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  • 11.06.2025 – Apotheken-News: Stagnierender Ertrag, wachsendes Risiko, versäumter Strukturwandel
    11.06.2025 – Apotheken-News: Stagnierender Ertrag, wachsendes Risiko, versäumter Strukturwandel
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Wirtschaftlich ausgebremst, politisch übersehen, rechtlich unter Druck: Apotheken stehen 2025 am Kipppunkt. Von Vertragsrisiken über P...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Stagnierender Ertrag, wachsendes Risiko, versäumter Strukturwandel

 

Wie Apotheken unter Kostendruck und Rechtsunsicherheit leiden, warum Honorarreformen überfällig sind und die Schließungswelle politisch befeuert wird

Das Apothekenwesen 2025 gleicht einem Drahtseilakt zwischen nominellen Umsatzzuwächsen und realwirtschaftlichem Stillstand, zwischen strukturellen Risiken, politischen Fehlanreizen und juristischen Unwägbarkeiten. Während das Betriebsergebnis trotz Wachstum stagniert und sich viele Apotheken durch Skontoverluste, Inflation und Wettbewerbsdruck in der wirtschaftlichen Defensive wiederfinden, droht gleichzeitig eine juristische Fragmentierung der Versorgung durch Vertragskündigungen wie jene der IKK classic. Die daraus resultierende Unsicherheit trifft nicht nur die Betriebe, sondern eskaliert auch auf Ebene der Familienversorgung – gerade bei Kindern, für die verlässliche Arzneimittelverfügbarkeit unverzichtbar ist. Die Gesundheitsministerkonferenz in Weimar rückt unterdessen die strukturelle Erosion des Apothekensystems auf die Agenda und fordert Reformsignale nach Berlin, während ABDA-Präsident Thomas Preis auf länderseitigen politischen Druck setzt, um das eingefrorene Apothekenhonorar zu dynamisieren. Parallel dazu gerät die Pandemiepolitik der Vergangenheit ins Licht der Aufarbeitung, mit Ministerin Nina Warken an der Spitze einer neuen Transparenzstrategie und Altminister Jens Spahn unter wachsendem Erklärungsdruck. Inmitten dieser Gemengelage droht eine tiefere Systemverschiebung: Digitale Plattformen transformieren den rezeptpflichtigen Arzneimittelzugang zum kommerzialisierten Klickprozess, unterlaufen Indikationsdiagnostik und gefährden die heilberufliche Versorgungshoheit. Die BAK fordert daher nicht nur regulatorische Eingriffe, sondern warnt vor einem irreversiblem Strukturbruch. Auch personell zeichnet sich Wandel ab: Im BMG übernimmt Katja Kohfeld die operative Spitze, Antje Draheim zieht sich zurück – mit Folgen für die ministerielle Machtbalance. Und während in der pharmazeutischen Praxis Kombinationstherapien zunehmend differenziert betrachtet werden müssen, verweist die Diskussion um Substanzpaare wie Barbiturate oder Koffein-Opioid-Mischungen auf die ethischen und therapeutischen Grenzen pharmazeutischer Allianzen. Schließlich verdeutlichen neue EMA-Warnungen zu Semaglutid, dass auch moderne Wirkstoffe nicht frei von ernsten Risiken sind – und die Apotheken erneut als Frühwarnsystem zwischen klinischem Wissen, rechtlicher Verpflichtung und Verbraucherschutz funktionieren müssen.


Das Jahr 2025 zeigt sich für die deutschen Apotheken als ökonomisch wie strukturell instabile Wegmarke. Die betriebswirtschaftlichen Prognosen, wie sie von der Treuhand Hannover vorgelegt wurden, offenbaren einen tiefgreifenden Widerspruch: Trotz eines nominalen Umsatzwachstums verzeichnen Apotheken im laufenden Geschäftsjahr real keinen Gewinnzuwachs – die betriebswirtschaftliche Nullrunde wird zur bitteren Realität. Der Effekt basiert auf einer toxischen Kombination aus Skontoverlusten, inflationsbedingtem Kostendruck, steigenden Personalbindungskosten und einem beständigen Marktanteilsverlust an digital-affine Versandstrukturen. Während sich politische Versprechen zur Honoraranpassung im Koalitionsvertrag verlieren, werden Apothekenbetriebe zunehmend zu Stillhaltern eines Systems, das ihre Tragfähigkeit unterhöhlt, aber zugleich ihre Leistungsbereitschaft selbstverständlich voraussetzt. Die ökonomische Selbstverständlichkeit, mit der das System auf der Leistungsfähigkeit der Präsenzapotheken aufbaut, kollidiert zunehmend mit einer politischen Trägheit, die weder reagiert noch entlastet.

Die Situation eskaliert zusätzlich durch juristische Risiken und strukturelle Erschütterungen, wie sie exemplarisch im Fall der IKK classic sichtbar werden. Die Kündigung des Hilfsmittelrahmenvertrags durch die Kasse zum 1. Juli 2025 treibt viele Apothekenbetriebe in eine regulatorische Grauzone: Die bisher geltenden Versorgungsgrundlagen entfallen, die angekündigte Umstellung auf Einzelverträge erhöht nicht nur den Verwaltungsaufwand, sondern bringt auch rechtliche Unsicherheiten und Versorgungslücken mit sich. Besonders betroffen sind Familien mit Kindern, für die eine lückenlose Hilfsmittelversorgung essenziell ist. Das Gesundheitswesen lebt von Verlässlichkeit – und genau diese wird durch solche Vertragskündigungen ausgehebelt. Die politische Reaktion bleibt zögerlich, obwohl die Systemfolgen der Fragmentierung evident sind. Die ABDA hat den Fall öffentlich gemacht, der Widerstand in der Fläche wächst – doch ohne strukturpolitische Absicherung bleibt es beim punktuellen Aufschrei.

Vor diesem Hintergrund erhält die diesjährige Gesundheitsministerkonferenz (GMK) in Weimar eine neue politische Bedeutung. Der Tagesordnungspunkt „Umsetzung der Koalitionsvereinbarungen im Apothekenbereich“ markiert mehr als Symbolik. Es ist der Versuch der Länder, strukturelle Schieflagen nicht länger zu übergehen, sondern aktiv auf die Agenda zu setzen. Die wohnortnahe Arzneimittelversorgung, die in Berlin oft als Randthema behandelt wurde, rückt in den Fokus föderaler Verantwortung. ABDA-Präsident Thomas Preis deutet dies als strategisches Signal: Wenn die Bundesregierung blockiert, müssen die Länder den Handlungsdruck erhöhen. Die politische Architektur der GMK erlaubt zwar keine Gesetzgebung, wohl aber klare politische Setzungen – und genau darauf setzt die Standesvertretung. Der Apothekenbereich kann nicht länger auf eine Dynamisierung des Fixums warten, das seit 2013 faktisch entwertet wurde. Jede Betriebsschließung, jede ausgefallene Nachfolgeregelung in ländlichen Regionen, jede Überforderung durch neue Aufgaben bei gleichbleibender Vergütung vergrößert den Bruch im Fundament der flächendeckenden Versorgung.

Während sich auf systemischer Ebene die Versäumnisse akkumulieren, kommt parallel eine andere Dimension politischer Verantwortung auf den Tisch: Die Aufarbeitung pandemiepolitischer Entscheidungen. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken hat angekündigt, dem Bundestag Einsicht in einen bislang unter Verschluss gehaltenen Sonderbericht zur Maskenbeschaffung zu gewähren – eine Geste, die mehr ist als Transparenzsignal. Sie markiert den Versuch, sich politisch und moralisch vom Krisenmanagement ihres Vorgängers Jens Spahn zu distanzieren, der zunehmend unter Druck gerät. Vergabepraxis, Ausschreibungsversäumnisse und haushaltsrechtliche Risiken stehen im Raum – mit Relevanz weit über parteipolitische Auseinandersetzungen hinaus. Die Pandemie war nicht nur medizinischer Ausnahmezustand, sondern auch administrativer Stresstest. Die Bereitschaft, Fehler zu benennen und institutionell aufzuarbeiten, wird zum Indikator politischer Reife – und zur Bewährungsprobe für Warken, die das BMG neu ordnet.

Diese Neustrukturierung des Hauses zeigt sich auch personell. Mit Katja Kohfeld übernimmt eine profilierte GKV- und Verwaltungsexpertin die Funktion der beamteten Staatssekretärin – ein strategischer Schachzug, der Parteibindung, Fachwissen und Netzwerkfähigkeit verbindet. Gleichzeitig zieht sich Dr. Antje Draheim aus dem Ministerium zurück, ohne konkrete Zukunftsangabe. Die entstehende Leerstelle hinterlässt nicht nur organisatorisch, sondern auch symbolisch Raum für Neuorientierung. Der personelle Umbau im inneren Zirkel des BMG zeigt: Die Koalition reagiert auf Handlungsstaus nicht nur durch politische Rhetorik, sondern auch durch administrative Neuausrichtung.

Parallel dazu verschärfen sich die Spannungen rund um digitale Plattformmodelle im Rezeptgeschäft. Besonders der Sektor Medizinalcannabis hat sich zur Testarena für systemfremde Zugangswege entwickelt. Die Bundesapothekerkammer (BAK) schlägt Alarm: Wenn die ärztliche Konsultation durch standardisierte Onlinefragebögen ersetzt wird und Verschreibungen auf bloße Transaktionen reduziert werden, bricht nicht nur die medizinethische Logik, sondern auch die heilberufliche Verantwortung weg. Die BAK fordert klare regulatorische Maßnahmen – nicht aus Besitzstandswahrung, sondern aus Sorge um die Versorgungsqualität. Es geht um das Prinzip der Indikationssicherheit: Wo sie fehlt, entstehen Risiken, die durch keinen ökonomischen Gewinn zu rechtfertigen sind.

In diesem Kontext stellt sich auch die Frage, wie Arzneimittelkombinationen im Alltag bewertet werden. Die Interpharm 2025 bringt unter dem Titel „Traumpaare der Pharmazie“ eine Diskussion in Gang, die therapeutische Wirksamkeit, pharmakologische Verträglichkeit und klinische Realität zusammenbringt. Nicht jede Kombination ist eine Allianz – manche eine trügerische Zweckgemeinschaft. Ob Opioide durch Koffein verstärkt oder durch Magenschutzmittel konterkariert werden, muss differenziert beurteilt werden – mit Blick auf Nutzen, Risiko und ethische Vertretbarkeit. Die Diskussion erinnert an das Beispiel der Barbiturate: Eine Substanzklasse, die einst therapeutisch gefeiert, dann süchtig machend und schließlich regulatorisch geächtet wurde – ein pharmapolitischer Zyklus, der auch modernen Wirkstoffen drohen kann, wenn Kontrolle, Aufklärung und Verantwortung nicht konsequent mitwachsen.

Ein aktuelles Beispiel für diese neue Wachsamkeit liefert die EMA mit ihrer Warnung zu Semaglutid. Der GLP-1-Rezeptoragonist, bekannt aus der Therapie von Diabetes und Adipositas, steht unter Verdacht, das Risiko einer nichtarteriitischen anteriore ischämischen Optikusneuropathie (NAION) zu erhöhen – eine potenziell erblindende Augenerkrankung. Die EMA empfiehlt eine Anpassung der Fachinformation – ein Warnhinweis, der nicht akademisch, sondern klinisch höchst relevant ist. Für Apotheken bedeutet das: Sie sind erneut gefordert, als intermediäre Aufklärungsinstanz zwischen pharmazeutischer Innovation, patientennaher Beratung und regulatorischem Schutz zu agieren.

Die Summe all dieser Entwicklungen zeigt: Die Apotheke steht 2025 nicht am Rand, sondern im Zentrum eines Versorgungssystems, das neu austariert werden muss. Sie ist Schaltstelle zwischen ökonomischem Druck, juristischer Verantwortung, ethischer Beratung und systemischer Erwartung. Was sie braucht, ist kein Trost aus Sonntagsreden – sondern Struktur, Rechtssicherheit und Anerkennung. Solange die politische Seite diese Grundlagen nicht liefert, wird jede neue Aufgabe, jede zusätzliche Dienstleistung, jede neue Digitalisierungsoffensive zur Hypothek. Die Apothekerschaft fordert keine Privilegien – sie verlangt verlässliche Rahmenbedingungen für eine Leistung, ohne die das Gesundheitssystem nicht funktioniert.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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