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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
In deutschen Apotheken eskaliert ein lange unterschätztes Problem: Die bürokratische Praxis der Retaxation entwickelt sich zunehmend zum ökonomischen Risiko – ausgelöst nicht durch Leistungsmängel, sondern durch regulatorische Feinheiten, technische Fehlfunktionen und die Fehlertoleranz neuer E-Rezept-Systeme. Parallel geraten Betriebe ins Fadenkreuz strafrechtlicher Ermittlungen, wie aktuelle Razzien in Potsdam und München zeigen. Auf politischer Ebene vollzieht sich derweil ein Wechsel: Dr. Christos Pantazis übernimmt die gesundheitspolitische Sprecherrolle der SPD und muss nun Position zu einem Gesundheitssystem im Belastungstest beziehen. Neue Regeln im Bereich Pflegehilfsmittel, alarmierende Rezeptfälschungen rund um das Krebsmedikament Lonsurf und eine erschreckende Risikobilanz des RKI zur Herz-Kreislauf-Gesundheit verschärfen das Gesamtbild: Das System steht unter Druck – technisch, strukturell, moralisch. Doch die entscheidende Frage bleibt: Wer schützt die, die täglich für Versorgungssicherheit sorgen?
Inmitten eines administrativen Strukturwandels geraten deutsche Apotheken zunehmend unter Druck. Was einst als technische Sicherungsmaßnahme galt, entwickelt sich zur ökonomischen Bedrohung: Die Retaxation – ursprünglich konzipiert zur Korrektur fehlerhafter Abrechnungen – wird mehr und mehr zum systemischen Risikofaktor. Krankenkassen kürzen rückwirkend Vergütungen, oft auf Basis marginaler Formfehler, während sich die Praxen in einem Dickicht aus Regulierungen und technischen Übergangsfehlern verfangen. Besonders brisant: Die Einführung des E-Rezepts sollte eigentlich zur Vereinfachung beitragen – stattdessen berichten Apotheken über neuartige Fehlermuster, etwa beim Abgleich von Versichertendaten oder bei Sonderverordnungen. Auch die Haftungsfrage bei technischen Fehlfunktionen ist vielerorts ungeklärt. Versicherungen springen ein, doch die Beiträge steigen. Die Branche kämpft nicht mehr nur mit Unterfinanzierung, sondern mit Kontrollverlust.
Parallel dazu erschüttern strafrechtliche Ermittlungen das Vertrauen in die Apothekenstruktur. In Potsdam und München durchsuchten Ermittler Apotheken wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz. Details nennt die Staatsanwaltschaft bislang nicht, doch die Signalwirkung ist erheblich. Ob gezielte Betrugsstrukturen oder regulatorisches Fehlverhalten im Raum stehen, bleibt offen. Fakt ist: Die Grenze zwischen Versehen und Delikt verschwimmt im Dickicht der Arzneimittelvorgaben.
Während juristische Fragen das System unterspülen, vollzieht sich ein Wechsel an der gesundheitspolitischen Spitze der SPD. Der Bundestagsabgeordnete Dr. Christos Pantazis übernimmt die Sprecherrolle für Gesundheitsthemen. Der niedersächsische Mediziner und bisherige stellvertretende Sprecher der AG Gesundheit soll die Linie der Sozialdemokraten im Gesundheitswesen profilieren. Angesichts wachsender Herausforderungen – von Apothekensterben über Digitalisierung bis zur GKV-Finanzlücke – ist sein Kurs mit Spannung erwartet.
Relevante Änderungen stehen auch im Bereich der Pflegeversorgung bevor: Ab dem 1. Juni tritt der neue Pflegehilfsmittelvertrag in Kraft. Apotheken und Leistungserbringer müssen sich auf neue Abrechnungsmodalitäten, geänderte Genehmigungsverfahren und digitale Rückläufe einstellen. Eine Friedenspflicht in der Übergangsphase gibt es nicht – fehlerhafte oder verspätete Einreichungen könnten sofort retaxiert werden. Der Deutsche Apothekerverband ruft zu maximaler Sorgfalt auf.
Zugleich rollt eine neue Welle von Rezeptbetrugsfällen durch das System. Die AOK Nordost hat ihre Warnung vor gefälschten Lonsurf-Verordnungen erneuert. Schon im Januar hatte der Kassenverband auf manipulierte Papierrezeptfälschungen hingewiesen – nun liegt ein sechsstelliger Schaden vor. Der Appell an die Arztpraxen ist eindeutig: E-Rezepte sollen Vorrang haben. Für Apotheken bedeutet das jedoch nicht Entlastung, sondern eine doppelte Prüfungsebene. Denn digitale Sicherheit ist nur so stark wie ihre Implementierung – und die sei derzeit vielerorts noch lückenhaft.
Flankiert wird diese Gemengelage von einem alarmierenden Gesundheitsbefund: Das Robert Koch-Institut warnt in einer aktuellen Auswertung davor, dass rund 20 Prozent der 35- bis 69-Jährigen in Deutschland ein erhöhtes oder hohes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall tragen – ohne es zu wissen. Diese Diskrepanz zwischen realem Risiko und subjektiver Einschätzung offenbart gravierende Mängel in der Prävention. Das RKI fordert gezieltere Aufklärung und niedrigschwellige Risikoscreenings, etwa im Rahmen betrieblicher Gesundheitsangebote und durch Hausärzt:innen. Prävention dürfe kein akademisches Konzept bleiben – sie müsse in der Fläche greifen, um langfristig Kosten zu vermeiden und Lebensqualität zu sichern.
Wenn bürokratische Korrekturmechanismen zur systemischen Bedrohung werden, stimmt etwas Grundlegendes nicht mehr. Die Retaxation ist längst aus dem Takt geraten – sie vollzieht sich nicht als Schutzschirm, sondern als Damoklesschwert über den Köpfen engagierter Apotheker:innen. Die Verlagerung von Kontrollpflichten auf Betriebsinhaber, gepaart mit einem System technischer Übergangsfehler im E-Rezept-Bereich, erzeugt eine Konstellation, in der niemand mehr sicher weiß, ob die nächste Abrechnung Bestand hat. Das Vertrauen in die Regelarchitektur der GKV droht zu erodieren – und mit ihm die ökonomische Handlungsfähigkeit ganzer Apothekenstandorte.
Dass zugleich Ermittlungen wegen mutmaßlicher AMG-Verstöße bekannt werden, verstärkt den Eindruck einer Branche im Ausnahmezustand. Zwar gilt die Unschuldsvermutung – doch das Bild in der Öffentlichkeit ist bereits beschädigt. Politisch könnte dies jenen in die Karten spielen, die das Apothekenwesen weiter digitalisieren oder zerschlagen wollen.
Der personelle Wechsel in der SPD-Gesundheitspolitik eröffnet indes neue Spielräume. Dr. Pantazis steht für einen wissenschaftlich fundierten, aber nicht dogmatischen Zugang – entscheidend wird sein, ob er zwischen Wirtschaftlichkeit und Versorgungsverantwortung vermitteln kann.
Auch der neue Pflegehilfsmittelvertrag ist ein Prüfstein für administrative Realität: Ohne Schonfrist droht das nächste Retax-Fiasko – es wäre ein weiterer Beweis dafür, dass Regulierung ohne Umsetzungshilfe keine Steuerungskraft entfaltet.
Derweil zeigt die Lonsurf-Affäre: Rezeptfälschung ist längst keine Ausnahme mehr, sondern ein strukturelles Phänomen. Der Ruf nach E-Rezepten greift zu kurz, solange Praxen, Kassen und Apotheken nicht in der Lage sind, digitale Sicherheit durchgängig zu garantieren.
Und während all dies den Alltag dominiert, verdichtet sich im Hintergrund eine noch größere Bedrohung: Herz-Kreislauf-Erkrankungen treffen Millionen – und viel zu wenige wissen es. Vielleicht wäre es an der Zeit, das Gesundheitswesen wieder an seinen ureigenen Auftrag zu erinnern: Leben zu schützen, statt Formulare zu prüfen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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