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  • 27.06.2025 – Apotheken digital stärken, Versorgungsstrukturen sichern, Gesundheitsinnovationen vorantreiben
    27.06.2025 – Apotheken digital stärken, Versorgungsstrukturen sichern, Gesundheitsinnovationen vorantreiben
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Dieser Bericht analysiert zwölf zentrale Themen von der digitalen Apothekenpräsenz über finanzielle Herausforderungen und NachwuchsfÃ...

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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken digital stärken, Versorgungsstrukturen sichern, Gesundheitsinnovationen vorantreiben

 

Digitale Präsenz als Umsatzfaktor ausbauen, finanzielle Stabilität durch Reformen sichern, medizinische Fortschritte patientennah integrieren

Apotheken-News von heute

Die Apothekenbranche befindet sich im Umbruch, in dem digitale Angebote wie Websites mit Vorbestellfunktionen und Online-Beratung als Umsatzmotoren dienen, während die Finanzlage der GKV Reformdruck erzeugt und die Versorgung durch Vertragskündigungen und steigende Kosten gefährdet wird. Nachwuchsförderung, Katastrophenschutz und die Positionierung der ABDA sind Schlüsselfaktoren der Zukunft, ebenso wie eine nachhaltige Notdienstvergütung, evidenzbasierte Medikamentenberatung und innovative Therapien bei Parkinson und Migräne. Prävention durch Schwimmausbildung und moderne Sonnenschutzmittel erweitern die Aufgaben der Apotheken und zeigen, wie Digitalisierung, Reformen und medizinischer Fortschritt in der Praxis zusammenwirken, um die Gesundheitsversorgung patientennah und zukunftsfähig zu gestalten.

 

Apotheken-Websites als Umsatzmotor, Online-Rechtsschutz im Wettbewerb, digitale Mitarbeitergewinnung

Eine professionelle Online-Präsenz steigert Apothekenumsätze nachhaltig, Rechtsschutz sichert vor Wettbewerbsfallen ab, digitale Strategien sind Schlüssel für qualifizierten Nachwuchs

Die Bedeutung einer professionellen und strategisch ausgerichteten Online-Präsenz hat in nahezu allen Branchen maßgeblich zugenommen – auch im Apothekensektor stellt die Website längst nicht mehr nur ein optionales Add-on dar, sondern einen essenziellen Umsatz- und Wettbewerbsmotor. Während viele Apothekeninhaber ihre digitalen Auftritte noch als nebensächlich betrachten oder mit minimalem Aufwand betreiben, zeigen aktuelle Marktanalysen und Kundenerfahrungen, dass diese Haltung erhebliche wirtschaftliche Nachteile mit sich bringt. Apotheken-Websites sind heute weit mehr als digitale Visitenkarten; sie sind interaktive Plattformen, die die Kundenbindung stärken, Neukunden gewinnen und als Schnittstelle für vielfältige Dienstleistungen fungieren. In einem zunehmend digitalisierten Gesundheitsmarkt erwarten Verbraucher umfassende Online-Informationen, einfache Kontaktmöglichkeiten, Vorbestellfunktionen und serviceorientierte Features wie Online-Beratung oder Erinnerungssysteme für Medikamenteneinnahmen. Fehlende oder veraltete Online-Angebote führen hingegen schnell zu Kundenverlusten, da Patientinnen und Patienten zur Konkurrenz abwandern, die ihre Bedürfnisse digital besser adressiert.

Darüber hinaus ist die Online-Präsenz ein zentraler Faktor für die Gewinnung qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die heute aktiv über digitale Kanäle nach attraktiven Arbeitgebern suchen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und einer alternden Belegschaft ist die digitale Sichtbarkeit der Apotheke als Arbeitgeber entscheidend. Eine moderne, übersichtliche Website, die Informationen zu offenen Stellen, Weiterbildungsmöglichkeiten, Teamkultur und Benefits transparent vermittelt, erhöht die Reichweite und die Anziehungskraft erheblich. Viele Bewerberinnen und Bewerber treffen ihre Entscheidung für oder gegen eine Bewerbung bereits vor dem ersten persönlichen Kontakt anhand des digitalen Eindrucks. Apotheken, die hier versäumen, sich als moderne und attraktive Arbeitgeber zu präsentieren, verschärfen ihre Nachwuchsprobleme und riskieren eine zunehmende Personalnot, die sich unmittelbar auf die Versorgungsqualität und den wirtschaftlichen Erfolg auswirkt.

Parallel zu diesen Chancen eröffnet die Digitalisierung jedoch auch rechtliche Herausforderungen, die im Apothekenumfeld besondere Relevanz besitzen. Die Werbung und Außendarstellung von Apotheken unterliegen strengen gesetzlichen Vorgaben und berufsrechtlichen Regelungen, die bei der Gestaltung der Website zwingend beachtet werden müssen. Insbesondere das Wettbewerbsrecht – auch als Lauterkeitsrecht bekannt – schützt Mitbewerber und Verbraucher vor unlauteren Praktiken, irreführender Werbung und unzulässigen Vergleichsaussagen. Fehlerhafte oder missverständliche Online-Inhalte können schnell Abmahnungen, kostspielige Unterlassungsklagen und erhebliche Imageschäden nach sich ziehen. Die Vielzahl an Urteilen und behördlichen Hinweisen zeigt, dass gerade Apotheken mit ihrer komplexen Dienstleistungspalette in der digitalen Kommunikation besondere Sorgfalt walten lassen müssen. In diesem Kontext gewinnt eine branchenspezifische Rechtsschutzversicherung mit integriertem Wettbewerbsrechtsschutz eine immer größere Bedeutung. Diese Absicherung schützt Apotheken nicht nur gegen die finanziellen Folgen von Abmahnungen, sondern bietet auch umfassende juristische Beratung und Unterstützung im Falle von Rechtsstreitigkeiten. Sie ermöglicht es, Risiken frühzeitig zu erkennen und rechtssicher zu agieren, sodass Betreiberinnen und Betreiber die Chancen der Digitalisierung unbesorgt nutzen können.

Eine branchenspezifische Rechtsschutzversicherung für Apotheken berücksichtigt die besonderen Anforderungen und Risiken der Branche, wie etwa Heilmittelwerbegesetz, Apothekenbetriebsordnung und berufsrechtliche Vorgaben, und stellt maßgeschneiderte Deckungen bereit, die von Standardversicherungen nicht abgedeckt werden. Somit wird nicht nur der Schutz vor Wettbewerbsverstößen sichergestellt, sondern auch beispielsweise die Absicherung bei Streitigkeiten mit Lieferanten, Kunden oder anderen Marktteilnehmern gewährleistet. Gerade vor dem Hintergrund der immer komplexer werdenden Rechtslage ist ein solches Versicherungsprodukt für Apotheken ein unverzichtbarer Baustein der Risikostrategie.

Abschließend ist hervorzuheben, dass Apotheken, die in ihre Online-Präsenz investieren, sich mit einer klaren digitalen Strategie positionieren und den passenden Rechtsschutz nutzen, nicht nur ihre Umsatzpotenziale voll ausschöpfen, sondern auch nachhaltig ihre Marktposition stärken. Die Website wird so zum Dreh- und Angelpunkt für Kundenbindung, Umsatzwachstum und Mitarbeitermarketing zugleich. Sie ersetzt zwar nicht den persönlichen Kontakt und die fachliche Beratung vor Ort, ergänzt diese aber sinnvoll und ermöglicht eine differenzierte, ganzheitliche Versorgung in einer sich rasant digitalisierenden Welt. Die Kombination aus einer technisch hochwertigen, inhaltlich aktuellen und rechtlich abgesicherten Website stellt heute eine Schlüsselvoraussetzung für den langfristigen Erfolg jeder Apothekenbetriebsführung dar und darf keinesfalls unterschätzt werden.

 

Gesundheitskioske Apotheken, einnahmeorientierte Ausgabenpolitik, Arzneimittelpreisdebatte

Apotheken als erste Anlaufstelle und Gesundheitskioske, Forderungen nach Mehrwertsteuerabsenkung und Herstellerabschlagserhöhung, dramatische Finanzsituation der Krankenkassen

Der Hauptstadtkongress für Gesundheit und Medizin in Berlin bot in diesem Jahr eine Bühne für grundlegende Debatten über die Zukunft der deutschen Gesundheitspolitik. Im Zentrum stand die dringende Forderung nach einer einnahmeorientierten Ausgabenpolitik, die die Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stabilisieren soll. Gleichzeitig wurden konkrete Maßnahmen wie die Anhebung des Herstellerabschlags und die Absenkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel intensiv diskutiert. Diese Themen spiegeln die wachsenden Herausforderungen wider, mit denen das Gesundheitssystem angesichts explodierender Arzneimittelausgaben konfrontiert ist.

Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hatte mit ihrer Eröffnungsrede den Ton gesetzt und die Dringlichkeit einer nachhaltigen Finanzpolitik unterstrichen. Am Folgetag folgte ein Panel mit prominenten politischen Vertretern, darunter Simone Borchardt (CDU) und Armin Grau (Bündnis 90/Die Grünen), die im Rahmen der Diskussionsrunde »Neue Regierung – alte Probleme? Pro und Contra einer einnahmeorientierten Ausgabenpolitik« die Thematik aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten. Der parlamentarische Staatssekretär Tino Sorge (CDU) musste kurzfristig absagen, doch die Debatte verlor dadurch nichts an Relevanz.

Ein besonderes Augenmerk galt der Rolle der Apotheken, die von Borchardt als zentrale Gesundheitskioske des Landes bezeichnet wurden. Sie unterstrich die Funktion der Apotheken als erste Anlaufstelle für Patienten und betonte, dass diese gerade bei sogenannten Bagatellfällen intervenieren und damit das Gesundheitssystem insgesamt entlasten könnten. Mit dieser Wortwahl setzte sie ein klares Signal für die Stärkung der Apotheken in der Primärversorgung und warnte vor ineffizienten Doppelstrukturen in den Kommunen. Apotheken sollten als niedrigschwellige Gesundheitsanbieter erhalten und gefördert werden, insbesondere in sozial und wirtschaftlich schwächeren Regionen, wo die Belastung für das Gesundheitssystem am höchsten sei.

Parallel dazu forderte Armin Grau eine verstärkte Präventionsarbeit an genau jenen Orten, an denen die Belastung am größten ist. Auch Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, plädierte für eine sektorübergreifende Public-Health-Strategie, die Ernährung als bislang vernachlässigten Baustein der Gesundheitskompetenz stärker in den Fokus rückt. Ulrike Elsner vom Verband der Ersatzkassen (vdek) ergänzte, dass es an einem gemeinsamen Zielbild für die Gesundheitsförderung in Deutschland fehle, was dringend adressiert werden müsse.

Die finanzielle Lage der Krankenkassen wurde von den Vertreterinnen der größten Kassenverbände mit großer Dringlichkeit dargestellt. Elsner sprach von einem »riesigen Finanzierungsproblem«, da die Ausgaben schneller steigen als die Einnahmen. Besonders problematisch seien die Kosten für Arzneimittel, die 2024 insgesamt 55,2 Milliarden Euro in der GKV erreicht hätten und weiterhin stark wachsen. Anne-Kathrin Klemm, Vorständin beim BKK Dachverband, zeigte sich enttäuscht über die derzeitigen Lösungsansätze, die in Diskussionen über Darlehen mündeten, und wies darauf hin, dass die Preissteigerungen bei Arzneimitteln nicht allein durch Inflation erklärbar seien. Ihr Appell lautete, die Ausgabendynamik dringend zu stoppen, um die Finanzstabilität wiederherzustellen.

Im Rahmen der finanziellen Entlastung sprachen sich sowohl Klemm als auch Reimann für eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel aus, um den Druck auf die Krankenkassen zu mindern. Gleichzeitig befürworteten sie eine Erhöhung des Herstellerabschlags, was den Gesamtfinanzierungsdruck reduzieren soll, ohne die Versorgung der Patienten zu gefährden. Diese duale Strategie steht exemplarisch für den schwierigen Balanceakt zwischen Kosteneindämmung und Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Arzneimittelversorgung.

Aus Sicht der Apothekenlandschaft ist diese Debatte von großer Bedeutung. Die Forderung nach Stärkung der Apotheken als »Gesundheitskioske« unterstreicht ihren Beitrag zu einer wohnortnahen, unkomplizierten Versorgung und Prävention. Eine einnahmeorientierte Ausgabenpolitik darf daher nicht zulasten der Apotheken gehen, sondern sollte deren Rolle in der Patientenversorgung weiter festigen und fördern. Die Diskussion um Mehrwertsteuer und Herstellerabschlag könnte direkte Auswirkungen auf die Apothekenbetriebe haben, etwa durch veränderte Margen oder Arzneimittelpreise.

Abschließend zeigt der Hauptstadtkongress, dass die Herausforderungen im Gesundheitswesen vielfältig und komplex sind. Die enge Verzahnung von Politik, Krankenkassen und Gesundheitsdienstleistern, darunter Apotheken, ist essenziell, um nachhaltige Lösungen zu finden. Die kommenden Monate werden zeigen, wie die neue Bundesregierung die vorgeschlagenen Maßnahmen konkret umsetzt und welche Impulse sich daraus für das deutsche Gesundheitssystem ergeben.

 

Apotheken verteidigen Hilfsmittelversorgung, Kassenkonflikt verschärft Versorgungsengpässe, Reformdruck im Gesundheitssystem wächst

Apotheker wehren sich gegen einseitige Vertragskündigung der IKK classic, Kostensteigerungen bedrohen wohnortnahe Versorgung, strukturelle Reformen sind dringend notwendig

Die anstehende Vertragskündigung der IKK classic mit dem Deutschen Apothekerverband (DAV) im Bereich der Hilfsmittelversorgung markiert einen tiefen Einschnitt im Gesundheitssystem und löst bei Apotheken, Versicherten und Gesundheitspolitikern gleichermaßen Besorgnis aus. Zum 30. Juni 2025 läuft der Versorgungsvertrag aus, was bedeutet, dass Apotheken künftig keine Hilfsmittel mehr an IKK classic Versicherte abgeben dürfen. Dies betrifft laut Angaben der Krankenkasse rund 65.000 Versicherte und bringt erhebliche Versorgungslücken mit sich.

Auslöser für die Eskalation war der Versuch der IKK classic, durch deutliche Kosteneinsparungen die Ausgaben zu reduzieren. Die Kasse drängte auf Konditionen, die aus Sicht des DAV wirtschaftlich nicht tragfähig sind. Trotz Verhandlungen wurde keine Einigung erzielt, zumal die Kasse sich strikt weigerte, auf fairere Preisverhandlungen einzugehen. Einzelverträge lehnt der DAV als strategisch nachteilig ab, sodass keine Zwischenlösung in Sicht ist. Die Kasse hat die betroffenen Versicherten bereits schriftlich darüber informiert, dass sie sich selbst um neue Versorgungspartner bemühen müssen. Apotheken sehen sich dadurch kaltgestellt und ihre Rolle als wohnortnahe Versorgungspartner wird erheblich geschwächt.

Die Folgen dieses Bruchs sind weitreichend. Die Apotheken warnen, dass eine fehlende Versorgung mit Hilfsmitteln ambulant zu deutlichen Mehrkosten führen wird, da Patienten im schlimmsten Fall stationär in Krankenhäusern behandelt werden müssten. Solche Mehrkosten würden das gesamte Gesundheitssystem belasten und über steigende Beiträge letztlich alle Versicherten treffen. Diese fatale Kosten-Spirale steht exemplarisch für die systemische Schieflage im Gesundheitswesen, die durch kurzfristige Kostendruckmaßnahmen auf dem Rücken der Patienten und Versorger ausgetragen wird.

Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, haben mehrere Landesapothekerverbände, darunter der Landesapothekerverband Baden-Württemberg, Informationskampagnen gestartet. Mit Flyern informieren sie die Versicherten ausführlich über die Hintergründe und rufen sie dazu auf, aktiv ihre Krankenkasse zur Rückkehr zu fairen Vertragsbedingungen zu bewegen. Dabei wird betont, dass eine qualitativ hochwertige und wohnortnahe Versorgung ohne angemessene Vergütung nicht gewährleistet werden kann. Die Apotheker appellieren an das solidarische Verständnis der Versicherten, um gemeinsam Druck auf die Krankenkasse auszuüben und somit eine Versorgungssicherung zu erreichen.

Der Vorsitzende des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL), Thomas Rochell, bringt die Problematik auf den Punkt: „Das System der Selbstverwaltung funktioniert nicht mehr, wenn Krankenkassen ihre Verhandlungsposition derart ausnutzen, dass sie die Leistungserbringer nur noch vor vollendete Tatsachen stellen und keine echten Verhandlungen mehr führen.“ Er kritisiert das Preisdiktat der Krankenkassen als einseitigen Machtmissbrauch, der nicht nur die Apotheken existenziell gefährdet, sondern auch die Versorgung der Patienten untergräbt. Der Einfluss der Krankenkassen führe zu einer weiteren Erosion der Apothekenlandschaft, die bereits durch Nachwuchs- und Übergabekrisen stark belastet sei.

Diese Entwicklung könnte Schule machen, warnt Rochell. Es gebe bereits Beispiele, bei denen andere Krankenkassen ähnliche Strategien verfolgten. „Wenn sich diese Praxis verbreitet, droht ein flächendeckender Verdrängungswettbewerb im Bereich der Hilfsmittelversorgung, bei dem nur noch Kostenreduktion im Vordergrund steht und Qualität sowie Versorgungssicherheit auf der Strecke bleiben.“ Dies würde die Patienten unmittelbar treffen und den drohenden Trend zum Apothekensterben weiter verstärken.

Vor diesem Hintergrund fordert der AVWL eine politische Initiative, die der Selbstverwaltung klare Leitplanken setzt und einen fairen Interessenausgleich zwischen Krankenkassen und Apothekern wiederherstellt. Nur so könne die wohnortnahe Versorgung langfristig gesichert und die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung gewährleistet werden. Die Forderung richtet sich auch an die Versicherten selbst: Durch ihr Engagement und ihre Nachfragen bei den Krankenkassen könnten sie dazu beitragen, die Verhandlungsposition der Apotheken zu stärken und die drohenden Versorgungslücken abzuwenden.

Der Konflikt um die Hilfsmittelversorgung mit der IKK classic ist symptomatisch für die wachsenden Spannungen im deutschen Gesundheitssystem, in dem Kostendruck, demografischer Wandel und Fachkräftemangel die Leistungsfähigkeit der Akteure zunehmend bedrohen. Umso dringlicher erscheinen umfassende Reformen, die nicht nur kurzfristige Kosten einsparen, sondern nachhaltige Versorgungsstrukturen schaffen. Die gegenwärtige Eskalation verdeutlicht, wie eng wirtschaftliche Interessen mit der medizinischen Versorgung verbunden sind und wie schnell ein Ungleichgewicht zu spürbaren Einbußen bei der Patientenversorgung führen kann.

Insgesamt zeigt sich, dass die Sicherung der Hilfsmittelversorgung eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung darstellt, die von allen Beteiligten – Kassen, Leistungserbringern, Politik und Versicherten – mit hoher Priorität behandelt werden muss. Andernfalls droht eine Verschärfung der Versorgungsengpässe, die nicht nur die Betroffenen, sondern das gesamte Gesundheitswesen und seine finanzielle Stabilität massiv belastet.

 

Nachwuchsförderung in Apotheken, Katastrophenschutzstrategie, Kommunikations- und Imagepflege der ABDA

Die Apothekerkammer Hamburg intensiviert Nachwuchswerbung und Berufsförderung, fordert stärkere Einbindung in Katastrophenschutz, kritisiert Online-Cannabisverschreibungen und stärkt ABDA-Kommunikation

Die Delegiertenversammlung der Apothekerkammer Hamburg setzte in ihrem jüngsten Treffen deutliche Akzente zu den gesundheitspolitischen Herausforderungen und strategischen Prioritäten der Branche. Präsident Holger Gnekow gab einen umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen und verdeutlichte die Erwartungshaltung an die neue Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag erstmals eine Apothekenreform verankert hat, wenngleich deren Priorisierung noch ausbaufähig sei. Gnekow bezeichnete es dennoch als „Glücksfall“, dass die Reform überhaupt Eingang in die Regierungsagenda gefunden hat, was die politische Anerkennung der Apothekenrolle unterstreicht.

Ein Schwerpunkt lag auf der Nachwuchsförderung, einem zentralen Anliegen der Kammer. Verschiedene Initiativen zur Gewinnung junger Menschen für pharmazeutische Berufe wurden vorgestellt, darunter die Teilnahme an der Berufemesse Vocatium, das »Berufe-Karussell« der Freien Berufe und die Hamburger Praktikumswoche. Ziel ist es, frühzeitig für die Vielfalt der Berufsmöglichkeiten rund um die Apotheke zu begeistern und somit dem Fachkräftemangel nachhaltig entgegenzuwirken.

Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse im Apothekenumfeld wurde kritisch beleuchtet. Gnekow beklagte das Verfahren als „extrem bürokratisch“, zeigte sich aber zugleich zuversichtlich, dass die neue Richtlinie der Bundesapothekerkammer (BAK) – die sich neben approbierten Apothekern auch auf weitere Berufe im Apothekenumfeld bezieht – künftig Verbesserungen bringen kann. Dies ist für die Integration internationaler Fachkräfte und die Sicherstellung der Versorgung essenziell.

Das Bekenntnis zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken wurde als wesentlicher Fortschritt gewertet. Gnekow verwies auf die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) in Weimar, wo die Apotheken als zentrale Säule der ambulanten Versorgung ausdrücklich hervorgehoben wurden. Im Vergleich zu früheren Entwürfen des Apothekenreformgesetzes unter Karl Lauterbach (SPD) sieht er in der neuen Koalitionsvereinbarung eine bessere Grundlage für die Umsetzung apothekenspezifischer Reformen. Besonders hob er die Bedeutung pharmazeutischer Dienstleistungen (pDL) hervor, deren finanzielle Förderung für ihn eine gesellschaftliche Aufgabe darstellt, die Apotheken zukunftsfähig mache und voranbringe.

Scharfe Kritik äußerte Gnekow an der zunehmenden Praxis, Cannabisrezepte ohne vorherige persönliche ärztliche Konsultation online auszustellen. Diese Entwicklung bezeichnete er als „katastrophal“ und warnte vor einer unkontrollierten Ausweitung des Konsums durch Rezeptverschreibungen ohne individuelle Prüfung. Die BAK hat hierzu bereits eine Resolution verabschiedet und fordert eine Rückkehr zu verantwortungsvoller Verordnungspraxis.

Die Kammer arbeitet intensiv an strategischen Themen wie der Rolle der BAK, deren Rechtsstruktur, der internen Kommunikationsstrategie mit der ABDA und der Sicherstellung der Arzneimittelversorgung. Gnekow schilderte die hohe Komplexität der Aufgaben und betonte, dass ambitionierte Ziele gesetzt wurden, deren Umsetzung allerdings „extrem dicke Bretter“ seien, die bearbeitet werden müssten.

Ein weiterer wichtiger Punkt war die Notfallversorgung und der Katastrophenschutz. Ein Antrag für den Deutschen Apothekertag (DAT) wurde angenommen, der die bessere Einbindung der Apotheken in die Ersteinschätzungssysteme der 116117-Hotline fordert. Apotheken sollen demnach als Anlaufstelle für Bagatellerkrankungen systematisch genannt und empfohlen werden, um die Versorgungsstrukturen zu entlasten.

Im Bereich Katastrophenschutz wurde festgestellt, dass Apotheken derzeit nicht als kritische Infrastruktur im engeren Sinn gelten und dementsprechend keine gesonderte Strom- oder Wasserversorgung besitzen. Die Kammer möchte hier mit der Innenbehörde in Dialog treten, um langfristig eine bessere Koordination und Absicherung zu erreichen, da Krisenszenarien zunehmend an Bedeutung gewinnen und auch Apotheken betreffen werden.

Die strukturelle Zusammenarbeit der Apothekerkammern wird weiter intensiviert: Ein Städtekammertreffen zwischen Berlin, Bremen und Hamburg ist geplant, um Synergien zu identifizieren und die Organisation enger zu verzahnen. Dies soll die Effizienz steigern und gemeinsame Interessen stärker vertreten.

Abschließend wurde eine personelle Änderung bekanntgegeben: Rechtsanwalt Niklas Kohmüller wird die bisherige Justiziarin Janine Burgdorf ersetzen, was eine Kontinuität in den rechtlichen Belangen der Kammer sichern soll.

Diese umfassende Versammlung zeigt, wie breit die Themenpalette für die Apotheken ist – von Nachwuchsförderung über Versorgungsfragen bis hin zu kritischen gesellschaftlichen Entwicklungen wie der Cannabisverschreibung und der Katastrophenvorsorge. Die Kammer setzt damit klare Impulse für die Zukunft und signalisiert eine engagierte Vertretung der Interessen der Apotheken und ihrer Mitarbeiter.

 

Reform der Notdienstvergütung, digitale Notdienstplanung, flächendeckende Versorgung sichern

LAK fordert vollständige Kostendeckung für Notdienste, moderne Algorithmen zur Dienstverteilung und telepharmazeutische Lösungen zur Entlastung der Apotheken

Die Notdienstversorgung der Apotheken in Baden-Württemberg steht unter massivem wirtschaftlichem Druck, der zunehmend die Existenzgrundlage vieler Apotheken gefährdet und eine umfassende Reform dringend erforderlich macht. Bei der Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg (LAK) am 26. Juni 2025 in Stuttgart verdeutlichte Präsident Martin Braun die alarmierende Diskrepanz zwischen den tatsächlichen Kosten eines 24-Stunden-Notdienstes und den derzeitigen Vergütungen. Eine detaillierte Analyse durch die Treuhand Hannover ermittelte Vollkosten von durchschnittlich 1943,48 Euro pro Dienst, davon entfallen 1479,10 Euro auf den Personalaufwand. Demgegenüber stehen nur ein Rohertrag von 480,63 Euro sowie eine Notdienstpauschale von 556,22 Euro im ersten Quartal 2025. Dieses Defizit von etwa 1000 Euro pro Dienst hält Braun für untragbar und warnt vor einem möglichen Ausdünnen der Notdienstversorgung, wenn keine umfassende Kostenerstattung und Anpassung der Vergütungsmodelle erfolgen.

Die LAK fordert daher eine vollständige Kostendeckung für alle Notdienste, inklusive einer auskömmlichen Gewinnmarge für pharmazeutische Zusatzleistungen, die Apotheken langfristig finanzielle Sicherheit bieten. Im März 2025 legte die Kammer mit dem Positionspapier „Notdienst in Not“ ein umfassendes Konzept vor, das unter anderem eine Erhöhung der Notdienstpauschale auf 10 Euro vorsieht und die Mittel im Nacht- und Notdienstfonds (NNF) signifikant erhöhen möchte. Dieses Kapital soll künftig nicht nur auf Vollnotdienste, sondern auch auf Teilnotdienste verteilt werden, um flexiblere Dienstzeiten zu ermöglichen und die Arbeitsbelastung der Apotheken zu reduzieren. Teilnotdienste könnten beispielsweise in den Abendstunden bis 23 Uhr angeboten werden, während Vollnotdienste die Zeit von 23 Uhr bis zum Morgen abdecken, womit eine bedarfsgerechte und wirtschaftlich tragfähige Notfallversorgung gewährleistet wird.

Darüber hinaus setzt die LAK auf innovative telepharmazeutische und telemedizinische Lösungen, die den Notdienst effizienter gestalten und den Zugang für Patienten verbessern sollen. So sollen Videokonsile mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst künftig eine direkte Klärung medizinischer Fragen ermöglichen, wodurch die Anzahl physischer Notdienstbesuche reduziert und Zeit eingespart werden kann. Die verstärkte Nutzung von E-Rezepten wird ebenfalls als zentraler Faktor zur Prozessoptimierung und Zeitersparnis hervorgehoben, der die Digitalisierung im Apothekennotdienst weiter vorantreibt.

Die elektronische Notdienstplanung in Baden-Württemberg hat nach Angaben von Justitiar Uwe Kriessler in der Vertreterversammlung bereits deutliche Erfolge erzielt. Seit mehreren Monaten wird ein auf Algorithmen basierendes Planungssystem eingesetzt, das in enger Abstimmung mit den Apothekenkammern der Nachbarländer Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz betrieben wird. Dieses System sorgt für eine stabile, effiziente und gerechte Verteilung der Notdienste. Die Zahl der Apotheken, die in Baden-Württemberg Notdienste leisten, verringerte sich von ursprünglich 2155 auf aktuell 2127 Betriebe, während gleichzeitig rund 9000 Dienste im Vergleich zum Vorjahr eingespart werden konnten, was einer Reduktion von 24 Prozent entspricht. Baden-Württemberg liegt damit im bundesweiten Vergleich mit maximal 29 Diensten pro Apotheke und Jahr im unteren Belastungsbereich, auch wenn es einzelne Apotheken gibt, die überdurchschnittlich oft Dienste leisten müssen, was Kritik im Berufsstand hervorruft.

Die Patientenzufriedenheit bleibt stabil, da 95 Prozent der Patienten eine Notdienstapotheke innerhalb von 20 Kilometern erreichen können, wobei die durchschnittliche Entfernung lediglich acht Kilometer beträgt. Beschwerden aus der Bevölkerung sind laut Kriessler auf einem vergleichbar niedrigen Niveau wie in den Vorjahren.

Für das Jahr 2026 plant die LAK eine Weiterentwicklung der Planungssoftware, um den Algorithmus zu optimieren. Ziel ist es, die Verteilung der Notdienste noch gleichmäßiger über die Wochentage, die Monatsabschnitte und benachbarte Apotheken zu gestalten. Die geplante Mindestpause zwischen zwei Diensten soll auf sieben Tage erweitert werden, um die Belastung der Apotheken weiter zu reduzieren. Die neuen Dienstpläne sollen nach den Sommerferien versandt werden, mit einer abschließenden Anordnung der Dienste bis Mitte bis Ende Oktober nach der Tauschphase.

Diese strukturellen und finanziellen Maßnahmen bilden den Kern einer umfassenden Reformstrategie, die darauf abzielt, die flächendeckende, qualitativ hochwertige Notdienstversorgung in Baden-Württemberg zu sichern, Apotheken unter wirtschaftlichen Druck zu entlasten und die Grundlage für eine nachhaltige Zukunft der Apothekenlandschaft zu schaffen. Die positive Resonanz aus der Politik lässt die LAK vorsichtig optimistisch in die Zukunft blicken, dass die dringend notwendigen Anpassungen zeitnah umgesetzt werden.

Die Kombination aus Kostenerstattung, innovativen Dienstmodellen und digitaler Notdienstplanung setzt neue Maßstäbe für die Versorgungssicherheit und die Arbeitsbedingungen im Apothekennotdienst, die für Patienten in ganz Baden-Württemberg von großer Bedeutung sind.

  

Effektivität von Durchfallmitteln, Nutzen von Racecadotril und Hefe, Ablehnung von Kohletabletten

Nur Loperamid und Elektrolytlösungen gelten als wirksam, Racecadotril und Hefe sind eingeschränkt empfehlenswert, Kohletabletten und andere Mittel werden abgeraten

Stiftung Warentest hat aktuell verschiedene Mittel gegen Durchfall in einem ausführlichen Test bewertet und differenziert deren Wirksamkeit auf Basis evidenzbasierter medizinischer Kriterien. Im Zentrum der Untersuchung stehen symptomatische Medikamente, die bei akuten Durchfallerkrankungen zur Linderung der Beschwerden eingesetzt werden. Die Testergebnisse bestätigen, dass Loperamid als bewährtes Antidiarrhoikum und Elektrolytlösungen zur Wiederherstellung des Flüssigkeits- und Mineralhaushalts die wirksamsten Optionen sind.

Loperamid wirkt gezielt, indem es die Darmbeweglichkeit reduziert und dadurch die Passagezeit verlangsamt, was die Wasserresorption erhöht und die Häufigkeit der Stühle verringert. Dieses Wirkprinzip ist seit Jahrzehnten klinisch bestätigt und bildet die Grundlage vieler zugelassener Arzneimittel gegen Durchfall. Elektrolytlösungen sind ebenfalls essenziell, denn sie gleichen nicht nur den Wasserverlust aus, sondern liefern auch wichtige Salze und Mineralien, die durch häufigen Durchfall ausgewaschen werden. Damit tragen sie entscheidend zur Vermeidung von Dehydrierung bei, einem besonders für Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke lebensbedrohlichen Risiko.

Racecadotril, ein Enkephalinasehemmer, der die Sekretion von Wasser und Elektrolyten im Darm hemmt, wurde im Test ebenfalls berücksichtigt. Obwohl dieses Mittel in einigen Studien positive Effekte aufweist und als gut verträglich gilt, stuft Stiftung Warentest es aufgrund unterschiedlicher Wirksamkeitsgrade und fehlender Langzeitdaten nur als eingeschränkt empfehlenswert ein. Die Wirkung variiert je nach Patient und ist weniger zuverlässig als die von Loperamid.

Auch fermentierte Hefepräparate, die traditionell zur Stabilisierung der Darmflora eingesetzt werden, erhalten eine differenzierte Bewertung. Während sie in der Lage sein können, das mikrobielle Gleichgewicht im Darm zu unterstützen und leichte Durchfälle zu mildern, mangelt es bislang an umfassenden klinischen Studien, die eine generelle Empfehlung für alle Patientengruppen rechtfertigen. Die Verwendung ist daher nur unter bestimmten Bedingungen sinnvoll, etwa bei milden Fällen und in Kombination mit anderen Maßnahmen.

Die Untersuchung weist besonders auf die begrenzte Wirksamkeit und Risiken von Kohletabletten hin, die häufig als natürliche oder nebenwirkungsarme Alternative beworben werden. Aktivkohle kann zwar bestimmte Gifte und Bakterien im Darm binden, jedoch fehlt eine belastbare wissenschaftliche Grundlage für ihre Wirksamkeit bei Durchfall. Zudem können unerwünschte Nebenwirkungen wie Verstopfung, Magen-Darm-Beschwerden oder Interaktionen mit anderen Medikamenten auftreten, was ihren Einsatz kritisch erscheinen lässt.

Neben diesen Kernergebnissen betont Stiftung Warentest die Bedeutung einer gezielten und patientenorientierten Beratung in Apotheken. Vor dem Hintergrund der Vielzahl an verfügbaren Produkten und oft widersprüchlicher Werbeaussagen kommt der professionellen Aufklärung eine Schlüsselrolle zu, um Fehlanwendungen zu vermeiden und die Therapieerfolge zu verbessern. Das schließt die Aufklärung über richtige Anwendungsdauer, Dosierung und Warnzeichen ein, bei denen eine ärztliche Abklärung notwendig wird.

Die Tester raten zudem, bei anhaltenden oder schweren Durchfällen, bei Kindern, älteren Menschen oder Patienten mit Vorerkrankungen unbedingt einen Arzt zu konsultieren, da die Selbstmedikation hier nicht ausreichend sein kann und Komplikationen drohen. Die Vermeidung von Dehydrierung durch ausreichend Flüssigkeitszufuhr und Elektrolytersatz bleibt dabei eine fundamentale Maßnahme.

Die differenzierte Bewertung der Mittel zeigt exemplarisch, wie wichtig es ist, therapeutische Empfehlungen auf wissenschaftlichen Daten und individuellen Patientenbedürfnissen basieren zu lassen. Pauschale Anwendungen oder der blinde Griff zu vermeintlich „natürlichen“ Produkten ohne belegte Wirksamkeit bergen das Risiko einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes oder unnötiger Nebenwirkungen.

In der aktuellen Apothekenpraxis stellt sich deshalb die Herausforderung, die komplexen Testergebnisse verständlich und praxisnah zu vermitteln. Apothekerinnen und Apotheker sollten ihre Rolle als kompetente Berater wahrnehmen und aktiv auf Patienten zugehen, um eine evidenzbasierte Auswahl der Durchfallmittel zu fördern. Hierzu zählen auch Empfehlungen zu begleitenden Maßnahmen wie schonender Ernährung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme.

Abschließend macht Stiftung Warentest deutlich, dass das Thema Durchfall trotz seiner Alltäglichkeit medizinisch ernst genommen werden muss. Eine sachgerechte, auf Wirksamkeit und Sicherheit bedachte Medikation ist essenziell, um unnötige Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen rasch zu verbessern. Die Testergebnisse setzen einen wichtigen Impuls für eine patientenorientierte und qualitätsgesicherte Versorgung in Apotheken und im Gesundheitswesen insgesamt.

 

Fructosewirkung auf Immunantwort Stoffwechselrisiken Entzündungsanfälligkeit

Fructose erhöht die Entzündungsbereitschaft im Immunsystem und steigert das Risiko für Stoffwechselerkrankungen

Sonnenschutzmittel haben sich in den letzten Jahren weit über den traditionellen UV-Schutz hinaus entwickelt und erfüllen heute eine Vielzahl von Zusatzfunktionen, die den gestiegenen Ansprüchen der Verbraucher gerecht werden. Neben dem klassischen Schutz vor Sonnenbrand, lichtbedingter Hautalterung und der Prävention von Hautkrebs fordern Nutzer zunehmend Produkte, die auch gezielt vor Pigmentflecken schützen, wasser- und sandabweisend sind sowie schweißresistente Eigenschaften besitzen. Diese Erweiterung der Funktionen resultiert aus dem Bewusstsein, dass der Schutz der Haut ein umfassendes Thema ist, das sich nicht nur auf die Vermeidung akuter Schäden beschränkt, sondern auch langfristige ästhetische und gesundheitliche Aspekte berücksichtigt.

Die wissenschaftliche Entwicklung der Sonnenschutzmittel ist in den vergangenen Jahren besonders auf eine Kombination aus physikalischen und chemischen UV-Filtern ausgerichtet, die eine breite Palette von UV-Strahlen abdecken. Mineralische Filter wie Zinkoxid und Titandioxid bieten einen stabilen Schutz gegen UVA- und UVB-Strahlen, während chemische Filter die Absorption dieser Strahlen unterstützen. Die Kombination dieser Filtertypen verbessert nicht nur die Wirksamkeit, sondern sorgt auch für eine bessere Hautverträglichkeit und eine angenehme Textur der Produkte. Viele Formulierungen sind mittlerweile auch für empfindliche Haut geeignet, da sie frei von Parfümstoffen und irritierenden Konservierungsmitteln sind.

Ein bedeutender Fortschritt ist die Integration von Antioxidantien in Sonnenschutzprodukte. Diese Wirkstoffe neutralisieren freie Radikale, die durch UV-Strahlen und Umweltstress entstehen, und schützen so die Hautzellen vor oxidativem Stress. Typische Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E, Niacinamid oder Hyaluronsäure fördern zudem die Hautregeneration und wirken entzündungshemmend. Durch diese Wirkstoffkombination wird der Schutz vor lichtbedingter Hautalterung deutlich verbessert und die Entstehung von Pigmentflecken reduziert.

Die Anforderungen an die Haltbarkeit des Schutzes im Alltag sind gestiegen. Produkte, die als wasser- und schweißresistent gekennzeichnet sind, garantieren, dass der Schutz auch bei sportlichen Aktivitäten oder beim Baden erhalten bleibt. Hierfür werden spezielle Emulsionen und Filmbildner eingesetzt, die die wasserabweisenden Eigenschaften verbessern, ohne die Hautatmung zu beeinträchtigen. Diese Produkte sind besonders wichtig für Menschen, die sich viel im Freien aufhalten oder die Sonne intensiv nutzen, etwa im Sommerurlaub oder beim Sport.

Schutz vor Pigmentflecken hat sich zu einem eigenständigen Qualitätsmerkmal entwickelt. Hyperpigmentierung entsteht durch die Überproduktion von Melanin infolge von Sonnenexposition oder hormonellen Veränderungen. Moderne Sonnenschutzmittel enthalten deshalb häufig zusätzliche Wirkstoffe wie Kojisäure, Azelainsäure oder pflanzliche Extrakte, die die Melaninbildung hemmen oder den Abbau von Pigmenten fördern. Dies verbessert das Hautbild sichtbar und verringert das Risiko dauerhafter Verfärbungen.

Auch die Nachhaltigkeit spielt eine immer wichtigere Rolle in der Produktentwicklung. Verbraucher achten vermehrt auf biologisch abbaubare Inhaltsstoffe und auf UV-Filter, die das marine Ökosystem nicht schädigen. Insbesondere in touristischen Regionen mit sensiblen Korallenriffen gewinnt dieser Aspekt an Bedeutung. Hersteller setzen daher vermehrt auf ökologische Rezepturen und recycelbare Verpackungen, um den ökologischen Fußabdruck ihrer Produkte zu minimieren.

Die dermatologische Verträglichkeit ist ein weiterer zentraler Faktor. Für empfindliche Hauttypen und Allergiker werden hypoallergene Sonnenschutzmittel angeboten, die ohne Duft- oder Konservierungsstoffe auskommen und auf milde, physikalische Filter setzen. Dies gewährleistet einen guten Schutz, ohne Irritationen zu verursachen. Spezielle Kinder-Sonnenschutzprodukte berücksichtigen darüber hinaus die besonders dünne und empfindliche Haut von Säuglingen und Kleinkindern.

Innovative Darreichungsformen erweitern die Anwendungsmöglichkeiten von Sonnenschutzmitteln erheblich. Neben klassischen Cremes sind heute Sprays, Sticks oder Gel-Formulierungen erhältlich, die sich leicht auftragen lassen und für verschiedene Körperbereiche optimiert sind. Sticks sind beispielsweise ideal für Lippen, Augenpartie oder Narben, während Sprays besonders großflächige und schnelle Anwendungen ermöglichen. Solche Varianten steigern die Akzeptanz und Anwendungshäufigkeit, was den Schutz insgesamt verbessert.

Apotheken nehmen in diesem komplexen Markt eine zentrale Rolle ein, da sie nicht nur hochwertige Produkte anbieten, sondern auch individuell und fachkundig beraten können. Das Wissen um die unterschiedlichen Hauttypen, persönliche Bedürfnisse und Anwendungsbedingungen ermöglicht eine maßgeschneiderte Produktauswahl. Dabei unterstützen Apothekenkundinnen und -kunden bei der Einschätzung, welche Zusatznutzen für sie besonders relevant sind – sei es ein wasserresistenter Schutz für aktive Sportler, ein Produkt mit Anti-Pigmentflecken-Wirkung für sonnengeschädigte Haut oder eine besonders hautfreundliche Formel für Allergiker.

Der Trend zu multifunktionalen Sonnenschutzmitteln wird sich in Zukunft weiter verstärken. Die Kombination aus Schutz, Pflege und Nachhaltigkeit wird dabei zentrale Kriterien bleiben. Hersteller investieren verstärkt in Forschung und Entwicklung, um die Wirksamkeit zu erhöhen, die Hautverträglichkeit zu verbessern und ökologische Ansprüche zu erfüllen. Gleichzeitig sind Aufklärung und Beratung durch Apotheken wichtiger denn je, um Verbraucher aufzuklären, Fehlinformationen zu vermeiden und optimale Anwendungsempfehlungen zu geben.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass moderne Sonnenschutzmittel weit mehr als ein bloßer UV-Filter sind. Sie vereinen Prävention, Pflege und Nachhaltigkeit in einem Produkt und tragen so entscheidend zur Hautgesundheit und zum Wohlbefinden bei. Apotheken als kompetente Partner bieten dabei nicht nur Produkte, sondern umfassende Beratung und unterstützen eine informierte und nachhaltige Hautschutzstrategie im Alltag.

 

Tiefe Hirnstimulation verbessert Parkinsonmotorik, innovative Mini-Implantate ermöglichen Fernsteuerung, interprofessionelle Nachsorge fördert nachhaltigen Therapieerfolg

Tiefe Hirnstimulation mildert motorische Symptome, reduziert Medikamentenbedarf deutlich, smarte Implantate erlauben telemedizinische Anpassung, umfassende Betreuung sichert langfristige Lebensqualität

Morbus Parkinson ist eine progressive neurodegenerative Erkrankung, die durch den Verlust dopaminproduzierender Neuronen in der Substantia nigra charakterisiert ist. Dieses Defizit führt zu den klassischen motorischen Symptomen, darunter Bewegungsarmut (Bradykinese), Muskelsteifigkeit (Rigor) und Ruhetremor. Die medikamentöse Standardtherapie mit Levodopa zielt darauf ab, den Dopaminmangel auszugleichen. Jedoch zeigen viele Patienten im Krankheitsverlauf Wirkfluktuationen mit »On-«-Phasen, in denen die Medikamente wirken, und »Off-«-Phasen mit erheblichen Bewegungseinschränkungen. Wenn die medikamentöse Einstellung nicht mehr ausreicht, eröffnet die tiefe Hirnstimulation (THS) eine etablierte Behandlungsoption.

Die THS besteht aus der Implantation von Elektroden in den Nucleus subthalamicus (STN), einem Hirnareal, dessen Aktivität bei Parkinson durch das fehlende Dopamin nicht mehr angemessen gehemmt wird. Die Überaktivität des STN führt zur verstärkten Hemmung der motorischen Rinde, was die Bewegungssteuerung erschwert. Durch die elektrische Hochfrequenzstimulation mittels der Elektroden wird diese Überaktivität gedämpft, was eine Normalisierung der motorischen Signale zur Folge hat und die Bewegungsabläufe verbessert.

Der operative Eingriff erfolgt unter Vollnarkose. Über zwei kleine Bohrlöcher im Schädel werden die Elektroden millimetergenau in den STN implantiert. Diese sind über feine Kabel mit einem Impulsgeber verbunden, der meist subkutan unterhalb des Schlüsselbeins platziert wird. Bei schlanken Patienten kann auch eine Bauchimplantation erfolgen. Die heute verwendeten Impulsgeber sind sehr kompakt – etwa so groß wie eine Smartwatch – und verfügen über wiederaufladbare Akkus mit einer Laufzeit von bis zu 30 Tagen. Das SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg zählt zu den europäischen Vorreitern bei der Anwendung der neuesten, hochleistungsfähigen Miniaturgeräte.

Die THS bewirkt eine deutliche Linderung der motorischen Symptome und ermöglicht in vielen Fällen eine signifikante Reduktion der Levodopa-Dosis, bis zu zwei Drittel der ursprünglichen Menge. Dies senkt die Nebenwirkungen der Medikation und verbessert die Lebensqualität der Patienten nachhaltig. Trotz der Risiken eines invasiven Eingriffs – wie Blutungen, Infektionen oder Narkosekomplikationen – sind schwerwiegende Komplikationen selten. Stimulationseffekte können Nebenwirkungen wie verändertes Verhalten, gesteigerte Impulsivität oder Gangstörungen verursachen, die jedoch durch Anpassung der Stimulationsparameter reversibel sind.

Nach der Implantation verbleibt der Patient mehrere Tage zur Überwachung im Krankenhaus, gefolgt von einer mehrwöchigen Rehabilitationsphase. Ein vorübergehender »Setzeffekt« mit symptomatischer Besserung ist oft unmittelbar nach der Operation zu beobachten, lässt jedoch nach einigen Wochen nach. Die erste individuelle Einstellung des Impulsgebers erfolgt meist etwa drei Monate postoperativ, wenn der Setzeffekt abgeklungen ist.

Die kontinuierliche Anpassung der Stimulationsparameter und der begleitenden Medikation ist essentiell und erfolgt in der Regel in Jahresintervallen, individuell abgestimmt auf den Krankheitsverlauf und das Ansprechen der Therapie. Dank fortschrittlicher Technik ist es heute möglich, die Impulse auch telemedizinisch via Videosprechstunde und App anzupassen. Diese Innovation erspart vielen Patienten lange Anfahrtswege zu spezialisierten Zentren und erleichtert die Nachsorge.

Ein umfassendes, interprofessionelles Versorgungskonzept ist für den langfristigen Therapieerfolg unerlässlich. Hier arbeiten Neurologen, Neurochirurgen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Apotheker, Pflegefachkräfte und Sozialmediziner eng zusammen. Neben der medizinischen Betreuung unterstützen sie Patienten und Angehörige bei der Anpassung an veränderte Lebensumstände und fördern die psychosoziale Stabilität.

Die im Gehirn implantierten Elektroden sind für die gesamte Lebensdauer des Patienten konzipiert und verbleiben dauerhaft. Die Impulsgeber-Akkus sind induktionsaufladbar, was eine einfache und komfortable Handhabung gewährleistet. Die Technologie erlaubt so eine hochgradig individualisierte, flexible und nachhaltige Behandlung, die den Fortschritt der Erkrankung zwar nicht aufhält, aber motorische Einschränkungen effektiv mildert und die Lebensqualität deutlich verbessert.

Insgesamt hat die tiefe Hirnstimulation mit modernen, smarten Implantaten die therapeutischen Möglichkeiten bei Morbus Parkinson entscheidend erweitert. Sie bietet Patienten, die trotz optimaler Medikation weiterhin unter motorischen Schwankungen leiden, eine bewährte und technisch hochentwickelte Alternative, die zudem durch telemedizinische Fernsteuerung und ein interdisziplinäres Nachsorgekonzept eine patientenzentrierte und zukunftsfähige Versorgung gewährleistet.

 

Liraglutid als Migräneprophylaxe, adipöse Patienten, intrakranieller Druckregulation

Der GLP-1-Rezeptoragonist Liraglutid zeigt bei adipösen Migränepatienten Wirkung, reduziert Kopfschmerztage unabhängig vom Gewichtsverlust, wirkt über Senkung des intrakraniellen Drucks

Migräne stellt nach wie vor eine erhebliche Belastung für viele Betroffene dar, insbesondere für jene, die an chronischer oder hochfrequenter Migräne leiden und bei denen herkömmliche präventive Therapien keine ausreichende Wirkung entfalten. Eine besonders schwierige Patientengruppe bilden adipöse Personen mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 30 kg/m², die häufig einen therapieresistenten Verlauf zeigen. In diesem Kontext eröffnet eine aktuelle Pilotstudie der Universität Neapel neue Perspektiven, indem sie den GLP-1-Rezeptoragonisten Liraglutid als mögliche Zusatztherapie bei dieser speziellen Patientengruppe untersucht hat.

Die Studie, die unter Leitung von Dr. Simone Braca durchgeführt und in der Fachzeitschrift »Headache« veröffentlicht wurde, umfasste 31 adipöse Patienten mit hochfrequenter oder chronischer Migräne, welche zuvor mindestens zwei verschiedene präventive Behandlungsmethoden erfolglos durchlaufen hatten. Im Rahmen der Untersuchung erhielten die Probanden über zwölf Wochen täglich 1,2 mg Liraglutid subkutan injiziert. Das Hauptziel bestand in der Erfassung der Veränderung der monatlichen Kopfschmerztage im Vergleich zum Studienbeginn.

Die Ergebnisse sind bemerkenswert: Die durchschnittliche Anzahl der Kopfschmerztage pro Monat sank von 19,8 auf 10,7, was eine signifikante klinische Verbesserung darstellt. Auffällig ist dabei, dass dieser Rückgang der Schmerzfrequenz nahezu unabhängig von einem Gewichtsverlust war, da der durchschnittliche BMI nur marginal von 34,0 auf 33,9 kg/m² abnahm. Diese Beobachtung legt nahe, dass der therapeutische Effekt von Liraglutid nicht ausschließlich durch eine Gewichtsreduktion vermittelt wird, sondern zusätzliche, bisher noch nicht vollständig verstandene Wirkmechanismen eine Rolle spielen.

Einer der zentralen Erklärungsansätze, den die Studienautoren anführen, betrifft die Regulation des intrakraniellen Drucks (ICP), der in der Pathophysiologie der Migräne eine wichtige Rolle spielt. GLP-1-Rezeptoragonisten wie Liraglutid sind dafür bekannt, den ICP zu senken. Dies könnte eine ursächliche Komponente sein, durch die Liraglutid zur Reduktion der Migränehäufigkeit beiträgt. Ein solches Wirkprinzip eröffnet innovative therapeutische Ansatzpunkte, die über den metabolischen Effekt hinausgehen und neurophysiologische Prozesse adressieren.

Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung, da sie eine neuartige Behandlungsoption für eine Patientengruppe aufzeigen, die aufgrund ihrer Adipositas und therapieresistenten Migräne bisher nur eingeschränkte Möglichkeiten besaß. Die Daten ermutigen, Liraglutid nicht nur als Gewichtsreduktionsmittel zu betrachten, sondern auch als potenziell effektive Migräneprophylaxe mit einem bislang wenig erforschten Wirkmechanismus.

Allerdings müssen diese vielversprechenden Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden. Die Pilotstudie weist aufgrund der geringen Probandenzahl und des offenen Studiendesigns methodische Limitationen auf, weshalb größere, randomisierte, placebokontrollierte Studien erforderlich sind. Diese müssen sowohl die Wirksamkeit als auch die Sicherheit von Liraglutid in dieser Indikation bestätigen und detaillierte Einblicke in die zugrunde liegenden physiologischen Prozesse liefern.

Aus apotheken- und praxisrelevanter Sicht eröffnet Liraglutid als Prophylaxeoption neue Beratungsmöglichkeiten. Apotheker können adipöse Migränepatienten künftig gezielt über diese neuartige Therapie informieren, insbesondere wenn herkömmliche Präventionsstrategien versagt haben. Die Bedeutung einer interdisziplinären Zusammenarbeit mit Neurologen und Diabetologen wird dabei deutlich, um individuelle Therapiekonzepte zu entwickeln.

Zudem fordert die Studie eine verstärkte Forschung zur Verknüpfung von Adipositas, neurovaskulärer Dysregulation und Migränepathophysiologie. Da Übergewicht und Migräne häufig komorbid auftreten und sich gegenseitig negativ beeinflussen können, ist das Verständnis dieser Zusammenhänge essenziell für die Entwicklung zielgerichteter Therapien.

Die potenzielle Rolle von Liraglutid in der Migränebehandlung ist Teil eines wachsenden Forschungsfeldes, das den Einfluss metabolischer Faktoren auf neurologische Erkrankungen untersucht. GLP-1-Rezeptoragonisten besitzen neben ihrer Wirkung auf den Blutzucker- und Gewichtsregulationsmechanismus zunehmend Anerkennung als neuroprotektive und neuroregulierende Substanzen.

Für Apotheken ergibt sich daraus eine erweiterte Beratungsdimension, die neben der Unterstützung bei Diabetes- und Adipositasmanagement auch die Begleitung von Patienten mit komplexen neurologischen Krankheitsbildern umfasst. Der Trend zu multimodalen Therapieansätzen, bei denen Medikamente mehrere Pathomechanismen gleichzeitig adressieren, steht exemplarisch für die zukünftige Entwicklung in der Pharmakotherapie.

Abschließend lässt sich festhalten, dass Liraglutid als vielversprechender Kandidat für die Migräneprophylaxe bei adipösen, therapieresistenten Patienten gilt, der durch die Senkung des intrakraniellen Drucks einen neuartigen Wirkansatz verfolgt. Die klinische Praxis und Forschung sind gleichermaßen gefordert, diese innovative Behandlungsperspektive in größeren Studien zu validieren und in standardisierte Therapiealgorithmen zu integrieren.

 

Schwimmfähigkeit deutscher Kinder, Gefahrenbewusstsein im Wasser, soziale Ungleichheiten bei der Schwimmausbildung

Kinder in Deutschland zeigen im europäischen Vergleich starke Schwimmkompetenzen, unterschätzen aber oft Wasserrisiken, soziale Faktoren bestimmen den Lernerfolg maßgeblich

Mit Beginn der Freibad- und Badeseesaison präsentiert die Deutsche Sporthochschule Köln aktuelle und umfassende Forschungsergebnisse aus dem europäischen Projekt Aquatic Literacy for all Children (ALFAC), das die Schwimmfähigkeit von sechs- bis zwölfjährigen Kindern aus sieben europäischen Ländern untersucht. Die Messungen umfassen standardisierte Tests zu grundlegenden Fähigkeiten wie Antreiben in Bauch- und Rückenlage, Tauchen, Rotation, Schweben sowie Atemtechnik im Wasser. Darüber hinaus absolvieren die Kinder einen komplexen Wassersicherheitsparcours, der nicht nur die motorischen Fähigkeiten, sondern auch die Fähigkeit zur Gefahreneinschätzung und zur selbständigen Entscheidungsfindung unter Wasser fordert.

Die Ergebnisse zeigen, dass deutsche Kinder in den grundlegenden Schwimmfertigkeiten knapp hinter Belgien den zweiten Platz belegen und bei der komplexen Schwimmfähigkeit den Spitzenplatz einnehmen. Diese hervorragenden Leistungen untermauern das Bild Deutschlands als eines der Länder mit einer vergleichsweise hohen Wasserkompetenz bei Kindern. Dennoch bleibt die Zahl der Ertrinkungsunfälle ein Thema von großer Bedeutung: 2021 verzeichnete Deutschland 457 Todesfälle durch Ertrinken und liegt im absoluten EU-Vergleich damit auf Platz vier, doch bezogen auf die Bevölkerungszahl ist die Rate mit 0,6 Ertrinkungsfällen pro 100.000 Einwohner vergleichsweise niedrig. Jeder Todesfall ist jedoch einer zu viel und verdeutlicht die Notwendigkeit kontinuierlicher Schwimmausbildung und Präventionsmaßnahmen.

Trotz der hohen Schwimmkompetenz offenbaren die ALFAC-Daten erhebliche Defizite im Gefahrenbewusstsein: Fast die Hälfte der Kinder unterschätzt Gefahrensituationen im Schwimmbad, und 44 Prozent tun dies im Freiwasser. Dabei zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede: Jungen neigen signifikant häufiger zur Unterschätzung von Risiken als Mädchen, während das Alter keinen entscheidenden Einfluss auf die Gefahrenwahrnehmung hat. Diese Ergebnisse unterstreichen den dringenden Bedarf an gezielter Aufklärung und Sensibilisierung in der Schwimmausbildung, die über das bloße Schwimmenlernen hinausgeht und die Wahrnehmung und Vermeidung von Risiken einschließt.

Ein weiterer kritischer Faktor für die Schwimmfähigkeit von Kindern ist deren soziale Herkunft. Der Bildungsstand der Eltern, deren eigene Schwimmkompetenz sowie der sozioökonomische Status wirken sich signifikant auf die Wasserkompetenz der Kinder aus. Insbesondere Kinder aus sozial benachteiligten Familien zeigen häufiger Defizite in den Schwimmfähigkeiten. Allerdings nimmt dieser Einfluss mit zunehmendem Alter der Kinder ab, was darauf hindeutet, dass strukturierte und verpflichtende Schwimmausbildung, beispielsweise im Rahmen des Schulsports, soziale Ungleichheiten zumindest teilweise kompensieren kann. Die Deutsche Sporthochschule betont daher die zentrale Bedeutung eines flächendeckenden, verpflichtenden Schwimmunterrichts, der gerade benachteiligte Kinder besser erreicht und ihre Chancen auf Wassersicherheit verbessert.

Die Relevanz dieser Erkenntnisse gewinnt durch die Tatsache an Gewicht, dass Ertrinkungsunfälle weltweit zu den häufigsten Unfalltodesursachen bei Kindern gehören. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die jährliche Zahl der Ertrinkungsopfer weltweit auf etwa 300.000 Menschen, wobei einkommensschwache Länder besonders betroffen sind. Deutschland hat sich durch gezielte Schwimmausbildung und Präventionsmaßnahmen zwar deutlich verbessert, dennoch bleiben Gefahrenunterschätzung und soziale Disparitäten Herausforderungen, denen mit innovativen Ausbildungs- und Sensibilisierungskonzepten begegnet werden muss.

Neben der Vermittlung technischer Schwimmfertigkeiten sind es vor allem Kompetenzen wie Gefahrenbewusstsein, Risikoeinschätzung und Verhaltenssicherheit im Wasser, die in den Fokus rücken sollten. Das ALFAC-Projekt zeigt auf, dass Wassersicherheit weit über das reine Schwimmen hinausgeht und eine komplexe Fähigkeit darstellt, die motorische, kognitive und soziale Komponenten vereint. Nur durch eine ganzheitliche Ausbildung kann das Risiko von Unfällen nachhaltig minimiert werden.

Zudem unterstreichen die Studienergebnisse die Bedeutung der Eltern als Vorbilder und Multiplikatoren. Eltern mit eigener Schwimmkompetenz fördern tendenziell bessere Schwimmfähigkeiten ihrer Kinder. Dies verstärkt den Einfluss sozialer Ungleichheiten und macht Aufklärungs- und Unterstützungsangebote für Eltern aus bildungsfernen Schichten zu einer wichtigen ergänzenden Maßnahme.

In der praktischen Umsetzung fordert die Deutsche Sporthochschule eine verstärkte Einbindung von Schwimmausbildung in den schulischen Alltag, ergänzt durch präventive Bildungsangebote zur Gefahrenwahrnehmung und zum sicheren Verhalten am und im Wasser. Solche Programme könnten den Anteil der Kinder, die Gefahren unterschätzen, reduzieren und damit die Zahl der Ertrinkungsunfälle senken.

Zusammenfassend beweist Deutschland mit seinen Kindern im europäischen Vergleich eine starke Schwimmkompetenz, doch der Schutz vor Ertrinkungsunfällen erfordert mehr als gute Schwimmtechnik. Gefahrenbewusstsein, soziale Förderung und eine systematische, verbindliche Schwimmausbildung sind unerlässlich, um die Wassersicherheit für alle Kinder zu garantieren. Die umfassenden ALFAC-Ergebnisse bieten dafür eine fundierte Basis und verdeutlichen den Handlungsbedarf für Politik, Bildung und Gesellschaft.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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