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  • 30.05.2025 – Infektionen als Systemlast, Sepsis als Schattenstatistik, Fachwissen als Überlebensfaktor
    30.05.2025 – Infektionen als Systemlast, Sepsis als Schattenstatistik, Fachwissen als Überlebensfaktor
    GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse | Infektionen belasten Kliniken zunehmend. Neue Daten zeigen das Ausmaß – und die Defizite bei Kodierung, Behandlung und Expertise.

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ApoRisk® Nachrichten - GESUNDHEIT:


GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse |

Infektionen als Systemlast, Sepsis als Schattenstatistik, Fachwissen als Überlebensfaktor

 

Wie Krankenhausdaten stille Epidemien offenlegen, warum Kodierregeln die Wahrheit verzerren und infektiologische Kompetenz zur Pflicht werden muss

Infektionskrankheiten sind keine Ausnahmeerscheinung mehr, sondern integraler Bestandteil des klinischen Alltags – mit enormen Auswirkungen auf Ressourcen, Verweildauer, Sterblichkeit und Systemkosten, wie die Auswertung der Krankenhausdaten aus dem Jahr 2022 eindrucksvoll zeigt, denn mit über 1,7 Millionen Hauptdiagnosen und jeder vierten Nebendiagnose prägen Infektionen längst das strukturelle Profil stationärer Versorgung, bleiben dabei jedoch in entscheidenden Punkten statistisch verzerrt, unterfinanziert und fachlich unterversorgt, was vor allem bei Sepsis zu gravierenden Lücken führt, weil Kodierregeln eine valide Erfassung behindern und spezialisierte Kompetenz flächendeckend fehlt – die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie fordert deshalb nicht nur die Leistungsgruppe Infektiologie im KHVVG, sondern eine grundsätzliche Priorisierung infektiologischer Fachexpertise in Aus-, Weiter- und Versorgungsstruktur, um Sterblichkeit zu senken, Komplikationen zu vermeiden und das System langfristig entlastungsfähig zu machen.


Infektionen sind die unsichtbaren Schwergewichte des deutschen Gesundheitswesens. Während politische Debatten um Krankenhausfinanzierung, Pflegekräftemangel oder Bettenabbau kreisen, dokumentieren nüchterne Entlassungsdaten aus dem Jahr 2022 eine stille, aber strukturell tiefgreifende Realität: Jeder achte erwachsene Krankenhauspatient wurde mit einer Infektionskrankheit als Hauptdiagnose behandelt. In Zahlen ausgedrückt: 1.728.824 Menschen. Hinzu kommen weitere Millionen mit infektiologischer Nebendiagnose – nahezu ein Drittel aller Fälle. Was die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) als „dringend behandlungsbedürftige Versorgungslücke“ bezeichnet, ist in Wahrheit längst ein systemischer Kipppunkt. Denn hinter jeder statistischen Größe verbirgt sich nicht nur ein individuelles Krankheitsbild, sondern auch ein finanzieller, personeller und infrastruktureller Belastungstest für ein System, das nach drei Pandemiejahren weder regeneriert noch zukunftsfest aufgestellt ist.

Die Auswertung eines Forscherteams um Dr. Hartmut Stocker von der Berliner Charité, veröffentlicht im Fachjournal Infection, liefert nicht nur Daten, sondern Dringlichkeit. Mit Atemwegsinfektionen (27 %), gastrointestinalen Infektionen (19 %), Peritonitiden (19 %) und Harnwegsinfektionen (13 %) lassen sich vier Schwerpunkte identifizieren, deren Verteilung epidemiologisch bekannt ist – und trotzdem unterversorgt bleibt. Besonders gravierend fällt die Dunkelziffer bei Sepsis aus. Nur bei 4 % der Patientinnen und Patienten wurde sie diagnostiziert, obwohl sie klinisch deutlich häufiger auftritt. Der Grund ist bürokratisch und medizinisch gleichermaßen fatal: Nach geltender Kodierpraxis darf Sepsis häufig nicht als Hauptdiagnose verschlüsselt werden, obwohl sie eine der häufigsten Todesursachen im Krankenhaus darstellt. Dieses Verschleierungsmoment im DRG-System verhindert valide Daten, unterbindet gezielte Prävention und unterminiert realitätsnahe Versorgungssteuerung.

Auch die ökonomische Schieflage ist offensichtlich. Die mittlere Verweildauer bei infektiologischer Hauptdiagnose beträgt acht Tage – ein signifikanter Wert über dem Durchschnitt. Pro Fall entstehen dabei durchschnittlich 2.541 Euro an direkten Kosten. Multipliziert mit der Patientenzahl ergibt sich ein Budgetvolumen in Milliardenhöhe, das bislang kaum politisch adressiert wird. Dabei ist es nicht allein der finanzielle Druck, der das Problem definiert. Es sind auch die Verläufe: Patientinnen und Patienten mit Infektionen haben nicht nur komplexere Grunderkrankungen, sondern auch eine höhere Komplikationsrate, ein erhöhtes Mortalitätsrisiko und deutlich schlechtere Rehabilitationschancen. Infektiologie ist somit kein Teilbereich, sondern Querschnittskompetenz – und wird bislang systematisch unterbewertet.

Die DGI warnt in ungewöhnlich deutlichen Worten: Ohne infektiologische Strukturen drohen langfristig vermeidbare Todesfälle, überlastete Stationen und Fehlanreize im gesamten Versorgungssystem. Ihre Forderung: Die Etablierung einer eigenen Leistungsgruppe Infektiologie im Rahmen des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG). Was technisch klingt, meint in Wahrheit strukturellen Umbau. Es geht darum, infektiologische Fachkompetenz nicht länger in den Graubereichen innerer Medizin oder Mikrobiologie mitlaufen zu lassen, sondern als eigene Dimension zu verankern – mit entsprechender Ausstattung, Weiterbildung und Finanzierung. Nur so lassen sich sowohl Sterblichkeit als auch Komplikationsraten nachweislich senken, so Professorin Dr. Maria Vehreschild, Vorsitzende der DGI.

Dass infektiologische Kompetenz Leben retten kann, ist belegt. Internationale Studien zeigen: Wenn spezialisierte Ärztinnen und Ärzte frühzeitig einbezogen werden, sinkt die Mortalität bei Sepsis, resistenten Infektionen oder nosokomialen Erkrankungen signifikant. Auch der Antibiotikaverbrauch lässt sich gezielter und damit resistenzvermeidend steuern. Doch in Deutschland fehlt diese strukturierte Einbindung vielerorts. In kleineren Häusern gibt es häufig weder infektiologische Konsile noch ausreichend geschultes Personal für den zielgerichteten Einsatz antimikrobieller Therapien.

Ein weiteres Problem ist die unklare Datenlage. Die Analyse bezieht sich auf das Jahr 2022 – das letzte Jahr der Pandemie. Ob die Zahlen danach gesunken, gleich geblieben oder weiter gestiegen sind, lässt sich aktuell nicht sagen. Die Annahme, die Zahlen könnten durch Wegfall pandemiebedingter Hospitalisierungen sinken, wird durch anekdotische Berichte aus der Klinikpraxis eher relativiert: Dort berichten Ärztinnen und Ärzte von „postpandemischen Infektionswellen“, die weniger mit COVID-19, sondern mit resistenten Erregern, verspäteten Diagnosen und Therapieversäumnissen zu tun haben. Die lange Verdrängung nicht-akuter Infektionen während der Pandemie scheint Nachholeffekte ausgelöst zu haben, die sich jetzt in Kliniken und Praxen entladen – jedoch ohne strukturelle Antwort.

Auch die medizinische Ausbildung hinkt hinterher. Nur wenige Standorte in Deutschland bieten eine strukturierte Fachweiterbildung Infektiologie an, obwohl diese laut EU-Empfehlung längst Standard sein sollte. Die Bundesärztekammer hatte bereits 2021 eine Musterweiterbildungsordnung zur Fachärztin bzw. zum Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie verabschiedet, doch der Transfer in die Bundesländer verläuft schleppend. Parallel steigt die Zahl multiresistenter Erreger – mit dramatischen Folgen für Risikopatienten, Intensivstationen und die stationäre Langzeitpflege.

Am Ende bleibt die Feststellung: Infektionen sind keine Ausnahmesituation. Sie sind strukturelle Realität. Ihre Bewältigung braucht nicht nur Medikamente, sondern Expertise, Koordination und Prioritätensetzung. Wer die Pandemie analysiert hat, sollte genau hier ansetzen. Statt auf Reaktion zu setzen, braucht es proaktive Strukturen. Infektiologie ist keine Option – sie ist Voraussetzung für ein krisenfestes Gesundheitswesen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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