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  • 22.06.2025 – Weniger Apotheken, höhere Pauschale, bröckelnde Struktur
    22.06.2025 – Weniger Apotheken, höhere Pauschale, bröckelnde Struktur
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Rekordpauschalen täuschen über Mangel, Cannabis-Plattformen provozieren juristische Fragen, ABDA und Politik blockieren Reformen – A...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Weniger Apotheken, höhere Pauschale, bröckelnde Struktur

 

Wie der Rekordwert bei der Notdienstvergütung das System entlarvt, Verteilalgorithmen Druck umverteilen und der Rückgang der Einsätze ein tieferes Problem offenlegt

Apotheken-News von heute

Die Rekordvergütung für Notdienste täuscht über ein gravierendes Strukturproblem hinweg, das sich aus Apothekenschwund, algorithmischer Verteilung und wachsender Versorgungsasymmetrie speist, während die ABDA an einer tiefgreifenden Strukturreform verzweifelt, die mehr lähmt als befreit, zugleich die politische Reaktion auf die Versorgungskrise ausbleibt, Ministerin Warken mit warmen Worten operiert und die GMK zwar Beschlüsse fasst, aber keinen Gesetzgeber findet, der handelt, parallel Konsolidierung in Jena als positiver Ausnahmefall erscheint, während das Versorgungswerk Schleswig-Holstein Millionenverluste erklären muss und Vertrauen zu einer neuen Ressource wird, Plattformrezepte für Cannabis rechtlich eskalieren, Apotheken in der Verantwortungsschleife festhängen, während der Präventionsauftrag weiterhin unstrukturiert bleibt, Kammerbeiträge Ungleichgewichte verschärfen, Umweltpolitik durch die EU-Richtlinie KARL die Pharmaversorgung gefährdet und digitale Dienstleister wie Noventi mit einem radikalen Umbau auf strukturelle Überforderung reagieren.


Die rekordhohe Notdienstpauschale von 556,22 Euro im ersten Quartal 2025 ist weniger ein Anlass zur Freude als ein analytisches Alarmsignal. Sie entlarvt nicht etwa eine Aufwertung des Systems, sondern markiert den Preis einer schwindenden Struktur. Die Zahl der Notdienste fällt seit Jahren – nicht, weil der Bedarf sinkt, sondern weil die Zahl der Apotheken schrumpft und algorithmische Verteilmechanismen mit wachsender Ungleichverteilung reagieren. 75.800 Notdienste bundesweit bedeuten einen massiven Rückgang gegenüber den Jahren zuvor. Der algorithmische Zugriff, ursprünglich als Entlastungsversprechen gedacht, verschiebt nun Versorgungsrisiken in Regionen mit geringer Apothekendichte – ein reines Zahlenspiel ohne soziale Tiefe. Die Pauschale steigt, weil weniger Schultern die Last tragen. Die Apotheken aber haben damit keinen Gewinn, sondern tragen den strukturellen Preis.

Gleichzeitig driftet die Abda im Reformprozess ab – die Struktur soll modernisiert werden, doch die internen Spannungen lähmen jede Dynamik. Während das Ehrenamt bereits formal umgebaut ist, bleibt das Hauptamt führungslos und orientierungsoffen. Inmitten politischer Debatten um Systemstabilität steht ausgerechnet die Organisation, die für die Gesamtvertretung stehen soll, ohne tragfähige Kommunikationsarchitektur da. Der Umbau wird zur Selbstblockade – in einem Moment, in dem Apotheken dringend eine starke, abgestimmte Stimme bräuchten. Der Stillstand der Führung zersetzt nicht nur das Vertrauen in politische Anschlussfähigkeit, sondern auch das Bild einer stabilen Selbstverwaltung.

Derweil laviert die Politik mit derartiger Konstanz, dass sich der Eindruck eines eingefrorenen Dauerversuchs verfestigt. Gesundheitsministerin Nina Warken zeigt zwar Gesprächsbereitschaft, doch die reale Umsetzung ihrer Ankündigungen bleibt aus. Die GMK ruft, der Bund schweigt – und jede weitere geschlossene Apotheke verankert das Gefühl, dass Reformwille durch Terminverschiebung ersetzt wird. Die Kluft zwischen Erkenntnis und Handlung wächst. Was Jens-Andreas Münch als Hoffnung begreift – nämlich die neue Tonlage im BMG – wirkt im Systemalltag wie ein zahnloses Signal. Die Apotheken wollen keine Anerkennung, sie brauchen belastbare Maßnahmen.

Dass Konsolidierung auch strategisch möglich ist, zeigt das Beispiel Medipolis Jena. Der Rückzug der Filiale im Post-Carré ist keine Kapitulation, sondern ein betriebswirtschaftlich abgestimmter Schritt innerhalb eines funktionierenden Netzwerks. Inhaber Dr. Christian Wegner sichert die Versorgung durch räumliche Nähe anderer Standorte und steigert die operative Effizienz. Solche Entscheidungen zeigen: Apotheken schließen nicht immer aus Schwäche, sondern bisweilen auch aus kluger Strukturführung. Dennoch: Die Struktur wird dünner, die Ausfallrisiken steigen – ein flächendeckendes Netz braucht mehr als strategische Einzelfälle.

Währenddessen spitzt sich die Lage rund um Online-Verordnungen von Cannabis zu. Die GMK will klare Regeln, die Plattformverschreibung beenden und telemedizinische Auswüchse eindämmen. Apotheken stehen durch schnelle Fernverordnungen juristisch im Feuer, obwohl sie nur abgeben, was ärztlich verordnet wurde. Der Beschluss der Ministerkonferenz – persönliche Erstkonsultation, medizinische Indikation, Leitplanken für Telemedizin – bringt endlich rechtliche Rückendeckung. Doch solange das BMG keine gesetzgeberische Klarheit schafft, bleibt der Druck auf die Apotheken bestehen. Es geht hier nicht nur um Cannabis, sondern um die Verantwortungskette im digitalen Versorgungssystem.

Diese Verantwortungskette wird auch dort belastet, wo Versorgungssicherheit auf Kapital trifft – etwa bei der Apothekerversorgung Schleswig-Holstein. 80 Millionen Euro außerplanmäßige Abschreibungen zeigen, wie sensibel das Gleichgewicht zwischen Rentenversprechen und Kapitalmarktstabilität geworden ist. Die Geschäftsführung beruhigt: keine Schieflage, Zielkorridor eingehalten, Dynamisierung ab 2027. Doch Vertrauen ist mehr als eine Bilanzbotschaft. Die Mitglieder spüren die Unsicherheit, und die Erwartung an Transparenz wächst – ebenso wie der Druck auf andere Versorgungswerke, proaktiv zu kommunizieren.

Unterdessen wird Prävention erneut zur Worthülse. Apotheken leisten tagtäglich präventive Arbeit – ohne vertraglichen Auftrag, ohne systemische Rückendeckung, ohne wirtschaftliche Tragfähigkeit. Länder wie Niedersachsen und Hessen versuchen über Modellprojekte gegenzusteuern, doch es fehlt an nationaler Kohärenz. Das Resultat: Prävention bleibt ein Annex, statt ein zentraler Pfeiler. Gerade in Apotheken, wo niedrigschwelliger Zugang und Vertrauen zusammentreffen, liegt ein enormes Potenzial brach. Die politische Verantwortung liegt nicht in der Rhetorik, sondern in der Finanzierung.

Die Situation wird zusätzlich verzerrt durch neue Umweltvorgaben wie die EU-Abwasserrichtlinie (KARL). Ihr Ziel – Reduktion von Arzneimittelrückständen – ist ökologisch sinnvoll, aber ökonomisch unausgewogen. Die Verantwortung wird fast ausschließlich pharmazeutischen Herstellern aufgeladen, obwohl auch andere Sektoren zur Belastung beitragen. Die GMK fordert nun eine Überarbeitung – mit Recht. Denn wenn Umweltpolitik zum Produktionsrisiko wird, ist der nächste Rückzug aus Europa programmiert. Das gefährdet Versorgung und schwächt den Standort.

Auch im Kammerwesen zeigt sich ein Strukturproblem. Ein Gerichtsurteil zur Intransparenz der Rücklagenbildung stellt die gängige Praxis infrage, Kammerbeiträge rein umsatzbezogen zu berechnen. Hochpreiser-Apotheken sehen sich durch das System benachteiligt – sie tragen höhere Lasten ohne Mehrertrag. Das Urteil wirft eine Gerechtigkeitsfrage auf, die politisch brisant bleibt: Wie bemisst man Solidarität in einem Markt, der durch Politik, Preise und Leistungen verzerrt ist?

Und schließlich zeigt das Beispiel Noventi, wie digitale Komplexität zur ökonomischen Hypothek wird. Das jahrzehntelang gepflegte Softwaremosaik muss jetzt aufgegeben werden – nicht aus Innovationslust, sondern aus betrieblichem Zwang. Kundenbedürfnisse, Wartungslast und strategische Entwicklungsarbeit lassen sich auf Dauer nicht über fünf Systeme hinweg verantworten. Die Reduktion ist nötig, aber sie offenbart auch ein tieferes Problem: Apotheken sind auf digitale Zuverlässigkeit angewiesen, und Instabilität bei den Dienstleistern gefährdet ihre betriebliche Resilienz. Software ist längst nicht mehr nur Mittel zum Zweck, sondern ein entscheidender Teil des Systemwerts.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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