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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Während die Bundesgesundheitsministerin Nina Warken den Eindruck erweckt, die Apothekenreform stünde noch immer auf der politischen Agenda, warten die Apothekenteams weiter vergeblich auf konkrete Maßnahmen – weder Honoraranpassung noch gesetzliche Sicherung neuer Aufgabenfelder sind in Sicht, obwohl der Koalitionsvertrag klare Ansagen machte. Gleichzeitig lähmt ein strukturelles Vakuum die ABDA-Führung, da mehrere Geschäftsführerstellen unbesetzt oder vakant sind, eine interne Neuordnung stockt und das Zusammenspiel zwischen Ehren- und Hauptamt spürbar knirscht. Die Apothekerschaft steht in der Schwebe, während Themen wie Online-Verordnungen von Cannabis, Präventionsaufgaben oder europäische Richtlinien zur Abwasserkostenverteilung (KARL) regulatorisch eskalieren – die Länder fordern politische Ordnung, Berlin schweigt. Hinzu kommen wirtschaftliche Tiefenlagen durch Softwareverwerfungen bei Noventi, Abschreibungen in Versorgungseinrichtungen und sinkende Notdienstzahlen trotz Pauschalenhöchstwerten. Der Versuch, Gerechtigkeit über Kammerbeiträge herzustellen, trifft auf unklare Rechtslagen, während Debatten über GmbH-Rechtsformen das Fundament der inhabergeführten Apotheke infrage stellen. Die Apotheken kämpfen auf allen Ebenen – ohne politische Priorität, ohne durchsetzungsfähige Standesvertretung, ohne Halt in einem System, das strukturell an sein Ende geführt wird, wenn der Wandel nicht jetzt beginnt.
Wer dieser Tage über Hoffnung spricht, meint oft nur die Abwesenheit totaler Verzweiflung. Jens-Andreas Münch, Kammerpräsident in Sachsen-Anhalt, ringt sich dennoch dazu durch. In seiner Analyse klingt Hoffnung fast wie eine Pflichtübung, gespeist aus dem Umstand, dass die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken wenigstens einen Politikstil pflegt, der nicht vollständig im Vagen verharrt. Die Ministerin habe angekündigt, den Koalitionsvertrag zeitnah umzusetzen – ein Versprechen, das Apotheken gut kennen, weil es regelmäßig gemacht, aber selten eingelöst wird. Münch spürt immerhin, dass in Berlin angekommen ist, dass das Apothekenwesen keine kulturpessimistische Lobby-Inszenierung betreibt, sondern ein strukturell angeschlagenes Versorgungsglied repräsentiert. Doch dem Eindruck folgt kein Fortschritt, der Begriff „zeitnah“ bleibt eine Einladung zur Beliebigkeit, und die politische Agenda rückt die Apotheke immer weiter nach hinten – hinter Krankenhausreform, Lachgasregulierung, Notfallversorgung und Implantatregister. Was die Standesvertretung tun könnte, um politischen Druck zu erzeugen, verstrickt sich unterdessen in ihrer eigenen Unbeweglichkeit: Die Abda zeigt sich instabil, gefangen in einer Reform, die mehr Personalfragen als Zukunftsperspektiven aufwirft.
Die Strukturreform, von Friedemann Schmidt noch mit strategischer Langzeitwirkung aufgesetzt, wirkt heute wie ein personeller Kehraus ohne klare Linie. Gleich mehrere Geschäftsführer – Recht, Arzneimittel, Pharmazie – treten demnächst in den Ruhestand oder sind es bereits. Die vakante Führungsstruktur soll durch flache Hierarchien ersetzt werden, was intern eher zu Reibung als zu neuer Dynamik führt. Statt einer Modernisierung der Standesvertretung dominiert ein Zwischenzustand ohne Taktgeber, mit verzögerter Nachfolgesuche, unklarem Kurs und zunehmender Entfremdung zwischen Ehren- und Hauptamt. Der einzige sichtbare Vorstoß: eine Agentur wurde beauftragt, Kandidat:innen zu finden. Das allein zeigt die Dringlichkeit nicht – sondern deren Abwesenheit. Gleichzeitig äußern sich Beobachter hinter vorgehaltener Hand kritisch über das Kommunikationsverhalten des aktuellen Abda-Präsidenten, dem man mangelndes Fingerspitzengefühl nachsagt. Wer politisch liefern will, braucht jedoch Führung – und keine Nebengeräusche aus dem Maschinenraum.
Dabei wäre eine starke Standesvertretung bitter nötig, um etwa die Forderung der Gesundheitsministerkonferenz nach strengeren Regeln bei der Cannabisverordnung politisch zu flankieren. Die Ministerinnen und Minister der Länder haben ein klares Signal gesendet: keine Telemedizin ohne Erstkontakt, keine Plattformökonomie auf dem Rücken medizinischer Standards. Dieser Schulterschluss bietet eine echte Chance für Apotheken, regulatorisch eingebunden zu bleiben – wenn jemand entschlossen dafür wirbt. Auch im Präventionsbereich bieten sich Anschlussmöglichkeiten: Apotheken könnten als erste Anlaufstellen in die Strategie der Länder eingebunden werden, zum Beispiel bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas oder Impfquoten. Doch solche Angebote brauchen ein Preisschild, und dieses Preisschild braucht politisches Verhandlungsgeschick. Was hingegen fehlt, ist eine gemeinsame, abgestimmte Offensive.
Selbiges gilt für die Debatte um europäische Umweltvorgaben: Mit der Kommunalabwasserrichtlinie KARL will die EU den Verursacherprinzip-Ansatz verschärfen – auf Kosten der Arzneimittelhersteller. Dagegen regt sich nicht nur in der Industrie, sondern auch auf Länderebene Widerstand. Die Gesundheitsministerkonferenz sieht die Gefahr, dass Versorgungssicherheit und Standortattraktivität Europas unter die Räder geraten könnten. Für Apotheken ergibt sich daraus ein weiteres Risiko: Werden bestimmte Arzneimittel durch umgelegte Produktionskosten so teuer, dass sie aus der Erstattung oder dem Markt verschwinden? Eine starke Stimme wäre auch hier gefragt.
Stattdessen erschüttert ein ganz anderes Thema die Berufsgruppe: das Vertrauen in die eigene Versorgungseinrichtung. Die Apothekerversorgung Schleswig-Holstein hat in zwei Jahren über 80 Millionen Euro an Immobilienwerten abschreiben müssen. Die Geschäftsführung versucht zu beruhigen: Alles sei im Griff, die Dynamisierung der Renten ab 2027 geplant. Doch solche Aussagen verlieren an Wirkungskraft, wenn immer neue Hiobsbotschaften nachkommen. Die Unsicherheit über die eigene Altersvorsorge trifft auf eine Branche, die ohnehin mit Nachwuchsmangel, Überlastung und wirtschaftlicher Marginalisierung kämpft. Wenn gleichzeitig eine Noventi-Verschlankung angekündigt wird, bei der Softwarelösungen mit langjähriger Nutzergemeinschaft aus dem Verkehr gezogen werden, bedeutet das für viele Apotheken erneut Unsicherheit im technischen Alltag. Sprunginnovationen wie „Jump“ oder „Awinta One“ haben sich bislang nicht als Standard durchgesetzt – weil Vertrauen, Verlässlichkeit und Stabilität gefragt sind. Genau die fehlen zunehmend.
Symbolisch deutlich wird die Schieflage in der Betrachtung des Notdienstes: Mit 556,22 Euro pro Vollnotdienst im ersten Quartal 2025 wurde ein historischer Höchstwert erreicht – aber nur, weil die Anzahl der Notdienste rückläufig ist. Immer weniger Apotheken, immer weniger Dienste – eine Spirale nach unten. Das geodatenbasierte Verteilungssystem sorgt zwar für Effizienz, aber nicht für Wirtschaftlichkeit. Und dass ausgerechnet dieser Höchstwert gefeiert wird, zeigt, wie tief das Apothekensystem inzwischen gesunken ist.
Auch die internen Beiträge geraten unter Druck: Ein Apotheker in Nordrhein hat erfolgreich gegen seine Kammer geklagt – weil die Beitragserhebung nach Umsatzhöhe ihn systematisch benachteilige. Der Streit trifft einen Nerv: Apotheken mit Hochpreisanteil oder Zytostatikaversorgung zahlen überproportional viel, obwohl der Aufwand nicht linear mit dem Umsatz steigt. Die Rücklagen der Kammer wurden vom Gericht kritisch hinterfragt. Zwar wurde die Frage der Beitragsbemessung nicht abschließend geklärt, doch die Entscheidung dürfte Debatten bundesweit befeuern. Transparenz, Augenmaß und Reformbereitschaft sind auch hier gefragt – bei einem System, das zunehmend an Legitimität verliert.
Und dann ist da noch die GmbH-Diskussion – aus Sicht vieler ein trojanisches Pferd. Die Befürworter argumentieren mit Haftungsentlastung und Gründungsanreizen, die Kritiker mit Systemgefahr und Kontrollverlust. Dass das Apothekenwesen als freiberufliche Versorgungsstruktur ins Wanken geraten könnte, wird bewusst in Kauf genommen. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, das unternehmerische Selbstständigkeit gegen kapitalgesellschaftliche Strukturen auszutauschen droht. Wer diese Debatte nicht klug und differenziert führt, riskiert am Ende mehr als nur die Rechtsform – sondern den Beruf selbst.
Das Grundproblem bleibt jedoch unangetastet: Das Apothekenhonorar verharrt auf einem Stand, der der tatsächlichen Versorgungsleistung nicht gerecht wird. Statt einer strukturellen Erhöhung bleibt es bei symbolischen Akten. Selbst die Gesundheitsministerkonferenz mahnt jetzt eine Reform an, „möglichst zeitnah“ – zwei Worte, die so biegsam sind, dass man mit ihnen den Zeitstrahl selbst umwickeln könnte. Die Dringlichkeit ist längst durch Fakten dokumentiert: Jeden Tag schließt in Deutschland eine Apotheke. Es ist kein Versorgungsproblem mehr – es ist ein Versorgungskollaps in Zeitlupe. Und trotzdem tut sich – nichts. Wenn das politische Berlin nicht sehr bald umsteuert, dann wird aus der Apothekenkrise eine institutionalisierte Erosion. Der Glaube an politische Relevanz bröckelt. Was bleibt, ist die nüchterne Erkenntnis: Ohne Taten bleibt selbst Hoffnung nur ein rhetorisches Souvenir.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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