliche Stoffwechselwege laufen. Die Teams sollten außerdem darauf vorbereitet sein, typische gastrointestinalen Nebenwirkungen zu erklären, Strategien im Umgang damit zu nennen und klar zu benennen, bei welchen Symptomen eine ärztliche Rücksprache zwingend erforderlich ist.

Wichtig ist, dass Colchicin nicht als „einfacher Zusatz“ missverstanden wird, den man nach Belieben ein- und absetzen kann. Der präventive Effekt zeigt sich nur bei konsequenter, langfristiger Einnahme, während unregelmäßige Nutzung vor allem das Risiko von Nebenwirkungen erhöht, ohne verlässlich zu schützen. Apotheken können hier helfen, indem sie gemeinsam mit den Betroffenen Einnahmepläne strukturieren, an regelmäßige Einnahme erinnern und im Rahmen von Medikationsanalysen überprüfen, ob sich im Gesamtregime gefährliche Überlagerungen ergeben. In Gesprächen sollten Teams auch klarstellen, dass Colchicin für diese Indikation nicht in Selbstmedikation eingesetzt werden darf, sondern immer unter ärztlicher Kontrolle verordnet werden muss.

Darüber hinaus fügt sich die Colchicin-Beratung in ein breiteres Präventionsverständnis ein, das von Blutdruckkontrollen über Lipidmanagement bis hin zu Bewegungs- und Ernährungsfragen reicht. Apotheken können die neuen Studienergebnisse nutzen, um mit Patientinnen und Patienten über das Zusammenspiel aus medikamentöser Therapie und Lebensstilmaßnahmen zu sprechen und dabei aufzuzeigen, dass kein einzelnes Präparat alle Risiken beseitigt. So entsteht ein Bild, in dem Colchicin als eine zusätzliche Option verstanden wird, nicht als Wundermittel. Für Apothekenbetreiber bietet sich die Chance, ihr Profil im Bereich kardiovaskulärer Prävention zu schärfen und zu zeigen, dass sie nicht nur Arzneimittel abgeben, sondern Therapien langfristig begleiten und verständlich machen.

 

Die aktuellen Debatten zeichnen ein angespanntes Bild: Die Kassenärztliche Bundesvereinigung warnt vor einer „gefährlichen“ Verschiebung von Kompetenzen und stellt Impfungen, Rx-Abgabe ohne Verordnung und weitere apothekerliche Aufgaben grundsätzlich in Frage. Gleichzeitig versucht ein großer Versender auf der Bühne des Wirtschaftsrats, das eigene Plattformmodell als moderne Antwort auf alle Versorgungsfragen zu inszenieren, während anwesende Apothekerinnen auf die Grenzen dieses Narrativs hinweisen. Im Hintergrund schiebt sich die GKV-Finanzstatistik mit steigenden Ausgaben und drohenden Defiziten nach vorne und macht klar, dass Kostendruck und Sparlogik bleiben werden. Und aus der klinischen Forschung kommt mit Colchicin ein altes, preiswertes Arzneimittel als mögliche Zusatzoption in der kardiovaskulären Prävention zurück auf den Radar, was Therapiepfade, Beratungsschwerpunkte und Interaktionsprüfungen in der Offizin verändern kann.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Wenn ärztliche Körperschaften den Kompetenzrahmen der Apotheken infrage stellen, wirtschaftsnahe Foren das Bild zugunsten großer Plattformen verschieben, Kassenfinanzen den Ruf nach neuen Sparpaketen nähren und Studien ein zusätzliches, aber potentes Präparat in etablierte Therapieschemata einfügen, geraten viele Stellschrauben gleichzeitig in Bewegung. Stabilität entsteht dort, wo Apotheken ihre Rolle als eigenständige, aber klar abgegrenzte Heilberufspartner sichtbar leben und belastbar dokumentieren. Sie brauchen dafür verlässliche Prozesse für neue Dienstleistungen, eine klare Stimme in wirtschaftspolitischen Runden und einen nüchternen Blick auf eigene Risiken, von Retaxationen bis zu Haftungsfragen. Die Chance liegt darin, sich als Ort zu profilieren, an dem Kostendruck nicht zu Qualitätsverlust, sondern zu besonders sorgfältiger Steuerung von Therapien führt.

Journalistischer Kurzhinweis: Themenprioritäten und Bewertung orientieren sich an fachlichen Maßstäben und dokumentierten Prüfwegen, nicht an Vertriebs- oder Verkaufszielen.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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