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  • 06.06.2025 – Apotheken-News: Richtige Diagnose, falsche Therapie, übersehene Dynamiken
    06.06.2025 – Apotheken-News: Richtige Diagnose, falsche Therapie, übersehene Dynamiken
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Apotheken erzielen 2025 mehr Umsatz – doch das birgt neue Risiken: Nahrungsergänzungsmittel fordern Beratungspflicht, E-Rezepte versch...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Richtige Diagnose, falsche Therapie, übersehene Dynamiken

 

Warum Nahrungsergänzungsmittel wirtschaftlich boomen, Apotheken unter neuen Rechtsrisiken arbeiten und das E-Rezept ganze Geschäftsmodelle neu sortiert

Während Nahrungsergänzungsmittel als Umsatzmotor gefeiert werden und E-Rezept-Terminals neue Zugangspunkte zum Markt versprechen, verschieben sich im Apothekenwesen 2025 die Risiken deutlich: Beratungsfehler bei frei verkäuflichen Produkten können juristische Folgen nach sich ziehen, Betriebsstätten mit digitalen Rezeptschnittstellen geraten in eine regulatorische Grauzone, und Kündigungen innerhalb überlasteter Teams münden ohne rechtskonforme Umsetzung oft in gerichtliche Auseinandersetzungen – all das passiert in einer Situation, in der die Rx-Preisbindung wankt und die wirtschaftlichen Gewinne oft nicht auf nachhaltigem Wachstum, sondern auf dem Rückzug der Konkurrenz basieren, sodass Apothekenleitung heute nicht mehr am HV-Tisch endet, sondern strategisch entscheiden muss, wie Beratung, Sortimentspolitik, Arbeitsrecht und digitale Infrastruktur zusammenspielen, um nicht im Schatten falscher Therapien unterzugehen.


Nahrungsergänzungsmittel gelten längst nicht mehr nur als Add-on für gesundheitsbewusste Verbraucher, sondern als systemrelevanter Umsatzträger – nicht nur im Apothekenumfeld, sondern auch im Drogerie- und Plattformgeschäft. Die aktuellen IQVIA-Zahlen zeigen eine erstaunlich klare Bewegung: Während verschreibungspflichtige Arzneimittel preislich gedeckelt sind, erschließen Apotheken in wachsendem Maße ihren Spielraum über freiverkäufliche Zusatzprodukte – vor allem im Vitamin- und Mineralstoffbereich. Der Markt bietet mit hohen Margen und überschaubaren regulatorischen Hürden ein lukratives Zubrot. Doch genau hier beginnen neue Risiken, denn parallel zur wirtschaftlichen Öffnung wächst der Druck von Verbraucherzentralen, Politik und Aufsichtsbehörden, die Beratungspflichten strenger zu fassen. Apotheken geraten damit in ein Spannungsfeld zwischen Gewinnpotenzial und Haftungsexposition, das sich mit einer simplen Sortimentserweiterung nicht neutralisieren lässt. Wer heute einen Katalog voller Nahrungsergänzung anbietet, muss auch juristisch wasserdicht beraten – oder haftet im Zweifel mit seinem Betriebs- und Reputationsrisiko. Das ist der neuralgische Punkt, an dem richtige Marktanalysen in falsche Therapien münden können.

Gleichzeitig bringt die Marktdynamik rund um das E-Rezept eine zweite Disruption mit sich: Digitale Rezeptsammelstellen außerhalb klassischer Apothekenbetriebsräume verändern die Allokation von Kundenströmen. Was einst rein innerbetriebliche Infrastruktur war – Scanner, Rezeptannahme, Bestellprozess – wird jetzt zu einer Frage der Sichtbarkeit im öffentlichen Raum. Wer ein E-Rezept-Terminal im Einkaufszentrum platziert, öffnet seine Apotheke formal über die Betriebsstätte hinaus – und bewegt sich damit nahe am regulatorischen Grenzbereich. Die rechtliche Lage ist alles andere als eindeutig. Während einige Bundesländer Testprojekte dulden oder sogar aktiv fördern, sehen andere darin eine wettbewerbsverzerrende Auslagerung von Apothekendienstleistungen. Entscheidend wird sein, ob die Terminals als bloße digitale Rezeptsammelstellen oder als neue Betriebsformen mit Abgabekomponente eingestuft werden – eine Unterscheidung mit enormen Folgen für die Betriebsstruktur und Genehmigungspflicht. Apothekeninhaber müssen hier nicht nur auf Technik, sondern auf Verwaltungsrecht reagieren – und frühzeitig mit Behörden, Kammern und Datenschutzbeauftragten sprechen, bevor aus Innovation ein Betriebsverstoß wird.

Auch der wirtschaftliche Kontext verschiebt sich. Die IQVIA-Zahlen zeichnen ein paradoxes Bild: Viele Apotheken steigern ihre Erträge, nicht weil sie mehr verkaufen, sondern weil andere schließen. Der sogenannte Kannibalisierungseffekt sorgt dafür, dass der Umsatz auf weniger Betriebe verteilt wird – was kurzfristig Gewinnzuwächse erlaubt, langfristig aber die Basis des Apothekenwesens aushöhlt. Die positive betriebswirtschaftliche Botschaft – 16 % Ertragsplus im Westen, fast 10 % im Osten – darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Zahlen in einem zunehmend verengten Marktumfeld entstehen. Der Wachstumsgewinn basiert nicht auf Innovation, sondern auf Marktsterben. Die Demografie ist dabei ambivalent: Ja, ältere Menschen bringen mehr Beratungsbedarf und Dauermedikation – aber sie sterben auch. Und was nachkommt, ist weder zahlreicher noch apothekentreuer. Vor allem digitalaffine Mittelschichtskunden wandern bei OTC und Lifestyle-Produkten längst in andere Vertriebskanäle ab. Die Vorstellung, mit der alternden Bevölkerung sei das Geschäft gesichert, erweist sich als ökonomisch trügerisch und strategisch gefährlich.

Diese Gemengelage wird durch einen weiteren Faktor verschärft, der in vielen Apotheken latent unterschätzt wird: das Arbeitsrecht. Kündigungen im Apothekenbetrieb folgen keiner Privatlogik, sondern unterliegen komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen – besonders dann, wenn mehrere Filialen zusammengeführt oder personelle Restrukturierungen durchgeführt werden. Sozialauswahl, Kündigungsfristen, Sonderkündigungsschutz und formale Anforderungen werden von vielen Inhabern in der Praxis entweder zu spät oder zu nachlässig beachtet. Im Ergebnis entstehen Kündigungsschutzklagen, betriebliche Konflikte oder langwierige Verhandlungen mit Arbeitsgerichten, die nicht selten zu empfindlichen Nachzahlungen führen. Besonders gefährlich ist die Vorstellung, kleinere Betriebe seien vor dem Kündigungsschutzgesetz sicher – eine Fehleinschätzung, die spätestens dann zum Bumerang wird, wenn mehrere Betriebsstätten juristisch als Einheit gelten. Auch die persönliche Handschrift des Inhabers ersetzt keine arbeitsrechtlich wasserdichte Personalakte – im Gegenteil: In Zeiten von Fachkräftemangel wird jede Kündigung auch zum Signal an die verbleibende Belegschaft, ob Fairness und Rechtssicherheit in der Apotheke ernst genommen werden.

Die strukturelle Unsicherheit erfährt noch eine weitere Zuspitzung durch die politische Debatte zur Rx-Preisbindung. Nach dem jüngsten Urteil des OLG München, das ausländische EU-Versender unter dieselbe Preisbindung wie deutsche Apotheken stellen will, wartet die Branche auf die endgültige Entscheidung des Bundesgerichtshofs. Sollte das BGH diese Sichtweise bestätigen, wäre der Preiswettbewerb vorerst gestoppt – zumindest für GKV-Rezepte. Doch selbst dann bleibt die Unsicherheit bestehen, denn das Bundesgesundheitsministerium hat angekündigt, den Versandhandel weiter zu prüfen. Eine gesetzliche Neuausrichtung – etwa durch eine erneute Liberalisierung oder ein partielles Verbot – ist nicht ausgeschlossen. Apotheken müssen sich darauf einstellen, dass sie ihre Existenz künftig nicht allein über gesetzlich geschützte Preisstrukturen sichern können. Strategisch ist daher der Fokus auf Service, Beratung und Bindung entscheidend – nicht nur gegenüber Patienten, sondern auch gegenüber Kostenträgern und Partnern im Versorgungssystem.

Insgesamt zeigt sich: Die Zeit pauschaler Wachstumsprognosen und reflexartiger Sortimentsausweitungen ist vorbei. Was Apotheken heute brauchen, ist keine Expansion um jeden Preis, sondern eine Führung, die Komplexität beherrscht, Risiken antizipiert und Chancen in der regulatorischen Realität verankert. Es geht nicht mehr nur um Sortiment und Standort – es geht um rechtliche Absicherung, personelle Weitsicht und die Fähigkeit, sich in einem fragmentierten Marktumfeld strategisch zu verorten. Wer weiterhin glaubt, Nahrungsergänzungsmittel, E-Rezept-Terminals und demografische Trends seien simple Erfolgsmultiplikatoren, übersieht die Dynamiken im Maschinenraum des Gesundheitswesens. Apotheken sind heute kein Ort mehr für reine Fachkenntnis, sondern für unternehmerisch gesteuerte Verantwortung. Nur wer das versteht, wird aus der richtigen Diagnose auch die richtige Therapie entwickeln.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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