
Für Sie gelesen
Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die Systeme sind unter Spannung – von der Sicherheitsarchitektur digitaler Bankkonten bis zur gekühlten Lagerung biologischer Medikamente, von TikTok-Reels im Unterricht bis zu zerstörten Apothekenschaufenstern in urbaner Nacht. In diesen Wochen werden gleich mehrere neuralgische Punkte des Gesundheitswesens sichtbar: Als Phishing-Attacken die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) treffen, geraten Apotheken in eine ungewollte Hauptrolle. Die Betrügenden geben sich per E-Mail und Briefpost als Bankmitarbeitende aus, zielen aber in Wahrheit auf Passwörter, Kontozugang und sensible Daten. Die Täter nutzen professionell gestaltete Schreiben, bauen Druck auf, greifen vertrauliche Kommunikationsmuster auf – und treffen auf ein Umfeld, das sich zwar technisch rüstet, aber menschlich verwundbar bleibt. In Apotheken, die neben ihrer pharmazeutischen Verantwortung auch als wirtschaftliche Einheiten agieren, können solche Attacken im Ernstfall zu Liquiditätskrisen führen, wenn der Zugriff auf Geschäftskonten verloren geht.
Während das Digitale angreift, verschiebt sich auf dem Gesundheitsmarkt das Kräfteverhältnis: DocMorris hat mit Pelion, einem polnischen Großkonzern, einen neuen Anteilseigner an Bord, der bei der jüngsten Kapitalerhöhung fast zehn Prozent der Anteile erworben hat. Damit ändert sich nicht nur die Beteiligungsstruktur, sondern auch die politische Tonlage. Denn Pelion verfügt über ein weitverzweigtes Apotheken- und Distributionsnetz, das grenzüberschreitende Skalierung in greifbare Nähe rückt. Der Einstieg des polnischen Konzerns bringt nicht nur strategisches Kapital, sondern auch die Frage, wie viel nationale Kontrolle über Versorgungsinfrastruktur noch gewahrt bleibt. Parallel steigen die Fallzahlen bei Rezeptfälschungen – insbesondere bei GLP-1-Rezeptoragonisten wie Ozempic oder Trulicity. Die Nachfrage, angeheizt durch Influencer, Prominente und Diätmythen, trifft auf eine skrupellose Szene krimineller Anbieter, die professionelle Fälschungen in den Markt drücken. Apotheken, Krankenkassen und das Bundeskriminalamt schlagen Alarm: Die Nachweise sind oft erst bei der Retaxation möglich, der finanzielle Schaden trifft die Apotheken, das Risiko die Patientinnen und Patienten.
Auch jenseits der organisierten Kriminalität stehen Apotheken unter Druck – etwa bei der Einhaltung der Kühlkette. Temperaturabhängige Arzneimittel, darunter viele Impfstoffe und biotechnologische Präparate, verlangen lückenlose Temperaturüberwachung, manipulationssichere Dokumentation und technisch aufwendige Infrastruktur. Kühlgeräte mit automatischer Alarmerkennung, digitale Temperaturprotokolle und Notfallmanagement gehören inzwischen zum Pflichtprogramm. Doch was auf dem Papier durchführbar wirkt, wird im Apothekenalltag oft zum Drahtseilakt: Stromausfälle, Lieferverzögerungen oder defekte Aggregate können ausreichen, um den kompletten Kühlbestand zu gefährden – mit immensen rechtlichen und gesundheitlichen Folgen.
Wie verletzlich diese Strukturen sind, zeigen die jüngsten Einbruchsserien in städtischen Apotheken: Eine zentral gelegene Apotheke in einer deutschen Großstadt wurde im Verlauf eines Jahres gleich dreimal Ziel organisierter Kriminalität. Die Täter entwendeten nicht nur Medikamente und Bargeld, sondern verursachten massiven Sachschaden – mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Betriebsfähigkeit. Der materielle Schaden summiert sich auf über 40.000 Euro, doch der psychologische Preis ist schwerer zu beziffern: Verunsicherung bei Mitarbeitenden, gestörte Abläufe, sinkendes Sicherheitsgefühl. In einem Markt, der ohnehin unter ökonomischem Dauerdruck steht, stellt Sicherheit längst keine Randbedingung mehr dar, sondern wird zur Voraussetzung betrieblicher Existenz.
Dass jedoch nicht alle Antworten technischer Natur sein müssen, zeigt sich ausgerechnet im Klassenzimmer: In einer PTA-Schule nutzt die Lehrerin Julia Hansmann satirische TikTok-Reels als Schulungsmaterial. Sie zeigt ihren Schüler:innen kurze Clips, in denen Apothekenszenen übertrieben, teils klischeehaft dargestellt werden. Was zunächst Lachen auslöst, mündet in didaktisch präzise gesteuerte Reflexion. Die Reels werden seziert, nicht nur inhaltlich, sondern auch hinsichtlich Körpersprache, Kommunikationsverhalten und Kundenerwartung. Medienkompetenz, Beratungssicherheit und Realitätsabgleich greifen ineinander – ein Beispiel für modernen Unterricht, der junge Fachkräfte dort abholt, wo sie sich ohnehin bewegen: im digitalen Raum. TikTok wird zur pädagogischen Bühne, auf der nicht nur Schauspiel, sondern auch Verantwortung trainiert wird.
Doch während auf diesen Bühnen gelernt wird, gerät im realen Versorgungssystem ein chronisches Problem außer Kontrolle: Diabetes. In Deutschland leben inzwischen über sieben Millionen gesetzlich Versicherte mit dieser Diagnose. Besonders drastisch zeigt sich die Entwicklung in den östlichen Bundesländern, wo die Inzidenzen kontinuierlich steigen, obwohl die prozentuale Verteilung auf Bundesniveau stabil erscheint. Der Altersdurchschnitt der Betroffenen sinkt, die Versorgungskapazitäten geraten an ihre Grenzen, soziale Ungleichheit wird sichtbar. Diabetes ist hier nicht nur eine Stoffwechselkrankheit, sondern ein gesellschaftlicher Marker: für Verteilung, Bildung, Infrastruktur und Prävention. Die Antwort darauf kann nicht allein in mehr Medikamenten liegen – sondern verlangt nach einem Gesundheitssystem, das Risiken antizipiert, Lebenswelten versteht und Versorgung nicht nur verwaltet, sondern gestaltet.
Die neue Normalität der Apothekenlandschaft gleicht einem Ausnahmezustand im Zeitlupenmodus – nicht als plötzliches Ereignis, sondern als stille, stetige Erosion. Man könnte sagen: Der Alarm schrillt, aber niemand horcht mehr hin. Dass Apotheken zu den Angriffszielen von Cyberkriminellen werden, überrascht keinen IT-Experten. Dass Rezeptfälschungen durch Netzwerke organisierter Kriminalität an Dynamik gewinnen, ist keine Neuigkeit. Dass Versorgungsdefizite bei Diabetes oder gekühlten Präparaten in Regionen mit struktureller Schwäche eskalieren, hat jede gesundheitsökonomische Analyse vorhergesagt. Und dennoch passiert: zu wenig, zu spät, zu verzettelt.
Die Phishing-Welle gegen die Apobank ist dabei weit mehr als ein kriminelles Einzelereignis. Sie zeigt, wie tief die digitale Unsicherheit in den Kern des Gesundheitssystems dringt. Wenn Apothekerinnen und Apotheker um ihre Kontozugänge fürchten müssen, stehen nicht nur wirtschaftliche Existenzen auf dem Spiel, sondern auch das Vertrauen in das institutionelle Rückgrat ihrer Arbeit. In der Summe sind es solche Angriffe, die nicht nur Daten kompromittieren, sondern Strukturen lähmen. Dabei ist das eigentliche Problem nicht nur die Technik – sondern die Illusion, man könne technische Lösungen ohne menschliches Risikobewusstsein implementieren. Sicherheit ist keine Software, sondern eine Haltung.
In gleicher Weise trügt die Hoffnung, die Rezeptfälschungswelle ließe sich durch stärkere Kontrollen eindämmen. Denn der Markt gehorcht anderen Regeln – insbesondere bei GLP-1-Wirkstoffen wie Ozempic, die durch Social-Media-Druck und Prominentenpropaganda zur Beute eines digitalen Schwarzmarkts geworden sind. Das System agiert zu langsam, zu rückwärtsgewandt. Während kriminelle Händler auf Telegram, gefälschten Portalen und mit Briefkastenärzten operieren, warten Apotheken auf Rückrufe der Kasse und Hinweise vom BKA. Dass dabei die Risiken für Patient:innen steigen, ist nicht Folge von Unachtsamkeit, sondern Resultat eines Versagens in der Prioritätensetzung: Der Wille zur Kontrolle ersetzt keine strukturelle Prävention.
Dass der polnische Konzern Pelion still und leise zum DocMorris-Großaktionär aufsteigt, wird dagegen nicht als Skandal, sondern als Börsennotiz wahrgenommen – ein weiterer Fehler. Denn mit dieser Verschiebung beginnt ein neuer Abschnitt in der Frage, wem die Infrastruktur der Arzneimittelversorgung künftig gehört. Wer entscheidet über Standorte, Lieferketten, Sortimentstiefe? Ein europäischer Gesundheitsmarkt ohne demokratische Kontrolle ist ein Risiko – nicht nur für nationale Versorgungsstrukturen, sondern für die politische Souveränität selbst. Wer den Apothekenmarkt globalisiert, ohne kulturelle Verantwortung mitzudenken, baut keine Brücken – er reißt Grundpfeiler ein.
Derweil kämpfen Apotheken ganz konkret mit Kühlketten, Temperaturprotokollen und der Frage, ob ein unbemerkter Stromausfall rechtliche Konsequenzen auslöst. Hier offenbart sich eine groteske Schieflage: Während Behörden komplexe Auflagen formulieren, fehlen die personellen und technischen Ressourcen, um diese Anforderungen im Alltag zu erfüllen. Der Begriff „Verantwortung“ wird inflationär gebraucht – aber nicht geteilt. Das System erwartet Perfektion von Apotheken, bietet aber weder Schutz noch Verlässlichkeit zurück.
In den Städten wird diese Verwundbarkeit greifbar: Einbruchserien zerstören Inventar, rauben Sicherheit, demoralisieren Teams. Eine Apotheke, die mehrfach Ziel krimineller Übergriffe wird, kämpft nicht nur gegen Täter, sondern gegen ein Umfeld, das diese Taten zulässt – sei es durch fehlende Polizeipräsenz, schlechte Beleuchtung oder mangelnde gesellschaftliche Solidarität. Sicherheit ist in vielen Vierteln längst keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern ein Luxus, den sich kleine Betriebe oft nicht leisten können.
Und doch bleibt Hoffnung – manchmal ausgerechnet dort, wo man sie nicht erwartet: im Unterricht. Dass PTA-Schüler:innen heute TikTok-Reels analysieren, um Kommunikationsverhalten zu schulen, ist kein Gag, sondern eine pädagogische Revolution. Es geht nicht nur darum, wie man einen Kunden berät, sondern wie man sich als pharmazeutische Fachkraft selbst versteht. Medienkompetenz wird zur Berufsrealität. Die Reflexion beginnt im Klassenzimmer – und wirkt im besten Fall bis in den Handverkaufstisch.
Aber auch hier gilt: Gute Bildung braucht Raum, Zeit und Ernsthaftigkeit. Wer diesen Prozess unterfinanziert, überfordert oder belächelt, verspielt genau die Fachkräfte, die das System so dringend braucht. Es ist nicht fünf vor zwölf. Es ist längst viertel nach. Und der letzte Weckruf muss ohne Schlummerfunktion gehört werden.
Von Engin Günder, Fachjournalist
Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.
Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.
Unter der kostenfreien Telefonnummer 0800. 919 0000 oder Sie faxen uns unter 0800. 919 6666, besonders dann, wenn Sie weitere Informationen zu alternativen Versicherern wünschen.
Mit der ApoRisk® FirmenGruppe steht Ihnen ein Partner zur Seite, der bereits viele Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland zu seinen Kunden zählen darf. Vergleichen Sie unser Angebot und Sie werden sehen, es lohnt sich, Ihr Vertrauen dem Versicherungsspezialisten für Ihren Berufsstand zu schenken.