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  • 28.05.2025 – Apotheken-News: Wenn Kindheit sprachlos bleibt, Keime Systeme sprengen, Sommer Hitze nicht nur bringt
    28.05.2025 – Apotheken-News: Wenn Kindheit sprachlos bleibt, Keime Systeme sprengen, Sommer Hitze nicht nur bringt
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Was tun, wenn Kinder nicht essen, Keime resistent sind und Apotheken in der Sommerhitze kollabieren? Drei stille Krisen zeigen, wie dringe...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Wenn Kindheit sprachlos bleibt, Keime Systeme sprengen, Sommer Hitze nicht nur bringt

 

Wie ARFID-Fälle Familien belasten, multiresistente Erreger Therapien aushebeln und Hitzewellen Apotheken an Grenzen führen

Was tun, wenn ein Kind keine Nudeln mehr isst, ein Bakterium sämtliche Therapien übersteht und eine Apotheke zur Hitzefalle wird? Drei völlig unterschiedliche Szenen – aber ein gemeinsames Muster: Systemisches Versagen in der frühen Reaktion auf stille, unterschätzte Risiken. Die vermeidend-restriktive Essstörung ARFID ist ein Lehrbeispiel für psychische Erkrankungen, die Familien isolieren, Hilfesysteme überfordern und Versorgungslücken unbemerkt lassen – weil weder Kinderärzte noch Therapeuten ausreichend sensibilisiert oder verfügbar sind. Gleichzeitig zeigt die stille Ausbreitung von Pseudomonas aeruginosa, wie biologische Intelligenz systematisch strukturelle Schwächen nutzt – mit Porinveränderungen, Biofilmen und enzymatischer Abwehr trotzt der Keim gängigen Antibiotikaregimen und wird zunehmend auch außerhalb von Kliniken zur Gefahr. Und währenddessen erleben Apotheken unter klimatischen Extrembedingungen, dass Raumtemperatur plötzlich zur Gesundheitsfrage wird: Hitzewellen sprengen Kühlketten, destabilisieren Arzneimittel und setzen Personal unter Belastung – ohne dass eine strukturelle Antwort existiert. Die Berliner Apothekerkammer und Ärztekammer haben mit ihrer Hitzeschutzkonferenz 2024 ein wichtiges Signal gesetzt, doch das allein reicht nicht. Was es braucht, ist ein neues Verständnis von Gesundhei


Ein Kind, das nichts isst, ein Keim, der jede Therapie übersteht, und eine Apotheke, deren Temperaturanzeige im Sommer nicht mehr unter 30 Grad sinkt – drei Phänomene, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, aber in der Tiefe ein gemeinsames Problem markieren: das Scheitern eines Systems an seinen unsichtbaren Rändern. ARFID – die vermeidend-restriktive Essstörung bei Kindern – stellt Familien und Gesundheitseinrichtungen vor Herausforderungen, die lange verkannt, oft bagatellisiert und selten systematisch adressiert werden. Pseudomonas aeruginosa, ein gramnegativer Erreger, unterwandert zunehmend unsere antimikrobielle Therapiearchitektur und demonstriert das Ausmaß mikrobiologischer Anpassungskraft an strukturelle Schwächen der Versorgung. Und die extreme Sommerhitze der letzten Jahre zwingt Apotheken in die Verantwortung für Arzneimittelsicherheit unter Bedingungen, für die sie nie gebaut wurden. Was diese drei Linien verbindet, ist nicht nur ihre medizinische Relevanz – sondern ihr struktureller Anspruch: Sie fordern Verantwortung ein, wo Kontrolle zerbricht, und Handlung, wo politische Konzepte bislang nicht über Einzelfallrhetorik hinauskommen.

Es beginnt oft harmlos. Ein Kleinkind, das beim Füttern den Kopf wegdreht, beim Essen würgt oder panisch reagiert, wenn etwas Ungewohntes auf dem Teller liegt. Solche Szenen kennen viele Eltern – als Phase, als Trotz, als Normalität. Doch ARFID beginnt dort, wo aus kurzfristiger Ablehnung langfristige Vermeidung wird, wo die Auswahl an akzeptierten Lebensmitteln auf fünf, dann drei, dann zwei schrumpft, wo Hunger ignoriert und Mahlzeiten verweigert werden – nicht aus Diätgründen oder Körperbildwunsch, sondern aus Angst, sensorischer Überforderung oder Überzeugung, dass Essen Schaden anrichten könnte. In Deutschland ist ARFID seit 2013 offiziell diagnostizierbar – und dennoch kaum bekannt. Die Praxen sind überfordert, das Hilfesystem ist fragmentiert, spezialisierte Therapien sind rar, und selbst die Kinderärzteschaft kennt oft nicht die Kriterien, die eine solche Diagnose rechtfertigen. Eltern durchlaufen Odysseen von Ernährungsberatungen, Kinderpsychiatrien, psychosomatischen Ambulanzen – ohne je ein strukturell abgesichertes Versorgungskonzept zu erleben. Dabei ist das Phänomen keine Randerscheinung mehr: Studien legen nahe, dass rund 1–3 Prozent aller Kinder und Jugendlichen betroffen sein könnten. Das wären deutschlandweit hunderttausende Fälle – bei unter einem Dutzend Anlaufstellen mit spezifischer ARFID-Kompetenz.

Die psychischen und sozialen Folgen sind gravierend. Kinder mit ARFID erleben Isolation, Wachstumsverzögerungen, soziale Ausgrenzung im Schulalltag, ständige medizinische Kontrolle und familiäre Spannungen. Eltern geraten in Schuldkonflikte, entwickeln selbst stressbedingte Erkrankungen, oder – aus Angst um das Kind – greifen zu Zwangsmaßnahmen. Was als „Mäkeligkeit“ verkannt wird, ist oft eine tiefgreifende Störung der Wahrnehmungsverarbeitung und emotionalen Regulation. Der Therapieansatz muss entsprechend interdisziplinär sein: medizinisch, psychologisch, verhaltenstherapeutisch, manchmal ergotherapeutisch, oft mit einem familiensystemischen Begleitprozess. Doch während das Problem wächst, schrumpfen die Ressourcen. Und so bleibt ARFID ein Beispiel dafür, wie neue Krankheitsbilder nicht mitwachsen im Versorgungsdenken – sondern in ein System fallen, das nur lineare Störungen zu behandeln gelernt hat.

Ebenso unterschätzt – und deutlich bedrohlicher im klinischen Alltag – ist die stille Expansion des Pseudomonas aeruginosa. Der Keim ist kein Neuankömmling, aber einer, der seine Strategie perfektioniert hat. Was ihn gefährlich macht, ist nicht nur seine Resistenz gegen zahlreiche Antibiotika, sondern seine Fähigkeit, Therapieentscheidungen zu unterlaufen: Porinkanäle werden so verändert, dass Wirkstoffe nicht eindringen; Effluxpumpen werfen Medikamente aktiv wieder aus der Zelle; Enzyme spalten Wirkstoffe, bevor sie greifen können; und Biofilme schützen ganze Kolonien des Keims vor jeder externen Einwirkung. In der Klinik bedeutet das: Wundinfektionen, Pneumonien, Harnwegsinfektionen – einst behandelbar – werden zu chronischen, schwer kontrollierbaren Erkrankungen. Der Keim findet sich auf Kathetern, Beatmungssystemen, feuchten Oberflächen – und zunehmend auch in ambulanten Kontexten. Apotheken werden damit zu einem kritischen Ort der Kommunikation: Sie beraten über Antibiotikavermeidung, begleiten Therapieadhärenz, warnen vor Fehlgebrauch und können durch gezielte Aufklärung zu einer der letzten Verteidigungslinien im Kampf gegen Resistenzen werden. Doch diese Rolle ist bislang kaum strukturell verankert. Es fehlt an Honorierung, an Schnittstellen zur ärztlichen Versorgung, an Fortbildungsmodulen, die praxisnah auf das Management resistenter Erreger vorbereiten. Was bleibt, ist der Einzelfall, in dem eine Apothekerin den Therapieversager erkennt, die Rückfrage stellt – und damit vielleicht einen Infekt frühzeitig kanalisiert. Doch eine Versorgung kann sich nicht auf Glücksfälle verlassen.

Und dann ist da noch die Realität der Klimakrise – keine abstrakte Projektion mehr, sondern Hitze, die Betriebsräume lahmlegt, Kühlketten sprengt und Medikationssicherheit gefährdet. Apotheken, die mit Raumtemperaturen von 38 Grad kämpfen, erleben einen physischen Systemkollaps. Medikamente wie Insulin, Schilddrüsenhormone, Antibiotika, manche Neuroleptika und Impfstoffe verlieren unter Hitzeeinfluss ihre Stabilität – und das nicht nur beim Transport, sondern auch bei der Lagerung. Selbst das Monitoring per Datenlogger reicht nicht, wenn Klimaanlagen versagen oder ungenügend dimensioniert sind. Der Berliner Hitze-Kongress 2024, erstmals von Apotheker- und Ärztekammer gemeinsam getragen, stellte diese Fragestellung ins Zentrum: Wie kann Versorgung in Zeiten systemischer Umweltbelastung stabilisiert werden? Welche Verantwortung tragen Apotheken? Welche Maßnahmen sind niedrigschwellig, aber wirksam? Neben technischen Lösungen – Kühlboxen, Raumklimatisierung, Logistikveränderung – wurden auch personelle Ansätze diskutiert: Schulung von Teams für Risikobewertung, Priorisierung hitzeempfindlicher Arzneien, Entwicklung lokaler Notfallprotokolle. Denn Apotheken sind nicht nur Ausgabestellen – sie sind medizinische Infrastruktur. Und wie jede Infrastruktur brauchen sie Klimaanpassung.

Was verbindet also diese drei Krisen? Es ist die strukturelle Unterschätzung leiser Gefahren. Ein Kind, das nicht isst, wird zu schnell als „mäkelig“ abgetan – und zu spät als behandlungsbedürftig erkannt. Ein Keim, der nicht auf Antibiotika reagiert, wird zur Chronifizierung, weil das System zu träge ist, frühzeitig gegenzusteuern. Eine Apotheke, die bei 40 Grad arbeitet, wird zur Gesundheitsgefährdung – nicht nur für das Personal, sondern für die Patienten, deren Medikamente ihre Wirkung verlieren. Die Lehre daraus: Es braucht neue Frühwarnsysteme. Systeme, die psychologische, mikrobiologische und ökologische Risiken nicht isoliert betrachten, sondern als vernetzte Belastungen erkennen. Systeme, die Versorgung nicht nur in der Spitze absichern, sondern in der Fläche resilient machen. Systeme, die verstehen: Gesundheit ist kein Zustand – sondern ein Zusammenspiel aus Wahrnehmung, Umgebung und struktureller Antwortfähigkeit. Genau darin liegt der nächste Schritt einer modernen Versorgungslogik: nicht nur reagieren, wenn die Krise da ist – sondern Strukturen schaffen, bevor sie eskaliert.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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