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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Der demografische Wandel verändert nicht nur die Bevölkerungsstruktur, sondern auch die Versorgungslogik in der Gesundheitswirtschaft – und stellt Apotheken vor eine paradoxe Lage: Einerseits steigt die Nachfrage nach Arzneimitteln, pharmazeutischer Beratung und altersgerechten Dienstleistungen, andererseits bricht die betriebliche Basis vieler Apotheken durch Nachwuchsmangel, fehlende Förderung und ineffiziente Digitalinfrastruktur zugleich weg, während multimorbide Patienten mit erhöhtem Beratungsbedarf neue Kompetenzen erfordern, doch weder Abrechnungssysteme noch staatliche Programme diese Entwicklung abbilden, sodass aus einer strukturell chancenreichen Entwicklung eine operative Mehrbelastung entsteht, die ohne strategische Antworten weder wirtschaftlich tragbar noch gesellschaftlich verantwortbar ist – denn wenn das Versorgungssystem altert, muss nicht nur in Technik und Netzwerke, sondern vor allem in Köpfe, Kompetenzen und Koordination investiert werden, um aus einer Herausforderung eine Wachstumsachse zu machen, die Apotheken stärkt statt überfordert.
Der demografische Wandel ist längst keine ferne Zukunftsprognose mehr, sondern tiefgreifende Gegenwart. Die deutsche Bevölkerung altert rapide, und mit jeder Dekade verschiebt sich der Median des Versorgungsbedarfs weiter nach oben. Für Apotheken bedeutet das auf den ersten Blick ein kräftiger Nachfrageschub: Ältere Menschen benötigen im Schnitt nicht nur mehr Medikamente, sondern auch intensivere Beratung, engere Versorgung und koordinierte Betreuung. Doch dieser scheinbare „demografische Dividendenmoment“ entpuppt sich bei näherer Betrachtung als doppelgesichtig – denn wo die Nachfrage wächst, steigen auch die strukturellen Lasten, politischen Versäumnisse und ökonomischen Unsicherheiten.
Dass ältere Menschen eine zentrale Zielgruppe der Arzneimittelversorgung sind, belegen alle verfügbaren GKV-Daten: Männer zwischen 80 und 90 Jahren verursachen im Vergleich zu 20- bis 30-jährigen Männern das Siebenfache an Arzneimittelausgaben, bei Frauen liegt das Verhältnis immerhin bei fünf zu eins. Seit 2013 sind diese Kosten in der Altersgruppe 80+ um mehr als 50 % gestiegen. Für Apotheken heißt das: Der Bedarf ist real, planbar und konstant wachsend. Doch er bedeutet nicht automatisch höhere Gewinne oder stabile Zukunftsperspektiven – denn der zunehmende Bedarf steht in auffälligem Kontrast zu sinkender Apothekenzahl, schrumpfendem Nachwuchs, dysfunktionaler Digitalpolitik und einem Finanzsystem, das Strukturerhalt nur auf dem Papier kennt.
Insbesondere ländliche Regionen spüren die Ambivalenz dieser Entwicklung: Dort, wo die demografische Alterung am weitesten fortgeschritten ist, sind Apotheken am häufigsten von Schließungen betroffen. Die logische Konsequenz wäre eine gezielte Förderpolitik mit Blick auf regionale Versorgungsräume. Stattdessen reagiert die Politik seit Jahren mit allgemeinen Heilversprechen – von Retaxmoratorien bis hin zu pauschalen pDL-Zuschlägen – und überlässt es den Apothekenteams, aus den Versorgungsanforderungen der Zukunft betriebswirtschaftlich überlebensfähige Modelle zu improvisieren.
Ein systemischer Verstärker dieser Lage ist der steigende Anteil chronisch multimorbider Patienten. Die Versorgung dieser Patientengruppe erfordert nicht nur mehr Medikamente, sondern auch aufwändigere Medikationsanalysen, regelmäßige Wechselwirkungschecks, individuelle Anpassung der Therapiepläne und eine engmaschige pharmazeutische Begleitung – Leistungen, für die Apotheken in der Regel keine kostendeckende Honorierung erhalten. Gerade die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen könnten hier einen Hebel bieten, um sowohl die Qualität als auch die Wirtschaftlichkeit der Versorgung zu verbessern. Doch solange diese nur punktuell beauftragt und schlecht refinanziert werden, bleibt ihr strategisches Potenzial weitgehend ungenutzt.
Hinzu kommt ein bislang ungelöstes Problem: Die derzeitigen Abrechnungs- und Vergütungssysteme berücksichtigen weder die Komplexität alterspopulationsspezifischer Versorgung noch die zusätzlichen logistischen Herausforderungen wie Botendienste, Medikationsmanagement oder barrierefreie Beratung. Der demografische Wandel verändert nicht nur das „Was“, sondern vor allem das „Wie“ der Arzneimittelversorgung. Wer diese Dimension ignoriert, verliert das strategische Fundament für die Apothekenstruktur der Zukunft.
Ein weiterer, oftmals übersehener Aspekt: Die demografische Alterung betrifft nicht nur die Patienten, sondern auch die Apothekenteams selbst. Viele Inhaberinnen und Inhaber stehen kurz vor dem Ruhestand, geeignete Nachfolger sind rar, und der Nachwuchs ist angesichts hoher Belastung, mangelnder Perspektiven und bürokratischer Überfrachtung nur schwer zu motivieren. Diese doppelte Alterung – auf der Patienten- wie auf der Versorgerseite – verschärft die Lage zusätzlich. Der Bedarf wächst, das Versorgungssystem altert mit.
Besonders kritisch ist auch der Blick auf die digitalen Infrastrukturen: Der demografische Wandel erfordert eine entlastende, intelligente Technikintegration – etwa durch digitale Medikationspläne, automatisierte Wechselwirkungsprüfung, Telepharmazie oder präventive Versorgungssteuerung. Doch die Realität heißt: Telematikinfrastruktur mit Ausfällen, Rezept-Uploads mit Kompatibilitätsproblemen, Krankenkassensysteme mit lückenhafter Anbindung. Statt Erleichterung produziert die Digitalisierung zusätzliche Reibung.
Dabei wäre die Weichenstellung einfach: Eine klare Stärkung des Berufsbildes, echte Förderprogramme für Filialgründungen in Versorgungslücken, Integration von Apotheken in sektorenübergreifende Versorgungsketten und die Etablierung eines verlässlichen Honorarsystems, das Altersspezifik systematisch abbildet. Doch genau hier fehlt es an politischer Klarheit. Der DAV-Wirtschaftsbericht 2024 macht deutlich: Es ist kein Geldproblem, sondern ein Strukturproblem. Die Nachfrage ist da. Die Kompetenzen auch. Aber ohne strategische Führung bleibt das demografische Gold ein ungehobener Schatz.
Apotheken sind bereit, diesen Wandel zu gestalten. Sie haben die Nähe, das Wissen, die Verlässlichkeit und die Erfahrung. Doch sie benötigen endlich politische Planungssicherheit, eine solide wirtschaftliche Basis und ein Umfeld, das nicht nur auf Sicht, sondern auf Zukunft fährt. Die demografische Entwicklung ist keine Bedrohung – sie ist eine Einladung. Aber man muss sie annehmen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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