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  • 14.09.2025 – Eckpunkte kommen, Kassenrealität bremst, Verantwortung wächst
    14.09.2025 – Eckpunkte kommen, Kassenrealität bremst, Verantwortung wächst
    APOTHEKE | Systemblick |  Eckpunkte zum DAT, Fixum unklar, Finanzvorbehalt hart: Apotheken priorisieren Prozesse, Retax-Prävention, Impfslots und ePA/eMP-Zugänge – For...

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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Systemblick | 

Eckpunkte kommen, Kassenrealität bremst, Verantwortung wächst

 

Ausgabe Nr. 38 | Eckpunkte zum DAT angekündigt, Fixum bleibt offen, Finanzvorbehalt der GKV dominiert

Apotheken-News: Kommentar der Woche

Kommentar von Seyfettin Günder zu den aktuellen Apotheken-Nachrichten über Eckpunkte der Apothekenreform, Fixumsdebatte, GKV-Finanzen und operative Konsequenzen in der Offizin

Die Szene ist gesetzt: Auf dem Deutschen Apothekertag werden Eckpunkte präsentiert, Erwartungen steigen, doch im Maschinenraum der GKV leuchtet das rote Lämpchen. Der Ton ist freundlich, die Worte sind warm, die Lage ist kühl. Wer jetzt auf ein kräftiges Plus beim Festzuschlag hofft, schaut in eine Kasse, die gerade den Deckel halten will. Das klingt nüchtern. Es ist aber die harte Ausgangslage, in der Entscheidungen fallen.

Politik spricht von Stabilisierung, Modernisierung und Effizienz, während die Offizin seit Jahren mit stabilen Preisen und steigenden Lasten arbeitet. Diese Asymmetrie frisst Substanz. Ein Mehr an Aufgaben ohne ein spürbares Mehr an Vergütung verschiebt den Schwerpunkt, und zwar zulasten der Betriebe. Es braucht deshalb eine klare Reihenfolge der Dinge. Erst müssen Leistungen definierbar und messbar sein, dann lässt sich Vergütung systematisch justieren.

Der erwartete Verweis auf die Finanzlage der Kassen ist kein taktischer Soundbite, sondern die Matrix, in der alle Ankündigungen gelesen werden. Sie ist unbequem, doch sie ist real. Wer sie ignoriert, verliert Zeit, die keiner übrig hat. Wer sie akzeptiert, kann Strategien bauen, die tragen. Kurz gesagt: Nicht jammern, sondern Hebel setzen. Lang gesagt: Politische Forderungen nur noch mit belastbaren Zahlen, Szenarien und Wirkungsnachweisen hinterlegen.

Zwischen Zeilen und Zahlen liegt die operative Chance. Impfleistungen werden moderat angepasst, ePA und eMP gewinnen an Funktionen, Prävention wird angekündigt und zugleich im Etat schmaler. Das wirkt paradox. Es ist aber ein Signal, das auf Priorisierung drängt. Apotheken können hier mit zwei Achsen punkten: mit sauber getakteten Servicepfaden und mit nachweisbarer Ergebnisqualität. Nur sichtbar gemachte Wirkung schafft Argumente, die in Haushaltsjahre übersetzen.

Für Apotheken bedeutet das: Beweisen statt behaupten. Ein standardisierter Impfpfad mit Terminfenster, Aufklärung, Doppel-Check und Retaxschutz ist kein Bürokratieobjekt, sondern ein Zeit- und Geldschutzschirm. Ein geübter TI-Störfallprozess mit Fallback auf Papier, Quittierung und späterer Synchronisation spart Nerven und Korrekturläufe. Ein Medikationscheck, der eMP-Daten, OTC-Routinen und bekannte Interaktionscluster automatisch in eine Beratungsvorlage gießt, reduziert Blindflug. Kurz: Prozess schlägt Hoffnung. Das ist anstrengend. Es ist aber der einzige Weg, die eigene Lage kalkulierbar zu halten.

Die ePA braucht Erstzugänge ohne Hürden und eine Führung, die Patientinnen und Patienten als Nutzen erleben. Solange die Schwelle hoch bleibt, verpufft der theoretische Mehrwert im Alltag. Daher ist jede Offizin gut beraten, einen einfachen Onboarding-Dialog zu etablieren: Ein QR-Quickguide am HV, ein Ein-Minuten-Pitch zur Sinnfrage, ein klarer Satz zur Datensouveränität und eine freundliche Einladung zur nächsten Aktualisierung. Klein, konkret, wiederholbar. Das ist keine Vision. Das ist Handwerk.

Auch das viel zitierte Thema „Prävention“ steht und fällt mit konkreten Paketen. Keine große Kampagne, sondern kleine Routinen, die greifen. Saisonale Checks (Blutdruck-Aktionswochen, Inhalationsschulung), Quartier-Kooperationen (Seniorentreff, Sportverein), klare Schwellenwerte mit Überleitungslogik zum Arzt. Die Formel ist simpel: Ein Angebot, ein Formular, ein Rückweg. Wer das mit zwei Messzahlen koppelt – Teilnahmequote und Wiedervorstellung – erzeugt kleine, harte Wirkungen. Und diese Wirkungen kann man erzählen.

Die Fixumsdebatte bleibt Kern. Ohne Basisvergütung mit Dynamik erodiert die Fläche, und ohne Fläche erodiert Versorgung. Das ist kein rhetorischer Trick, sondern die Algebra des Alltags. Deshalb gehört zur Gesprächsvorbereitung ein Paket aus drei Tabellen: Kostenstruktur 2021–2025 mit Energie, Lohn, IT und Retaxverlusten; Leistungsbündel mit Taktzeiten und Minimalvergütungen pro Modul; Szenario-Matrix für 0 %, 2 % und 5 % Dynamisierung. Wer so antritt, ersetzt Bitte durch Begründung. Und Begründungen halten länger als Empörung.

Im Maschinenraum der Selbstverwaltung zeigen sich ähnliche Muster: Legitimation entsteht nicht aus Paragrafen allein, sondern aus nachvollziehbarer Verteilung. Beitragsmodelle, die Heterogenität nicht sichtbar abbilden, erzeugen Widerstand, oft zurecht. Transparente Kalkulationen, ein öffentlicher Beitragsrechner, eine automatische Härtefall-Schiene – das sind keine Zugeständnisse. Das sind Stabilisatoren, die politische Schlagkraft zurückbringen. Vertrauen ist kein Beifang. Vertrauen ist Betriebsmittel.

Kommunikation ist dabei keine Kür, sondern eine Steuerungsfunktion. Ein Monatsdashboard an der Offizintür – „Impfungen, Checks, Botengänge, Rückfragen an Ärzte, vermiedene Doppelverordnungen“ – verwandelt Unsichtbares in Anschlussfähigkeit. Eine Zahl ist trocken. Drei Zahlen sind ein Muster. Ein kurzes Muster, das jeder versteht, ist Politikfähigkeit auf kleinem Raum. Erst Zahlen, dann Geschichten. So entsteht Glaubwürdigkeit ohne Pathos.

Es wäre bequem, auf warme Worte zu warten. Es wäre auch wirkungslos. Besser ist, die eigene Agenda mit robusten Routinen zu unterfüttern und die Forderungen daran festzumachen. In der Beratungspraxis zeigt sich: Weniger Reibung am HV-Tisch entsteht dort, wo Regeln sichtbar gelten. Wenn Rezeptwege klar sind, wenn Rückruflisten existieren, wenn Substitution und Rücksprache als Matrix vorliegen, sinkt die Lautstärke. Ruhe ist kein Luxus. Ruhe ist Produktivität.

Operativ heißt das: Heute einen A3-Zettel an den internen Board hängen – „Vier Hebel für Q4“ – und ihn jeden Montag anfassen. 1) Impfslots fix, 2) TI-Fallback geübt, 3) ePA-Onboarding erklärt, 4) Retaxquellen geschlossen. Dazu eine kleine Kennzahl je Hebel. Nicht perfekt, aber echt. Wenn etwas wirkt, bleibt es. Wenn etwas nicht wirkt, wird es ersetzt. So sieht Fortschritt aus dem Betrieb heraus aus, nicht von der Bühne.

Am Ende wird man sagen: Die Eckpunkte kamen, das Geld blieb knapp, die Verantwortung wuchs – und die Offizin hat geliefert. Nicht alles, aber das Entscheidende: Verlässlichkeit in der Fläche. Darauf lässt sich bauen. Darauf lässt sich verhandeln. Und darauf lässt sich eine Sprache gründen, die ohne große Gesten auskommt, weil die kleinen Beweise schon da sind.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Wer Zahlungsflüsse sichtbar macht, verhandelt aus Stärke.
Wer Abrechnung und Hilfsmittel standardisiert, gewinnt Ruhezeit für Beratung. Wer Prävention im Quartier verankert, stabilisiert Nachfrage und Gesundheit.

 

SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de

Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.

Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.

Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.

Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.

 

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