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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Während Gesundheitsministerin Nina Warken ihren 17-Punkte-Plan präsentiert, darunter auch eine vage Apothekenreform, bleibt die konkrete Umsetzung aus – während andere längst handeln: Die Gesundheitsminister der Länder fordern eine verpflichtende persönliche Erstkonsultation bei Medizinalcannabis und greifen damit aktiv in ein sensibles Versorgungsfeld ein, das bislang bundespolitisch unreguliert blieb. Parallel steigt die Notdienstpauschale zwar auf über 556 Euro, doch die Erhöhung reicht vielerorts kaum zur Kostendeckung. Gleichzeitig geraten Apotheken durch externe Vorgänge unter Druck: In Landshut sorgt ein Drogerie-Aufdruck auf Pflasterverpackungen für Irritation, in München zeigt ein Betrugsfall mit PKV-Rezepten, wie ungeschützt das System bei missbräuchlicher Quittierung ist. Die Reaktionen reichen von politischem Stillstand über föderales Durchgreifen bis zur apothekerlichen Schadensbegrenzung. Wer heute eine Apotheke führt, braucht mehr als pharmazeutisches Fachwissen – gefragt sind Führungsstärke, Risikoabsicherung und Schutzfähigkeit gegenüber einem System, das zunehmend den Vertrauensvorschuss verliert. Und eine Reform, die greift, nicht nur versprochen wird.
Noch fehlen die Taten, doch der politische Anspruch steht: Nina Warken, neue Bundesgesundheitsministerin und CDU-Politikerin mit profilierter Gesetzgebungserfahrung, hat ambitionierte Pläne angekündigt – insgesamt 17 Vorhaben umfasst ihre politische Agenda. Darunter auch das, was viele Apothekerinnen und Apotheker seit Jahren fordern: eine grundlegende Apothekenreform. Was diese allerdings genau beinhalten soll, bleibt bislang offen. Kein Entwurf, kein Eckpunktepapier, keine offizielle Konsultation. Die Reform existiert bislang nur als politische Willensbekundung – ein Zustand, den Berufsverbände zunehmend als vertrauensmindernd einstufen, da gleichzeitig an anderen Stellen bereits Fakten geschaffen werden. Besonders deutlich wird das in der Frage der Notdienstvergütung. Hier hat der Gesetzgeber zwar auf Druck der Standesvertretungen reagiert: Ab dem ersten Quartal 2025 steigt die Notdienstpauschale um gut 73 Euro auf 556,22 Euro je Einsatz. Doch ob diese Anpassung in Relation zu Aufwand, Verantwortung und Kostensteigerung steht, wird unterschiedlich bewertet. In ländlichen Regionen, wo viele Apotheken im Notdienst auch den hausärztlichen Bereitschaftsdienst kompensieren, wird die Erhöhung als unzureichend empfunden – nicht zuletzt wegen wachsender Personal- und Betriebskosten.
Warken hatte im Vorfeld ihrer Amtsübernahme wiederholt betont, dass sie die Apotheken als systemrelevante Strukturinstitution erhalten und stärken wolle. Neben der Reformankündigung enthält ihr 17-Punkte-Plan unter anderem auch Vorhaben zur Digitalisierung der Arzneimittelversorgung, zur Stärkung der Pflegeversorgung durch pharmazeutische Dienstleistungen, zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit und zur Förderung regionaler Lieferketten. Doch erneut bleibt unklar, in welchen Zeitfenstern diese Pläne realisiert werden sollen – und welche Mittel dafür tatsächlich bereitstehen. Besonders im Bereich der pharmazeutischen Dienstleistungen stockt die Umsetzung: Während Apotheken längst bereitstehen, Maßnahmen wie Blutdruckscreenings, Medikationsanalysen oder Impfberatungen im Regelbetrieb zu etablieren, fehlt es an ausreichender Honorierung, Abrechnungssicherheit und politischen Rückhalt. Auch hier dominiert das Prinzip Absicht statt Aktion.
Während Warkens Haus bei der Apothekenreform zögert, übernehmen andere politische Ebenen Verantwortung – etwa die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder. In einem überraschend klaren Beschluss haben sie sich dafür ausgesprochen, dass Medizinalcannabis künftig nur noch nach einer persönlichen Erstkonsultation verschrieben werden darf. Der Vorstoß ist ein direktes Signal an die Bundesregierung, denn bislang sind Verordnungen über Telemedizin-Plattformen auch ohne persönlichen Erstkontakt möglich – ein Schlupfloch, das nach Auffassung der Länder zu Missbrauch, Fehldosierung und fehlender Therapiekontrolle führen kann. Die Länder pochen auf Regulierung, die Bundespolitik zögert – ein Muster, das sich nicht nur beim Cannabis, sondern auch bei anderen Gesundheitsfragen durchzieht. Die Forderung nach strukturierter Steuerung trifft auf eine föderale Realität, in der Zuständigkeiten und Entscheidungswege oft fragmentiert sind. Nicht zum ersten Mal drängt sich die Frage auf, ob ein stark geteiltes Gesundheitssystem den Herausforderungen einer integrierten Daseinsvorsorge noch gewachsen ist.
Zu den Abgründen dieser fragmentierten Realität gehört auch der jüngste Betrugsfall aus München: Ein Mann soll jahrelang Privatrezepte bei Apotheken eingereicht haben – nicht etwa, um Medikamente zu beziehen, sondern um sich die Rezepte quittieren zu lassen, sie zu fotografieren und dann der privaten Krankenversicherung zur Erstattung vorzulegen. Die Medikamente holte er nie ab. Der Fall ist exemplarisch für ein System, das Vertrauen voraussetzt, aber zunehmend zur Zielscheibe von Täuschung wird. Besonders perfide: Die Apotheken, die auf den Schaden sitzen bleiben, hatten keine Handhabe, weil die Betrugsabsicht außerhalb ihrer Kontrollsphäre lag. Für die Versicherer wiederum wird die Plausibilitätsprüfung zur Belastungsprobe – mit der Folge, dass künftig strengere Nachweispflichten drohen könnten, etwa durch Abholbestätigungen oder digitale Quittierungssysteme. Damit aber gerät erneut der Berufsstand in die Defensive – ein weiteres Beispiel dafür, wie Einzelfälle ganze Strukturen destabilisieren können.
Stabilität, so scheint es, ist auch in der Beziehung zwischen Industrie und Apotheken derzeit keine Selbstverständlichkeit. In der Apotheke am Dreifaltigkeitsplatz in Landshut staunte das Team nicht schlecht, als es beim Sortieren von Pflastermäppchen der Marke Moskinto auf einer Innenlasche den Aufdruck „Jetzt bei dm“ entdeckte – ein Satz, der den Vertrauensbruch in der Lieferkette sichtbar macht. Denn Produkte, die gleichzeitig in Apotheken und im Drogeriemarkt auftauchen, untergraben das Alleinstellungsversprechen pharmazeutischer Fachberatung. Noch ist unklar, ob es sich um alte Chargen, ein Versehen oder eine bewusste Marktstrategie handelt. Für Apotheken jedenfalls bleibt ein schaler Nachgeschmack – nicht nur wegen des betriebswirtschaftlichen Risikos, sondern auch wegen des Imageschadens, der mit der Entgrenzung zwischen Arzneimittelversorgung und Massenvertrieb einhergeht. Die damit verbundene Infragestellung der Apotheken als letzte kontrollierte Vertriebsstelle wirkt wie ein stiller Systemangriff.
Insgesamt verdichtet sich der Eindruck einer Gesundheitswirklichkeit, in der Apotheken zu oft als Ausputzer und zu selten als Mitgestalter gesehen werden. Die Reaktionen aus der Standespolitik fallen entsprechend ernüchtert aus. Vertreterinnen und Vertreter von Kammern und Verbänden bemängeln ein strukturelles Missverhältnis zwischen Erwartung und Ausstattung, zwischen Leistung und Wertschätzung. Dass Ministerin Warken bislang keinen konkreten Reformplan vorgelegt hat, wird als Versäumnis gewertet – nicht nur wegen des politischen Signals, sondern auch wegen der Gefahr, dass im Vakuum der Ambition andere Akteure mit eigenen Interessen die Agenda bestimmen.
Was bleibt, ist ein verunsicherter Berufsstand, der zwischen Leistungspflicht und Kontrollverlust laviert. Betrugsfälle wie der aus München sind mehr als Einzelfälle – sie symbolisieren die Schieflage eines Systems, das auf gegenseitiges Vertrauen baut, aber wenig schützt, wenn dieses missbraucht wird. Weder Apotheken noch Versicherer sind für die strafrechtliche Bewertung zuständig, wohl aber für die wirtschaftlichen Folgen. Umso drängender stellt sich die Frage nach neuen Schutzmechanismen: Ist eine digitale Rezeptkontrolle die Lösung? Muss die Verantwortung zwischen Leistungserbringer und Erstattungsstelle neu verteilt werden? Oder braucht es schlicht eine Kultur des Misstrauens dort, wo bislang Verlässlichkeit galt? Apothekeninhaberinnen und -inhaber sehen sich zunehmend gezwungen, rechtliche Vorsorgemaßnahmen zu treffen, um Schäden zu vermeiden – etwa durch interne Abgabebelege, gesicherte Quittungsvorgänge oder Versicherungsnachjustierungen.
Führungskräfte im Apothekenwesen stehen dabei nicht nur operativ, sondern auch moralisch unter Druck. Sie müssen Schutz gewährleisten, Vertrauen organisieren und betriebliche Stabilität aufrechterhalten – unter zunehmend prekären Rahmenbedingungen. In Zeiten, in denen der Staat keine klaren Linien vorgibt, wird Eigenverantwortung zur Führungsdisziplin. Wer heute eine Apotheke leitet, muss Recht verstehen, Risiken managen, interprofessionell kommunizieren und dabei ein Team führen, das selbst unter hoher Belastung steht. Die Frage, was eine Apothekenreform leisten müsste, beantwortet sich somit nicht nur über finanzielle Größen, sondern über systemische Kohärenz. Es braucht Klarheit, Handlungssicherheit und politische Verbindlichkeit – nicht nur in Ankündigungen, sondern im Alltag. Und genau daran wird sich Nina Warken messen lassen müssen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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