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  • 08.06.2025 – Apotheken-News: Steuertricks für Investoren, Stromer statt Strukturhilfe, Booster ohne Bindung
    08.06.2025 – Apotheken-News: Steuertricks für Investoren, Stromer statt Strukturhilfe, Booster ohne Bindung
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Der neue Investitionsbooster der Bundesregierung bevorzugt kapitalkräftige Unternehmen – viele Apotheken bleiben außen vor, da steue...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Steuertricks für Investoren, Stromer statt Strukturhilfe, Booster ohne Bindung

 

Wie das neue Förderpaket Apotheken selektiv begünstigt, Investitionen bevorzugt und echte Hilfen erneut aufschiebt

Mit dem sogenannten Investitionsbooster will die Bundesregierung gezielt wirtschaftliche Impulse setzen – doch was sich als Zukunftspaket für Unternehmen präsentiert, entpuppt sich für Apotheken vor allem als steuertechnisches Instrument ohne strukturelle Substanz: Förderfähig sind nur jene, die über ausreichend Kapital verfügen, um jetzt zu investieren – nicht aber diejenigen, die aufgrund der Versorgungslast, des Personalmangels oder der anhaltenden wirtschaftlichen Belastung dringend auf Unterstützung angewiesen wären; degressive Abschreibung, Thesaurierungserleichterung und Sonder-AfA auf E-Fahrzeuge helfen genau jenen Apotheken, die bereits solide wirtschaften, während die flächendeckende Versorgung durch kleinere, inhabergeführte Betriebe erneut ins Hintertreffen gerät – denn ohne gezielte Liquiditätshilfen, pragmatische Personalförderung und rechtlich abgesicherte Versorgungsstrukturen wird die Kluft zwischen finanzkräftigen Filialisten und versorgungsverpflichteten Einzelapotheken weiter wachsen; die strukturelle Unterfinanzierung bleibt bestehen, und die Botschaft der Politik lautet erneut: Hilfe gibt es nur gegen Investitionsleistung, nicht gegen Versorgungsverantwortung – eine Schieflage, die sich mit jedem Sofortpaket ohne Versorgungskomponente weiter verschärft.


Als Bundesfinanzminister Christian Lindner Anfang Juni mit gewohnter Verve das „Investitionsbooster“-Programm vorstellte, war von Wachstumsimpulsen, steuerlicher Entlastung, klimapolitischer Weichenstellung und unternehmerischer Freiheit die Rede. Die Wirtschaft solle durch neue steuerpolitische Hebel wieder ins Laufen gebracht werden – in einer Zeit, in der Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zunehmend unter strukturellem Druck stehen. Doch was auf den ersten Blick wie eine kraftvolle Antwort auf die lähmende Konjunkturschwäche wirkt, zeigt auf den zweiten Blick erhebliche Lücken – insbesondere für Betriebe im Gesundheitswesen. Und für Apotheken, genauer: für viele inhabergeführte Apotheken mit stagnierenden Einnahmen, schrumpfender Personaldecke und zunehmender Bürokratielast, bedeutet dieses Paket in Wahrheit: ein steuerlicher Impuls, aber keine strukturelle Hilfe.

Der „Investitionsbooster“ folgt einer klaren wirtschaftspolitischen Philosophie: Nur wer investiert, wird steuerlich entlastet. Die degressive Abschreibung für bewegliche Wirtschaftsgüter wird reaktiviert, zudem werden Sonderabschreibungen auf neue Elektrofahrzeuge ermöglicht. Für thesaurierende Betriebe wird der Steuersatz gesenkt. Doch alle diese Instrumente greifen ausschließlich dort, wo finanzielle Mittel bereits vorhanden sind – oder bereitgestellt werden können. Das Programm folgt damit einer angebotsorientierten Förderlogik, wie sie aus der wachstumsorientierten Wirtschaftspolitik der frühen 2000er-Jahre bekannt ist. Und genau diese Ausrichtung ist das Problem: Apotheken gehören mehrheitlich nicht zu den Unternehmen, die über frei verfügbares Kapital für Zukunftsinvestitionen verfügen. Sie kämpfen vielmehr um Stabilität, Personalbindung, Medikamentenverfügbarkeit – und brauchen jetzt sofort Hilfe, nicht später steuerliche Erleichterung.

Nehmen wir das Beispiel der degressiven Abschreibung: Angenommen, eine Apotheke entscheidet sich für die Anschaffung eines neuen Kommissioniersystems im Wert von 45.000 Euro. In der Vergangenheit konnte sie diesen Betrag linear über acht Jahre abschreiben. Jetzt kann sie im ersten Jahr bis zu 25 Prozent absetzen – also 11.250 Euro. Steuerlich gesehen ist das attraktiv. Doch die Voraussetzung bleibt: Die Apotheke muss überhaupt in der Lage sein, die Investition zu tätigen. Und genau hier liegt der Kern des Problems. Denn laut jüngstem Apothekenwirtschaftsbericht liegt das durchschnittliche Betriebsergebnis vieler Apotheken unterhalb der Schwelle, die größere Investitionen rechtfertigen würden. Die Auszehrung der wirtschaftlichen Basis – infolge stagnierender Honorierung, wachsender Gemeinkosten und struktureller Unterfinanzierung – verhindert, dass Apotheken diese Fördermöglichkeiten in Anspruch nehmen können.

Dasselbe gilt für den abgesenkten Thesaurierungssteuersatz. Profitieren kann nur, wer Gewinne nicht ausschüttet, sondern im Betrieb lässt. Doch wie viele Apotheken, vor allem in strukturschwachen Regionen, weisen überhaupt noch relevante Gewinne aus? Und in welchem Verhältnis steht der steuerliche Vorteil zur Notwendigkeit, Verluste aus den Vorjahren auszugleichen? Eine Politik, die auf thesaurierte Gewinne setzt, ignoriert die Realität vieler Betriebe, die ihre Rücklagen bereits aufgebraucht haben. Im Gegenteil: In Zeiten sinkender Rentabilität wirkt die Förderung von Kapitalbindung fast zynisch – als würde man Schiffbrüchigen Schwimmwesten für die nächste Regatta anbieten.

Ein weiterer Aspekt betrifft die steuerliche Sonderabschreibung für Elektrofahrzeuge. Auch hier zeigt sich das gleiche Muster: Gefördert wird, wer sich Investitionen leisten kann – nicht, wer auf Versorgung angewiesen ist. Für Apotheken, die Botendienste in ländlichen Regionen leisten, könnte der Umstieg auf E-Fahrzeuge sinnvoll sein. Doch es fehlt an Ladestellen, an Infrastruktur, oft auch am Personal. Noch gravierender: Die Förderung setzt erneut voraus, dass überhaupt Kapital gebunden werden kann – und dass Apotheken überhaupt Fahrzeuge in eigener Bilanz halten, was in kleineren Betrieben längst nicht der Fall ist.

Statt die strukturellen Probleme der Apothekenversorgung aufzugreifen, setzt der Investitionsbooster falsche Anreize. Er bevorzugt große Apothekenverbünde, Filialstrukturen, kapitalkräftige Einheiten. Die inhabergeführte Einzelapotheke, die sich durch persönliche Nähe, lokale Bindung und Versorgungsleistung auszeichnet, gerät damit ins Hintertreffen. Die Gefahr einer schleichenden Marktverzerrung steigt. Denn Fördermittel, die sich auf Investitionskraft stützen, verschärfen die Ungleichheit – sie privilegieren diejenigen, die ohnehin gewinnen, und lassen diejenigen zurück, die das System tragen.

Zudem verstellt der Investitionsbooster den Blick auf das, was eigentlich notwendig wäre: eine strukturelle Soforthilfe für Apothekenbetriebe. Dazu gehört keine Steuererleichterung in der Zukunft, sondern sofortige Liquiditätssicherung – etwa in Form eines Apotheken-Stabilisierungsfonds, rückwirkender Verlustverrechnungen oder unbürokratischer Betriebskostenhilfen. Ebenso wichtig wäre eine gezielte Prämienförderung für die Einstellung pharmazeutischen Personals, Fortbildungskostenübernahme im Bereich Digitalprozesse oder ein Zuschussprogramm für eHealth-Anwendungen in der Apotheke. Denn Investitionen, die direkt Versorgungssicherheit stärken, haben gesamtgesellschaftlichen Nutzen – unabhängig von ihrem bilanziellen Volumen.

Noch grundsätzlicher ist der Widerspruch zwischen Förderlogik und Versorgungsauftrag. Apotheken sind keine Industrieunternehmen. Sie sind keine Investitionsvehikel, sondern Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Wer eine Apotheke führt, versorgt – unabhängig von Margen, Investitionszyklen oder Kapitalbindung. Die Leistungen, die Apotheken in Pandemie, Impfkampagnen, Lieferengpässen und Personalkrisen erbracht haben, sind nicht bilanziert, nicht abgeschrieben, aber gesellschaftlich unersetzlich. Der Investitionsbooster erkennt diese Realität nicht an – er setzt auf ein wirtschaftspolitisches Konzept, das an den Eigenheiten des Gesundheitswesens vorbeigeht.

Auch in der politischen Kommunikation wird dieses Missverhältnis nicht aufgelöst. Während Bundesfinanzminister Lindner von einem „Turbo für die Transformation“ spricht, wartet die Apothekerschaft auf grundlegende Entscheidungen: Anpassung der Honorierung, Aufhebung des Kassenabschlags, Stärkung der pharmazeutischen Dienstleistungen. Dass diese Fragen in einem gesonderten Gesetzgebungsverfahren geklärt werden sollen – irgendwann, vielleicht – zeigt, wie gering die politische Priorität ist. Der Investitionsbooster erscheint vor diesem Hintergrund wie ein Nebenschauplatz mit viel Rhetorik, aber wenig Relevanz für die Realität der Gesundheitsversorgung.

Und genau hier liegt der größte Fehler: Die Politik überträgt industrieökonomische Förderlogik auf ein System, das nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf Verlässlichkeit und Vertrauen basiert. Wenn Apotheken heute schließen, dann nicht, weil sie zu wenig investieren – sondern weil sie strukturell unterfinanziert sind. Wenn Apotheken keine E-Fahrzeuge anschaffen, dann nicht, weil sie innovationsfeindlich sind – sondern weil ihnen die Luft zum Atmen fehlt. Der Investitionsbooster kann unter diesen Voraussetzungen kein Booster sein – sondern ist bestenfalls ein steuerlicher Aufputschversuch mit selektiver Wirkung.

Eine bessere Lösung? Sie liegt auf der Hand. Nicht noch ein Förderprogramm mit Bilanzbezug – sondern ein Versorgungspaket mit Struktureffekt. Soforthilfe bei Liquiditätsengpässen. Förderung von Personalbindung. Entlastung bei Dokumentation und Nachweispflichten. Investitionsförderung dort, wo sie Versorgung stabilisiert. Und vor allem: ein politisches Signal, dass Apotheken mehr sind als investitionsfähige Kleinstunternehmen – nämlich zentrale Akteure im Gesundheitswesen. Erst wenn diese Perspektive in der Förderlogik ankommt, wird aus dem „Boosterle“ ein echtes Programm.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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