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  • 26.06.2025 – Apothekensterben, Betrugsrisiken, Investitionen für Versorgungssicherheit
    26.06.2025 – Apothekensterben, Betrugsrisiken, Investitionen für Versorgungssicherheit
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Am 26. Juni 2025 führen Nachwuchsmangel und Betrugsrisiken zu Herausforderungen in Apotheken. Sanacorp investiert in Lager, Gericht bes...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apothekensterben, Betrugsrisiken, Investitionen für Versorgungssicherheit

 

Nachwuchsmangel treibt Apothekenschließungen voran, Betrugsmaschen gefährden finanzielle Stabilität, Sanacorp stärkt mit Lagerausbau die regionale Arzneimittelversorgung

Apotheken-News von heute

Am 26. Juni 2025 bestimmt der dramatische Nachwuchsmangel in stationären Apotheken das Apothekensterben in Deutschland, während Versandapotheken zwar wachsen, aber nicht Hauptursache sind. Sanacorp investiert zehn Millionen Euro in Offenburg zur Erweiterung seiner Lagerkapazitäten und stärkt damit die Versorgung von rund 200 Apotheken. Eine Betrugswelle mit gefälschten Vollstreckungsbescheiden der DGUV stellt Apotheken vor erhebliche rechtliche Herausforderungen. Phagro widerlegt den Kostentreiber-Mythos im Großhandel und betont dessen stabilisierende Rolle im Gesundheitssystem. Die Verfassungsgerichtliche Bestätigung der Corona-Maskenpflicht, neue patientennahe Beratungsangebote, Fortschritte in der hormonellen Verhütung sowie bedeutende adipositasbezogene Therapieentwicklungen prägen die aktuelle Gesundheitslandschaft und zeigen die Vielfalt der Herausforderungen und Innovationen.

 

Apothekensterben und Versandhandel, Nachwuchsmangel als Hauptursache, Herausforderungen für Apothekenbetreiber

Versandapotheken sind nicht Haupttreiber des Apothekensterbens in Deutschland – fehlender Nachwuchs belastet stationäre Apotheken und erfordert strategische Anpassungen

Deutschland stellt den größten europäischen Markt für den E-Commerce rezeptfreier Arzneimittel und Gesundheitsprodukte dar. Der Versandhandel hat sich in diesem Segment längst als etablierter Akteur positioniert und strebt zunehmend danach, nicht nur Teil-, sondern auch Vollversorger zu werden. Diese Entwicklung findet vor dem Hintergrund eines alarmierenden Trends statt: Immer mehr stationäre Apotheken schließen ihre Türen.

Doch entgegen der verbreiteten Annahme ist der Versandhandel nicht die Hauptursache für das Apothekensterben. Fachleute und Brancheninsider betonen vielmehr den gravierenden Nachwuchsmangel als treibenden Faktor. Die Demografie in der Apothekenlandschaft zeigt ein deutliches Überalterungsbild; viele Inhaberinnen und Inhaber stehen kurz vor oder im Ruhestand, während der generelle Mangel an qualifiziertem Nachwuchs die Nachfolgesituation erheblich erschwert. Junge Pharmazeutinnen und Pharmazeuten ziehen oft alternative Karrierewege vor oder bevorzugen Beschäftigungen in anderen Bereichen des Gesundheitswesens.

Die resultierende Engpasssituation wirkt sich unmittelbar auf die Existenz vieler Apotheken aus. Ohne geeignete Nachfolger müssen Inhaber oft verkaufen oder schließen, was die Versorgung in vielen Regionen gefährdet. Besonders ländliche und strukturschwache Gebiete sind hiervon betroffen, da dort die Ansiedlungsbedingungen für neue Apotheken schwieriger sind und der Versorgungsdruck steigt.

Apothekenbetreiber sehen sich folglich mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Neben der Nachwuchsgewinnung müssen sie ihre Geschäftsmodelle und Dienstleistungen an veränderte Rahmenbedingungen anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dazu gehören innovative Konzepte zur Kundenbindung, der Ausbau pharmazeutischer Dienstleistungen sowie der gezielte Einsatz digitaler Technologien zur Effizienzsteigerung.

Der Versandhandel seinerseits positioniert sich als Ergänzung und nicht zwingend als Konkurrenz zur lokalen Versorgung. Insbesondere im Bereich rezeptfreier Produkte und ergänzender Services kann er einen Beitrag leisten, der die flächendeckende Versorgung ergänzt. Allerdings bleibt die persönliche, wohnortnahe Beratung und Betreuung durch die stationären Apotheken ein wesentlicher Pfeiler der Gesundheitsversorgung, den der Versandhandel nicht ersetzen kann.

Politisch wird die Situation intensiv diskutiert. Forderungen nach Förderprogrammen zur Nachwuchsgewinnung, flexibleren Zulassungsbedingungen und Investitionen in Apothekeninfrastruktur gewinnen an Gewicht. Ziel ist es, den Fortbestand der Apotheken vor Ort sicherzustellen und so eine wohnortnahe, patientennahe Versorgung auch in Zukunft zu garantieren.

Für Apothekenbetreiber bedeutet dies, dass sie strategisch und unternehmerisch proaktiv handeln müssen. Die Pflege von Ausbildungs- und Kooperationsnetzwerken, die Entwicklung von attraktiven Arbeitsbedingungen und die Diversifizierung des Angebots sind Schlüsselfaktoren, um den Herausforderungen des Marktes erfolgreich zu begegnen.

Abschließend ist festzuhalten, dass das Apothekensterben ein komplexes Phänomen ist, dessen Ursachen in vielfältigen strukturellen und demografischen Entwicklungen liegen. Der Versandhandel ist dabei ein Teilaspekt, aber nicht der Hauptfaktor. Nur durch gezielte Maßnahmen zur Nachwuchs- und Struktursicherung kann die Zukunft der Apotheken gesichert werden.

 

Gefälschte Vollstreckungsbriefe bedrohen Apotheken Rechtsschutz gewinnt höchste Priorität Betrugswelle mit Zahlungsforderungen und Kontopfändungen

Apotheken werden mit gefälschten Schreiben der DGUV zu Zahlungen gedrängt – Warnungen vor Betrug und Empfehlungen zum Schutz vor finanziellen Schäden

Apotheken in Deutschland sehen sich aktuell einer neuen, perfiden Betrugsmasche ausgesetzt: Mehrere Betriebe haben vermeintliche Vollstreckungsbriefe erhalten, die angeblich von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) stammen. Diese Schreiben enthalten eine „letzte Zahlungsaufforderung“ verbunden mit der Drohung von Vollstreckungsmaßnahmen wie Kontopfändungen und negativen SCHUFA-Einträgen ohne weitere Ankündigung. Der Spitzenverband der gesetzlichen Unfallversicherung warnt eindringlich vor diesen falschen Forderungen und appelliert an Apotheker, keinesfalls Zahlungen zu leisten.

Die Schreiben zeichnen sich durch eine besonders bedrohliche Sprache aus: Gleich zu Beginn wird behauptet, trotz mehrfacher Mahnungen sei der ausstehende Betrag nicht beglichen worden. Eine Frist von nur drei Werktagen zur Begleichung des geforderten Betrags wird gesetzt. In einem besonders auffälligen Detail ist ein gefälschtes Schreiben eines Amtsgerichts Frankfurt am Main beigefügt, das von einem angeblichen Obergerichtsvollzieher Ludger Roth unterschrieben sein soll. Auffällig sind Fehler in der Namensführung, so wird in einem Fall der Doppelname einer Inhaberin verwendet, den sie sonst nicht nutzt, oder der Nachname ist falsch geschrieben – klare Indizien für Fälschungen.

Die geforderten Summen liegen dabei meist im niedrigen bis mittleren dreistelligen Bereich, etwa 500 bis 600 Euro. Sie sollen angeblich Kosten für ein Präventionsmodul betreffen, das laut Betrugsbrief für alle Unternehmen verpflichtend sei. Hinzu kommen angebliche Mahngebühren. Ein Apotheker weist darauf hin, dass es sich hierbei um die „nächste große Welle“ an Betrugsschreiben handelt, die mittlerweile nicht mehr nur per E-Mail, sondern auch postalisch versandt werden, was die Glaubwürdigkeit für einige Empfänger erhöht.

Die DGUV selbst hatte bereits seit Frühjahr vor derartigen Betrugsversuchen gewarnt und betont, dass keine Forderungen auf diesem Weg legitim sind. Die rechtlichen Schritte gegen die Urheber der Fälschungen laufen. Betroffene Apotheker, die bereits Zahlungen geleistet haben, werden nachdrücklich gebeten, umgehend bei der zuständigen Polizeidienststelle Anzeige zu erstatten, um Schaden zu begrenzen und weitere Ermittlungen zu unterstützen.

Diese Situation verdeutlicht, wie wichtig es für Apotheken ist, sowohl die internen Teams, insbesondere die Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA), umfassend über solche Betrugsversuche zu informieren, als auch die interne Zahlungsabwicklung zu sensibilisieren. Vorsicht und kontrolliertes Vorgehen bei Zahlungsaufforderungen unbekannter Herkunft sind unabdingbar.

Vor allem unterstreicht die aktuelle Betrugswelle die herausragende Bedeutung einer umfassenden Rechtsschutzversicherung für Apotheken. Die Rechtsschutzversicherung fungiert hier nicht nur als finanzieller Rückhalt im Falle von Betrug oder falschen Forderungen, sondern ermöglicht auch den schnellen Zugang zu juristischer Beratung und Handlungssicherheit. Gerade in komplexen Fällen, in denen gefälschte Vollstreckungsschreiben im Spiel sind, kann eine gut ausgestattete Rechtsschutzversicherung entscheidend dazu beitragen, finanzielle Schäden zu minimieren und die betrieblichen Abläufe zu schützen.

Zusammenfassend ist es für Apotheken unverzichtbar, wachsam zu bleiben, alle verdächtigen Schreiben sorgfältig zu prüfen, Zahlungen ohne eindeutige Verifizierung zu vermeiden und bei Unsicherheiten sofort rechtlichen Rat einzuholen. Die Kombination aus Aufklärung der Mitarbeitenden, einer professionellen internen Prüf- und Kontrollstruktur sowie einem umfassenden Versicherungsschutz bildet den besten Schutz gegen diese zunehmenden Betrugsrisiken im Apothekenalltag.

 

Versandapotheken wollen Vollversorger sein Vergütungsfrage drängt flächendeckende Versorgungspolitik

Der Bundesverband Deutscher Versandapotheken fordert volle Integration im Rx-Markt, faire Vergütung und klare politische Rahmenbedingungen

Der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) trifft sich heute in Berlin, um zentrale Weichenstellungen für die Zukunft der Branche zu diskutieren. Dabei wird unmissverständlich klar: Die Versandapotheken wollen mehr als reine Anbieter rezeptfreier Produkte sein. Heinrich Meyer, Inhaber von Sanicare und geschäftsführender Vorstand des BVDVA, betont mit Nachdruck, dass Versandapotheken als vollwertige Versorger im Rx-Markt tätig sein wollen. Die Rolle als bloßer OTC-Lieferant genügt ihnen nicht, vielmehr streben sie eine umfassende, flächendeckende Arzneimittelversorgung an.

Diese Forderung trifft auf wachsende Herausforderungen. Meyer macht deutlich, dass die Kosten für die Distribution stetig steigen, während die Vergütung auf einem stagnierenden Niveau verbleibt. „Die ökonomischen Rahmenbedingungen müssen endlich angepasst werden, damit wir unseren Beitrag zur Versorgung weiterhin leisten können“, so Meyer. Die Diskrepanz zwischen gestiegenen Kosten und fehlenden Vergütungserhöhungen führe zu einer massiven Belastung der Versandapotheken, die vor allem den Rx-Bereich betrifft, den sie als Kernmarkt ansehen.

Eine entscheidende Rolle beim Ausbau der Rolle der Versandapotheken im Arzneimittelmarkt spielt das E-Rezept. Hier hatte mit der CardLink-Lösung ein bedeutender Schritt in Richtung Digitalisierung und effizienter Vernetzung der Akteure stattgefunden. Meyer bezeichnet CardLink als „Riesenschritt nach vorne“ für das E-Rezept, zugleich warnt er vor einer Rückabwicklung oder Verzögerung in der Umsetzung. Die Politik sei nun gefordert, klare Verhältnisse zu schaffen und entweder den Erhalt von CardLink sicherzustellen oder bessere Lösungen vorzulegen. Ein Rückschritt sei für die gesamte Arzneimittelversorgung nicht akzeptabel.

Hintergrund ist, dass Versandapotheken sich intensiv auf die Rolle als Vollversorger vorbereiten und ihren Dienstleistungsumfang weiter ausbauen wollen, um neben der reinen Produktlieferung auch umfassende Beratungs- und Serviceangebote zu etablieren. Nur so könne der wachsenden Versorgungslücke in ländlichen und urbanen Regionen entgegengewirkt werden. Dabei setzen sie auf technologischen Fortschritt und innovative Logistik, um schnelle und sichere Arzneimittelzustellung zu gewährleisten.

Die Debatte um die angemessene Vergütung der Versandapotheken ist im Kontext der allgemeinen Reformen des Apothekenmarktes und der digitalen Transformation von enormer Bedeutung. Die Branchenteilnehmer fordern, dass finanzielle Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass Innovationen gefördert und eine nachhaltige Versorgung aller Patientinnen und Patienten gewährleistet wird. Die Versandapotheken sehen sich selbst als wichtigen Pfeiler im Gesundheitswesen, der sowohl durch Qualität als auch durch Zugänglichkeit überzeugen muss.

Der heutige Verbandstag des BVDVA wird deshalb auch als Signal an Politik, Krankenkassen und klassische Apotheken verstanden, die Rolle der Versandapotheken nicht nur als Ergänzung, sondern als integralen Bestandteil der Arzneimittelversorgung anzuerkennen und zu stärken. Die Weichenstellungen, die hier getroffen werden, könnten maßgeblich darüber entscheiden, wie die Arzneimittelversorgung in Deutschland in den kommenden Jahren strukturiert und organisiert wird.

 

Verfassungsgericht bestätigt Corona-Maskenpflicht Versammlungsfreiheit teilweise eingeschränkt AfD-Klage überwiegend abgewiesen

Das Verfassungsgericht Brandenburg hält die Maskenpflicht 2020 für rechtmäßig, erklärt aber Versammlungsbeschränkungen für nichtig

Das Verfassungsgericht des Landes Brandenburg hat in einer wegweisenden Entscheidung die Corona-Maskenpflicht aus dem Jahr 2020 bestätigt, gleichzeitig aber wesentliche Einschränkungen der Versammlungsfreiheit aufgehoben. Die Entscheidung, veröffentlicht am vergangenen Freitag, bezieht sich auf die Normenkontrollklage der AfD-Landtagsfraktion, die damit überwiegend erfolglos blieb. Die Richter begründeten, dass die Beschränkungen durch die Corona-Verordnungen vom 8. Mai und 12. Juni 2020 im Hinblick auf den Schutz vor Gesundheitsgefahren gerechtfertigt gewesen seien. Die Vorgaben zur Maskenpflicht für Personen über sechs Jahren in öffentlichen Geschäften sowie im Nahverkehr entsprachen den damaligen Erkenntnissen zur Virusverbreitung und waren verhältnismäßig.

Anders bewertete das Gericht die Verbote und Restriktionen bei öffentlichen und privaten Veranstaltungen. Die Regelungen des 8. Mai 2020, die Versammlungen und Zusammenkünfte faktisch untersagten, verletzten die Versammlungsfreiheit grundlegend und seien deshalb nichtig. Damit gab das Gericht der AfD in diesem Punkt Recht. Die Einschränkungen für Versammlungen mit mehr als 50 Teilnehmern im Freien sowie alle größeren Veranstaltungen waren damals nur mit Ausnahmegenehmigung möglich gewesen. Die Lockerungen in der Verordnung vom 12. Juni 2020 erlaubten öffentliche Veranstaltungen mit bis zu 1000 Personen sowie unbegrenzte Demonstrationen, sofern Mindestabstände eingehalten wurden.

Bereits am 3. Juni 2020 hatte das Brandenburger Verfassungsgericht in einer Eilentscheidung wesentliche Beschränkungen für Versammlungen aufgehoben und erlaubt, dass Demonstrationen mit mehr als 150 Teilnehmern wieder stattfinden konnten, sofern sie genehmigt wurden. Die Maskenpflicht wurde damals hingegen als vorläufig hinzunehmend bestätigt, um der Gesundheitsgefährdung vorzubeugen.

AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt begrüßte die Entscheidung zur Aufhebung der Versammlungsbeschränkungen als einen Erfolg für den Schutz der Grundrechte. Die Gesamtentscheidung bestätigt damit eine differenzierte Abwägung zwischen Gesundheitsschutz und Freiheitsrechten im Verlauf der Pandemie. Für Apotheken und den öffentlichen Gesundheitssektor ist die Rechtsprechung ein wichtiger Bezugspunkt bei der Bewertung vergangener und zukünftiger Regelungen, da sie den Rahmen für das staatliche Handeln unter außergewöhnlichen Umständen absteckt.

In der Abwägung von Schutzmaßnahmen und Grundrechten bleibt die Rechtssicherheit ein essenzieller Faktor, auch im Hinblick auf mögliche zukünftige Pandemiewellen oder vergleichbare Krisensituationen. Die Brandenburgische Entscheidung unterstreicht die Notwendigkeit einer präzisen gesetzlichen Grundlage für Eingriffe in Grundrechte sowie die Wichtigkeit, solche Maßnahmen verhältnismäßig und zeitlich begrenzt zu gestalten.

 

Sanacorp investiert in Offenburg, Lagerkapazitäten werden erweitert, regionale Versorgung gestärkt

Mit zehn Millionen Euro baut Sanacorp seine Niederlassung Offenburg aus, schafft moderne Lagerstrukturen und verbessert die Arzneimittelversorgung von rund 200 Apotheken in der Region nachhaltig

Der Pharmagroßhändler Sanacorp setzt in Offenburg ein bedeutendes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit der Arzneimittelversorgung vor Ort. Mit einem Investitionsvolumen von zehn Millionen Euro begann am 24. Juni der Spatenstich für den Neubau einer modernen Lagerhalle sowie die umfassende Umgestaltung einer bestehenden Halle auf dem Betriebsgelände. Diese Erweiterung um rund 30 Prozent ist Teil einer Strategie, die auf eine deutliche Optimierung der logistischen Abläufe und der Versorgungssicherheit für die Kunden abzielt. Offenburg fungiert als einer der 19 strategisch verteilten Niederlassungen des Unternehmens deutschlandweit und bildet mit seiner Nähe zu etwa 200 Apotheken in der Region einen zentralen Versorgungsknotenpunkt.

Die neue Lagerhalle wird nicht nur mit modernen Hochregalen ausgestattet, sondern auch mit einem integrierten Kühlbereich versehen, der die Lagerung temperaturempfindlicher Arzneimittel gewährleistet. Durch den Einbau fortschrittlicher Fördertechnik wird zudem die Warenannahme und der Warenumschlag beschleunigt, was die gesamte Lieferkette effizienter macht. Dieses logistische Upgrade ist eine Antwort auf wachsende Anforderungen im Apothekenalltag, wo Zeit und Zuverlässigkeit eine immer größere Rolle spielen.

Frank Hennings, Vorstand Handel bei Sanacorp, unterstreicht die Motivation hinter der Investition: „Unsere Niederlassungen sind das Rückgrat einer flächendeckenden, schnellen und verlässlichen Arzneimittelversorgung. Wir investieren gezielt, damit die Apotheken vor Ort ihre Versorgungs- und Beratungsaufgaben bestmöglich erfüllen können.“ Diese Aussage verdeutlicht die strategische Bedeutung, die Sanacorp seiner Rolle im Gesundheitsmarkt beimisst. Die neue Infrastruktur wird somit zum Motor für eine verbesserte Patientenversorgung und eine stärkere Bindung der Apothekenkunden.

Auch die lokale Politik würdigt den Ausbau: Oberbürgermeister Marco Steffens bezeichnet die Investition als „wichtigen Beitrag für Offenburg als Wirtschaftsstandort und Oberzentrum.“ Die Erweiterung steigere nicht nur die regionale Gesundheitsversorgung, sondern festige auch die wirtschaftliche Substanz der Stadt nachhaltig. Damit wird die Sanacorp-Niederlassung zum Symbol für die Verknüpfung von Gesundheitsversorgung und regionaler Wirtschaftskraft, die heute mehr denn je ineinandergreifen müssen.

Der Bau der Lagerhalle soll voraussichtlich 18 Monate in Anspruch nehmen und ist für Frühjahr 2027 abgeschlossen. Bis dahin werden die Logistikprozesse sukzessive umgestellt und an die neuen Kapazitäten angepasst. Für die Apotheken bedeutet dies, dass sie künftig von einer schnelleren Verfügbarkeit und einem erweiterten Sortiment profitieren können. Die Investition von Sanacorp ist damit ein zukunftsweisender Schritt, der den Wandel im Gesundheitsmarkt aktiv mitgestaltet und gleichzeitig den Standort Offenburg als starken Partner für die Apotheken in der Region positioniert.

 

Phagro widerspricht Kostentreiber-Mythos, Großhandel reduziert Anteil, Systemstabilität trotz GKV-Finanzkrise

Pharmazeutischer Großhandel betont Effizienz und sinkenden Kostenanteil an Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung

Die Finanzkrise der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hat in der öffentlichen Diskussion zunehmend auch die Arzneimittelausgaben als potenziellen Kostentreiber in den Fokus gerückt. Der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) stellt dieser Wahrnehmung eine klare Korrektur entgegen: Nach aktuellen Daten ist der Anteil des Pharmagroßhandels an den GKV-Ausgaben für Arzneimittel in weniger als 15 Jahren um etwa 30 Prozent gesunken. Dies unterstreicht die Rolle des Großhandels nicht als Kostentreiber, sondern als stabilisierenden Faktor im Gesundheitssystem.

Die Geschäftsführer von Phagro, Michael Dammann und Thomas Porstner, betonen, dass der vollversorgende Pharmagroßhandel mit einer täglichen Belieferung von rund 17.000 Apotheken ein unverzichtbarer Bestandteil der Arzneimittelversorgung in Deutschland ist. Mit nur 2,8 Prozent Anteil an den Arzneimittelausgaben der GKV im Jahr 2024 – verglichen mit 4 Prozent im Jahr 2010 – zeigt sich eine deutliche Kostenentlastung, die maßgeblich auf die seit Jahren nahezu unveränderte gesetzliche Großhandelsvergütung und den daraus resultierenden Margenrückgang zurückzuführen ist.

Diese Entwicklung beweist die Effizienz des Großhandels und seine bedeutende Rolle als Garant für Versorgungssicherheit. In Zeiten der GKV-Finanzkrise wird der Pharmagroßhandel somit nicht als Kostenfaktor, sondern als Partner für nachhaltige Gesundheitsversorgung verstanden.

Vor dem Hintergrund der aktuellen gesundheitspolitischen Debatten unterstützt Phagro ausdrücklich die Forderungen der gesundheitspolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Simone Borchardt, nach einer „Lösung aus einem Guss“. Diese ganzheitliche Strategie soll alle Akteure der Arzneimittelversorgung einbeziehen und gleichzeitig die Herausforderungen der Branche berücksichtigen.

Dammann und Porstner unterstreichen, dass der Festzuschlag als Mindestvergütung für den Pharmagroßhandel erhalten bleiben müsse. Zudem sei eine umfassende Überprüfung und Anpassung der Struktur der gesetzlichen Großhandelsvergütung dringend erforderlich, um den sich wandelnden Marktbedingungen gerecht zu werden und weiterhin eine stabile Versorgung sicherzustellen.

Diese Forderungen sind vor dem Hintergrund der zunehmenden Konsolidierung im Großhandelssektor besonders relevant. Der Pharmagroßhandel trägt durch seine effiziente Infrastruktur dazu bei, dass Arzneimittel schnell und zuverlässig die Apotheken erreichen und damit den Patienten zur Verfügung stehen.

Der Verband sieht die Notwendigkeit, politische Entscheidungen auf die reale Marktsituation abzustimmen, um eine nachhaltige, wirtschaftlich tragfähige und patientenorientierte Arzneimittelversorgung zu gewährleisten. Einseitige Kostensenkungen ohne Berücksichtigung der Marktmechanismen und Versorgungsqualität könnten langfristig zu Versorgungsengpässen und höheren Folgekosten führen.

Insgesamt verdeutlichen die Daten und Positionen von Phagro, dass der pharmazeutische Großhandel ein unverzichtbarer und zugleich kosteneffizienter Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems ist, der aktiv zur Stabilität und Qualität der Arzneimittelversorgung beiträgt – gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.

 

Patientenberatung vor Ort, Gesundheitskioske als Modell, Barrierefreie Versorgung

Stiftung Unabhängige Patientenberatung Deutschland eröffnet erste Beratungsstelle in Berlin und setzt neuen Standard für niederschwellige, persönliche Gesundheitsberatung

Die Stiftung Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) hat in Berlin-Schöneberg ihre erste regionale Beratungsstelle eröffnet. Dieser Schritt markiert den Auftakt einer bundesweiten Ausweitung des Angebots, das Menschen in gesundheitlichen und gesundheitsrechtlichen Fragen eine niedrigschwellige, qualitätsgesicherte und unabhängige Anlaufstelle bietet. Analog zu bereits etablierten Gesundheitskiosken, beispielsweise der AOK Rheinland-Hamburg, zielt die UPD darauf ab, Patienten dort abzuholen, wo telefonische Beratung nicht ausreicht oder nicht möglich ist.

Das neue Präsenzangebot richtet sich insbesondere an Personen, die aufgrund technischer Barrieren, Sprachschwierigkeiten, gesundheitlicher Einschränkungen oder persönlicher Präferenzen einen direkten, persönlichen Austausch suchen. Damit füllt die Beratungsstelle eine Lücke im Gesundheitswesen, das sich zunehmend digitalisiert, aber gerade sozial benachteiligten oder vulnerablen Gruppen oft den Zugang erschwert. Die Beratung vor Ort erfolgt kostenfrei, vertraulich, unabhängig von Interessen Dritter und mit hohen Qualitätsstandards.

Dr. Katharina Graffmann-Weschke, Vorständin der Stiftung, betont die Notwendigkeit, das Gesundheitssystem für alle Bürger verständlich und zugänglich zu machen: „Das Gesundheitssystem ist für viele Menschen schwer durchschaubar, insbesondere in belastenden Lebenslagen. Unsere Beratungsstellen bieten verlässliche Orientierung und unterstützen auf Augenhöhe.“

Die Berliner Beratungsstelle fungiert als Pilotprojekt und soll in den kommenden Jahren zum Modell für weitere regionale Anlaufstellen werden. Geplant sind Beratungsstellen unter anderem in Erfurt, Hamburg, Magdeburg, Nürnberg, Dresden und Frankfurt am Main. Erfahrungen aus Berlin sollen in die Konzeption und Optimierung der bundesweiten Struktur einfließen, um ein modernes, niedrigschwelliges und an den Lebensrealitäten der Menschen orientiertes Beratungssystem zu schaffen.

Das Team der UPD besteht aus qualifizierten Patientenberaterinnen und -beratern mit Expertise in juristischen, medizinischen und psychosozialen Fachgebieten. Die ganzheitliche Beratung umfasst unter anderem Krankenversicherungsfragen, Patientenrechte, vermutete Behandlungsfehler, psychotherapeutische Anliegen sowie die Unterstützung beim Verständnis medizinischer Befunde oder der Vorbereitung auf Arztbesuche.

Das Modell stößt auch politisch auf breite Zustimmung. Stefan Schwartze, Patientenbeauftragter der Bundesregierung und Vorsitzender des Stiftungsrats, lobt die Erweiterung des Beratungsangebots als bedeutenden Schritt zur Stärkung der Patientenorientierung und als Schaffung dauerhaft erreichbarer wohnortnaher Anlaufstellen. Auch die Berliner Staatssekretärin für Gesundheit und Pflege, Ellen Haußdörfer, hebt die Bedeutung der Beratungsstelle für Menschen hervor, die auf telefonische Angebote nicht zurückgreifen können, und würdigt die kompetente, interdisziplinäre Unterstützung.

Patientenvertreter wie Florian Schönberg vom Sozialverband Deutschland (SoVD) unterstreichen den hohen Stellenwert regionaler Präsenzangebote. Für ältere, chronisch kranke und sozial benachteiligte Menschen sei die persönliche Beratung unverzichtbar, um Barrieren abzubauen und eine inklusive Gesundheitsversorgung sicherzustellen.

Die UPD-Beratungskioske sind damit ein bedeutender Baustein einer patientenzentrierten Versorgung, die Vertrauen schafft, Orientierung gibt und den Zugang zum Gesundheitssystem erleichtert. Sie stärken die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung und fördern die Selbstbestimmung, indem sie in komplexen Situationen qualifizierte und unabhängige Hilfe bieten.

Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Herausforderungen, wie dem demografischen Wandel, wachsenden chronischen Erkrankungen und sozialer Ungleichheit, gewinnen solche niedrigschwelligen Angebote zunehmend an Bedeutung. Die Stärkung der Patientenberatung vor Ort ist ein wichtiger Schritt, um die Gesundheitsversorgung gerechter, transparenter und effektiver zu gestalten.

 

Stillgelegtes X-Chromosom, altersbedingte Genreaktivierung, differenzierte Organexpression

Mit steigendem Lebensalter entziehen sich immer mehr Gene der X-Chromosomeninaktivierung und werden organabhängig erneut transkribiert, was neue Einblicke in Alterungsprozesse und Genregulation eröffnet

Die X-Chromosomeninaktivierung stellt einen zentralen Mechanismus der genetischen Dosiskompensation bei weiblichen Säugetieren dar, der sicherstellt, dass trotz zwei X-Chromosomen nur eines aktiv exprimiert wird, um eine Überexpression von X-gebundenen Genen zu verhindern. Dieser Prozess ist früh in der embryonalen Entwicklung etabliert und gilt bislang als stabiler epigenetischer Zustand über das gesamte Leben hinweg. Doch neueste wissenschaftliche Untersuchungen offenbaren nun ein differenziertes Bild: Im Alter zeigt das vermeintlich stillgelegte X-Chromosom eine zunehmende Tendenz zur Reaktivierung zahlreicher Gene, wobei dieser Effekt nicht einheitlich auftritt, sondern stark organspezifisch variiert.

Die aktuelle Studie, die umfassende Transkriptom-Analysen aus verschiedenen Organen über unterschiedliche Altersgruppen hinweg auswertete, dokumentiert eine progressive Aufweichung der X-Inaktivierung. So werden beispielsweise im Gehirn, in der Leber und im Herzmuskel altersbedingt unterschiedlich viele Gene, die eigentlich auf dem inaktiven X-Chromosom verankert sind, wieder transkribiert. Dieses Phänomen lässt sich als ein organabhängiges Entkommen aus der X-Chromosomeninaktivierung interpretieren, das vermutlich durch Veränderungen im epigenetischen Umfeld wie DNA-Methylierung, Histonmodifikationen und Chromatinstruktur ermöglicht wird.

Dass das X-Chromosom im Alter nicht mehr komplett inaktiv bleibt, könnte erhebliche biologische Implikationen haben. Die Reaktivierung kann zu einer Dosiserhöhung bestimmter Genprodukte führen, was in Zellen potenziell Störungen in der Regulation und Funktion nach sich zieht. Besonders in Organen mit ausgeprägter Reaktivierung könnten solche Veränderungen altersassoziierte Pathologien beeinflussen oder neue Krankheitsmechanismen begünstigen. Darüber hinaus liefert die Erkenntnis eine neue Perspektive auf geschlechtsspezifische Unterschiede im Alterungsprozess, da Frauen durch das zweite X-Chromosom eine dynamischere Genregulation erfahren, die sich im Alter weiter verändert.

Aus molekularer Sicht unterstreicht die Studie, dass die epigenetische Landschaft des inaktiven X-Chromosoms im Laufe des Lebens nicht starr bleibt, sondern adaptiv und dynamisch auf Umwelt- und zelluläre Stressfaktoren reagiert. Dies spiegelt einen bisher unterschätzten Grad an genetischer Flexibilität wider, der neue Forschungsansätze zur Anpassung von Genexpression an altersbedingte Anforderungen eröffnet. Die organabhängige Variation legt nahe, dass die Reaktivierung nicht zufällig erfolgt, sondern gezielt gesteuert sein könnte, möglicherweise als Teil eines altersspezifischen Anpassungsprogramms oder als Folge epigenetischer Drift.

Aus klinischer Sicht sind diese Erkenntnisse besonders relevant, weil eine veränderte Dosiskompensation X-gebundener Gene potenziell das Risiko für bestimmte Krankheiten beeinflussen kann, die im Alter bei Frauen häufiger auftreten, darunter neurodegenerative Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und metabolische Störungen. Die Differenzierung zwischen Organen erlaubt es, spezifische pathophysiologische Zusammenhänge zu untersuchen und könnte langfristig die Entwicklung geschlechtsspezifischer Therapien unterstützen.

Nicht zuletzt stellt diese Entdeckung die Stabilität des bisher als dauerhaft angesehenen X-Inaktivierungsmechanismus infrage und fordert eine Neubewertung der epigenetischen Regulation im Kontext des Alterns. Die Studie sensibilisiert die Forschung für eine komplexe, altersabhängige Neuordnung genetischer Aktivität, die weit über einfache Genexpression hinausgeht und die molekulare Grundlage für altersassoziierte biologische Veränderungen legt.

Insgesamt demonstriert die zunehmende Reaktivierung des X-Chromosoms im Alter eine bisher verborgene Dimension der Genomregulation, deren Erforschung zukünftig essenziell sein wird, um die Mechanismen des Alterns und geschlechtsspezifische Vulnerabilitäten besser zu verstehen und gezielt zu adressieren. Dieses neue Wissen könnte wegweisend sein für die Entwicklung innovativer biomedizinischer Ansätze, die sich auf die präzise Steuerung epigenetischer Zustände im Alter konzentrieren.

 

Retardierte Kontrazeptiva neu gedacht, Vorteile hormoneller Langzeitpräparate, Innovationen für komfortable Verhütung

Wie verzögerte Wirkstofffreisetzung bei Spirale, Ring und Implantat Frauen eine sichere, bequeme Alternative zur klassischen Pille bietet und die Verhütungskultur nachhaltiger prägt

In der Welt der hormonellen Verhütung dominieren seit Jahrzehnten Einphasenpillen, doch ihr einseitiger Fokus auf die tägliche Einnahme birgt neben Vorteilen auch erhebliche Herausforderungen: Compliance-Probleme, hormonelle Schwankungen und damit verbundene Nebenwirkungen, die die Lebensqualität beeinträchtigen können. Prof. Dr. Rolf Daniels, renommierter Experte für Pharmazeutische Technologie, rückt in seinem Vortrag auf der Interpharm 2025 retardierte Kontrazeptiva in den Mittelpunkt – Verhütungsmethoden, die durch ihre kontrollierte, langanhaltende Wirkstofffreisetzung nicht nur die Wirksamkeit optimieren, sondern vor allem den Alltag der Anwenderinnen maßgeblich erleichtern.

Diese alternativen Präparate, zu denen die hormonwirksame Spirale, der Vaginalring und das subdermale Implantat zählen, zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, Hormone über Wochen bis Monate kontinuierlich abzugeben. Diese Form der Applikation reduziert nicht nur die Gefahr von Anwendungspannen, sondern sorgt auch für eine stabilere Hormonkonzentration im Blut, was wiederum das Risiko hormonell bedingter Nebenwirkungen minimiert. So können Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen und Übelkeit, die häufig durch die typischen Spitzen und Täler der täglichen Pilleneinnahme entstehen, deutlich reduziert werden.

Die Spiralpräparate kombinieren moderne Wirkstoffträger mit gezielter Freisetzung, die lokal wirken und systemische Belastungen reduzieren. Durch die Nähe zur Gebärmutter wird eine hohe Effektivität erreicht, gleichzeitig sinkt die tägliche Belastung der Anwenderinnen, die sich nicht mehr an die Einnahmezeiten erinnern müssen. Auch der Vaginalring, der monatlich eingelegt wird, bietet eine praktische Alternative: Er ist diskret, hormonell ausgewogen und erlaubt eine einfache Handhabung. Nicht zuletzt ermöglicht das subdermale Implantat, das bis zu drei Jahre wirkt, eine nahezu wartungsfreie Verhütung, die langfristige Sicherheit und Unabhängigkeit von täglicher Routine verspricht.

Prof. Daniels unterstrich in seinem Vortrag nicht nur die technologischen Fortschritte, sondern auch die veränderten Bedürfnisse der heutigen Nutzerinnen. In einer Zeit, in der Flexibilität, Lebensqualität und Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen, gewinnen retardierte Kontrazeptiva eine neue Relevanz. Sie adressieren das Bedürfnis nach weniger täglichem Aufwand und weniger hormoneller Belastung, gleichzeitig eröffnen sie Perspektiven für eine individuellere Verhütungskultur, die weit über die klassischen Einphasenpillen hinausgeht.

Dabei betont Daniels auch die pharmazeutische Innovationskraft, die in diesen Präparaten steckt: Formulierungen mit ausgeklügelten Matrixsystemen und modernen Polymersubstanzen ermöglichen die präzise Steuerung der Wirkstofffreisetzung, was in der Herstellung und der patientenorientierten Anwendung hohe Anforderungen stellt. Die Herausforderung, diese Systeme stabil, zuverlässig und verträglich zu gestalten, hat die pharmazeutische Forschung in den letzten Jahren mit großem Engagement angenommen – und dabei eine Reihe von Alternativen hervorgebracht, die das Potenzial haben, das Verhütungsangebot grundlegend zu erweitern.

Darüber hinaus eröffnen retardierte Kontrazeptiva neue Chancen für die Gesundheitsversorgung insgesamt: Durch die geringere tägliche Einnahmehäufigkeit verringern sich Fehlerquellen und das Risiko von ungewollten Schwangerschaften. Das entlastet sowohl die Anwenderinnen als auch das Gesundheitssystem. Die reduzierte hormonelle Belastung kann außerdem längerfristige gesundheitliche Vorteile mit sich bringen, etwa durch eine geringere Thromboserate, was das Sicherheitsprofil dieser Methoden weiter verbessert.

Interessant ist auch die soziale Dimension: Daniels wies darauf hin, dass retardierte Methoden besonders für junge Frauen, Berufstätige mit unregelmäßigen Tagesabläufen und solche, die in ländlichen Regionen leben, bei denen der Zugang zu Beratung und Medikamenten eingeschränkt ist, enorme Vorteile bieten. Die reduzierte Notwendigkeit, täglich an eine Einnahme zu denken, schafft Freiräume und Selbstbestimmung. Die Herausforderung der Aufklärung und Beratung bleibt jedoch zentral, damit die Vorteile dieser Technologien breit genutzt werden können.

Insgesamt zeigt sich, dass retardierte Kontrazeptiva nicht nur ein technisches Update der klassischen Verhütung darstellen, sondern ein Paradigmenwechsel, der die Balance zwischen Effektivität, Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit neu justiert. Prof. Daniels appelliert deshalb eindringlich an Wissenschaft, Industrie und Gesundheitspolitik, diese innovativen Methoden stärker in den Fokus zu rücken und durch entsprechende Förderung und Aufklärung zu begleiten. Denn die „Langsamkeit“ der Wirkstoffabgabe, so der Experte, ist keineswegs ein Nachteil, sondern vielmehr ein Schlüssel für die Zukunft der hormonellen Verhütung, die Frauen echte Wahlfreiheit, Lebensqualität und Sicherheit auf höchstem Niveau bieten kann.

Dieser Ansatz steht exemplarisch für den medizinisch-pharmazeutischen Fortschritt, der nicht allein auf das Wirkprinzip, sondern auf den gesamten Anwendungskomfort und die nachhaltige Nutzerzufriedenheit achtet. So könnten retardierte Kontrazeptiva in den kommenden Jahren das Bild der Verhütung entscheidend prägen – weg vom starren Pillenschema hin zu flexiblen, individuellen und technologiegestützten Lösungen, die den Alltag der Frauen spürbar erleichtern und zugleich medizinisch überzeugen.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass diese Entwicklungen auch eine Einladung an die Apotheken sind: Sie sind es, die als Schnittstelle zwischen Forschung, Arzt und Patientin diese Innovationen bekannt machen, sie beraten und so maßgeblich zur Akzeptanz beitragen. Die Zukunft der Verhütung ist retardiert, komfortabel und sicher – ein Fortschritt, der längst überfällig ist und der sich am Ende in zufriedeneren Anwenderinnen und besserer gesundheitlicher Versorgung widerspiegeln wird.

 

Enquete-Kommission pandemische Lehren ziehen, Krisenmanagement aufarbeiten, Gesellschaftliche Folgen analysieren

Union und SPD initiieren umfassende Bundestagskommission zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Corona-Pandemie von 2019 bis 2023 mit Fokus auf Solidarität, Schutzmaßnahmen, Rechtsstaatlichkeit und gesellschaftliche Auswirkungen

Mehr als fünf Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie beginnt im Bundestag eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung der Krise und ihrer weitreichenden Folgen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Auf Initiative der Koalitionsfraktionen von Union und SPD soll eine Enquete-Kommission mit dem Titel „Aufarbeitung der Corona-Pandemie und Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse“ eingesetzt werden. Die Pandemie habe Deutschland vor Herausforderungen von historischer Dimension gestellt, die seit dem Zweiten Weltkrieg in dieser Form unbekannt gewesen seien. Die Kommission hat den Auftrag, sowohl das staatliche Krisenmanagement als auch die gesellschaftlichen Auswirkungen der Schutzmaßnahmen kritisch zu beleuchten, um aus der Erfahrung ein belastbares Fundament für künftige Gesundheitskrisen zu schaffen.

Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen neben der Bewertung der Frühwarnsysteme und Pandemiepläne auch die Rolle der Bund-Länder-Koordinierung in den Ministerpräsidentenkonferenzen, die Arbeit der Krisenstäbe sowie die Einbindung wissenschaftlicher Expertise in politische Entscheidungen. Dabei ist der rechtliche Rahmen mit seinen Grundrechtseingriffen und die parlamentarische Kontrolle ein wichtiger Analysepunkt. Die Auswirkungen der Virusabwehrmaßnahmen, insbesondere auf vulnerable Gruppen wie Kinder und Jugendliche, stehen ebenso im Fokus wie der Umgang mit Impfkampagnen und der Beschaffung essenzieller Schutzausrüstung wie Masken und Tests.

Darüber hinaus soll die Kommission die wirtschaftlichen Hilfen für Unternehmen und den Arbeitsmarkt bewerten und die Folgen für gesellschaftliche Bereiche wie Kultur, Tourismus sowie ehrenamtliches Engagement analysieren. Die 28-köpfige Kommission setzt sich aus 14 Abgeordneten, die nach Fraktionszugehörigkeit benannt werden, und 14 Sachverständigen zusammen, welche in Einvernehmen mit Ländern, Kommunen und Fachdisziplinen ausgewählt werden. Öffentliche Anhörungen, die Einbeziehung von Expertenmeinungen sowie die Bildung thematischer Arbeitsgruppen sichern eine transparente und fachlich fundierte Arbeit.

Mit dem Ziel, belastbare Erkenntnisse und praxisnahe Handlungsempfehlungen zu liefern, wird die Kommission bis zum 30. Juni 2027 einen umfassenden Abschlussbericht vorlegen. Zwischenberichte sollen eine frühzeitige parlamentarische Auseinandersetzung mit einzelnen Aspekten ermöglichen. Die geplante Enquete-Kommission ist als instrumentelle und multiperspektivische Antwort auf die vielfältigen Herausforderungen der Pandemie zu verstehen. Ihre Ergebnisse werden nicht nur für die politische Steuerung künftiger Gesundheitskrisen relevant sein, sondern auch das gesellschaftliche Bewusstsein für Solidarität und Verhältnismäßigkeit in Ausnahmesituationen stärken. Damit wird ein fundamentaler Beitrag zur nachhaltigen Resilienz der Bundesrepublik geleistet, der weit über die Pandemie hinauswirkt.

 

Gewichtsverlust, Muskelerhalt, Marktposition bei Cagri/Sema im Fokus

Die Fixkombination aus Cagrilintid und Semaglutid erzielt solide Erfolge bei Adipositas, zeigt erstmals Muskelschutz und steht im Wettbewerb mit stärkeren Konkurrenten.

Die jüngsten Ergebnisse aus den Phase-III-REDEFINE-Studien zum neuen Fixpräparat Cagrilintid/Semaglutid (Cagri/Sema) von Novo Nordisk zeichnen ein differenziertes Bild im Wettstreit der Inkretin-basierten Therapien bei Übergewicht, Adipositas und Typ-2-Diabetes. Während die Kombination aus dem GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid und dem Amylinanalogon Cagrilintid die erhoffte Verstärkung der Gewichtsreduktion bestätigt, bleibt sie hinter den höchsten Erwartungen zurück und bewegt sich nicht an der Spitze des Konkurrenzfeldes, in dem der duale Agonist Tizepatid von Lilly derzeit dominierende Wirkungsstärken demonstriert. Die integrierte Betrachtung der Studien zeigt nicht nur klare Gewichtseffekte, sondern wirft mit der erstmaligen Analyse des Muskelmasseerhalts auch ein neues Licht auf den qualitativen Aspekt der Gewichtsreduktion.

Im Studiendesign zeichneten sich zwei parallele REDEFINE-Programme ab: REDEFINE 1 mit 3417 Teilnehmern, darunter adipöse Personen mit und ohne metabolische Komorbiditäten, und REDEFINE 2 mit 1206 Probanden mit Typ-2-Diabetes. Beide Studien liefen über 68 Wochen, wobei die Dosierung der Fixkombination 2,4 mg/2,4 mg Cagri/Sema einmal wöchentlich subkutan appliziert wurde. Neben der reinen Wirkstoffgabe erfolgte für alle Studienteilnehmer ein Lifestyleprogramm, das Ernährungs- und Bewegungsmaßnahmen einschloss.

Die Resultate aus REDEFINE 1 bestätigen den starken Gewichtsverlust von durchschnittlich −20,4 Prozent im Intention-to-Treat-Ansatz und steigern sich auf −22,7 Prozent, wenn nur therapietreue Patienten einbezogen werden. Semaglutid als Monotherapie erreichte in derselben Studie −14,9 Prozent, Cagrilintid allein −11,5 Prozent, während Placebo bei −3,0 Prozent verharrte. Diese Werte positionieren Cagri/Sema im Segment der effektivsten nichtoperativen Interventionen, allerdings ohne die zuvor kommunizierte Zielmarke von −25 Prozent zu übertreffen. In REDEFINE 2 bei Typ-2-Diabetikern lagen die Gewichtsverluste erwartungsgemäß niedriger bei −13,7 Prozent (ITT) und −15,7 Prozent (Per-Protocol), was den metabolischen Besonderheiten der Patientengruppe entspricht.

Die Gastrointestinalverträglichkeit blieb der limitierende Faktor: Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen waren die häufigsten Nebenwirkungen, die in beiden Studien vergleichbar auftraten und für manche Patienten eine Herausforderung hinsichtlich der Adhärenz darstellen. Die Nebenwirkungsprofile unterscheiden sich dabei nicht grundlegend von bisherigen Inkretinmimetika.

Bemerkenswert ist die erstmalige umfassende Betrachtung der Körperzusammensetzung bei 252 Teilnehmern von REDEFINE 1 mittels DEXA-Scans vor und nach Therapie. Diese Messungen zeigen eine Reduktion des Fettanteils am Körpergewicht um −6,1 Prozent unter Cagri/Sema, gegenüber −5,5 Prozent bei Semaglutid allein, während Cagrilintid monotherapeutisch auf −2,7 Prozent kam und Placebo kaum veränderte. Parallel stieg die Magermasse um 5,5 Prozent (Cagri/Sema) versus 5,1 Prozent (Semaglutid), wobei die Unterschiede zwar gering, jedoch potenziell klinisch relevant sind. Dieses Muster deutet auf eine qualitativ günstigere Gewichtsabnahme mit Erhalt der Muskelmasse durch die Kombination hin, was die Annahme untermauert, dass Amylinanalogon und GLP-1-Agonist synergistisch wirken können, um Muskelschwund zu verhindern, der bei strengem Gewichtsverlust häufig zu beobachten ist.

Die Bewertung der Daten spaltet Expertenmeinungen: Professor Dr. Timothy Garvey, leitender Autor der Studie, bezeichnete den erreichten Gewichtsverlust als Spitzenwert bestehender pharmakologischer Interventionen, was die klinische Bedeutung unterstreicht. Demgegenüber relativiert die medizinische Fachwelt die Resultate angesichts der Hoffnungen und der stärkeren Wirksamkeit konkurrierender Substanzen. Dr. Samar Hafida von der ADA warnt davor, das Augenmerk zu stark auf Prozentzahlen zu richten, da bereits moderate Gewichtsreduktionen von etwa zehn Prozent erhebliche metabolische Verbesserungen bewirken. Dieser pragmatische Blickwinkel rückt den Nutzen der Therapie in den Fokus, ohne sich in Zahlenvergleichen zu verlieren.

Der Marktkontext verschärft die Einordnung: Der GLP-1-Agonistenmarkt wird von hochpotenten Wirkstoffen dominiert, die nicht nur Gewicht, sondern auch metabolische Parameter wie Blutzucker und Blutdruck effektiv senken. Die Herausforderung für Cagri/Sema liegt darin, sich trotz der vorteilhaften Kombination auf diesem gesättigten Feld zu behaupten. Zudem erfordert der Einsatz von Fixkombinationen besondere strategische Überlegungen bezüglich Patientenadhärenz, Kosten und Langzeitverträglichkeit.

Die vorliegenden Daten öffnen zudem neue Fragen zur Optimierung der Kombinationstherapie: Wie können Dosis und Verabreichungsintervall weiter individualisiert werden? Welchen Einfluss hat der Muskelmasseerhalt auf funktionelle und metabolische Langzeiteffekte? Und inwieweit kann Cagri/Sema auch in anderen Patientengruppen, etwa solchen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, seine Vorteile ausspielen? Solche Fragestellungen sind essentiell, um die Rolle dieser innovativen Therapie in der künftigen Behandlungslandschaft zu definieren.

Abschließend lässt sich festhalten, dass Cagrilintid/Semaglutid trotz einer Wirkstärke, die keine neuen Maßstäbe setzt, wichtige Fortschritte im qualitativen Gewichtsmanagement signalisiert. Der differenzierte Muskelmasseerhalt und die solide Wirksamkeit bei adipösen sowie diabetischen Patienten bilden ein stabiles Fundament, das in Kombination mit weiteren Studien und Praxiserfahrungen das Potenzial hat, die therapeutische Vielfalt sinnvoll zu erweitern. Ob Cagri/Sema langfristig eine Spitzenposition im umkämpften Markt einnehmen kann, wird maßgeblich von der weiteren klinischen Entwicklung, Preisgestaltung und der Akzeptanz durch Patienten und Ärzte abhängen. Die vorgestellten Phase-III-Ergebnisse bilden einen wichtigen, aber nicht endgültigen Schritt in diesem dynamischen Prozess.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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