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  • 19.06.2025 – Apotheken-News: Strukturen verschwinden, Prozesse stocken, Vertrauen schwindet
    19.06.2025 – Apotheken-News: Strukturen verschwinden, Prozesse stocken, Vertrauen schwindet
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Abda verliert strukturellen Halt, während Großhändler Apothekendaten abziehen, Anerkennung ausländischer Fachkräfte scheitert und...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Strukturen verschwinden, Prozesse stocken, Vertrauen schwindet

 

Wie die Abda ihre Hauptgeschäftsführung umbaut, sich im Ehrenamt selbst blockiert und die Standesvertretung in ein Vakuum zwischen Machtfrage und Reformabsicht rutscht

Während die Abda ihre Geschäftsführungsstruktur abbaut und sich im Ehrenamt selbst lähmt, geraten Prozesse ins Stocken, Verantwortlichkeiten ins Wanken und das Vertrauen der Apothekerschaft ins Rutschen. Die geplante Abschaffung der Geschäftsführerebene bis Jahreswechsel 2025 stößt auf konzeptionelle Leere und organisatorische Schwäche, während gleichzeitig die Suche nach einer neuen Hauptgeschäftsführung unpräzise und strategisch unkoordiniert verläuft. Parallel verstärken externe Akteure wie Gehe/AHD mit datentechnischen Eingriffen in Apothekensysteme den Druck auf betriebliche Souveränität – eine Entwicklung, die Fragen zur Vertraulichkeit und Kontrolle im Markt aufwirft. Auch die Integration ausländischer Apotheker:innen scheitert nicht an Willen, sondern an Verwaltung, während Noventi durch die Stilllegung von „Jump“ eine Softwareära beendet, die exemplarisch für die Fehler in der digitalen Steuerung von Versorgungsinfrastruktur steht. Juristisch verschärft sich der Tonfall durch einstweilige Verfügungen gegen Versandapotheken, europarechtlich durch das gekippte Werbeverbot in Polen, gesundheitspolitisch durch ein neues Lachgasgesetz mit Lücken und wissenschaftlich durch Mikroplastik-Risiken und ethische Kontroversen um Pubertätsblockade. Die Apothekerschaft steht damit vor einer komplexen Verdichtung von Strukturversagen, Kontrollverlust und Versorgungslast, während die politische Handlungsfähigkeit zentraler Institutionen fragil bleibt.


Wer derzeit mit Abda-Funktionären spricht, hört vor allem zwei Dinge: Unsicherheit und Durchhalteparolen. Im Zentrum steht ein institutioneller Umbauprozess, der seit dem personellen Neustart im Ehrenamt auch das Hauptamt erfasst – und dabei mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet. Nach dem Rückzug von Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz soll die Geschäftsführerebene zum Jahreswechsel 2025 vollständig entfallen. Parallel wird eine neue Hauptgeschäftsführung gesucht. Doch die Ausschreibungslogik bleibt vage, die Entscheidungsstrukturen sind teils historisch verkrustet, teils durch das Ehrenamt derzeit selbst geschwächt. Beobachter sprechen von einer „Umstrukturierung ohne inneres Zentrum" – in einer Phase, in der politische Schlagkraft und strategische Positionierung nötiger wären denn je.

Hinzu kommt ein Vertrauensverlust an der Peripherie: Immer mehr Apothekerinnen und Apotheker registrieren den Umbau mit Skepsis – nicht weil sie Veränderungen ablehnen, sondern weil Richtung und Sinn nicht nachvollziehbar sind. Während externe Kommunikationsformate wie das AByou-Future Lab jüngst eine neue Dialogkultur versprechen, bröckelt intern die Verbindung zwischen Funktion und Legitimation. Auch auf der operativen Seite wächst die Belastung: Die personellen und strukturellen Lücken im Hauptamt gefährden nicht nur die politische Anschlussfähigkeit, sondern auch zentrale Dienstleistungen wie juristische Beratung, Positionierungsarbeit oder das Management zentraler Gesetzesvorhaben. Die Ausschreibung zur neuen Hauptgeschäftsführung bleibt vage, obwohl sie als Scharnier zwischen Abda, Landesorganisationen und Bundespolitik konzipiert sein müsste. Wer sich bewirbt, welche Anforderungen gelten und wie die Auswahl strukturiert wird, bleibt unklar – ein weiterer Mosaikstein der Intransparenz.

Zugleich zeigen sich an anderer Stelle neue Bedrohungen: Der Großhändler Gehe/AHD hat begonnen, Apotheken zur Unterzeichnung einer Einwilligung aufzufordern, die eine umfassende, teils automatisierte Datenübertragung in Richtung Konzernzentrale erlaubt. Diese Daten – etwa zu Warenbewegungen, Bestellverhalten und Sortiment – sollen in Echtzeit gesammelt, verarbeitet und sogar an Dritte weitergegeben werden dürfen. Zwar beteuert Gehe, es gehe nur um „anonymisierte“ Daten, doch Experten weisen auf die Re-Identifizierbarkeit selbst pseudonymisierter Daten hin – vor allem, wenn Zeit-, Standort- und Volumenparameter zusammengeführt werden. Juristisch mag der Rahmen auf wackligen Füßen stehen, strategisch jedoch steht die Branche vor einer Grundsatzfrage: Wie viel Kontrolle geben Apotheken über ihr Innenleben preis? Und was bleibt übrig von betrieblicher Souveränität, wenn die Hoheit über Prozesse, Zahlen und Warenflüsse durch externe Datenportale unterwandert wird? Es ist ein Spagat zwischen technischer Integration und wirtschaftlicher Selbstbestimmung – und einer, der von der Abda bislang nicht eingehegt wurde.

Ebenfalls offen bleibt, wie die Integration ausländischer Apotheker:innen künftig besser gelingen soll. Immer noch müssen viele Bewerber hohe Kosten schultern, bürokratische Hindernisse überwinden und gleichzeitig hoffen, dass ihnen der staatliche Anerkennungszuschuss rechtzeitig gewährt wird. Die Idee des Bundes, mit bis zu 3.000 Euro Qualifizierungskosten zu unterstützen, scheitert in der Praxis oft an Zugänglichkeit, an unklarer Zuständigkeit und an der realen Förderlogik der Bundesländer. Besonders dramatisch ist, dass viele Betroffene trotz Förderzusage auf einem Großteil der Kosten sitzenbleiben – sei es für Sprachkurse, Kenntnisprüfungen oder Qualifikationsanalysen. Apotheker wie Nikola Bošković begleiten ausländische Kolleg:innen auf diesem Weg – und berichten von „systemischer Entmutigung“ statt Willkommenskultur. Für eine Branche im Nachwuchsmangel ist das mehr als ein Standortnachteil – es ist eine fahrlässige Vernachlässigung von Chancenpotenzial.

Indes versucht sich auch die privatwirtschaftliche Seite der Apothekenlandschaft neu zu sortieren. Noventi, lange Zeit mit einem Sammelsurium an Softwarelinien unterwegs, streicht nun endgültig das System „Jump“ – ein Schritt, der Teil der Strategie „Fokussierung 2025“ ist. Der Konzern will sich künftig auf Awinta One und Prokas konzentrieren, Ressourcen bündeln, Komplexität reduzieren. Der Vorgang ist lehrreich: Er zeigt, wie falsche Vereinheitlichungsversprechen, unklare Roadmaps und eine missverstandene Transformationsrhetorik Vertrauen und Marktanteile kosten können. Die betroffenen Apotheken reagieren nicht nur mit Unmut, sondern auch mit einem Rückzug von Investitionsbereitschaft – eine Lektion, die auch für Standesorganisationen wie die Abda gilt, wenn sie in Strukturen und Kommunikation nicht nachbessert.

Währenddessen ringt die Justiz mit ganz anderen Fragen: In mehreren Fällen hat die Plattform DrAnsay einstweilige Verfügungen gegen Versandapotheken durchgesetzt, unter anderem wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Zuweisungsverbot. Damit verschiebt sich die juristische Auseinandersetzung um Cannabisrezepte und Telemedizin in eine neue Phase – mit potenziellen Rückforderungen für Patient:innen und Haftungsrisiken für beteiligte Apotheken. Parallel wird auf europäischer Ebene mit Blick auf das Werberecht für Apotheken neu kartiert: Der EuGH hat das Totalverbot in Polen gekippt und damit signalisiert, dass Differenzierung Vorrang vor pauschaler Beschränkung haben muss. Ein Grundsatz, der auch in der Debatte um Lachgas- und K.o.-Tropfen gilt, wo die ABDA zwar den Gesetzentwurf der neuen Ministerin Nina Warken begrüßt, aber auf Lücken im Vollzug und in der Definition hinweist.

Inmitten all dieser Umbrüche verdichten sich die Zeichen einer systemischen Überforderung – nicht zuletzt angesichts gesundheitlicher Risiken, die lange übersehen wurden. Neue Studien zu Mikroplastik zeigen, dass nicht nur Umwelt, sondern auch die kardiovaskuläre Gesundheit der Bevölkerung betroffen ist. Und auch medizinethisch sensible Fragen wie die Anwendung von Pubertätsblockern rücken wieder in den Fokus: Eine neue Studie bewertet die Langzeiteffekte als unbedenklich, doch Fachkreise warnen vor vorschnellen Schlussfolgerungen und plädieren für eine offene, evidenzbasierte Debatte. Währenddessen bleibt eine Konstante bestehen: Der Bedarf an Verlässlichkeit – im System, in der Führung, in der Versorgung. Und genau hier liegt die Herausforderung für die Abda: Sie muss nicht nur reformieren, sondern führen. Und dafür braucht sie mehr als Strukturreformen – sie braucht Richtung, Rückhalt und Realitätssinn.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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