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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Wenn wirtschaftsliberale Kreise symbolisch Feiertage opfern wollen, um Wachstum zu suggerieren, übersehen sie nicht nur die Grenzen produktiver Leistung, sondern auch die Realität der Berufsgruppen, die längst unter Überlast leiden – wie Apothekenteams, die in der Urlaubszeit zwischen tariflichen Vorgaben und Alltagsdruck balancieren müssen, ohne automatisch zur Mehrarbeit verpflichtet werden zu dürfen, während zugleich neue Personalbindungsmodelle wie steuerfreie Diensträder betriebswirtschaftliche Chancen bieten und juristisch korrekt umgesetzt werden müssen, um Vertrauen und Struktur zu sichern, doch parallel eskaliert auf Systemebene der Streit um die Hilfsmittelversorgung, wenn Kassen wie die IKK classic Einzelverträge diktieren und Patient:innen zwingen, ihre vertrauten Apotheken zu verlassen, was regional nicht nur zu Versorgungsbrüchen führt, sondern bundesweit Proteste auslöst, während gleichzeitig auf EU-Ebene über neue Regeln zur Arzneimittelproduktion, Umweltkosten und Rabattvertragslogik gestritten wird – mit offenem Ausgang, aber klarem Risiko für alle, die auf Versorgung angewiesen sind.
Wenn sich Brückentage ankündigen und ganze Belegschaften ins lange Wochenende entschweben, schlagen wirtschaftsliberale Stimmen verlässlich Alarm: Zu viele arbeitsfreie Tage, zu geringe Produktivität, zu wenig wirtschaftlicher Output. Jüngst befeuerten DIHK-Präsident Peter Adrian und die „Wirtschaftsweise“ Monika Schnitzer die Debatte erneut – mit dem Vorschlag, einen Feiertag zu streichen, um die Wirtschaft zu beleben. Eine Maßnahme, die auf den ersten Blick pragmatisch und ökonomisch sinnvoll wirkt, bei genauerer Betrachtung jedoch eine riskante Verkürzung darstellt. Die Idee, mehr Arbeitszeit führe automatisch zu mehr Wohlstand, ist nicht nur empirisch schwach unterlegt, sondern missachtet psychologische, soziale und betriebswirtschaftliche Realitäten – insbesondere in systemrelevanten Berufen wie dem Apothekenwesen, das unter struktureller Überlast leidet.
Die Arbeitswelt der Apotheken zeigt exemplarisch, warum die Reduktion arbeitsfreier Zeit kein Allheilmittel ist. Gerade in den Sommermonaten treffen planbare Urlaubszeiten auf unplanbare Personalengpässe. Mitarbeitende sind erschöpft, die Versorgungslast bleibt konstant – oder wächst sogar durch saisonale Erkrankungen, vermehrte Reiseimpfungen und individuelle Beratungslasten. Doch das geltende Arbeitsrecht, insbesondere der Bundesrahmentarifvertrag (BRTV), setzt hier klare Grenzen. Mehrarbeit darf nicht willkürlich angeordnet werden, sondern ist nur in begründeten Ausnahmefällen zulässig – etwa bei kurzfristigen Krankheitsausfällen. Ein geplanter Urlaub stellt explizit keinen solchen Ausnahmefall dar. Wer also davon ausgeht, Kolleg:innen müssten automatisch für abwesende Mitarbeitende einspringen, verkennt die juristische und tarifliche Lage. Arbeitgeber, die dennoch informellen Druck aufbauen, riskieren arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen – und langfristig die Demotivation ihres Teams.
Dazu kommt: Der Wunsch nach höherer Arbeitszeit zur vermeintlichen Produktivitätssteigerung blendet aus, dass nicht Zeit allein den Output bestimmt. Vielmehr ist es die Qualität der Arbeit, die Organisation der Prozesse, die Motivation der Mitarbeitenden und die Rahmenbedingungen der Branche, die über Effizienz entscheiden. Und gerade in der Apotheke kommt es auf höchste Genauigkeit, rechtliche Sorgfalt und menschliche Kommunikation an – all dies ist nicht beliebig skalierbar. Wer Produktivität gegen Pausen tauscht, steigert Fehleranfälligkeit und Burn-out-Risiken, was sich langfristig nicht nur ökonomisch, sondern auch gesundheitspolitisch rächt. Die Annahme, ein gestrichener Feiertag erhöhe die Jahreswirtschaftsleistung messbar, ist in Deutschland bereits mehrfach widerlegt worden – nicht zuletzt vom ifo-Institut, das die Nettomehrleistung auf unter 0,1 Prozent des BIP taxierte. Der Preis: steigende Krankheitstage, sinkende Arbeitszufriedenheit, wachsende soziale Spaltung.
Gleichzeitig lässt sich an erfolgreichen Gegenbeispielen zeigen, wie moderne Arbeitsweltpolitik auch ohne Mehrarbeit zur Produktivität beitragen kann – etwa durch gezielte Zusatzleistungen wie Diensträder. Apotheken nutzen zunehmend Leasingmodelle für Fahrräder oder E-Bikes als steueroptimierte Bindungsinstrumente. Wird das Rad zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Gehalt überlassen, bleibt diese Leistung für den Arbeitnehmer steuer- und sozialversicherungsfrei. Das bedeutet: Das Nettoeinkommen steigt, ohne dass die Apotheke nennenswert belastet wird. Gleichzeitig positioniert sich der Betrieb als fortschrittlich, umweltbewusst und gesundheitsfördernd – Eigenschaften, die gerade in der Generation Y und Z stark zur Arbeitgeberattraktivität beitragen. Doch Achtung: Auch hier gilt es, rechtlich sauber zu arbeiten. Im Fall einer Entgeltumwandlung muss der geldwerte Vorteil korrekt versteuert werden. Fehler in der Gestaltung solcher Verträge führen nicht nur zu steuerlichen Nachteilen, sondern untergraben das Vertrauen der Belegschaft.
Während sich Apotheken betriebsintern mühen, ihre Attraktivität zu sichern und rechtliche Vorgaben einzuhalten, geraten sie gleichzeitig in Konflikt mit Krankenkassen, die das System ökonomisieren – wie aktuell im Fall der IKK classic. Ab 1. Juli 2025 endet für rund drei Millionen Versicherte der gewohnte Zugriff auf medizinische Hilfsmittel über ihre Stammapotheke – es sei denn, diese akzeptiert einen neuen Einzelvertrag mit der Kasse. Das Problem: Viele Apotheken lehnen diese Verträge ab, da sie wirtschaftlich untragbare Bedingungen diktieren, kaum Kostendeckung erlauben und zusätzliche Bürokratie erzeugen. Was für die Kasse eine Form der Effizienzsteigerung ist, wird für die Apotheken zur Belastung – und für die Patient:innen zur Zumutung. In manchen Regionen drohen Fahrtwege von über 50 Kilometern, um notwendige Produkte zu erhalten – etwa Inkontinenzartikel oder Pflegehilfsmittel. Betroffene Apotheker:innen fordern ihre Kund:innen daher offen zum Protest auf, etwa durch Posts in sozialen Medien oder Informationsflyer vor Ort. Die Versorgungskrise wird so zum politischen Ereignis, das die Machtverhältnisse in der Gesundheitsversorgung neu sortiert.
Auch auf europäischer Ebene wächst der Druck, endlich verbindliche Kriterien für Arzneimittelversorgung und Produktionsstandorte zu definieren. Beim EPSCO-Rat der EU-Gesundheitsminister:innen in Luxemburg forderte der CDU-Europaabgeordnete Dr. Peter Liese eine grundlegende Reform der Rabattverträge. Der Preis allein dürfe nicht länger das alleinige Zuschlagskriterium sein, sondern müsse ergänzt werden um Versorgungssicherheit, Produktionsort und Umweltverträglichkeit. Gerade letzteres ist bislang unterreguliert: Produktionsprozesse in Drittstaaten belasten häufig lokale Gewässer und Böden, ohne dass dies in der Beschaffung berücksichtigt wird. Auch deutsche Kassen profitieren davon – indirekt durch niedrigere Preise, direkt durch den Verzicht auf Umweltauflagen. Diese Strategie gerät zunehmend unter Druck, weil globale Lieferketten anfällig sind, Umweltprobleme international geächtet werden und die EU sich als Standort sichern will. Gesundheitsministerin Nina Warken erklärte zwar, man sei auf einem guten Weg – konkrete Schritte aber ließ sie offen.
Dass nationale Kontrollstrukturen nicht ausreichen, zeigt der Fall Leipzig: Dort wurden ein Apotheker und ein Arzt rechtskräftig zu Bewährungsstrafen verurteilt, weil sie systematisch das Zuweisungsverbot unterliefen, Luftrezepte ausstellten und die Krankenkassen um über 400.000 Euro betrogen. Die juristische Aufarbeitung war langwierig, die Beweislage komplex – doch am Ende stand ein Urteil, das zwei Karrieren beendete und strukturelle Lücken im Kontrollsystem offenlegte. Denn weder die Kassen noch die Aufsichtsbehörden griffen frühzeitig ein, obwohl Indizien über Jahre hinweg Hinweise lieferten. Die Konsequenz: ein massiver Vertrauensverlust in die Integrität heilberuflicher Akteure, ein Imageschaden für das System und ein fatales Signal an die ehrlichen Leistungserbringer, die sich tagtäglich an Recht und Ethik halten. Der Fall zeigt exemplarisch, wie wichtig wirksame Kontrollen und transparente Prozesse sind – und wie sehr das Gesundheitssystem darunter leidet, wenn diese ausbleiben.
Die Diskussion um Feiertagsverzicht mag plakativ erscheinen – sie offenbart jedoch tieferliegende Bruchlinien: zwischen Symbolpolitik und realer Systembelastung, zwischen wirtschaftlichem Kalkül und menschlicher Leistungsgrenze, zwischen politischen Erwartungen und betrieblicher Machbarkeit. Apotheken stehen inmitten dieser Frontlinien – als Arbeitgeber, Leistungserbringer, Vertrauensinstanzen. Wer ihre Rolle missversteht oder politisch entwertet, riskiert mehr als nur Unmut. Er riskiert Versorgung.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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