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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
dm testet mit seinem neuen Gesundheitsportal eine Versorgungsstruktur, die klassische Apothekenkompetenzen digitalisiert, aber regulatorisch nicht übernimmt – ein Modell, das heilberufliche Verantwortung umgeht, wirtschaftlich hochskaliert und die Frage nach der Zukunft der Arzneimittelversorgung verschärft, denn während stationäre Apotheken unter wirtschaftlichem Druck, bürokratischen Hürden und struktureller Unsicherheit stehen, verschiebt sich die Nutzerdynamik immer stärker in Richtung digitaler Plattformen, befördert durch das E-Rezept, rabattorientierte Vertriebslogik und Herstellerkooperationen ohne Standesbindung, zugleich wächst die Kritik aus Kammern und Verbänden, doch es fehlt an klarer politischer Positionierung, denn obwohl die Länder eine Apothekenreform fordern, bleibt das BMG bei Andeutungen, während dm Fakten schafft – mit direktem Zugriff auf Gesundheitsdaten, strategisch eingesetzten OTC-Angeboten und einer Loyalitätsarchitektur, die Apotheken unterwandert, Hersteller bindet und Versorgung zu einem steuerbaren Kanal macht, der die Frage nach pharmazeutischer Verantwortung, pDL-Zukunft, Haftungsstruktur und Systemidentität völlig neu stellt.
Versteckt hinter der Bezeichnung Gesundheitsportal testet dm derzeit ein digitales Versorgungskonzept, das die Struktur klassischer Apotheken umgeht, aber wesentliche Funktionen übernimmt. Während der Konzern den Begriff Apotheke öffentlich vermeidet, wird intern längst unter diesem Namen gearbeitet. Das Modell kombiniert Gesundheitsinformationen mit produktbezogener Nutzerführung, Rabattlogiken und systematisch verknüpften Vertriebsoptionen. Juristisch bewegt sich dieses Portal in einer Grauzone, die sowohl heilmittelwerberechtliche als auch apothekenrechtliche Prinzipien unterläuft, ohne sie formal zu verletzen. Die rechtlich trennscharfe Abgrenzung zwischen medizinischer Aufklärung und kommerzieller Anbahnung verwischt hier gezielt. Der Nutzer bekommt eine Plattform präsentiert, die zwar keine apothekenpflichtigen Präparate führt, aber deren Angebot strukturell simuliert – und damit Erwartungen erzeugt, die über Beratung und Produktverfügbarkeit hinausreichen. Im Zentrum steht eine neuartige Systemfrage: Welche Rolle bleibt der approbierten Apotheke, wenn Plattformmodelle den Versorgungscharakter übernehmen, ohne Versorgungsverantwortung zu tragen?
Das Projekt trifft die Branche in einer Phase erhöhter wirtschaftlicher Verwundbarkeit. Während stationäre Apotheken mit sinkenden Margen, regulatorischer Unsicherheit und stagnierender Fixumstruktur kämpfen, etabliert dm ein digitales Versorgungsangebot mit deutlich geringerer Regeldichte, höherem Skalierungspotenzial und unmittelbarer Nutzerbindung. Die strukturellen Unterschiede liegen nicht nur im Geschäftsmodell, sondern auch in der strategischen Positionierung. dm operiert als Plattformbetreiber mit Zugang zu Gesundheitsdaten, steuerbaren Bestellimpulsen und produktnahen Empfehlungen – eine Kombination, die sich durch das E-Rezept weiter verstärken könnte. Denn mit jedem elektronisch verfügbaren Rezept wird das Wettbewerbsumfeld für Apotheken neu justiert. Der Konsument wird zum aktiven Nutzer, die Vergleichs- und Bestellkultur verdrängt regionale Bindungen, und der Preis wird zur dominanten Entscheidungsgröße. In dieser Logik sind Apotheken keine Versorgungseinheiten mehr, sondern Serviceanbieter im Schatten digitaler Infrastrukturen.
Die politische Reaktion auf diese Entwicklung bleibt diffus. Während die Gesundheitsminister:innen der Länder in ihrem Weimarer Beschluss deutlich machen, dass eine Apothekenreform dringend notwendig ist, verwaltet das Bundesgesundheitsministerium unter Nina Warken lediglich ein Sammelpaket von Vorhaben, dessen zeitliche Umsetzung offenbleibt. Die wirtschaftliche Lage der Apotheken duldet keinen Aufschub, das Wettbewerbsverhältnis verschärft sich kontinuierlich – und gleichzeitig entsteht durch Projekte wie das von dm ein zusätzlicher Druck, der nicht nur unternehmerisch, sondern strukturell wirkt. Die Länder fordern nun eine tragfähige, rechtssichere und strukturpolitisch zukunftsfeste Reform, die über bloße pandemiebedingte Entlastungsmechanismen hinausgeht. Es geht um die Sicherung einer ganzen Berufsgruppe, die bislang als systemrelevant galt, nun aber Gefahr läuft, durch systemfremde Logiken ersetzt zu werden.
Im Zentrum der aktuellen Diskussion steht die Frage nach der Verhältnismäßigkeit und Zuständigkeit. dm kann Gesundheitsservices simulieren, aber keine Verantwortung für Arzneimittelrisiken übernehmen. Apotheker:innen sind gesetzlich verpflichtet, auf Wechselwirkungen, Anwendungsfehler oder risikobehaftete Konstellationen hinzuweisen – Plattformanbieter nicht. Das Haftungsgefüge verschiebt sich, ebenso die Erwartungshaltung der Nutzer:innen. Wer ein digitales Gesundheitsportal besucht und dort direkt zum Produkt gelangt, erwartet Versorgung, nicht bloßen Vertrieb. Genau hier liegt die systemische Sprengkraft. Der Gesetzgeber muss klären, wo Beratungspflicht beginnt, wer sie trägt und wie sich Verantwortung auch in einem digitalen Versorgungskontext rechtlich absichern lässt. Andernfalls droht ein strukturpolitischer Umbau der Gesundheitsversorgung durch die Hintertür.
Die Reaktion der Standesorganisationen ist bislang zurückhaltend, aber zunehmend alarmiert. Kammern und Verbände erkennen, dass dm nicht nur ein weiteres Handelsunternehmen ist, sondern mit seiner Marktposition, Nutzerreichweite und Plattformstrategie reale Versorgungslogik ersetzt. Die ABDA analysiert, ohne öffentlich zu intervenieren. Der Deutsche Apothekerverband fordert klare politische Aussagen zum Schutz heilberuflicher Versorgungskompetenz. Die Apothekerschaft steht vor einer Loyalitätskrise – nicht in den eigenen Reihen, sondern gegenüber der Industrie. Denn viele Hersteller arbeiten längst mit dm zusammen, listen OTC-Produkte gezielt über Drogeriekanäle und entziehen sich so der ethischen Mitverantwortung für die Versorgungsstruktur. Die Frage ist nicht mehr, ob dm den Markt verändert – sondern ob die Akteure bereit sind, diese Veränderung mitzutragen oder ihr entgegenzutreten.
Pharmazeutische Dienstleistungen könnten in dieser Lage zum entscheidenden Faktor werden. Während Plattformmodelle Inhalte automatisieren und Services standardisieren, können Vor-Ort-Apotheken individuelle Betreuung, Wechselwirkungsanalysen, Medikationspläne und Schulungen anbieten. Doch genau diese pDL müssen auskömmlich vergütet und administrativ entlastet werden, um ihre Wirkung zu entfalten. Derzeit jedoch stockt die Auszahlung, die bürokratische Belastung steigt, und viele Apotheken verzichten aus Zeit- und Ressourcenmangel auf die Umsetzung. Hier droht ein strategischer Fehler: Wenn das einzige strukturelle Differenzierungsmerkmal nicht tragfähig entwickelt wird, verlieren Apotheken ihre letzte verteidigungsfähige Position im Systemwettbewerb mit Plattformanbietern.
dm verfolgt eine andere Logik: keine Beratung, keine pharmazeutische Verantwortung, keine Zulassungspflicht – aber maximale Nutzersteuerung, Markenbindung und Preisattraktivität. Dieses Modell gefährdet nicht nur den wirtschaftlichen Bestand einzelner Apotheken, sondern untergräbt die Idee heilberuflicher Arzneimittelversorgung als öffentliches Gut. Der Zugang zu Arzneimitteln darf keine bloße Frage von Klickfrequenz und Rabattgestaltung werden. Die Politik muss klären, ob sie weiterhin ein Versorgungssystem aufrechterhalten will, das auf Fachwissen, Verantwortung und Transparenz basiert – oder ob sie bereit ist, diese Grundstruktur zugunsten kommerzieller Plattformen aufzugeben.
Langfristig steht die Frage im Raum, wie die Apothekenlandschaft im Jahr 2030 aussehen soll. Ein denkbares Szenario: Plattformanbieter dominieren die Arzneimittelversorgung, klassische Apotheken schrumpfen auf Serviceinseln ohne wirtschaftliche Basis, heilberufliche Tätigkeit wird zur Nische. Alternativ: Eine klare Regulierung begrenzt den Handlungsspielraum von Plattformmodellen, pDL werden verbindlich vergütet, die pharmazeutische Verantwortung gestärkt, digitale Tools in Apotheken integriert, nicht ersetzt. Welche dieser Entwicklungen Realität wird, entscheidet sich nicht bei dm – sondern im politischen Raum. Aber sie entscheidet sich jetzt.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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