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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Während die Apothekenzahlen unter historische Schwellen sinken und der Versorgungsdruck auf bestehende Strukturen wächst, dominiert in der politischen Darstellung weiterhin das Bild eines angeblich stabilen Systems – getragen von Durchschnittswerten, digitalen Fortschrittsversprechen und einem Reformvokabular, das in der Praxis zunehmend folgenlos bleibt, sodass die tatsächliche Überlastung, die wirtschaftliche Erosion und die mentale Erschöpfung vieler Apotheken kaum noch sichtbar in die Entscheidungsprozesse einfließt, obwohl sowohl der Rückzug aus der Fläche als auch die finanzielle Unsicherheit rund um pharmazeutische Dienstleistungen oder der zunehmende Verwaltungsdruck durch pDL, CO₂-Nachweispflichten, Rezeptverarbeitung, Haftungsrisiken und Plattformkonkurrenz längst reale Versorgungsgefährdungen erzeugen, die durch strukturelle Versäumnisse noch verschärft werden, während gleichzeitig Gerichte wie im Fall DocMorris-KIM eingreifen müssen, weil politische Klarheit fehlt, Arzneimittelstudien weiterhin geschlechterspezifische Lücken aufweisen und Beratungslücken zu Medikationsunsicherheit, psychischen Krisen oder fehlerhaften Dosierungen führen, die insbesondere bei vulnerablen Patientengruppen im Alter, im Wochenbett oder unter hormoneller Dauertherapie kritisch ausfallen, sodass Apotheken längst Aufgaben übernehmen, die strukturell weder vorgesehen noch ausreichend vergütet sind und diese Unsichtbarkeit im System nicht nur die Personalbindung erschwert, sondern auch den Verlust institutionellen Vertrauens beschleunigt, obwohl Initiativen wie die GMK-Beschlüsse, internationale Impulse etwa aus Estland oder lokale Kulturprojekte einzelner Apothekerinnen zeigen, dass Apotheken nicht rückständig, sondern hochdynamisch agieren – sofern man sie lässt.
Die Apothekenlandschaft in Deutschland steuert auf eine systemische Kollision zu, in der sich ökonomische Schwächung, politische Verzögerung und gesellschaftliche Erwartung in einem toxischen Dreieck verkeilen. Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, hat auf der Frühjahrssitzung des Apothekerparlaments in Münster diesen Zustand mit seltener Klarheit offengelegt: Die Versorgung bricht nicht über Nacht zusammen, sondern verflüchtigt sich schleichend – getragen von immer weniger Schultern. Der Rückgang unter 17.000 Apotheken im ersten Quartal 2025 ist keine Zahl, sondern ein Symptom politischer Abwesenheit. Während eine alternde, multimorbide und zunehmend heterogene Gesellschaft mehr Orientierung und pharmazeutische Präsenz benötigt, liefert die Politik vor allem Symbolik, flankiert von Digitalvorhaben, die in der Fläche kaum tragen.
Die strukturelle Schwächung der Apotheken ist kein Betriebsunfall, sondern ein Ergebnis institutionalisierter Ignoranz. Das zeigt sich auch an der Diskussion um pharmazeutische Dienstleistungen, deren Finanzierung bisher weder planbar noch rechtlich gesichert ist. Die Gesundheitsministerkonferenz in Weimar setzte mit dem Beschluss zur Neustrukturierung der pDL-Vergütung zwar ein Signal, doch solange das Bundesgesundheitsministerium diesen Impuls nicht in Gesetzesform überführt, bleibt das Risiko einseitig auf die Apotheken abgewälzt. Dabei sollen genau diese Leistungen – Medikationsanalysen, standardisierte Beratung, Präventionsangebote – ein entlastendes Element der Gesundheitsversorgung sein. Ohne rechtliche Absicherung jedoch werden sie zur wirtschaftlichen Zumutung und zum nächsten Grund für Standortaufgaben. Die Debatte um pDL verdeutlicht: Wer Reformen fordert, muss sie finanzieren. Wer Apotheken aufwerten will, darf sie nicht weiter zur Vorleistung verpflichten.
Wirtschaftlich zeigt sich die Schieflage besonders deutlich im Kontrast: Während einzelne westdeutsche Apotheken 2024 ein deutliches Umsatzplus verbuchen konnten, resultiert dieses Wachstum oftmals aus dem Rückzug der Konkurrenz – nicht aus Systemstabilität. Der Durchschnittsrohertrag stieg rechnerisch, doch hinter der mittleren Zahl verbergen sich Dutzende Betriebe, die keinen einzigen Euro mehr einnahmen und teilweise tief in die Substanz gingen. Die scheinbare Ruhe in der Statistik ist eine Täuschung, denn sie verschleiert die wachsende Differenz zwischen wirtschaftlich begünstigten und strukturell abgehängten Apotheken. Diese Spaltung wird weder erkannt noch politisch adressiert, weil sich die Auswertung am Mittelwert orientiert – einem statistischen Artefakt, das zur Rechtfertigung von Untätigkeit dient. Die Folge: Eine wachsende Zahl an Betrieben verliert ihren ökonomischen Spielraum, obwohl sie medizinisch relevanter denn je wären.
Hinzu kommt ein strukturell neues Risiko: das E-Rezept. Die Umstellung auf digitale Rezeptverarbeitung verändert nicht nur Abläufe, sondern auch Verantwortlichkeiten. Apotheken haften zunehmend für technische Fehler, Übertragungsprobleme und Systemausfälle, die außerhalb ihrer Einflusszone liegen. Die Cybersicherheit wird zum betriebswirtschaftlichen Faktor. Wer in technische Aufrüstung und Versicherungsschutz nicht investieren kann, ist dem Systemschutz ausgeliefert – ohne Rückendeckung. Das E-Rezept ist kein reiner Fortschritt, sondern ein Belastungstest für die Betriebssicherheit. Apotheken, die ausgedünnt, unterbesetzt und überfordert sind, geraten zusätzlich in versicherungstechnische Grauzonen, deren Risiken im politischen Raum kaum benannt werden. Dabei stehen reale Vermögensschäden im Raum – verursacht durch Systeme, die fehleranfälliger sind, als sie wirken.
Derweil verschiebt sich die politische Debatte weiter ins Absurde: Statt über Versorgungsqualität zu sprechen, wird CO₂-Neutralität zur neuen Leitkategorie. Apotheken sollen in Zukunft nicht mehr nur Arzneimittel bereitstellen, sondern auch ökologische Kriterien erfüllen – bis hin zu Luftreinheitsgrenzen im Handverkaufsbereich. Was als Nachhaltigkeitskonzept präsentiert wird, ist in Wirklichkeit eine gefährliche Umcodierung der Versorgungsverantwortung in ökologische Managementrhetorik. Fixum war gestern – heute entscheidet das Mikroklima im Verkaufsraum über die Systemrelevanz der Offizin. Diese Verschiebung entzieht sich jeder empirischen Relevanz, greift aber dennoch in Betriebsführung und Reputationsökonomie ein. Apothekerinnen und Apotheker sehen sich damit nicht nur als Gesundheitsdienstleister, sondern als Träger eines neuen ökologischen Belastungskatasters.
Gleichzeitig werden Apotheken mit Herausforderungen konfrontiert, die gesellschaftlich tabuisiert sind – etwa der Frage, wie lange Menschen im Alter noch sicher Auto fahren können. Apotheken sind häufig erste Anlaufstellen für Patientinnen und Patienten mit Einschränkungen, die sich nicht offen zeigen. Gerade im ländlichen Raum, wo Mobilität über Lebensqualität entscheidet, können Apothekenteams Warnzeichen erkennen, Assistenzsysteme erklären und Angehörige sensibilisieren. Doch diese Aufgabe ist keine Kernkompetenz, sondern eine notgedrungene Reaktion auf die Rückzugsbewegung anderer Gesundheitsakteure. Wer Apotheken zusätzlich mit Mobilitätsberatung beauftragt, ohne sie dafür strukturell zu ertüchtigen, verkennt das Maß des Machbaren.
Ebenso unterbelichtet bleibt ein anderer Aspekt medizinischer Versorgung: die geschlechterspezifische Wirkung von Arzneimitteln. Dass der weibliche Zyklus einen relevanten Einfluss auf Pharmakokinetik und -dynamik hat, ist seit Jahrzehnten bekannt, wird aber weder in Zulassungsstudien noch in Dosierungsempfehlungen systematisch berücksichtigt. Apotheken müssen diese Forschungslücke tagtäglich ausgleichen, indem sie individuell beraten, Dosisanpassungen anregen oder auf ungewöhnliche Nebenwirkungen hinweisen – ohne dass das System diesen Mehraufwand überhaupt registriert. Die strukturelle Ignoranz gegenüber geschlechtsspezifischer Pharmakologie ist ein Beispiel dafür, wie Versorgungslücken durch Ignoranz entstehen, nicht durch Ressourcenknappheit.
Noch gravierender zeigt sich diese Ignoranz im Umgang mit Arzneimitteln, die suizidale Impulse verstärken können. Berichte über suizidale Nebenwirkungen bei bestimmten zentralnervös wirksamen Substanzen nehmen zu – doch weder das Meldesystem noch die regulatorischen Prozesse greifen systematisch. Apotheken sind oft die ersten, die psychische Veränderungen wahrnehmen, doch ihre Beobachtungen versanden im System. Hier entsteht eine gefährliche Grauzone zwischen individueller Vulnerabilität und systemischer Abstumpfung. Die Missachtung dieser Warnsignale kostet nicht nur Vertrauen, sondern im schlimmsten Fall Leben.
Gleichzeitig wird das Apothekenwesen auch von außen destabilisiert: Plattformanbieter wie DocMorris nutzen regulatorische Schlupflöcher und digitale Unschärfen, um ihre Marktposition auszubauen. Der jüngste Versuch, über den KIM-Dienst direkt mit Arztpraxen zu kommunizieren und E-Rezepte zu steuern, wurde vom Landgericht Köln als wettbewerbswidrig eingestuft. Die Apothekerkammer Nordrhein hatte erfolgreich gegen die als Information getarnte Werbung geklagt. Der Fall zeigt exemplarisch, wie Apotheken unterlaufen werden sollen – nicht durch bessere Versorgung, sondern durch strategische Marktzugriffe, die auf rechtlicher Grauzone beruhen. Die Reaktion der Gerichte war richtig – doch sie ist kein Ersatz für eine strukturierte politische Antwort.
Internationale Impulse zeigen, dass es auch anders geht. Eine Delegation des estnischen Apothekerverbandes informierte sich kürzlich in Berlin über deutsche Versorgungsmodelle – und stellte ihrerseits die Effizienz kleiner, digital unterstützter Apothekenteams vor. Der Vergleich macht deutlich: Deutschland hat strukturelle Stärken, nutzt sie aber nicht. Stattdessen verliert man sich in Flickwerk, Übergangsmodellen und nicht eingehaltenen Versprechen. Während andere Länder Integration und Innovation zusammen denken, verwechselt man hierzulande Strategie mit Kompromissverwaltung.
Und schließlich zeigt der gesellschaftliche Umgang mit dem Wochenbett und mit psychischer Stabilität nach der Geburt, wie eng pharmazeutische Betreuung und Lebensrealität verknüpft sind. Apotheken sind nicht selten erste Beraterinnen junger Mütter, wenn hormonelle Umstellungen, körperliche Rückbildung und emotionale Krisen zusammentreffen. Sie geben Orientierung, erkennen Warnzeichen, stabilisieren Bindungen – ganz ohne strukturelle Absicherung dieser Leistungen. In einer Phase, in der Körper und Psyche neu austariert werden, ist diese niedrigschwellige Unterstützung essenziell. Doch wie so oft bleibt sie unsichtbar, unbeachtet, ungedeckt.
Dass pharmazeutische Kompetenz auch in andere gesellschaftliche Felder strahlt, zeigt das Beispiel von Gisela Sperling. Ihre Transformation von der langjährigen Apothekenleiterin zur Kuratorin eines Kunstraums beweist, wie sich pharmazeutische Logik, Systematik und Sinn für Struktur auch im kulturellen Kontext entfalten lassen. Die Geschichte steht exemplarisch für das, was Apotheken ausmacht: Genauigkeit, Verantwortung, Gestaltungskraft – Fähigkeiten, die weit über Packungsgrößen und Rezepturen hinausreichen.
Die Krise der Apotheken ist keine Folge mangelnder Leistungsbereitschaft. Sie ist Resultat eines jahrzehntelangen Strukturversagens, das nun sichtbar wird. Wer diese Leistung sichern will, muss nicht nur honorieren, sondern verstehen – in ihrer Breite, Tiefe und gesellschaftlichen Verwurzelung. Apotheken sind nicht einfach da. Sie bleiben da – solange man sie lässt.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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