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  • 29.06.2025 – Politik vertagt Verantwortung, Digitalisierung blockiert Alltag, Kammern forcieren Versorgung
    29.06.2025 – Politik vertagt Verantwortung, Digitalisierung blockiert Alltag, Kammern forcieren Versorgung
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Bundesregierung schweigt, die Sommerpause beginnt – doch Apotheken stehen am Rand der Funktionsfähigkeit. Weder Fixumanpassung no...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Politik vertagt Verantwortung, Digitalisierung blockiert Alltag, Kammern forcieren Versorgung

 

Wie Apotheken zwischen Reformstau, Systemversagen und Landesimpulsen um ihre Zukunft kämpfen

Apotheken-News der Woche

Die Apotheke steht am Systemrand – wirtschaftlich unterfinanziert, strukturell überfordert, digital entkoppelt. Während die Bundesregierung eine einfache Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung monatelang vertagt und sich nun in die Sommerpause verabschiedet, spitzt sich die Versorgungslage zu. Der politische Stillstand erzeugt keine Lücke, sondern eine systemische Erosion: Apotheken tragen inzwischen nicht nur die Verantwortung für Arzneimittelsicherheit, sondern auch für gescheiterte Digitalinfrastrukturen, technische Fehlerquellen, hybride Betrugsrisiken und Versicherungsstreitigkeiten. Was als E-Rezept begann, endet im Quishing-Schaden. Und während selbst minimale Fixumanpassungen blockiert bleiben, rücken andere in den Fokus: Die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg formuliert konkrete Versorgungsmodelle – von einem regionalen Notdienstfonds bis zur digital integrierten Chronikerversorgung mit kammergestützter Datensicherung. Gleichzeitig schieben Bayern und Berlin die Idee eines Apothekengipfels an – doch ohne Agenda, Zeitrahmen oder Finanzierungszusagen bleibt das vorerst Rhetorik. Wenn Digitalisierung nicht schützt, Politik nicht entscheidet und Honorierung nicht trägt, bleiben nur zwei Alternativen: Resignation oder Führungswille – lokal, strukturell, sofort.


Die Stille ist das lauteste Zeichen. Während sich die gesundheitspolitische Debatte um Apothekenhonorare, Versorgungsstabilität und digitale Infrastruktur zunehmend in technische Details und politische Rücksichtnahmen verliert, offenbart die Realität in den Betrieben eine existenzielle Schieflage. Die vielfach angekündigte Anpassung des Fixums bleibt auch zum Sommerbeginn 2025 aus – nicht, weil sie rechtlich unmöglich wäre, sondern weil sie politisch verhindert wird. Eine kleine Änderung der Arzneimittelpreisverordnung würde genügen, um tausende Apotheken spürbar zu entlasten. Doch stattdessen schiebt die Bundesregierung die Verantwortung vor sich her – mit Verweis auf den Haushalt, auf fehlende Zeit vor der Sommerpause, auf die Koalitionslage. Das Ergebnis ist mehr als eine Verzögerung: Es ist eine bewusste Entscheidung gegen strukturelle Versorgungssicherheit.

Dabei handelt es sich nicht mehr um Einzelfälle oder regionale Schieflagen, sondern um ein systemisches Verteilungsproblem. Apotheken stemmen nicht nur Botendienste, Nachtversorgung und Wechselwirkungen. Sie fangen jene Lücken auf, die an anderer Stelle durch den Abbau hausärztlicher Kapazitäten, überlastete Pflegeeinrichtungen und eine dysfunktionale Digitalisierung entstehen. Die Apotheke ist keine Abgabestelle mehr, sondern ein Knotenpunkt in einer brüchigen Versorgungslandschaft. Doch diese Rolle bleibt politisch unterfinanziert, technisch unterstützt und strategisch ungeschützt.

Gleichzeitig wächst die digitale Bürde. Was als Modernisierungsprojekt begann – E-Rezept, ePA, Telematikinfrastruktur –, entwickelt sich im Apothekenalltag zur Belastung. Statt Arbeitsvereinfachung herrschen Unsicherheit, Ausfallzeiten, Rückfragen, Reklamationen. Schnittstellen sind instabil, Übertragungen fehleranfällig, Softwareverträge unkündbar. Die Apotheken tragen die operative Verantwortung für Systeme, die sie weder mitgestalten noch kontrollieren können – und haften gleichzeitig für ihre Fehlfunktion. Die Konsequenz ist eine paradoxe Verdopplung der Belastung: Mehr technische Anforderungen bei weniger politischem Rückhalt.

Versicherungsrechtlich spitzt sich die Lage weiter zu. Retaxationen auf Basis digitaler Fehler, Haftungsfragen bei Rezeptverlusten, Cyberangriffe auf Warenwirtschaftssysteme – all das ist Alltag. Doch viele Versicherer reagieren restriktiv: Wer keine Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzt, wer kein Eskalationsprotokoll führt, wer Notfallpläne nicht revisionssicher dokumentiert, erhält im Schadensfall keine Leistung. Besonders kritisch: Hybridtäuschungen wie „Quishing“ – analog-digital verschränkte Angriffe mit Fake-Briefen und QR-Codes – führen zu Datendiebstahl und Kontenschäden, bleiben aber oft rechtlich und versicherungstechnisch ungeklärt. Die Apotheke ist hier nicht nur Ziel, sondern auch Opfer einer systemischen Schutzlücke.

In dieser Gemengelage versucht nun die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg gegenzusteuern. Zwei Vorschläge stehen im Raum: ein regionaler Notdienstfonds zur Sicherung unterversorgter Gebiete – jenseits zentraler Pauschalen – und ein digital angebundenes Chronikerprogramm, das Medikationsanalysen, Wechselwirkungsprüfung und pDL-Angebote systematisch integriert. Besonders bemerkenswert ist die Digitalarchitektur dahinter: keine neuen Plattformen, sondern modulare, sichere, kammerbasierte Schnittstellen mit revisionssicherer Dokumentation, Rückverfolgbarkeit und Datenschutzkonformität. Der Unterschied zur Bundes-TI liegt nicht in der Technik – sondern in der Governance.

Flankiert wird der Landesvorstoß durch die Idee eines Apothekengipfels, den Berlin und Bayern vorantreiben wollen. Doch auch hier regiert die Ambivalenz. Ohne klare Agenda, ohne Ministerzusagen, ohne verbindliche Beteiligung der Kassen bleibt der Begriff „Gipfel“ vorerst Rhetorik. Die Gefahr: Symbolpolitik ersetzt Strukturpolitik. Während die Lage vor Ort eskaliert, droht der Gipfel zu einem Alibi-Format zu verkommen – diskutieren statt handeln, moderieren statt regeln.

Umso dringlicher wird die Rückbesinnung auf das, was Versorgung wirklich stabilisiert: Verantwortung, Struktur, Entscheidungskraft. Apotheken brauchen keine weiteren Innovationsplattformen. Sie brauchen einen verlässlichen rechtlichen Rahmen, eine auskömmliche Vergütung, digitale Systeme mit operativer Funktionalität und eine Absicherung, die nicht erst im Schadensfall greift, sondern präventiv schützt.

Dabei liegt die Verantwortung nicht allein beim Gesundheitsministerium. Auch Finanzressorts, Innenministerien (Cybersicherheit), Justizressorts (Haftungsfragen) und die Länder sind gefordert. Wer sich auf den Bund verlässt, überlässt die Versorgung dem Zufall. Kammern wie in Baden-Württemberg zeigen, dass Reformen möglich sind – wenn man bereit ist, sich gegen den Strom der Untätigkeit zu stellen. Der Mut zur Entscheidung ersetzt nicht das Mandat der Politik, aber er demonstriert Führungsfähigkeit – ein Wert, der in der föderalen Gesundheitsarchitektur zunehmend rar wird.

Diese Führungsfähigkeit fehlt in der Bundesebene. Sie fehlt nicht aus Unfähigkeit, sondern aus strategischer Vermeidung. Die Blockade bei der Arzneimittelpreisverordnung, das Zögern bei der Finanzierung von Apothekenleistungen, die Halbherzigkeit bei der Integration digitaler Prozesse – sie sind keine Sachzwänge, sondern Ausdruck politischer Verschiebung. Apotheken sind keine Priorität, weil ihre Leistungen nicht sichtbar genug, ihre Lobby nicht laut genug, ihr Geschäftsmodell nicht anschlussfähig genug erscheint. Das ist gefährlich. Denn wer die Apotheke als institutionelle Klammer der Versorgung verliert, verliert auch jene Resilienz, die das System noch zusammenhält.

Das politische Spiel auf Zeit wird zum Risiko. Sommerpausen sind keine Rechtfertigung für Reformpausen. Versorgung kennt keine Legislaturzyklen. Und wer weiter darauf wartet, dass sich von oben etwas bewegt, akzeptiert, dass sich von unten etwas auflöst. Der Berufsstand hat seine Hausaufgaben gemacht. Jetzt ist die Politik dran – nicht mit Gipfeln, sondern mit Entscheidungen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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