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APOTHEKE | Systemblick |Â
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Apotheken-News: Kommentar von heute
Kommentar von Seyfettin Günder zu den heutigen Apotheken-Nachrichten über
den dramatischen Strukturwandel in der Apothekenlandschaft, die wachsenden Haftungsrisiken, das richtungsweisende BGH-Urteil zu Rx-Boni sowie die sich verschärfenden Herausforderungen durch Digitalisierung, Fachkräftemangel und politischen Handlungsbedarf.
Apotheken sterben, Haftung wächst, Wettbewerb verschärft sich – dieser Satz trifft den Kern einer tiefgreifenden Transformation, die die deutsche Apothekenlandschaft im Jahr 2025 grundlegend prägt und die gesamte pharmazeutische Versorgung vor nie dagewesene Herausforderungen stellt. Die schiere Zahl von 250 Schließungen in nur einem halben Jahr bei gleichzeitig nur 33 Neugründungen verdeutlicht nicht nur die wirtschaftliche Schieflage, sondern ist auch ein alarmierendes Zeichen für die drohende Verödung vieler Regionen, insbesondere ländlicher Räume, in denen die Apotheken oft die letzte Gesundheitsinstanz vor Ort darstellen. Dieses dramatische Bild ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels mehrerer Faktoren, die sich gegenseitig verstärken und die Existenzgrundlage zahlreicher Apotheken bedrohen.
Das erste, was auffällt, ist der immense wirtschaftliche Druck, der auf den stationären Apotheken lastet. Steigende Betriebskosten – seien es Personalkosten, Mieten, Energiepreise oder Sicherheitsvorgaben – drücken die ohnehin knappen Margen der Betriebe. Diese Entwicklung trifft vor allem kleinere, unabhängige Apotheken, die nicht über die finanziellen Polster oder Skaleneffekte großer Verbünde verfügen. Gleichzeitig erfordert das komplexe und zunehmend regulierte Gesundheitsumfeld erhebliche bürokratische und administrative Ressourcen, die Personal und Kapazitäten binden, welche andernfalls in die Beratung und Versorgung fließen könnten. Der wachsende Wettbewerb durch Versandapotheken, die Rabatte auf rezeptpflichtige Medikamente anbieten dürfen – gestützt durch das jüngste BGH-Urteil –, verschärft diese Lage dramatisch. Während Versandapotheken ihre Preise flexibler gestalten können, bleiben stationäre Apotheken an die strenge Preisbindung gebunden, was sie in einem preissensiblen Markt massiv benachteiligt und ihre wirtschaftliche Stabilität gefährdet.
Die Konsequenzen dieses Wettbewerbsdrucks sind vielschichtig und reichen weit über betriebswirtschaftliche Fragestellungen hinaus. Die Versorgungssicherheit gerät zunehmend ins Wanken, wenn immer mehr Apotheken schließen, insbesondere in strukturschwachen und ländlichen Regionen. Diese Lücken in der Grundversorgung sind nicht nur logistisch problematisch, sie gefährden auch die Qualität der Arzneimitteltherapie. Apothekerinnen und Apotheker übernehmen eine Schlüsselrolle in der Arzneimittelberatung, der Prävention und der Begleitung chronisch Kranker. Das Verschwinden lokaler Versorger kann daher zu einer Verschlechterung der Patientensicherheit und des Gesundheitszustands ganzer Bevölkerungsgruppen führen.
Ein weiteres zentrales Problemfeld sind die exponentiell steigenden Haftungsrisiken, die das Berufsbild der Apotheke fundamental verändern. Über 6.400 Verdachtsfälle auf Behandlungsfehler allein im Jahr 2024 bei der Techniker Krankenkasse sind ein klares Warnsignal. Fehler in der Abgabe, unzureichende Beratung oder dokumentarische Mängel können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, bis hin zum Tod der Patienten. Diese Verantwortung lastet auf den Schultern der Apothekenleitung und aller Mitarbeitenden – und führt zu einem erheblichen wirtschaftlichen und psychischen Druck. Die traditionelle Berufshaftpflicht reicht nicht mehr aus, um die komplexen, neuartigen Risiken angemessen abzudecken. Spezialversicherungen mit hohen Deckungssummen und individuellen Konditionen werden daher zur Überlebensfrage.
Gleichzeitig steigt der Bedarf an einem professionellen Risikomanagement. Sicherheitssysteme, Prozessoptimierung, digitale Hilfsmittel und umfassende Schulungen sind unerlässlich, um Fehlerquellen systematisch zu minimieren. Diese Anforderungen erhöhen die Komplexität der Betriebsführung erheblich und verlangen von den Führungskräften neben wirtschaftlichem auch ein ausgeprägtes fachliches und organisatorisches Know-how.
Die politische Dimension darf in dieser Analyse nicht vernachlässigt werden. Die jüngsten Signale, wie der Besuch von Gesundheitsministerin Nina Warken in einer lokalen Apotheke oder die innerverbandlichen Auseinandersetzungen um Rücklagen und Beitragsrückzahlungen, zeigen, dass der Handlungsdruck auf allen Ebenen wächst. Förderprogramme, Entbürokratisierung und eine faire, zukunftsorientierte Vergütungsstruktur sind dringender denn je, um die Existenz der Apotheken zu sichern und den Beruf für junge Menschen attraktiv zu halten. Der Fachkräftemangel, verstärkt durch den demografischen Wandel und die oftmals schwierigen Arbeitsbedingungen, verschärft die Situation zusätzlich und stellt das gesamte Versorgungssystem vor fundamentale Herausforderungen.
Innovationen bieten zwar Chancen, doch sie bringen auch neue Anforderungen mit sich. Telepharmazie, digitale Beratung und Medikationsmanagement können die Attraktivität und Effizienz der Apotheken steigern, erfordern jedoch Investitionen in Technologie, Fortbildung und organisatorische Anpassungen. Diese Entwicklung ist unabdingbar, um sich in einem sich rasant wandelnden Gesundheitsmarkt zu behaupten, bedeutet aber auch zusätzlichen Druck auf die Betriebe.
Diese komplexen, miteinander verwobenen Herausforderungen machen deutlich, dass eine isolierte Betrachtung einzelner Probleme nicht ausreicht. Es braucht einen integrativen, ganzheitlichen Ansatz, der wirtschaftliche Stabilität, rechtliche Sicherheit, Innovation und Fachkräfteentwicklung miteinander verbindet. Nur so kann die Zukunftsfähigkeit des Apothekenwesens gesichert und die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung gewährleistet werden.
Der Zeitrahmen für diese Anpassungen ist eng. Das Tempo, in dem die Branche reagiert und sich wandelt, wird darüber entscheiden, ob Apotheken weiterhin tragende Säulen des Gesundheitssystems bleiben oder ob Versorgungslücken und Qualitätsverluste drohen. Hierbei kommt es auf eine enge Zusammenarbeit aller Akteure an: Politik, Verbände, Apothekenleitung und Mitarbeitende müssen gemeinsam und entschlossen handeln.
Das Verstehen dieser tiefgreifenden Veränderungen ist die Grundlage für die Entwicklung wirksamer Strategien und nachhaltiger Lösungen. Doch noch wichtiger ist das Handeln: Es ist kein Schluss, der nur gelesen werden will, sondern eine Wirkung, die bleiben muss – eine Herausforderung, die es anzunehmen gilt, bevor die Folgen unabsehbar werden. Nur wer die leisen Signale zwischen den Zeilen hört, wird rechtzeitig die richtigen Schritte einleiten.
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SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de
Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.
Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.
Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.
Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.
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