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hier ist der vollständige Text für Sie:
APOTHEKE | Glosse |
Stand: Sonntag, 30. November 2025, um 08:25 Uhr
Apotheken-News: Glosse von heute
Vandalismus, Einbrüche und Überfälle haben den Notdienst längst aus der romantischen Nachtbereitschaft in eine Zone verschoben, in der sich manche Inhaber eher wie Sicherheitsingenieure als wie Heilberufler fühlen. Wenn ein Apotheker im Livestream unter der Couch liegt, Bärlappsporen, Badekugelgeschosse und Feuerlöscher zu einem privaten Fallenparcours zusammenschaltet und die Saugglocke zum heimlichen Star der Nacht wird, ist das einerseits grotesk komisch, andererseits ein ziemlich deutliches Symptom dafür, wie aufgerieben das Sicherheitsgefühl vor Ort ist. Parallel dazu entdeckt ein Angestellter bei einem Versender eine Kamera im Mülleimer und muss sich fragen, wer hier eigentlich wen überwacht, während anderswo gleich eine ganze Offizin wegen unzuverlässiger Öffnungszeiten dichtgemacht wird. Und über all dem schwebt eine elektronische Patientenakte, die als Meilenstein angekündigt war, im Alltag aber bislang eher wie ein gut gemeinter Datenfriedhof wirkt. Wer all diese Schauplätze zusammendenkt, sieht eine Versorgungswelt, in der viel von Vertrauen, Struktur und Digitalisierung geredet wird – und in der Menschen vor Ort mitfallen, notdürftig reparieren oder ironisch kommentieren, was politisch und organisatorisch nicht verlässlich geregelt ist.
Es gibt Nächte, in denen der Apothekennotdienst leise vor sich hinplätschert, und es gibt Nächte, in denen ein 41-jähriger Inhaber in fünfter Generation unter der Couch liegt, während eine Kuhsaugglocke die Rolle der Polizei übernimmt. Gerhard Pfeiffenschneider-Scholz hat sich für Variante zwei entschieden. Wer sich von Vandalismusmeldungen und Einbruchsserien umzingelt sieht, greift eben nicht mehr nur zum Türzusatzriegel, sondern gleich zum kompletten „Kevin-allein-zu-Haus“-Baukasten: abgelaufene Feuerlöscher, weihnachtliche Dekofossilien, Bärlappsporen, Badekugelgeschosse und ein WLAN-taugliches Überwachungssystem, das wahrscheinlich mehr kann als so manche Praxissoftware.
Der Plan funktioniert so lange, wie es Pläne im Film immer tun: Der vermeintliche Gangster betritt die Bühne, die Saugglocke schnappt zu, Jod regnet wie im Splatter-Remake der Desinfektionsschulung, Dexpanthenol verwandelt den Boden in einen Schmierfilm, Siliziumstaub übernimmt die Rolle des Bühnennebels. Badekugeln detonieren, ein Feuerlöscher spuckt Schaumfontänen, das Skelett im weißen Kittel vollendet das Spektakel. Am Ende liegt der Täter im Wäschewagen vor der Tür, die Polizei fragt nüchtern nach dem Ausweis – und irgendwo dazwischen kommentiert ein Apotheker ins Smartphone, wie man „genau so einen Einbrecher fängt“. Sicherheit trifft Social Media, und die Grenze zwischen Prävention und Performance wird zu einer einzigen rutschigen Spur aus Jod und Schaum.
Während in Schleswig-Holstein also halb Hollywood in einer Offizin nachgebaut wird, reicht in Heerlen offenbar ein Mülleimer, um den Puls nach oben zu treiben. Dort findet ein Angestellter eine versteckte Kamera – nicht vor der Tür, sondern mitten im Betriebsalltag. Wo im Norden die Apotheke zur Bühne wird, wird hier der Arbeitsalltag zur Beobachtungszone. Die einen schrauben in Eigenregie an Notdienstfallen, die anderen müssen sich fragen, welche Rolle Vertrauen in einer Umgebung spielt, in der Technik unsichtbar mitläuft. Zwischen Saugglocke und Mülleimerlinse liegt nur ein schmaler Grat: auf der einen Seite die Idee, sich selbst zu schützen, auf der anderen die Frage, wer hier wen kontrolliert.
In Frankfurt greift der Staat gleich zur radikaleren Lösung und lässt eine Apotheke schließen, weil unzuverlässige Öffnungszeiten nicht mehr als schrullige Randnotiz durchgehen. Dort hilft keine Kuhglocke, kein Livestream, keine Badekugelmunition. Wer Versorgung verspricht und Türen häufiger geschlossen als offen hält, landet irgendwann nicht im viralen Clip, sondern in einer behördlichen Verfügung. Während im Norden die Frage lautet, wie man Einbrecher am elegantesten in Schaumwolken taucht, lautet sie in Hessen, ob ein Betrieb im Versorgungsauftrag überhaupt noch ernst genommen werden kann. Beide Schauplätze erzählen vom gleichen Kernproblem: Vertrauen entsteht nicht durch die perfekte Show, sondern durch verlässliche Strukturen – Sicherheitsarchitektur eingeschlossen.
Ganz nebenbei wartet im Hintergrund noch ein digitales Großprojekt, das ebenfalls ein Sicherheitsversprechen abgegeben hat: die elektronische Patientenakte. Sie sollte die Zettelwirtschaft beenden, Informationswege verkürzen und den Versorgungsalltag entlasten. Stattdessen steht sie vielerorts herum wie ein digitaler Seitenflügel, in den niemand so recht hineinmöchte. Wenn eine Akte zur Ablagefläche für halbherzige Einträge wird, hat der Begriff „Datenfriedhof“ plötzlich mehr mit gelebter Praxis als mit Polemik zu tun. Während Notdienstapotheken ihre eigene kleine Hightech-Falle bauen, kämpft ein zentrales Digitalprojekt noch damit, überhaupt als nützlich wahrgenommen zu werden. Schutz vor Einbrechern funktioniert hier ausgerechnet besser als Schutz vor Informationsverlust und Doppelarbeit.
So entsteht ein bemerkenswertes Bild: An der Notdienstklappe herrscht Kreativität im Überfluss – mechanisch, chemisch, dramaturgisch. In Logistikzentren lauern Kameras im Mülleimer, in Großstädten schließen Aufsichtsbehörden Betriebe, weil der Türschlüssel gefühlt nur noch nach Laune gedreht wird, und im digitalen Kernsystem stapeln sich Datensätze, die niemand so richtig benutzt. Überall geht es um Kontrolle, Sicherheit und Verlässlichkeit, nur mit sehr unterschiedlichen Methoden. Die einen vertrauen auf Bärlappsporen und Saugglockenphysik, die anderen auf Überwachungstechnik, wieder andere auf formale Anordnungen oder Gesetzesbegründungen mit vielen Seiten und wenig gelebter Praxis.
Am Ende stellt sich eine einfache Frage: In welcher dieser Welten fühlen sich Patientinnen und Patienten wirklich sicher? Im Livestream, in dem ein Einbrecher spektakulär in Schaum versinkt? Im Backoffice, in dem keiner so genau weiß, wer gerade mit welcher Kamera aufzeichnet? Vor einer geschlossenen Tür, an der ein amtliches Schreiben klebt? Oder bei einer digitalen Akte, die theoretisch alles kann, praktisch aber im Alltag kaum eine Rolle spielt? Vielleicht beginnt echte Sicherheit erst dort, wo weniger Energie in Fallen, Rechtfertigungen und symbolische Großprojekte fließt und mehr in stabile Öffnungszeiten, nachvollziehbare Prozesse und Technik, die Menschen tatsächlich helfen soll – ganz ohne Feuerstoß, Wäschewagen und Datenfriedhof.
Zwischen der Notdienstcouch mit Fallenparcours, der Kamera im Mülleimer und der elektronischen Patientenakte, die im Alltag vor sich hin dämmert, spannt sich ein merkwürdiger Sicherheitsraum im Gesundheitswesen auf. An einem Ort wird mit Jod, Bärlappsporen und Saugglocke experimentiert, am anderen mit Überwachungstechnik und Betriebsanordnungen, während die große Digitalreform in Aktenform kaum einen Weg in den gelebten Alltag findet. Die einen schützen sich mit Erfindungsreichtum und Livestream, die anderen mit stillen Linsen oder behördlichen Schließungsverfügungen, doch das Gefühl echter Verlässlichkeit stellt sich nirgends so recht ein. Gerade dieser Kontrast zwischen maximaler Inszenierung vor Ort und minimal genutzter Infrastruktur im Hintergrund macht sichtbar, wie wenig abgestimmt Sicherheitslogik, Arbeitsrealität und Digitalisierung derzeit zusammenlaufen.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Wenn Einbrecher in Schaumwolken verschwinden, Mitarbeitende sich fragen, wer aus welchem Winkel zusieht, und eine hochgejubelte Akte zur Randfigur der Versorgung gerät, ist das weniger skurrile Randnotiz als Symptom einer tieferen Schieflage. Sicherheit wird dann zur Bühne, Kontrolle zur stillen Begleitmusik und digitale Modernisierung zur Folie, auf die jeder seine eigene Hoffnung projiziert, ohne dass ein gemeinsamer Takt entsteht. Erst wenn verlässliche Öffnungszeiten, klare Zuständigkeiten und verständliche Technik das Fundament bilden, haben Humor, Kreativität und digitale Projekte überhaupt eine Chance, Vertrauen zu stärken statt Misstrauen zu nähren. Die eigentliche Pointe dieser Glosse liegt deshalb nicht im Badekugel-Geschoss, sondern in der Frage, ob Strukturen so gebaut sind, dass Menschen sich auf sie verlassen können, ohne unter der Couch liegen oder in Kameralinsen blicken zu müssen.
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