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  • 07.06.2025 – Ziegen denken mit, schenken Futter, verändern das Tierbild
    07.06.2025 – Ziegen denken mit, schenken Futter, verändern das Tierbild
    SICHERHEIT | Medienspiegel & Presse | In einem Experiment zeigen Ziegen, dass sie Futter aktiv für andere bereitstellen – ohne selbst zu profitieren. Die Ergebnisse erschÃ...

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ApoRisk® Nachrichten - SICHERHEIT:


SICHERHEIT | Medienspiegel & Presse |

Ziegen denken mit, schenken Futter, verändern das Tierbild

 

Wie ein Experiment das Selbstbild des Menschen herausfordert, Tierethik neu schreibt und soziale Kognition bei Nutztieren sichtbar macht

Was passiert, wenn Tiere handeln, ohne zu nehmen? Ein Experiment aus Mecklenburg-Vorpommern zeigt: Ziegen aktivieren eine Futterquelle, die nicht ihnen, sondern einem anderen Tier zugutekommt – und tun das freiwillig, systematisch und ohne sichtbare Belohnung. Diese Erkenntnis erschüttert alte Annahmen über Tierverhalten, insbesondere bei sogenannten Nutztieren. Statt bloßem Instinkt tritt hier ein bewusstes Verhalten zutage, das auf sozialer Wahrnehmung, Entscheidungsfähigkeit und möglicherweise Mitgefühl basiert. Die Tiere handeln nicht nur individuell, sondern unterscheiden zwischen Situationen mit und ohne Eigennutz. Das macht sie zu idealen Untersuchungsobjekten für die Forschung zur sozialen Kognition. Besonders spannend: Die Variation zwischen den Tieren legt nahe, dass auch Ziegen über differenzierbare Persönlichkeitsmerkmale verfügen. Für Ethik, Landwirtschaft und Verhaltensbiologie ergibt sich daraus ein neues Forschungsfeld – mit Folgen für Tierwohl, Haltungspraxis und gesellschaftlichen Diskurs. Denn wer einmal sieht, wie eine Ziege Futter gibt, ohne selbst zu profitieren, sieht alle Tiere mit anderen Augen.


Wer denkt, Ziegen handeln bloß aus Instinkt, sollte umdenken. Ein Forschungsteam in Dummerstorf hat mit einem ungewöhnlichen Versuchsaufbau gezeigt: Diese Tiere verstehen mehr, als wir ihnen bislang zugetraut haben. In einer Versuchsreihe, bei der Ziegen mit einem mechanischen Apparat interagieren konnten, um anderen Tieren Futter zu ermöglichen – ohne selbst davon zu profitieren –, zeigten sich überraschende Handlungsmuster. Der wissenschaftliche Befund: prosoziales Verhalten in Reinform. Keine Belohnung, kein Eigennutz – nur die Entscheidung, einem Artgenossen etwas zukommen zu lassen.

Dabei war der Versuchsaufbau mehr als nur technisches Gerät. Die sogenannte „Fake Apple Tree“-Installation griff ein Verhalten auf, das Ziegen ohnehin liegt: Klettern, Balancieren, Explorieren. Die Tiere mussten auf ein Podest steigen, um einen Futterspender für ein anderes Tier zu aktivieren. Entscheidend: In bestimmten Durchgängen bekamen sie selbst nichts. Dennoch entschieden sich viele Ziegen aktiv für die Futtergabe an Dritte – und hielten sich auffällig lange in Position, als wüssten sie um die Wirkung ihres Tuns.

Die Forschenden sprechen von einem „sozial-kognitiven Fenster“, das sich hier geöffnet hat. Ziegen denken nicht nur kurzfristig und triebhaft, sie sind offenbar in der Lage, soziale Konstellationen zu bewerten – und sich aktiv zugunsten eines anderen zu entscheiden. Das widerspricht lange geltenden Annahmen in der Nutztierforschung, die Selbstbehauptung, Rangordnung und Ressourcenkonkurrenz als dominante Verhaltensmuster sah. Nun rückt ein anderes Bild ins Zentrum: das des mitdenkenden, mitfühlenden Tiers.

Besonders bedeutsam ist die Entdeckung deshalb, weil Ziegen in sogenannten Fission-Fusion-Gesellschaften leben. Solche Gruppensysteme erfordern es, wechselnde Sozialkontakte zu verarbeiten, Rollen einzunehmen, sich flexibel auf neue Partner einzustellen. Kurz: soziale Intelligenz ist hier kein Luxus, sondern Überlebensvorteil. Das, was bei Primaten oder Elefanten als Indikator für kognitive Höchstleistung gilt, scheint sich nun auch bei Nutztieren abzuzeichnen – subtiler, aber klar nachweisbar.

Dabei offenbart das Experiment nicht nur das Verhalten als solches, sondern auch die individuelle Bandbreite: Nicht jede Ziege spendete gleich viel, nicht jede zeigte die gleiche Ausdauer oder Entscheidungssicherheit. Genau diese Variabilität sei ein Schlüssel, so die Forscher, um in künftigen Studien differenzierte Persönlichkeitsprofile bei Nutztieren zu erfassen. Das eröffnet nicht nur Perspektiven für die Grundlagenforschung, sondern auch für Zucht, Tierwohlindikatoren und Haltungssysteme.

Die gesellschaftliche Relevanz liegt auf der Hand. Wenn Ziegen fähig sind, soziale Entscheidungen zugunsten anderer zu treffen, dann müssen sich auch Haltung, Umgang und ethischer Diskurs anpassen. Der Blick auf Tiere als bloße Produktionsressource wird brüchig, wenn diese Ressourcen mit einem Mindestmaß an Selbststeuerung, sozialem Feingefühl und Empathie agieren. Die Forschung spricht hier nicht mehr von dressierter Reaktion, sondern von intentionaler Handlung.

Das wirft Fragen auf, die weit über den Stall hinausreichen: Wo verläuft die Grenze zwischen Mensch und Tier, wenn selbst Nutztiere Mitgefühl zeigen? Welche Rolle spielt soziale Intelligenz bei der Bewertung von Lebensbedingungen, insbesondere in der Massentierhaltung? Und welche Verantwortung erwächst aus der Erkenntnis, dass selbst Ziegen altruistische Entscheidungen treffen – in einem System, das auf ökonomischer Verwertung basiert?

Die Dummerstorfer Studie ist kein Beweis für Tierseelen oder romantische Verklärung. Aber sie liefert belastbare Daten für etwas, das lange Intuition war und nun Wissenschaft wird: Tiere sind mehr als biochemische Reizreaktionssysteme. Sie beobachten, differenzieren, bewerten – und handeln. Manchmal sogar ganz uneigennützig. Und genau darin liegt der Anfang einer neuen, verantwortungsvolleren Sicht auf das Tier.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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