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  • 15.12.2025 – dm-Online-Apotheke als Gesundheitssignal, OTC wird Warenkorbware im Filialnetz, Apotheken verlieren Kontaktzeit und kalkulierbare Sicherheitsmarge
    15.12.2025 – dm-Online-Apotheke als Gesundheitssignal, OTC wird Warenkorbware im Filialnetz, Apotheken verlieren Kontaktzeit und kalkulierbare Sicherheitsmarge
    APOTHEKE | Systemblick |  dm startet den OTC-Vertrieb im Online-Modell und verschiebt damit Reichweite, Preisrahmen und Gewohnheiten, während die Frage nach bezahlter Siche...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Systemblick | 

dm-Online-Apotheke als Gesundheitssignal, OTC wird Warenkorbware im Filialnetz, Apotheken verlieren Kontaktzeit und kalkulierbare Sicherheitsmarge

 

Ausgabe Nr. 84 | Wenn Drogerie-Reichweite Arzneimittel klicktauglich macht, wird Versorgung zur Preis- und Logistikfrage

Stand: Montag, 15. Dezember 2025, um 19:22 Uhr

Apotheken-News: Kommentar von heute

Der Kommentar von Seyfettin Günder beschreibt die Themen und Schlüsselaspekte des Berichts. Der Inhalt des Berichts folgt mit der Analyse der Markteinflüsse, die der Kommentar hervorhebt

Mit dem Start einer dm-Online-Apotheke rutscht ein Teil der Arzneimittelrealität in eine Umgebung, die bisher für Kosmetik, Haushaltsware und den schnellen Einkauf stand. Das ist mehr als ein zusätzlicher Vertriebskanal. Es verändert die Deutung von apothekenpflichtigen OTC: weg von einem Produkt, das eine Einordnung verlangt, hin zu einem Artikel, der sich wie ein vertrauter Warenkorbbaustein anfühlt und damit andere Reflexe auslöst.

Der entscheidende Hebel ist nicht die einzelne Packung, sondern die Gewohnheit. Wer Gesundheit im gleichen Interface auswählt wie Shampoo, lernt unbewusst, dass Risiko, Indikation und Wechselwirkung ebenfalls „mitgekauft“ werden. Für die Versorgungsrealität bedeutet das: Die Nachfrage folgt stärker der Sichtbarkeit, dem Preisrahmen und der Lieferlogik, während die Hürde, eine Rückfrage zu stellen, steigt, weil der Kaufmoment bereits abgeschlossen ist.

In dieser Verschiebung liegt das betriebliche Risiko: Kontaktzeit ist die Ressource, aus der Sicherheit entsteht. Sie ist die Minute, in der ein Warnsignal auffällt, eine Kontraindikation greift, ein Symptombild neu sortiert wird, ein Arztkontakt angeraten ist, oder eine Selbstmedikation bewusst begrenzt bleibt. Wenn diese Minute seltener wird, bleibt am Ende nicht „nur“ weniger Umsatz, sondern eine andere Fehlerverteilung, bei der Missverständnisse später und teurer sichtbar werden.

Gleichzeitig entsteht ein Verdrängungswettbewerb, der nicht wie klassische Konkurrenz wirkt. Er läuft über Reichweite, über Gewöhnung und über die stille Umcodierung des Begriffs „Gesundheitsbegleiter“. In einem Drogeriekontext ist Begleitung oft Markenvertrauen und Convenience. In einer pharmazeutischen Logik ist Begleitung dokumentierte Sorgfalt, Abwägung und das Aushalten von Unschärfe, wenn eine schnelle Lösung gerade nicht die beste ist.

Politisch und regulatorisch wird der Druck dadurch zweifach. Einerseits wachsen Erwartungen an „gleiche Regeln“ für Beratung, Werbung und Verantwortung, weil die Kundenerfahrung im Netz Unterschiede nivelliert. Andererseits steigt die Versuchung, Versorgung als Markt zu betrachten, in dem sich Sicherheit automatisch aus Wettbewerb ergibt. Genau dieser Kurzschluss hat in anderen Sektoren oft dazu geführt, dass Qualität erst dann wieder politisch wichtig wird, wenn ein Schadenfall den Preis der Bequemlichkeit sichtbar macht.

Für die Betriebe vor Ort kommt eine strategische Unwucht hinzu: Der OTC-Korb ist in vielen Häusern nicht Luxus, sondern Quersubvention für Personal, Erreichbarkeit und den Betrieb im Alltag. Wenn dieser Korb ausdünnt, wird der Rest nicht automatisch „effizienter“, sondern fragiler. Es entsteht eine Situation, in der jede Störung stärker durchschlägt, vom Ausfall einer Kraft bis zur Retaxation, vom Kassendruck bis zum Cyberereignis, weil die Puffer kleiner werden und Entscheidungen schneller irreversibel wirken.

Das macht die Debatte über dm nicht zu einer Frage von Sympathie oder Abwehr, sondern zu einer Frage der Systemlogik. Wer Versorgung will, muss definieren, welche Leistung bezahlt wird: nur die Packung oder auch die Sorgfalt, die die Packung in einen sicheren Kontext setzt. Solange diese Antwort offen bleibt, wird jeder neue Reichweitenakteur als „Modernisierung“ gefeiert, während die Kosten der Sicherheitsarbeit still weiter im Betrieb hängen bleiben.

Die eigentliche Zäsur liegt deshalb in der Botschaft, die im Nachhall bleibt: Ab morgen ist weniger entscheidend, wer ein Medikament verkauft, sondern wer die Verantwortung für die Folgen eines Fehlgebrauchs praktisch trägt. Und je stärker der Markt den Moment des Kaufens von dem Moment des Verstehens trennt, desto härter wird die Frage, wer die Brücke zwischen beidem finanziert, organisatorisch absichert und im Zweifel rechtlich verantwortet.

An dieser Stelle fügt sich das Bild.

An dieser Stelle kippt ein vertrauter Alltagston: Gesundheit wird nicht mehr gesucht, sondern erscheint im Feed und im Warenkorb, geschniegelt, schnell, scheinbar eindeutig. Was als zusätzlicher Zugang beginnt, verschiebt unmerklich die Erwartung, dass ein Medikament sich wie ein Konsumgut verhält. Dann wird Beratung zur Option und Sorgfalt zur unsichtbaren Nebenleistung, die niemand bewusst bestellt. In dieser Unsichtbarkeit wächst das eigentliche Risiko, weil Vertrauen nicht verschwindet, sondern den Ort wechselt.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Wenn ein System seine Sicherheitsarbeit nicht bezahlt, wird es sie nicht verlieren, sondern in spätere Schäden verlagern, wo sie teurer und härter wird. Der neue Wettbewerb ist nicht nur ein Kampf um Körbe, sondern ein Test, ob Verantwortung im digitalen Kaufmoment noch erkennbar bleibt. Und während Reichweite als Fortschritt gilt, entscheidet sich leise, ob Versorgung weiterhin ein Versprechen mit Prüfweg ist oder nur ein Produkt mit Lieferstatus.

 

SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de

Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.

Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.

Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.

Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.

 

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