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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Das Primärarztsystem verspricht eine bessere Steuerung der Patientenversorgung, schnellere Terminvergaben und weniger Doppeluntersuchungen – doch das Fundament wackelt: Hausarztpraxen sind überlastet, Nachwuchs fehlt, der demografische Wandel verschärft das Problem, während digitale Plattformlösungen wie 116 117 ihre strukturellen Grenzen offenbaren, weil sie weder Nähe noch echte Beziehungspflege ersetzen können, und gerade hier setzen Apotheken an – flächendeckend, niedrigschwellig, qualifiziert, aber systemisch untergenutzt, obwohl sie Ersteinschätzungen, Prävention, Medikationsmanagement und chronische Betreuung leisten könnten, doch ausgerechnet in der politischen Debatte um das neue Versorgungssystem bleiben sie weitgehend unsichtbar, obwohl ihre Einbindung eine sofort verfügbare Lösung bieten würde, um ein realistisches, tragfähiges Primärarztsystem überhaupt möglich zu machen.
Es ist ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag und inzwischen ein akutes Strukturproblem: Das Primärarztsystem soll Orientierung bringen, Effizienz steigern und die hausärztliche Versorgung in Deutschland stabilisieren – doch während auf dem Ärztetag über Zuständigkeiten, Budgets und Plattformlösungen debattiert wird, reißt in der Realität die Grundversorgung vielerorts ab. Der Gedanke hinter dem Modell ist einfach: Patientinnen und Patienten sollen sich nicht unkoordiniert durchs Gesundheitswesen bewegen, sondern strukturiert an Hausärztinnen und Hausärzte gebunden werden, die als erste Anlaufstelle und Lotsen für alle weiteren Behandlungswege fungieren. Diese Steuerung soll Wartezeiten verringern, Doppeluntersuchungen vermeiden und unnötige Kosten sparen. Doch der Ausgangspunkt ist fragil: Es fehlen die Hausärzte – flächendeckend, perspektivisch und zunehmend dramatisch.
Die Idee eines Primärarztsystems basiert auf einem Ideal, das vielerorts längst nicht mehr erreichbar ist: ein stabiles, wohnortnahes Netz von Hausarztpraxen mit offenen Kapazitäten. Tatsächlich aber nimmt die Zahl der Hausärzte seit Jahren ab, insbesondere in ländlichen Regionen. Der Mangel ist strukturell, nicht temporär. Laut einer Analyse der Robert Bosch Stiftung könnten bis 2035 rund 11.000 Hausarztstellen unbesetzt bleiben – ein Szenario, das die aktuellen Überlastungen noch deutlich verschärfen wird. Schon heute geben viele Praxen an, keine neuen Patientinnen und Patienten mehr aufnehmen zu können. Damit verliert das Primärarztmodell seine Substanz, bevor es überhaupt flächendeckend eingeführt ist.
Um diesem strukturellen Defizit entgegenzuwirken, will die Politik auf digitale Steuerungsinstrumente setzen: Die bundesweite Plattform 116 117, betrieben von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, soll nicht nur Termine vermitteln, sondern auch als virtuelle Triage fungieren – samt strukturierter Ersteinschätzung und Zuweisung an die passende Fachrichtung. Der digitale Zugang, so das Argument, könne Versorgungsengpässe abmildern, indem er die Patientenströme effizient kanalisiert. Doch dieses Konzept stößt gleich mehrfach an seine Grenzen: Es ersetzt keine persönliche Begleitung, birgt neue Ausschlussrisiken für digital benachteiligte Gruppen – und überträgt die Koordination an technische Systeme, die Beratung in Beziehung übersetzen müssen. Dass ausgerechnet Teleclinic, eine DocMorris-Tochter, in Niedersachsen eine Pilotpartnerschaft mit der KV eingeht, zeigt zudem, wie rasch digitale Steuerung in kommerzielle Infrastrukturen eingebunden wird – mit Folgen für Datenschutz, Transparenz und die öffentliche Steuerungshoheit.
Was in dieser Systemdebatte auffällt, ist das systematische Ausblenden eines Akteurs, der bereits existiert, bereits qualifiziert ist – und längst bereitsteht: die Apotheken. Mit ihrer flächendeckenden Präsenz, ihrer pharmazeutischen Expertise und ihrem niedrigschwelligen Zugang sind sie prädestiniert, Teile der hausärztlichen Grundversorgung zu entlasten. Sie benötigen keinen Ausbau, sondern politische Anerkennung und strukturelle Einbindung. Schon heute suchen viele Patientinnen und Patienten bei alltäglichen Beschwerden, Arzneimittelfragen oder akuten Unklarheiten zuerst die Apotheke auf – ohne Termin, ohne Wartezeit, ohne Schwellenangst. In vielen Fällen reicht genau das, um akute Belastungen zu klären oder eine weitere Eskalation zu vermeiden.
Ein integriertes Primärarztsystem müsste diesen Weg konsequent mitdenken: Apotheken könnten bei leichten Symptomen ersteinschätzend tätig werden, Impfangebote niedrigschwellig vorhalten, Medikationsanalysen durchführen, die Adhärenz fördern und chronisch Kranke begleiten. Auch die Koordination mit Hausarztpraxen ließe sich systematisch digitalisieren – wenn denn die Schnittstellen bereitgestellt würden. Stattdessen verharrt die Politik in einem Rollenverständnis, das Apotheken als reine Ausgabestellen interpretiert – und damit ihre systemische Wirkung unterbindet.
Die Ursache liegt tiefer: In der politischen Wirklichkeit steht jede Umverteilung von Aufgaben unter dem Verdacht von Einnahmeverlusten – insbesondere auf ärztlicher Seite. Das ist verständlich, aber nicht zukunftsfähig. Der Ausbau eines steuernden, interdisziplinären Versorgungssystems erfordert nicht nur neue Aufgabenprofile, sondern auch neue Formen von Honorierung, Verantwortung und Vernetzung. Ein Primärarztsystem ohne Einbindung der Apotheken ist nicht nur ineffizient, sondern konzeptionell defizitär.
Was fehlt, ist nicht Know-how, sondern politischer Wille. Während Ärztetage über neue Steuerungslogiken sprechen und digitale Plattformen getestet werden, ist das Personal in Apotheken längst bereit, Verantwortung zu übernehmen. Die pharmazeutischen Dienstleistungen, das Impfen in Apotheken und das Medikationsmanagement liefern den Beweis – doch sie bleiben im Schatten der politischen Aufmerksamkeit. Es ist ein fahrlässiger Ressourcenverlust, der in Zeiten knapper Fachkräfte nicht mehr tragbar ist.
Dabei geht es nicht darum, Hausärzte zu ersetzen – im Gegenteil: Es geht darum, deren zentrale Rolle abzusichern, indem man die Systemlast auf mehreren Schultern verteilt. Die Vorstellung eines Primärarztsystems darf nicht auf eine Berufsgruppe verengt werden, sondern muss eine abgestufte, interprofessionelle Versorgungsstruktur entwickeln, die der Realität gerecht wird: einer alternden Bevölkerung, einem ausgedünnten Netz und einem Gesundheitssystem am Limit. Die Apotheken sind bereit, aber sie brauchen Anerkennung, Verbindlichkeit und Anbindung. Solange das fehlt, bleibt das Primärarztsystem ein schöner Gedanke – ohne tragende Struktur.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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