
Für Sie gelesen
Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Wenn politische Repräsentanten von Gemeinsinn sprechen, aber die Apotheke unerwähnt bleibt, ist das mehr als ein Versehen – es ist ein struktureller Reflex. Die Ehrenamtsrede des Bundespräsidenten hat das Apothekensystem nicht frontal attackiert, aber es dennoch getroffen: durch Schweigen, durch Auslassung, durch rhetorische Leere. Das beiläufige Lob des Versandhandels im Redemanuskript war der Tropfen, der das Fass emotionaler Unzufriedenheit zum Überlaufen brachte. Doch das eigentliche Problem liegt tiefer: Apotheken werden politisch nicht bewusst übergangen – sie sind schlicht nicht präsent genug im gemeinwohlorientierten Diskurs. Es fehlt an Sichtbarkeit für die sozialen Leistungen, an strategischer Erzählung über das hinaus, was gesetzlich bezahlt wird. Die Folge ist eine paradoxe Dynamik: Während Apotheken reale Verantwortung tragen, fehlen ihnen die sprachlichen Räume, um als gesellschaftlich engagierte Akteure wahrgenommen zu werden. Der Zwischenruf aus dem Manuskript zeigt, wie stark das Imageproblem wirkt – und wie dringend es einen Perspektivwechsel braucht. Nicht Reaktion auf politische Unterlassung, sondern offensive Selbstpositionierung muss das Ziel sein: mit lokaler Wirkung, mit dokumentiertem Engagement, mit klarem Anspruch auf gesellschaftliche Relevanz. Wer im Gemeinwohl vorkommen will, muss im Gemeinwohl sichtbar handeln – vor dem nächsten politischen Satz.
Es war nicht das Gesagte, das die Welle auslöste. Es war das, was nicht kam. Als Frank-Walter Steinmeier Ende Mai seine Ehrenamtsrede hielt, waren die Worte klug gesetzt, empathisch und staatstragend – und doch fehlte etwas, das in Apothekenkreisen schmerzlich vermisst wurde: ein sichtbares Signal der Anerkennung. Kein Lob für pharmazeutisches Engagement, keine Würdigung der pandemischen Hilfsdienste, kein Platz im Narrativ der helfenden Hände. Und schlimmer noch: Ein Nebensatz im Redemanuskript lobte den Versandhandel – nüchtern, beiläufig, aber offenbar wirkungsvoll genug, um eine Flut an Stellungnahmen, Kommentaren und Empörung zu provozieren.
Die Reaktion war heftig. Zu heftig? In Foren und Branchenmedien wurde eine Kritikwelle losgetreten, die an manchen Stellen mehr über die Psyche der Apothekerschaft offenbarte als über das politische System. Die Rede wurde nicht als öffentlicher Dank für Ehrenamt verstanden, sondern als Ignoranz gegenüber pharmazeutischem Gemeinsinn interpretiert. Und der harmlose Hinweis auf den digitalen Vertrieb reichte, um alte Gräben wieder aufzubrechen. Präsenzapotheken versus Versandhandel – die ewige Reizfigur, aktualisiert durch ein Präsidentenpapier, das wohl kaum als Stellungnahme gedacht war.
Das Problem liegt tiefer. Apotheken in Deutschland sind zu Teilen in einer strukturellen Unsichtbarkeit gefangen, die durch solche symbolpolitischen Versäumnisse umso stärker wahrgenommen wird. Dabei leisten sie tagtäglich mehr, als der politische Diskurs ihnen zuschreibt: Impfkampagnen, Medikationsanalysen, Notdienst – all das ist gelebte Gemeinwohlorientierung. Doch weil dieser Einsatz selten als „Ehrenamt“ etikettiert wird, bleibt er rhetorisch unbesetzt. Die Apotheke vor Ort – sie ist keine Freiwilligeninitiative, sondern ein gesetzlich geregelter, wirtschaftlich operierender Gesundheitsstützpunkt. Gerade deshalb hätte ein kurzer Satz zur Bedeutung der Apotheken im sozialen Gefüge nicht nur gutgetan – er hätte gereicht, um Vertrauen zu stabilisieren.
Doch es kam anders – und das zeigt: Die politische Kommunikation gegenüber Apotheken krankt nicht an offener Ablehnung, sondern an chronischer Auslassung. Es ist das permanente Übersehen, das als Kränkung wirkt. Der Versandhandel hingegen taucht in Narrativen häufig auf – als modern, bequem, digital anschlussfähig. Ein Gleichgewicht herrscht hier nicht, auch nicht in der bildpolitischen Darstellung. Wenn eine Bundespräsidentenrede den Onlinehandel erwähnt, aber stationäre Akteure vergisst, fühlen sich viele Inhaberinnen und Inhaber zu Recht in den Schatten gedrängt.
Diese Dynamik entfaltet sich vor dem Hintergrund einer ohnehin gereizten Versorgungslage. Apothekenschließungen, Nachwuchssorgen, überbordende Bürokratie und wirtschaftlicher Druck haben die Debattenkultur innerhalb des Berufsstands sensibler gemacht – und das Echo auf Steinmeiers Rede ist letztlich Ausdruck einer tieferliegenden Erschöpfung. Wo staatliche Redeweisen Apotheken nicht mehr vorkommen lassen, fühlen sich viele ihrer Rolle beraubt. Dabei ist genau das der Punkt: Apotheken müssen diese Rolle selbstbewusst definieren – nicht als Reaktion auf politische Nichtbeachtung, sondern als aktives Selbstbild.
Was heißt das konkret? Apotheken müssen ihre gesellschaftliche Wirkung stärker kommunizieren – nicht nur intern im Kollegium oder via Kammerstatistik, sondern öffentlich sichtbar, anschlussfähig, emotional intelligent. Viele Betriebe engagieren sich längst lokal: durch Beratungsangebote, Spendenaktionen, Palliativunterstützung oder Schulprojekte. Doch selten wird dieses Engagement konsequent erfasst, dokumentiert oder in ein gemeinsames Narrativ überführt. Dabei wäre gerade jetzt ein sichtbares Bekenntnis zur sozialen Apotheke notwendig. Nicht als PR-Kampagne, sondern als Rückversicherung gegenüber einer Gesellschaft, die oft vergisst, wie relevant pharmazeutische Nähe wirklich ist.
Politisch ergibt sich daraus ein klarer Appell: Wer von Ehrenamt und Gemeinwohl redet, muss auch die systemisch eingebundene, aber sozial wirkende Apothekenstruktur einbeziehen. Dass dies in Steinmeiers Manuskript unterblieb, war kein Skandal – aber ein strategischer Verlust. Denn die Gelegenheit zur Versöhnung zwischen staatlicher Rhetorik und pharmazeutischer Realität war greifbar – und wurde verpasst.
Apothekenbetreiberinnen und -betreiber sollten aus dieser Episode Konsequenzen ziehen: Nicht im Modus der Empörung, sondern durch einen konstruktiven Blick nach vorn. Wer ernst genommen werden will, muss das eigene Engagement nicht lauter, aber sichtbarer machen. Kooperation mit Pflegeeinrichtungen, Vortragsangebote an Schulen, Prävention für sozial benachteiligte Gruppen – all das sind Optionen, die über Arzneimittelabgabe hinausgehen. Und genau hier beginnt die neue Relevanz.
Denn wenn der nächste Redner auf der politischen Bühne wieder das Ehrenamt lobt – ohne Apotheken zu erwähnen –, muss die Reaktion nicht Empörung, sondern Gelassenheit sein. Weil die Apothekerschaft bis dahin gezeigt haben wird, wofür sie steht. Nicht als Widerspruch zum Versandhandel, sondern als Versorgungsmodell mit Gesicht, Nähe und Verantwortung.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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