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  • 18.06.2025 – Apotheken-News: Apotheken definieren sich neu, Plattformrisiken eskalieren, Finanzdruck erreicht Pflege und Versorgung
    18.06.2025 – Apotheken-News: Apotheken definieren sich neu, Plattformrisiken eskalieren, Finanzdruck erreicht Pflege und Versorgung
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Apotheken reformieren ihr Geschäftsmodell, fordern Plattformhaftung ein und erleben politische Blockade, während die Pflegeversicherung ...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Apotheken definieren sich neu, Plattformrisiken eskalieren, Finanzdruck erreicht Pflege und Versorgung

 

Wie Apotheken zum Gesundheitszentrum mutieren, digitale Handelsplattformen unter Beschuss geraten und die Sozialversicherung auf milliardenschwere Rückzahlung pocht

Die Transformation der Apotheke zum Gesundheitszentrum verändert nicht nur die Betriebsrealität vor Ort, sondern verlangt zugleich neue Formen der Risikoabsicherung und strategischen Weichenstellung, während rechtlich ein Wettlauf gegen die Plattformwirtschaft beginnt, in der verschreibungspflichtige Medikamente und gefährliche Rezeptursubstanzen ohne jede Kontrolle angeboten werden, wodurch Apothekerinnen und Apotheker zunehmend in die Rolle von Aufklärern und Klägern gedrängt werden, während zugleich die politische Zurückhaltung bei der Apothekenreform in frappierendem Gegensatz zu gesetzlichen Schnellvorhaben wie dem K.o.-Tropfen-Gesetz steht, obwohl längst klar ist, dass die wirtschaftliche Zukunft der Versorgung ebenso an struktureller Neujustierung hängt wie die Stabilität des gesamten Pflegesystems, das nun durch die milliardenschwere Rückforderung der DAK gegen den Bund und die drohende Beitragserhöhung ins Zentrum einer Auseinandersetzung rückt, deren Ausgang für Versorgungsstruktur, Solidargemeinschaft und unternehmerisches Handeln gleichermaßen prägend sein wird.


Die klassische Apotheke stirbt nicht – sie verwandelt sich. Wo einst Offizin, Labor und Rezeptur den betrieblichen Kern bildeten, entstehen heute Gesundheitszentren, die mehr sind als eine Reaktion auf ökonomischen Druck: Sie sind Ausdruck eines strategischen Rollenwandels. In diesen neuen Zentren wird nicht nur abgegeben, sondern beraten, versorgt, begleitet und präventiv gesteuert. Wer diesen Umbau vollzieht, muss nicht nur räumlich und personell umrüsten, sondern auch strukturell und rechtlich neu denken. Die Anforderungen an den Versicherungsschutz wachsen dabei in gleichem Maße wie die Versorgungsleistung: Für eine Apotheke, die Impfungen durchführt, Medikationsanalysen erstellt, telepharmazeutisch begleitet und in die Primärversorgung eingebunden ist, reichen klassische Policen nicht mehr aus. Berufshaftpflicht, Cyberversicherung, Inhaltsdeckung, Ertragsausfall – alles muss differenziert neu bewertet werden.

Hinzu kommt der Faktor Zeit: Viele inhabergeführte Apotheken stehen vor dem Generationswechsel – und damit auch vor der Frage, wie dieses neue Modell überhaupt übergeben werden kann. Eine Apotheke, die wie ein kleines MVZ funktioniert, braucht Nachfolger, die nicht nur approbiert, sondern unternehmerisch belastbar sind, die bereit sind, sich mit Telematik, Datenschutz, Künstlicher Intelligenz und Public Health auseinanderzusetzen. Gleichzeitig ist der Einstieg finanziell riskanter geworden – nicht zuletzt, weil die Honorierung mit dem Leistungsbild nicht Schritt hält. Die Apothekenreform, von der sich viele eine Dynamisierung der Vergütung und mehr Handlungsspielraum erhoffen, liegt allerdings weiter auf Eis. Der neue Vorhabenkatalog des BMG unter Nina Warken listet 17 Gesetzesprojekte – von Substanzregulierung bis Pflegereform –, die Apothekenreform jedoch bleibt ohne Zeitachse. Das Versprechen „flächendeckende Versorgung sichern“ steht im Raum, aber ohne konkreten Plan bleibt es politische Rhetorik.

Während die Apotheken ihre Rolle im System aktiv neu schreiben, geraten digitale Plattformen unter wachsenden Druck. Der medikamentöse Graumarkt floriert: Chloramphenicol wird über Ebay angeboten, obwohl es als krebserregend, fertilitätsgefährdend und augenschädigend gilt. Anbieter präsentieren dabei Verpackungen namhafter Rezepturstoffhersteller – doch diese bestreiten jede Lieferbeziehung. Die zuständigen Plattformbetreiber? Sie ducken sich weg. Ob Facebook, Ebay oder Google – der rechtsfreie Raum, den diese Unternehmen beanspruchen, steht im eklatanten Gegensatz zur Verantwortung, die Apotheken bei jedem Schritt tragen müssen. Hier entsteht eine gefährliche Asymmetrie: Während Pharmazeuten für jede Einzelverpackung haftbar sind, dulden Plattformen systematische Verstöße, ohne Konsequenzen. Die juristische Gegenbewegung beginnt gerade: Apotheken greifen zum Mittel der einstweiligen Verfügung, dokumentieren Plattformverstöße und fordern über Kammern und Verbände regulatorische Klarheit. Erste Verfahren wegen Wettbewerbsverstößen laufen bereits.

Die ökonomische Dimension verschärft die Lage zusätzlich. Die DAK-Gesundheit fordert 5,2 Milliarden Euro zurück – Gelder, die während der Corona-Pandemie aus der Pflegeversicherung zur Stabilisierung des Systems entnommen wurden. Dass diese Entnahme möglicherweise rechtswidrig war, belegt ein juristisches Gutachten im Auftrag der Kasse. Der Vorwurf: Zweckentfremdung von Beitragsmitteln. Sollte das Geld nicht zurückgezahlt werden, droht spätestens 2026 eine Erhöhung der Beitragssätze in der Pflegeversicherung. Das träfe nicht nur Versicherte, sondern auch Arbeitgeber, die mit steigenden Lohnnebenkosten kalkulieren müssten. Und es käme zu einem Zeitpunkt, an dem das Vertrauen in die Finanzierbarkeit der sozialen Sicherung ohnehin sinkt. Vor allem kleinere Pflegekassen könnten in Liquiditätsprobleme geraten – was wiederum Versorgungsqualität und Leistungsansprüche gefährden würde.

Anderswo hingegen zeigen Reformen, wie gezielte Strukturveränderung wirken kann. Das geodatenbasierte Steuerungssystem für Notdienste in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz hat die Zahl der Dienste massiv gesenkt: In Rheinland-Pfalz um 43 Prozent, in Bayern um 34 Prozent. Die Folge: Die Notdienstpauschale steigt auf ein Rekordniveau von 556,22 Euro pro Vollnotdienst. Weniger Dienste, höhere Einzelvergütung – ein Modell, das zeigt, wie Digitalisierung nicht nur Belastung senken, sondern auch Wirtschaftlichkeit erhöhen kann. Für viele Apotheken, gerade in ländlichen Regionen, ein existenzieller Unterschied.

Die medizinisch-pharmazeutische Fachdebatte bringt weitere Brisanz: Neue Daten zu Lamotrigin stellen die FDA-Warnung wegen Herzrhythmusstörungen in Frage. Zwei voneinander unabhängige Studien zeigen: Die Evidenzbasis für die Warnung war schwach. Das Problem: Solche Warnhinweise entfalten regulatorische Wirkung, schränken Verordnungsspielräume ein und beeinflussen Therapieentscheidungen. Wird hier zu zögerlich reagiert, entsteht ein Dauerzustand ohne Evidenz. Eine Herausforderung für die Pharmakovigilanz – und für Apotheken, die regelmäßig zu Wechselwirkungen beraten müssen.

Ein weiteres Beispiel für institutionelles Versagen zeigt sich beim unkontrollierten Vertrieb gefährlicher Substanzen: Chloramphenicol als Rezepturstoff gehört zu den am strengsten regulierten Antibiotika – und zirkuliert dennoch über Privatverkäufer auf Ebay. Die zuständigen Aufsichtsbehörden greifen nicht ein, Plattformen sehen sich nicht in der Pflicht. Das öffnet ein regulatorisches Vakuum, das gesundheitsgefährdend ist. Apotheken fordern deshalb konsequent eine Plattformhaftung, die analoge und digitale Vertriebskanäle gleich behandelt – inklusive Sanktionsmechanismen und Meldepflichten.

Parallel dazu spitzt sich die UV-Situation in Deutschland zu. Mit Indexwerten über Stufe 9 warnt der Deutsche Wetterdienst vor akuten Gesundheitsrisiken – besonders im Südwesten. Apotheken sehen sich erneut als Präventionsinstanz: Sie klären über Lichtschutzfaktoren, korrekte Anwendung, Wiederholungsintervalle und Dosierung auf. Doch viele Kunden unterschätzen das Risiko oder wenden Produkte falsch an – etwa zu geringe Mengen oder ungeeignete Filter. Die gesundheitlichen Folgen reichen von Sonnenbrand über DNA-Schäden bis hin zu malignem Melanom – mit langfristigen Kosten für das Gesundheitssystem.

Diese gleichzeitige Verantwortung – für Versorgung, Prävention, Sicherheit und rechtliche Integrität – wird in einem Betriebsmodell gebündelt, das strukturell auf Kante genäht ist. Der Umbau zur Apotheke als Gesundheitszentrum bringt Chancen, aber auch enorme Belastung. Es fehlen politische Signale, es fehlt wirtschaftliche Planungssicherheit, es fehlt ein Rahmen, der die Leistungen angemessen abbildet. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Versicherungsschutz, Personalstruktur, technische Ausstattung und juristische Verteidigung. Wer heute eine Apotheke übernimmt oder gründet, sieht sich mit einer Komplexität konfrontiert, die über das Fachliche hinausgeht: Recht, Finanzierung, Verantwortung und gesellschaftliche Rolle greifen ineinander. Das verlangt nach neuen Allianzen – mit Ärzten, Pflegekräften, Kommunen, aber auch mit Technologiepartnern und Versicherungsanbietern.

Die Plattformwirtschaft steht dabei im Zentrum einer Auseinandersetzung, die weit über Arzneimittel hinausreicht. Wer illegale Medikamentenangebote duldet, beschädigt nicht nur den Markt, sondern untergräbt regulatorisches Vertrauen. Apotheken, die gegen diese Praktiken vorgehen, tun dies nicht aus Konkurrenzinteresse, sondern aus Versorgungsethos. Sie schützen Patient:innen vor unkontrollierten Wirkstoffen, vor falschen Anwendungen, vor lebensgefährlichen Fehlkäufen. Doch sie tun das bislang ohne Rückhalt – weder politisch noch strukturell. Das Lauterkeitsrecht ist ihr einziges Werkzeug – es braucht dringend Verstärkung.

Die große Leerstelle bleibt die Apothekenreform. Während andere Gesetze im Akkord angekündigt werden, bleibt sie nebulös. Dabei ist sie der Hebel, mit dem Versorgung gesichert, Berufsidentität gestärkt, Nachwuchs gewonnen und wirtschaftliche Stabilität gesichert werden könnte. Stattdessen wächst die Zahl der Schließungen, die Nachfolgesuche wird zur Dauerbaustelle, der Berufsstand verliert Sichtbarkeit – obwohl er längst weit über die klassische Rolle hinausgewachsen ist. Was fehlt, ist nicht die Innovationsbereitschaft, sondern die Systemanerkennung. Apotheken sind keine Abgabeautomaten. Sie sind integrale Knotenpunkte eines Gesundheitssystems, das zunehmend auf Nähe, Vertrauen und Kontinuität angewiesen ist.

Was daraus folgt: Die Apotheke der Zukunft ist kein Relikt – sie ist ein Schlüsselakteur. Aber sie braucht faire Rahmenbedingungen, rechtsklare Digitalschnittstellen, politische Wertschätzung, finanzielle Nachhaltigkeit und die Sicherheit, dass Plattformen, Kassen und Gesetzgeber ihrer Verantwortung gerecht werden. Denn der Wandel ist nicht mehr aufzuhalten – die Frage ist nur: Wird er gestaltet oder verwaltet?

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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