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  • 28.06.2025 – Kompetenzverschiebung fordert neue Bündnisse, Versorgungsgrenzen provozieren Systemfragen, britische Modelle taugen nicht als Vorlage
    28.06.2025 – Kompetenzverschiebung fordert neue Bündnisse, Versorgungsgrenzen provozieren Systemfragen, britische Modelle taugen nicht als Vorlage
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Neue Aufgaben bei fehlender Basis: Apotheken zwischen Kompetenzzuwachs und Systemversagen – wirtschaftlich, juristisch und gesundheit...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Kompetenzverschiebung fordert neue Bündnisse, Versorgungsgrenzen provozieren Systemfragen, britische Modelle taugen nicht als Vorlage

 

Erweiterte Apothekenkompetenzen benötigen ärztliche Mitwirkung und gesetzliche Klarheit, das Patientenwohl entscheidet über die Rollenverteilung, nationale Versorgung darf kein britisches Krisenmodell kopieren

Apotheken-News von heute

Die Debatte um erweiterte Apothekenkompetenzen trifft auf ein Versorgungssystem in Schieflage: Während politische Akteure von „Pharmacy first“ sprechen, wird in der Praxis die Substanz untergraben – wirtschaftlich, strukturell, vertragsrechtlich. Die IKK classic entzieht zahlreichen Apotheken ihre Hilfsmittelverträge, Rücklagen werden zunehmend spekulativ investiert, das Fixhonorar bleibt seit über einem Jahrzehnt unangetastet. Die WHO warnt gleichzeitig vor Millionen vermeidbaren Todesfällen durch nichtübertragbare Krankheiten, während Präventionsprogramme in Deutschland unterfinanziert und apothekenfern bleiben. Studien belegen die gesundheitliche Wirkung kleiner Alltagsmaßnahmen wie schwarzer Kaffee ohne Zucker – doch in Apotheken fehlt es an Ressourcen, um solche Erkenntnisse systematisch in Beratung und Prävention zu überführen. Der Vertrauensverlust in die politische Gesundheitsführung, befeuert durch die Maskengeschäfte rund um Jens Spahn, verstärkt die Unsicherheit. Apotheken stehen heute nicht am Rand, sondern im Brennpunkt – doch ihnen fehlt der Rückhalt, um diese Rolle dauerhaft und sicher auszufüllen. Was sie brauchen, ist kein weiteres Kompetenzpaket, sondern ein belastbares Systemversprechen.


Inmitten wachsender Versorgungsprobleme, finanzieller Unsicherheiten und politischer Umdeutungen steht die Apotheke erneut im Zentrum einer Strukturdebatte, deren Folgen weit über die Standesgrenzen hinausreichen. Die Diskussion um erweiterte Apothekenkompetenzen hat Fahrt aufgenommen – getrieben von politischen Impulsen, flankiert von Standesvertretern, kritisch beäugt von ärztlicher Seite. Die Debatte um „Pharmacy first“ ist dabei mehr als ein semantischer Export aus Großbritannien. Sie stellt das bisherige Verständnis von Erstkontakt, Diagnostik und Versorgungskontinuität infrage. Während im britischen NHS-System Apotheken zu medizinischen Versorgungsstationen mutierten – vor allem aus der Not heraus –, warnt der deutsche Kontext mit Recht vor der Übertragung solcher Krisenmodelle. Die dortige „First Contact Practitioner“-Rolle wurde ohne strukturelle Rückbindung, ohne verlässliche Dokumentationsstandards und ohne Rechtsklarheit eingeführt – mit Folgen, die in Deutschland nicht reproduziert werden dürfen. Wer neue Verantwortung überträgt, muss auch neue Sicherheiten schaffen: juristisch, fachlich, versorgungspolitisch. Das Patientenwohl darf nicht zwischen Kompetenzzuwachs, Abrechnungslücken und Zuständigkeitsstreit aufgerieben werden.

Diese Grundsatzfrage trifft auf eine konkrete Eskalation: Die IKK classic hat tausende Apotheken aus dem Hilfsmittelvertrag gestrichen. Die Botschaft: „Bitte wählen Sie einen neuen Versorger.“ Hinter dieser formalen Aussage verbirgt sich ein harter Versorgungsbruch – vor allem für chronisch Kranke, pflegebedürftige Menschen und Langzeitversorgte. Wer sich auf bewährte Apothekenstrukturen verlässt, wird nun zur Umstellung gezwungen – ohne medizinischen Grund, allein aufgrund wirtschaftlicher Kalkulationen. Besonders prekär ist die Situation im ländlichen Raum, wo Alternativen oft fehlen. Für viele Apotheken bedeutet diese Entscheidung nicht nur den Verlust eines Versorgungsauftrags, sondern den Verlust von Bindung, Vertrauen und wirtschaftlicher Stabilität. Rückmeldungen aus Sachsen, NRW und Brandenburg zeigen: Die politische Reaktion bleibt bisher aus – während Betriebe still untergehen.

Gleichzeitig wird die wirtschaftliche Basis der Apotheken weiter ausgehöhlt. Das Fixhonorar liegt seit 2013 unverändert bei 8,35 Euro – während Löhne, Energie, Miete, Versicherungen und IT-Kosten gestiegen sind. Ein einfacher Vergleich macht die Schieflage deutlich: Während Ärztehonorare in der gleichen Zeit um fast 30 Prozent angepasst wurden, stagnieren die Einnahmen der Apotheken trotz wachsender Aufgaben. Die Standesvertretung bemüht sich um Kompensation über pDL, aber das kompensiert nicht den Strukturverfall. Es ist ein Stillstand mit Ansage – und viele Kolleginnen und Kollegen fragen sich zu Recht, weshalb die politische Wertschätzung bei jeder Gelegenheit beteuert, aber nie finanziell hinterlegt wird.

In dieser Situation entdecken immer mehr Apothekeninhaber den Kapitalmarkt. Rücklagen werden zu Renditevehikeln – in der Hoffnung, die wirtschaftliche Unsicherheit durch externe Erträge abzufedern. Doch Finanzberater und Versicherungsjuristen schlagen Alarm: Wer Betriebsrücklagen in volatilen Märkten parkt, verliert nicht nur Handlungsfähigkeit, sondern läuft Gefahr, bei plötzlichen Ausfällen – sei es durch Hochwasser, Cyberangriffe oder Lieferstörungen – nicht mehr reaktionsfähig zu sein. Die Grenze zwischen legitimer Kapitalvermehrung und riskanter Spekulation ist fließend – und sie wird aktuell zu oft überschritten. Besonders riskant: Der Druck wächst, „verlorene Jahre“ durch überzogene Renditeerwartungen auszugleichen – ein Verhalten, das betriebliche Resilienz durch Risikobereitschaft ersetzt.

Parallel dazu veröffentlichte die WHO ihre neue Bilanz zur gesundheitlichen Lage Europas. 1,8 Millionen Todesfälle jährlich – vermeidbar durch Prävention, Aufklärung, frühzeitige Diagnostik. Die Risikofaktoren sind bekannt: Adipositas, Alkohol, Rauchen, Inaktivität. Die politischen Versäumnisse ebenso: Präventionsprogramme sind unterfinanziert, strategisch unkoordiniert, häufig kommunal fragmentiert. Während Notfallmedizin und Intensivstationen ausgebaut werden, bleibt das Vorsorgefundament brüchig. Deutschland liegt laut WHO im EU-Vergleich nur im Mittelfeld – trotz eines der teuersten Gesundheitssysteme weltweit. Die strukturelle Schwäche liegt nicht in der Technik, sondern in der politischen Entscheidung, Prävention nicht als systemrelevante Investition zu betrachten.

Die Apotheke könnte genau hier ansetzen. Als niedrigschwelliger Gesundheitsanker vor Ort wäre sie ideal positioniert, um Gesundheitskompetenz, Früherkennung und Verhaltensberatung zu fördern. Doch stattdessen wird sie mit Rezeptpflicht-Checks, Lieferengpassmanagement, Rabattvertragsfolgen und DSGVO-Dokumentationen überfordert. Die inhaltliche Entwertung beginnt bei der fehlenden Einbindung in nationale Präventionspläne. Wo ist das „Public Health Pharmacy“-Modell? Wo ist die sektorenübergreifende Zusammenarbeit mit Gesundheitsämtern, KVen und Kitas? Wo ist die Finanzierung für Präventionsberatung durch Apotheker? Solange diese Fragen offen bleiben, bleibt das politische Bekenntnis zur Apothekenrolle in der Prävention nur Rhetorik.

Dass Prävention funktionieren kann – und zwar ohne Milliardeninvestitionen – zeigen zwei großangelegte Studien aus den USA: Menschen, die regelmäßig Kaffee trinken – ohne Zucker, ohne fetthaltige Zusatzstoffe –, haben ein signifikant reduziertes Risiko für vorzeitige Mortalität und kognitive Degeneration. Koffein, Polyphenole und antioxidative Wirkmechanismen sind gut erforscht. Das Überraschende ist nicht der Effekt, sondern die relative Einfachheit der Maßnahme. Prävention muss nicht teuer sein, sondern gezielt. Die Apotheke könnte solche Alltagsempfehlungen sichtbar machen – in Beratungsgesprächen, in Quartiersprojekten, in der Interaktion mit den Jüngsten und Ältesten der Gesellschaft. Doch solange die betriebliche Substanz fehlt, werden auch solche Chancen ungenutzt bleiben.

Diese Schwächung strategischer Grundlagen betrifft nicht nur politische Institutionen, sondern auch den innerbetrieblichen Rückhalt. Viele Apotheken berichten von einem mentalen Zustand permanenter Anspannung: zwischen Retaxandrohungen, Personalengpässen, Lieferengpässen, Betriebsprüfungen, Pandemie-Folgekosten, Datenschutzverordnungen und unerfüllten Digitalisierungspflichten. Das Maß an Resilienz, das Inhaberinnen und Inhaber aufbringen müssen, ist längst nicht mehr Ausdruck unternehmerischer Stärke – es ist Zeichen struktureller Überforderung, der keine Entlastungsstrategie gegenübersteht.

Parallel dazu bleibt das Vertrauen in die politische Integrität der Gesundheitsverantwortlichen angeschlagen. Der Fall Jens Spahn, der wegen seiner Maskengeschäfte erneut im Fokus steht, illustriert das Misstrauen weiter Bevölkerungskreise gegenüber Entscheidungen in der Pandemie. Für Apotheken, die damals ohne Rückendeckung, aber mit Verantwortungsbewusstsein agierten, ist das eine bittere Erfahrung. Vertrauen in politische Gesundheitsführung ist eine Voraussetzung für jedes Versorgungssystem – und es wird nicht durch Sonntagsreden, sondern durch Integrität, Transparenz und Fairness erzeugt.

Die Apotheke ist kein logistischer Restposten. Sie ist kein Tarifverlierer, kein Versorgungslückenfüller, kein politisches Ventil. Sie ist eine tragende Säule. Wer ihre Kompetenzen erweitern will, muss ihr Rückhalt verschaffen – finanziell, rechtlich, gesellschaftlich. Alles andere ist Delegationsrhetorik ohne Substanz.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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