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  • 29.06.2025 – Positive Visionen nutzen, strukturelle Reformen angehen, Selbstbehauptung stärken
    29.06.2025 – Positive Visionen nutzen, strukturelle Reformen angehen, Selbstbehauptung stärken
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Berlin blockiert, die Kammern handeln: Ob Notdienstpapier, Rezeptverlängerung oder Sicherheitsstruktur – die Apothekerschaft entwirft...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Positive Visionen nutzen, strukturelle Reformen angehen, Selbstbehauptung stärken

 

Wie Apotheken ihren Wert sichtbar machen, Kammern neue Rollen finden und das Zukunftskonzept wieder Fahrt aufnehmen soll

Apotheken-News der Woche

Während die Bundesregierung ihre angekündigte Apothekenreform weiter aufschiebt und selbst einfache Anpassungen wie das Rx-Fixum auf 9,50 Euro nicht umsetzt, formieren sich auf Landes- und Kammerebene klare strategische Gegenentwürfe: Baden-Württemberg sorgt mit seinem Notdienstpapier für politische Bewegung, Brandenburg fordert Preistransparenz für neue Leistungen, und Schleswig-Holstein thematisiert die Grenzen rechtlicher Betriebsmodelle im Versand. Gleichzeitig ruft Hessen die Apotheken zum Katastrophenschutz, während die Bundesapothekerkammer ihre Rolle innerhalb der Abda neu definiert. Dr. Benjamin Wessinger wirbt für eine positive Vision der Apotheken als digital hochentwickelte Versorgungseinheit, die durch demografischen Wandel


Die Apothekenlandschaft steht im Jahr 2025 am Scheideweg – und das im wortwörtlichen Sinn. Zwischen strukturpolitischer Lähmung auf Bundesebene und wachsender Eigeninitiative in den Regionen zeigt sich ein Bild der Branche, das widersprüchlicher kaum sein könnte. Während das Bundesgesundheitsministerium unter der neuen Ressortleitung von Nina Warken bislang kaum handlungsfähig erscheint und die dringend erwartete Apothekenreform weiter auf Eis liegt, entstehen an anderer Stelle mutige Vorstöße, präzise Forderungen und zunehmend ausformulierte Zukunftskonzepte. Gerade die Kammern und einzelnen Akteure innerhalb der Selbstverwaltung tragen dazu bei, dass sich die Branche nicht nur defensiv gegen die Krise stellt, sondern aktiv nach Wegen sucht, diese in Chancen zu überführen.

Ein Beispiel für diese Neuausrichtung lieferte Dr. Benjamin Wessinger auf der Interpharm mit seinem Vortrag zur Zukunft der Apotheke. Statt sich in Klageduktus zu verlieren, präsentierte Wessinger ein konstruktives Szenario, das sich bewusst von der oft dominierenden Defizitrhetorik absetzt. Seine zentrale These: Apotheken seien in vielen Bereichen bereits heute digitale Vorreiter – effizient, vernetzt, standardisiert. Keine andere Handels- oder Versorgungsbranche sei derart tief digital durchdrungen wie die Apotheke. Daraus ergebe sich kein Anlass zur Selbstzufriedenheit, wohl aber ein struktureller Vorteil, der im Zusammenspiel mit vier gesellschaftlichen Megatrends – demografischer Wandel, Landflucht, Digitalisierung und einem veränderten Gesundheitsverständnis – zum strategischen Vorteil werden könne. So könne etwa der zunehmende Mangel an Ärzten zu einer Renaissance der Apotheke als Erstansprechpartner führen. Komplexere Therapien wiederum erforderten eine intensivere Beratung – und damit pharmazeutische Kompetenz. Die künftige Versorgungsrealität, so Wessingers optimistische Prognose, könne zu einer echten heilberuflichen Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen, Ärzten und Apothekerschaft führen – nicht als Machtkampf, sondern als geteilte Verantwortung.

In frappierendem Gegensatz zu dieser positiven Vision stehen die aktuellen Einschätzungen zur politischen Großwetterlage. Auf der Kammerversammlung in Berlin erklärte Ina Lucas, Vizepräsidentin der Abda, dass eine Reform der Apothekenvergütung vor der Sommerpause de facto ausgeschlossen sei. Auch ein einfacher Beschluss zur Anhebung des Rx-Fixums auf 9,50 Euro, der keine Gesetzesänderung erfordert, wird offenbar nicht priorisiert. Dabei wäre es, so Lucas, ein symbolischer und praktischer Schritt zugleich: Ein Signal der Ernsthaftigkeit und eine kurzfristige Stärkung der Betriebe. Immerhin habe der Berliner Bürgermeister Kai Wegner Bereitschaft signalisiert, einen Apothekengipfel zu unterstützen – in Analogie zum bayerischen Modell. Die Berliner Kammer will diesbezüglich eine Initiative auf dem Deutschen Apothekertag starten. Ziel: Teile des „Pharmacy First“-Konzepts für die Versorgung von Chronikern schneller zur Anwendung zu bringen. Die Hoffnung ruht damit zunehmend auf regionalen Signalen – und dem strukturellen Rückhalt der Länder, nicht der Bundesebene.

Auch Brandenburg signalisiert Veränderungswillen. Jens Dobbert, Kammerpräsident in Potsdam, sprach auf der Kammerversammlung nicht nur offen über die internen Mechanismen, die zur Abwahl von Gabriele Overwiening führten – sondern nutzte die Gelegenheit auch für einen klaren Paradigmenwechsel. Neue Leistungen, so Dobbert, dürften nicht mehr „in Vorleistung“ erbracht werden. Die jahrzehntelange Praxis, Dienstleistungen ohne finanzielle Absicherung einzuführen, habe zu einer toxischen Erwartungshaltung in der Politik geführt. Der Deutsche Apothekerverband müsse künftig jedes Leistungsangebot mit einem klaren Preisschild versehen. Das sei keine Unhöflichkeit, sondern wirtschaftliche Vernunft – und letztlich der einzige Weg, um Honorierung und Wertschätzung wieder miteinander zu verknüpfen.

Dass auch strukturelle Sicherheitsfragen keine Randthemen mehr sind, zeigte Christian Ude, Präsident der LAK Hessen. In einem emotionalen, aber sachlich unterfütterten Appell rief er dazu auf, die Apotheken stärker in den Katastrophenschutz einzubinden. Dabei gehe es nicht um apokalyptische Szenarien – etwa einen Raketenangriff auf Frankfurt –, sondern um ganz konkrete Fragestellungen: Wie kann die Arzneimittelversorgung im Falle von Blackouts, Hochwasser, Pandemiewellen oder Cyberangriffen aufrechterhalten werden? Welche Kommunikationsmittel sind im Krisenfall verfügbar, welche Lieferwege können redundant aktiviert werden? Bisher seien solche Fragen nur randständig behandelt worden. Dass sie nun prominent auf die Agenda kommen, ist dem Weitblick der Landesebene zu verdanken – und könnte zur Blaupause für andere Kammern werden.

Eine Kammer, die sich derzeit besonders dynamisch zeigt, ist Baden-Württemberg. Unter der Führung von Martin Braun hat die LAK ein Notdienstpapier vorgelegt, das nicht nur innerhalb der Apothekerschaft, sondern auch in der Politik Aufmerksamkeit erzeugt. Höhere Vergütungen, teilhonorierte Bereitschaftsdienste und neue Formen der ärztlich-apothekerlichen Zusammenarbeit gehören zu den Kernelementen. Die Reaktion: offen, interessiert, konstruktiv – so Braun. In Berlin hingegen: Funkstille. Dass ausgerechnet die Bundesabda kein positives Echo auf den Vorstoß aus Stuttgart sendet, kommentieren Beobachter mit stillem Kopfschütteln. Und die LAK macht weiter: Ein neuer Vorschlag zur ärztlichen Rezeptkennzeichnung mittels Ampelsystem soll künftig ermöglichen, dass stabil eingestellte Chroniker Folgerezepte direkt in der Apotheke verlängern können – ohne neuerliche ärztliche Verordnung. Was in vielen Praxen längst informell gehandhabt wird, soll strukturell und rechtlich abgesichert werden. Ein pragmatischer Vorschlag, der Versorgung erleichtert, Bürokratie abbaut – und niemandem schadet.

In Hamburg zeichnete sich ebenfalls eine neue Akzentuierung ab. Holger Gnekow und Stephanie Tiede berichteten von einer Klausurtagung der BAK, in der es nicht um kosmetische Strukturdebatten, sondern um inhaltliche Selbstverortung ging. Die Bundesapothekerkammer wolle künftig nicht nur verwalten, sondern gestalten – ob in Fragen der Berufsbilderweiterung, der Notdienstregelung oder des Selbstverständnisses im heilberuflichen Kontext. Ob dies zu einer echten Neuausrichtung innerhalb der Abda führt, bleibt offen. Doch der Impuls ist gesetzt.

Auch in Schleswig-Holstein formiert sich ein neuer Ton. Kammerpräsident Kai Christiansen beschrieb eine Bundespolitik, die „vorsichtige Wertschätzung“ zeige – ein Novum im Vergleich zur Ära Lauterbach. Doch er warnte vor vorschnellem Vertrauen. Wertschätzung müsse sich in strukturellen Entscheidungen zeigen – nicht nur in freundlicher Sprache. Besonders kritisch äußerte sich Christiansen zur Problematik der Botendienst-Terminals im Einzelhandel. Zwar sei der Betrieb juristisch gedeckt, doch stelle sich die Frage, ob die Telematik-Infrastruktur damit noch sicher sei. Sein Gegenvorschlag: Ein regionales Modell, bei dem Apotheken gemeinsam ein Terminal betreiben – kontrolliert, datensicher, zugelassen. Ob diese Idee mehrheitsfähig wird, bleibt abzuwarten.

Einen weiteren Lichtblick liefert die Noventi-Gruppe. Nach Jahren der Unsicherheit, Sanierung und Umstrukturierung vermeldet das Unternehmen für 2024 die Rückkehr in die Gewinnzone. Der Weg war schmerzhaft: Personalabbau, Aufgabe von Softwarelinien, Konzentration auf das Kerngeschäft. Doch Vorstandschef Mark Böhm zeigt sich optimistisch: Bei der Rezeptabrechnung sei man weiterhin Qualitätsführer – und wolle dies künftig auch bei Softwarelösungen werden. In einer Branche, die von Instabilität geprägt ist, signalisiert Noventi damit: Konsolidierung ist möglich.

Die Frage nach klaren Regeln und Grenzen stellt sich auch im Kontext der Cannabisverordnung. Der niedersächsische Gesundheitsminister Andreas Philippi sprach sich jüngst dafür aus, Cannabisverordnungen künftig wieder an einen persönlichen Arztkontakt zu koppeln. Damit reagiert er auf die problematische Entwicklung, dass über Plattformen ohne valide Erstdiagnose Verordnungen generiert werden. Unterstützung erhält er von Cathrin Burs, Präsidentin der LAK Niedersachsen. Sie fordert sogar, Cannabis wieder als Betäubungsmittel einzustufen. Ob diese Rückstufung realistisch ist, bleibt unklar – aber der politische Druck auf den Gesetzgeber wächst.

Was all diese Entwicklungen gemeinsam haben: Sie zeigen, dass die Apothekerschaft nicht mehr wartet. Sie formuliert Forderungen, sie entwickelt Modelle, sie tritt in Vorleistung – aber mit Preisetikett. Es ist ein schleichender, aber entschlossener Rollenwechsel: von der verwaltenden zur gestaltenden Standespolitik. Nicht mehr die Abda im Zentrum, sondern die Kammern, nicht mehr Berlin als Hoffnungsträger, sondern die Regionen als Realisierer.

Die Apothekenreform mag ruhen – die Apotheken selbst tun es nicht.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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