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  • 24.06.2025 – Beitragspflicht braucht Maß, Rücklagen brauchen Legitimität, Vertretung braucht Vertrauen
    24.06.2025 – Beitragspflicht braucht Maß, Rücklagen brauchen Legitimität, Vertretung braucht Vertrauen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Am 24. Juni 2025 beleuchten wir das Urteil gegen die AK Nordrhein, die strategische Lage von Apotheken und den BGH-Beschluss zur Zwangsbeh...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Beitragspflicht braucht Maß, Rücklagen brauchen Legitimität, Vertretung braucht Vertrauen

 

Wie ein Düsseldorfer Urteil Kammerfinanzen infrage stellt, das Machtverständnis der Standesvertretung erschüttert und neue Maßstäbe für Gremienkultur in der Selbstverwaltung setzt

Apotheken-News von heute

Am 24. Juni 2025 berichten wir über ein Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf, das der Apothekerkammer Nordrhein eine Rückzahlung überhöhter Rücklagen auferlegt – ein juristischer Wendepunkt für die Legitimität standesrechtlicher Finanzen. Gleichzeitig rückt der zunehmende Druck auf Apotheken in den Mittelpunkt, die sich angesichts digitaler Herausforderungen, wirtschaftlicher Risiken und wachsender Kundenansprüche neu aufstellen müssen. Wir beleuchten, warum professioneller Versicherungsschutz zur Überlebensstrategie wird, der Bundesgerichtshof mit einem Grundsatzbeschluss zur Zwangsbehandlung im Off-Label-Use neue Maßstäbe setzt, die Generation Bildschirm unter chronischen Kopfschmerzen leidet, der Generikamarkt unterfinanziert bleibt, Umweltauflagen Produktionsketten gefährden, Noventi mit seinem genossenschaftlichen Modell Stabilität zeigt, der OTC-Switch bei Naloxon Versorgungssicherheit verspricht – und Apotheken mit evidenzbasierter Wundberatung konkrete Verantwortung übernehmen.


Was lange als Unbehagen durch die Reihen der Kammermitglieder waberte, hat nun gerichtlichen Ausdruck gefunden: Die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) muss Beiträge zurückzahlen – nicht, weil sie Rechnungsfehler gemacht hätte, sondern weil sie den Rahmen dessen gesprengt hat, was eine Selbstverwaltungskörperschaft mit Zwangsbeiträgen ihrer Mitglieder tun darf. Das rechtskräftige Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf ist mehr als ein juristisches Signal: Es ist eine Zäsur in der institutionellen Glaubwürdigkeit. Denn der Kern der Entscheidung betrifft nicht nur Finanzmethoden, sondern das Selbstverständnis einer Kammer, die sich über Jahre hinweg vom Primat ihrer Mitglieder entfernt und in eine Logik des Rücklagenaufbaus verselbständigt hatte – mit Projekten, die kaum einer kennt, mit Maßnahmen, die wenig Rückhalt genießen und mit einer Repräsentationsform, die sich zunehmend als autarkes Gebilde statt als responsive Instanz darstellt. Apotheken im Überlebenskampf erleben ihre Kammer nicht selten als abstrakte Struktur mit Posten, Protokollen und Pflichtbeiträgen – aber ohne greifbare Nähe zur Realität der Offizinen. Dieses Urteil trifft deshalb nicht nur den Geldbeutel, sondern den institutionellen Nerv: Wer Legitimität beansprucht, muss sie sich verdienen – jährlich, sichtbar, nachvollziehbar.

In der Versorgungspraxis geraten Apotheken zugleich unter Druck, der weit über Kammerfragen hinausreicht. Strategische Resilienz wird zum Schlüsselbegriff einer Branche, die ihre Rolle zwischen Arzneimittelabgabe, Präventionsberatung und digitalem Plattformdruck neu justieren muss. Die Zeit der Stillstandsstrategie ist vorbei – das bestätigen nicht nur Marktanalysten, sondern auch die nackten Zahlen: Frequenzverlust, Kundenabwanderung, E-Rezept-Komplexität, steigender Verwaltungsaufwand bei sinkender Marge. Wer heute eine Apotheke wirtschaftlich betreibt, muss strategisch denken wie ein Dienstleistungsunternehmen, digital agieren wie ein Health-Tech-Startup und kommunizieren wie ein Lebensweltdolmetscher. Der Wandel hat eine Geschwindigkeit erreicht, die sich mit Rezeptschubladendenken nicht mehr beantworten lässt. Beratung, Bindung, Beteiligung – das sind die drei Achsen, auf denen zukunftsfeste Apothekenmodelle entstehen. Die Diversifizierung in Richtung pharmazeutischer Dienstleistungen, telemedizinischer Kooperationen oder auch segmentierter Zielgruppenansprache ist keine Option mehr – sie ist betriebswirtschaftliche Pflicht. Dass viele Inhaberinnen und Inhaber dennoch zögern, liegt nicht an fehlendem Mut, sondern an systemischer Unsicherheit.

Diese Unsicherheit spiegelt sich auch in der wachsenden Bedeutung eines professionellen Versicherungsschutzes wider. Technikausfall, Datenverlust, Rechtstreitigkeiten und Betriebsunterbrechungen stellen reale Gefahren dar, denen Apotheken kaum mit Standardpolicen begegnen können. Die Entwicklung weg vom traditionellen Haftpflichtverständnis hin zu einer strategischen Absicherung gegen betriebliche, digitale und juristische Risiken ist zwingend – zumal der Trend zu individuell zugeschnittenen Policen nicht nur Schutz bringt, sondern auch Haftungsfragen verschiebt. Die Apothekenleitung ist gut beraten, diese Veränderungen nicht zu unterschätzen: Wer falsch versichert ist, trägt im Schadensfall nicht nur wirtschaftliche, sondern auch regulatorische Konsequenzen.

Auch die Justiz verlangt dieser Tage mehr Substanz – vor allem dort, wo medizinisches Handeln in die Grundrechte eingreift. Der Bundesgerichtshof hat mit seiner aktuellen Entscheidung zur Zwangsbehandlung im Off-Label-Use ein scharfes Korrektiv gesetzt. Eine betreute psychisch kranke Frau, ein nicht zugelassener Wirkstoff, ein abgelehnter Antrag auf intramuskuläre Gabe – der Fall mag auf den ersten Blick marginal erscheinen, entfaltet aber enorme Bedeutung. Der BGH machte unmissverständlich klar: Zwangsbehandlung bedarf einer klaren medizinischen Evidenz. Und diese muss nicht nur existieren, sondern auch individuell dokumentiert, geprüft und begründet werden. Off-Label-Use unter Zwang ist kein Experimentierfeld. Für Apotheken, die bei solchen Verordnungen in der juristischen Mitverantwortung stehen, bedeutet das: Exakte Prüfung, lückenlose Dokumentation und kritische Rückversicherung – alles andere ist ein Risiko, das niemand tragen sollte.

Risiken entstehen aber auch dort, wo man sie nicht vermutet – etwa in der Alltäglichkeit des digitalen Lebens. Eine neue Studie vom 23. Juni 2025 hat offengelegt, wie stark junge Menschen durch Dauerbildschirmzeit, Klimastress und soziale Reizüberflutung unter Kopfschmerz und Migräne leiden. Die Inzidenz stieg weltweit um 35 Prozent seit 1992, bei den 21- bis 29-Jährigen liegt die Rate laut Umfrage gar bei 86 Prozent, wenn über zwölf Monate digital unterrichtet wurde. Die Generation Bildschirm steht unter einem systemischen Belastungsdruck, der gesundheitlich längst messbare Folgen hat – und der sich in der Beratungspraxis der Apotheken immer häufiger materialisiert. Prävention, Stresscoaching, Mikronährstoffscreening: Das sind keine Luxusangebote, sondern lebensnahe Interventionen im Alltag junger Patienten.

Diese Lebensnähe fehlt dem Arzneimittelmarkt in einem anderen Bereich zunehmend: der Generikaversorgung. 80 Prozent aller abgegebenen Medikamente basieren auf Generika – doch deren wirtschaftliche Grundlage zerbricht. Mit nur 6,9 Prozent der GKV-Ausgaben stemmen sie das Gros der Versorgung. Der Preisdruck ist ruinös, Investitionen sind systematisch unterbunden, und Rabattverträge bringen mehr Risiko als Sicherheit. Diese Dysfunktionalität zeigt sich in jeder zweiten Apotheke, wenn Engpässe nicht mehr kompensierbar sind. Der politische Reflex darauf: Schweigen.

Noch dramatischer ist die Lage in der Produktion. Seit Jahresbeginn gilt die neue Kommunalabwasserrichtlinie KARL, die bestimmte Rückstände nicht mehr erst in Kläranlagen, sondern direkt bei der Herstellung eliminieren will. Der Gedanke ist ökologisch nachvollziehbar, aber technisch brutal. Hersteller müssen in Millionenhöhe in Filtertechnik investieren, Produktionsprozesse umstellen und neue Nachweissysteme etablieren. Für Generikaproduzenten bedeutet das das Aus – oder den Rückzug aus Europa. Die Versorgungssicherheit steht damit nicht länger unter geopolitischem Druck, sondern unter dem Druck europäischer Umweltregulierung.

Ein Kontrapunkt zu diesem Erosionsprozess bildet das Jubiläum der Noventi Group. 125 Jahre bestehen, getragen von einer Eigentümerstruktur, die Apotheker nicht als Randfiguren, sondern als Mitgestalter begreift. Das Genossenschaftsmodell, lange als Auslaufmodell belächelt, erlebt in Zeiten multipler Krisen seine Renaissance. Denn es ist diese partizipative Struktur, die nicht nur überdauerte, sondern im Moment existenzieller Bedrohung Stabilität schuf. Der Appell der Vorstände Andreas Buck und Mark Böhm ist klar: Mitsprache verpflichtet. Und Verantwortung ist kein Lippenbekenntnis.

Verantwortung zeigt sich auch im Arzneimittelrecht – konkret am Beispiel Naloxon. Die Bundesregierung will den lebensrettenden Opioid-Antagonisten aus der Verschreibungspflicht entlassen, zumindest für Notfälle durch Laien oder Hilfskräfte. Der OTC-Switch des Nasensprays bedeutet eine Zeitenwende: Weg vom reaktiven Zugang über ärztliche Verordnung, hin zum präventiven Schutz durch proaktiven Zugang. Apotheken rücken damit erneut ins Zentrum der akuten Versorgung, insbesondere in Regionen, in denen Fentanyl- und Opiatkonsum steigen.

Versorgung braucht aber auch Präzision im Alltag. Ein scheinbar banales Beispiel: Wundversorgung. Apothekenberatung wird hier häufig unterschätzt – nicht selten konterkariert durch Mythen wie „Luft heilt alles“. Tatsächlich ist Wundmanagement ein hochdifferenzierter Prozess, der Reinigung, Bedeckung, Exsudatmanagement und Lokalisation umfasst. Der Unterschied zwischen Heilung und Chronifizierung liegt oft in der ersten Maßnahme – und diese wird heute zu oft fehlerhaft durchgeführt. Apotheken sind gefordert, hier nicht nur zu verkaufen, sondern aufzuklären. In einer Landschaft, in der Selbstbehandlung boomt und Gesundheitskompetenz sinkt, ist pharmazeutisches Fachwissen kein Add-on – es ist ein Systempfeiler.

All diese Entwicklungen kreisen letztlich um einen Punkt: Glaubwürdigkeit. Ob in Kammerfragen, in betrieblicher Strategie, in therapeutischer Verantwortung oder in politischer Regulierung – überall dort, wo Vertrauen in Strukturen schwindet, bricht Versorgung weg. Und überall dort, wo Legitimation durch Teilnahme, Evidenz durch Präzision und Absicherung durch Verantwortung ersetzt wird, entsteht Stabilität. Der heutige Tag ist mehr als ein Datum. Er ist ein Wendepunkt.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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