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  • 27.05.2025 – Apotheken-News: Apothekenwirtschaft ohne Fundament, Sicherheitslücken im System, Versorgungspolitik im Blindflug
    27.05.2025 – Apotheken-News: Apothekenwirtschaft ohne Fundament, Sicherheitslücken im System, Versorgungspolitik im Blindflug
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Rezeptbetrug, Digitalversagen, Umweltauflagen: Der neue DAV-Bericht 2024 zeigt, wie Apotheken systemisch gefährdet werden – durch ökon...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Apothekenwirtschaft ohne Fundament, Sicherheitslücken im System, Versorgungspolitik im Blindflug

 

Was der DAV-Bericht offenbart, wie Rezeptbetrug Vertrauen zerstört und warum digitale und regulatorische Prozesse kollidieren

Die wirtschaftliche Substanz der Apotheken wird durch den neuen DAV-Wirtschaftsbericht 2024 schonungslos seziert, während in NRW ein groß angelegter Rezeptbetrug inklusive Rechenzentrum ARZ Darmstadt das Vertrauen in digitale Sicherheitsarchitekturen erschüttert, zugleich verspricht Bundesgesundheitsministerin Warken beim Ärztetag den ePA-Zeitplan durchzuziehen – obwohl technische Ausfälle das Projekt gefährden –, während Apotheken zwischen vertraglicher Unsicherheit bei Abgabemengen, toxikologisch begründeten Rückrufen bei Homosalat-Produkten, juristischen Auseinandersetzungen über digitale Cannabisverordnungen und Forderungen nach KI-Einbindung in der Versorgung aufgerieben werden, flankiert von realen Produktionsproblemen wie dem Sandoz-Rückzug bei Salbutamol-Sprays und drohenden Engpässen bei Metformin durch Umweltauflagen, zusätzlich zu Impfpflichtverschärfungen bei Zoster durch JAK-Inhibitoren und neuer Alzheimerforschung rund um HSV-1, was die Apothekenpraxis vor nie dagewesene Herausforderungen an Führung, Koordination und Verantwortung stellt.


Es ist ein Befund, der alles andere als ein betriebswirtschaftliches Detail ist: Der neue Apothekenwirtschaftsbericht des Deutschen Apothekerverbands (DAV) zeigt, dass die wirtschaftliche Substanz der Offizin schrumpft – nicht durch plötzlich einbrechende Umsätze, sondern durch systematische Aushöhlung. Die Zahlen belegen: Während die nominellen Einnahmen vieler Betriebe leicht stiegen, fressen Fixkosten, Inflation und insbesondere die rapide steigenden Personalausgaben die Spielräume restlos auf. Rentabilität wird zur Marginalie, betriebliche Stabilität zum Ausnahmezustand. Hinzu kommt, dass viele Apotheken Rücklagen auflösen müssen, um Personal zu halten oder IT-Strukturen zu modernisieren – eine ökonomische Notwehr, die kein langfristiges Überleben sichert.

Gleichzeitig geraten Apotheken als Schnittstellenakteure in den Strudel wachsender Sicherheitsrisiken. Der jüngste Betrugsfall in NRW, bei dem Sprechstundenbedarfsrezepte in Millionenhöhe gefälscht wurden, offenbart eine strukturelle Schwäche im Kontrollsystem. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln zeigen: Es handelt sich nicht mehr um Einzelfälle, sondern um organisierte Muster mit teils arbeitsteiliger Vorgehensweise. Das ARZ Darmstadt, dessen Systeme die fraglichen Abrechnungen verarbeitet haben, sieht sich unter Rechtfertigungsdruck. Die technische Absicherung der Rechenzentren wirkt angesichts dieser Vorgänge brüchig. Selbst wenn die IT intakt ist, bleibt die Frage: Wer trägt die operative Verantwortung, wenn das Vertrauen in den digitalen Filter erodiert?

Diese Problematik wird durch die parallel laufenden Digitalisierungsprojekte weiter verschärft. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken pocht zwar weiterhin auf den ePA-Zeitplan, doch wiederholte Ausfälle – insbesondere bei Rezeptdatenmodulen – zeigen: Die Infrastruktur ist noch nicht reif für Pflichtbetrieb. Warken appelliert an das Durchhaltevermögen der Leistungserbringer, aber die Ärzteschaft antwortet mit Skepsis. Die digitale Verlässlichkeit hinkt dem politischen Willen hinterher. Für Apotheken bedeutet das, zwischen den Stühlen zu stehen: Sie sollen digital anschlussfähig sein, ohne dass die Prozesse rechtssicher funktionieren.

Auch im rechtlichen Alltagsgeschäft entstehen dadurch Unsicherheiten. Die Packungsgrößenverordnung, verbunden mit Rahmenvertrag und Rabattlogik, zwingt Apotheken zu riskanten Abwägungen: Darf man statt 98 verordneten Tabletten eine 100er-Packung abgeben? Was erlaubt das SGB V im Zusammenspiel mit dem Rahmenvertrag tatsächlich? Die juristische Grauzone ist groß – und mit ihr die Haftungsrisiken. Klarheit ist Mangelware, während gleichzeitig Prüfstellen retrospektiv auf formale Verstöße retaxieren können.

Dabei steht der Ruf nach Strukturreform ohnehin im Raum – nicht zuletzt auf dem 129. Deutschen Ärztetag. Ministerin Warken kündigte ein Primärarztsystem an, das Hausärzte als Lotsen etablieren soll. Ärztepräsident Klaus Reinhardt unterstützt das, pocht jedoch auf Selbstverwaltung. Apotheken bleiben in der Debatte weitgehend unerwähnt, obwohl sie eine Schlüsselrolle in der Versorgung übernehmen. Eine Chance auf Neupositionierung wäre da – doch sie wird nicht genutzt.

Währenddessen trifft ein Rückruf kosmetischer Produkte mit UV-Filter Homosalat die Apothekenlogistik: Bepanthol-Lipsticks und Lichtschutzprodukte müssen aus dem Sortiment entfernt werden. Die neue toxikologische Bewertung der EU zwingt zum Rückruf – nicht, weil die Produkte akut gefährlich wären, sondern weil die gesetzlichen Grenzwerte verschärft wurden. Die Apotheken tragen die operative Last regulatorischer Konsequenzen, ohne in die politischen Entscheidungsprozesse eingebunden zu sein.

Noch gravierender sind die Entwicklungen im Bereich der Cannabisverordnung. Plattformen wie cura-medics.de nutzen regulatorische Lücken, um über Onlinefragebögen Fernrezepte für Medizinalcannabis auszustellen – mit anschließender Direktbelieferung. Die Apothekerkammer Nordrhein geht nun juristisch dagegen vor, das Landgericht Köln muss über die Legitimität dieser Struktur urteilen. Die politische Haltung zur Fernverordnung ist gespalten – während die Ministerin Verschärfungen ankündigt, agieren die Plattformen längst in großem Stil.

Parallel dazu diskutiert der Ärztetag, wie künstliche Intelligenz sinnvoll in den Versorgungsprozess integriert werden kann. Die Bitkom-Forderung: gezielte Förderung, klare ethische Leitplanken und strukturelle Integration. Klaus Reinhardt betont die Notwendigkeit einer Systemkoordination. In diesem Zusammenhang wäre es dringend geboten, Apotheken nicht nur als Erfüllungsgehilfen zu sehen, sondern als Daten- und Wissensschnittstellen mit eigenem Versorgungsauftrag.

Fehlentwicklungen in der Produktionslandschaft zeigen sich ebenfalls: Der Ausstieg von Sandoz aus der Herstellung von Salbutamol-Sprays offenbart, wie Umweltauflagen und Marktzwänge kollidieren. Die EU-F-Gas-Verordnung erhöht den Produktionsdruck, ohne neue Anreize für klimafreundliche Alternativen zu setzen. Die Folge: Versorgungslücken bei Asthma-Notfallsprays – und ein weiterer Unsicherheitsfaktor in einer ohnehin fragilen Lieferkette.

Das nächste Problem steht mit dem Wirkstoff Metformin bereits vor der Tür: Die neue Kommunale Abwasserrichtlinie der EU (KARL) fordert eine vierte Reinigungsstufe – mit massiven Kostensteigerungen für Hersteller. Zentiva droht mit Produktionsstopp. Für Millionen von Menschen mit Diabetes Typ 2, die auf Metformin angewiesen sind, wäre das ein Versorgungsschock. Die Umweltpolitik trifft hier auf eine Versorgungslücke – ohne dass beide Seiten miteinander reden.

Gleichzeitig steigen die Impfanforderungen: Die STIKO hat eine klare Empfehlung zur Impfung gegen Herpes Zoster ausgesprochen – insbesondere für Patienten unter JAK-Inhibitoren, deren Immunsuppression das Reaktivierungsrisiko massiv erhöht. Apotheken müssen die Beratung übernehmen – mit klinischem Know-how und konkreten Impfansprachen. Doch ob sie dazu die nötigen Ressourcen haben, ist angesichts der anderen Herausforderungen fraglich.

Und auch die Alzheimerforschung stellt das System vor neue Fragen. Studien legen nahe, dass HSV-1 – der Erreger des Lippenherpes – eine Rolle bei der Alzheimer-Entstehung spielen könnte. Antivirale Therapien könnten präventive Effekte haben. Für Apotheken bedeutet das: Auch vermeintlich banale Viruserkrankungen müssen künftig im Licht langfristiger neurodegenerativer Risiken bewertet werden.

Diese Überlagerung von ökonomischen, regulatorischen, digitalen und medizinischen Krisenmomenten zeigt, woran es fehlt: an strategischer Tiefe, an integrierter Verantwortung, an einer Versorgungspolitik, die nicht nur Symptome dokumentiert, sondern Ursachen beseitigt. Der Apothekenwirtschaftsbericht liefert dafür keine Lösung – aber ein realistisches Lagebild. Es zu ignorieren, wäre ein politischer Offenbarungseid.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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