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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Deutschland steht vor vielfältigen Herausforderungen: Der wachsende Rechtsextremismus spiegelt soziale und wirtschaftliche Unzufriedenheit wider, während die finanzielle Kluft im Gesundheitswesen und niedrige Ausbildungsvergütungen in freien Berufen anhalten. Neue Urteile präzisieren Steuer- und Versicherungsfragen, etwa zur Fitnessstudio-Mitgliedschaft und Campingfahrzeugen. Hohe Krankheitskosten können Kreuzfahrtpassagiere in finanzielle Not bringen. Das Sparverhalten bleibt stabil, mit wachsendem Interesse an Festgeld und Wertpapieren. Die Debatte um die elektronische Patientenakte sorgt für Datenschutzbedenken. Im Pharmagroßhandel kämpft Sanacorp mit regulatorischen Hürden. Eine Studie stellt Antibiotika als mögliche Alternative zur Blinddarm-OP bei Kindern in den Fokus. Kunst trifft Wissenschaft in der Winchester Cathedral, wo eine Installation aus Fischereimaterialien auf Umweltprobleme aufmerksam macht.
Aufstieg des Rechtsextremismus: Eine stille Bedrohung für die Demokratie
In Deutschland wächst die Besorgnis über den zunehmenden Einfluss rechtsextremer Parteien, deren Präsenz in der politischen Landschaft nicht nur eine ideologische Verschiebung darstellt, sondern auch eine potenzielle Gefahr für die Grundfesten der Demokratie. Die Wahl solcher Parteien durch einen signifikanten Teil der Bevölkerung wird zunehmend als Symptom tieferer sozialer und wirtschaftlicher Unzufriedenheiten gesehen, die von diesen Gruppierungen durch eine Mischung aus nationalistischer Rhetorik und populistischen Versprechungen ausgenutzt werden.
Experten warnen davor, dass der Einzug rechtsextremer Parteien in Parlamente nicht nur die politische Kultur verändert, sondern auch die demokratischen Institutionen untergraben kann. Diese Parteien streben oft eine Umgestaltung des politischen Systems an, die auf exklusiveren, autoritären Strukturen basiert, welche die liberale Demokratie direkt herausfordern. Der schleichende Einfluss solcher Ideologien kann zur Normalisierung von Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und anderen diskriminierenden Haltungen führen.
Der Vergleich mit der dunklen Vergangenheit Deutschlands zeigt, dass die Schatten des Nationalsozialismus immer noch eine Rolle in der kollektiven Erinnerung spielen. Obwohl umfassende Bildungsprogramme und eine starke öffentliche Ablehnung des Nationalsozialismus vorherrschen, gibt es dennoch Nischen, in denen extremistische Ideologien gedeihen. Die Tatsache, dass ein Segment der Bevölkerung weiterhin radikale Parteien unterstützt, wirft Fragen nach der Effektivität der bisherigen Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Ideologien auf.
Die andauernde Unterstützung für rechtsextreme Parteien in einigen Teilen der Bevölkerung illustriert das fortbestehende Problem des Rechtsextremismus, das nicht ignoriert werden darf. Es ist eine komplexe Herausforderung, die eine kontinuierliche Aufmerksamkeit und ein aktives Engagement sowohl der Regierung als auch der Zivilgesellschaft erfordert, um die Demokratie zu schützen und zu stärken.
Die Wahlergebnisse, die rechtsextreme Parteien erzielen, sind nicht nur ein politisches Signal, sondern auch ein Weckruf für die demokratischen Kräfte in Deutschland. Jede Stimme für solche Parteien ist ein Schritt weg von der Toleranz und den demokratischen Prinzipien, die die Bundesrepublik seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aufgebaut hat. Es ist essentiell, dass sich demokratische Parteien und Bürger aktiv auseinandersetzen und Strategien entwickeln, um die Anziehungskraft des Extremismus zu verringern. Dies erfordert nicht nur politische Maßnahmen, sondern auch eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit den sozialen Ursachen, die Menschen zu diesen Parteien treiben. Nur durch Bildung, Aufklärung und das Schaffen von Perspektiven kann der Rechtsextremismus effektiv bekämpft werden.
Geringe Ausbildungsvergütungen: Freie Berufe bleiben Schlusslicht
Die tariflichen Ausbildungsvergütungen sind im Jahr 2024 um durchschnittlich 6,3 Prozent gestiegen – so stark wie seit 1992 nicht mehr. Dies geht aus einer aktuellen Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor. Trotz dieser positiven Entwicklung bleiben Auszubildende in den freien Berufen, darunter pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA), im bundesweiten Vergleich weiterhin deutlich unter dem Durchschnitt.
Während die tarifliche Ausbildungsvergütung im öffentlichen Dienst mit durchschnittlich 1234 Euro pro Monat am höchsten ausfällt, erhalten Auszubildende in Industrie und Handel 1181 Euro, in der Hauswirtschaft 1195 Euro. Demgegenüber stehen die freien Berufe mit einer durchschnittlichen Vergütung von nur 1026 Euro. Noch schlechter sieht es für PKA-Azubis aus, die mit durchschnittlich 907 Euro monatlich zu den Geringverdienern unter den Auszubildenden zählen. Lediglich tiermedizinische Fachangestellte erhalten mit 877 Euro noch weniger.
Die Vergütungsstruktur für PKA-Auszubildende variiert je nach Region. Im Tarifgebiet des Arbeitgeberverbandes Deutscher Apotheken (ADA) sowie in Nordrhein beträgt die Ausbildungsvergütung im ersten Jahr 850 Euro, im zweiten 900 Euro und im dritten 950 Euro. In Sachsen liegen die Werte mit 817 Euro im ersten, 876 Euro im zweiten und 933 Euro im dritten Ausbildungsjahr etwas niedriger.
Für angehende Pharmazeutisch-Technische Assistenten (PTA) ist die Lage besonders prekär. Der zweijährige schulische Teil der Ausbildung wird nicht vergütet, in vielen Fällen müssen die Auszubildenden sogar Gebühren für den Schulbesuch entrichten. Lediglich im praktischen Ausbildungsjahr wird eine Vergütung gezahlt, die in Nordrhein und im Tarifgebiet des ADA bei 850 Euro liegt, in Sachsen bei 817 Euro. Damit bleibt die PTA-Ausbildung im Vergleich zu anderen Berufen finanziell unattraktiv.
Branchenvertreter kritisieren seit Jahren, dass die geringen Ausbildungsvergütungen den Nachwuchsmangel in Apotheken verschärfen. Viele junge Menschen entscheiden sich aufgrund der finanziellen Belastung gegen eine Ausbildung in der Apotheke oder in verwandten freien Berufen. Während andere Branchen mit besseren Vergütungen und attraktiveren Arbeitsbedingungen werben, bleibt in der Apothekerschaft die Frage unbeantwortet, wie man qualifizierte Fachkräfte langfristig binden kann.
Dass die Ausbildungsvergütungen 2024 um 6,3 Prozent gestiegen sind, ist eine erfreuliche Entwicklung. Doch für viele Berufe reicht das nicht aus, um echte Verbesserungen herbeizuführen. Gerade in den freien Berufen ist der Lohn für Auszubildende nach wie vor unattraktiv. Besonders in Apotheken zeigt sich das Problem deutlich: PKA erhalten wenig, PTA sogar gar nichts. Wer sich in einer Zeit des Fachkräftemangels für eine Ausbildung entscheidet, muss oft selbst draufzahlen.
Es ist eine wirtschaftliche Realität, dass gut ausgebildete Fachkräfte nicht zum Nulltarif zu haben sind. Andere Branchen haben längst erkannt, dass sich Investitionen in den Nachwuchs auszahlen – sei es durch attraktive Vergütungen oder zusätzliche Anreize wie Übernahmegarantien und Weiterbildungsangebote. Apothekenbetreiber stehen jedoch oft vor einem Dilemma: Die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe lässt kaum Spielraum für Gehaltssteigerungen.
Doch was ist die Alternative? Wer langfristig Fachkräfte für Apothekenberufe gewinnen will, kann sich nicht darauf verlassen, dass Idealismus allein ausreicht. Ohne eine faire Bezahlung bleibt die Apotheke für viele junge Menschen eine unattraktive Option – mit gravierenden Folgen für die Versorgungssicherheit in der Zukunft.
Gehaltsungleichgewicht im Gesundheitswesen: Die finanzielle Kluft zwischen Apothekern und Ärzten
In Deutschland prägt eine komplexe Struktur von Tarifverträgen das Gehaltsgefüge im Gesundheitswesen. Ein aktueller Bericht der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages offenbart, dass rund 3000 Tarifverträge für unterschiedliche Gesundheitsberufe existieren. Diese Verträge variieren erheblich, sowohl inhaltlich als auch regional, und spiegeln die divergierenden Definitionen und Qualifikationsanforderungen der Gesundheitsberufe wider.
Besonders auffällig ist das Gehaltsgefälle zwischen Apothekern und Ärzten. Während Ärzte im Durchschnitt ein monatliches Bruttogehalt von etwa 6785 Euro erzielen, verdienen Apotheker durchschnittlich 5126 Euro. Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte stehen mit einem Durchschnittsgehalt von 2969 Euro weiter unten auf der Gehaltsskala. Diese Diskrepanz zieht nicht nur Fragen zur Fairness und Angemessenheit der Vergütung nach sich, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die unterschiedlichen Wertigkeiten, die verschiedenen Gesundheitsberufen beigemessen werden.
Die Tarifbindung variiert stark je nach Art der Einrichtung. Während staatliche Einrichtungen meist strikt an Tarifverträge gebunden sind, zeigen sich kirchliche Einrichtungen flexibler, und private Träger gestalten ihre Gehälter oft frei – jedoch nicht unbedingt unabhängig von tariflichen Regelungen. Diese Strukturen beeinflussen maßgeblich die Gehaltsunterschiede im Gesundheitssektor.
Angesichts dieser Gehaltsunterschiede fordern Politiker und Fachleute eine Überprüfung der Tarifstrukturen. Die SPD-Gesundheitspolitikerin Martina Stamm-Fibich hat sich jüngst deutlich für eine bessere Bezahlung in Apotheken ausgesprochen und betont, dass eine Reform der Honorarentwicklung unabdingbar ist, um die Attraktivität und Fairness in den Gesundheitsberufen zu steigern.
Die Gehaltsunterschiede im Gesundheitswesen sind mehr als nur Zahlen auf einem Papier; sie spiegeln eine tiefgreifende Wertschätzungsdiskrepanz innerhalb der Berufsgruppen wider. Während Ärzte häufig als Rückgrat der medizinischen Versorgung gesehen werden, wird die ebenso essentielle Arbeit der Apotheker nicht in gleichem Maße honoriert. Diese finanzielle Bewertung könnte langfristig nicht nur die Motivation, sondern auch die Qualität der pharmazeutischen Versorgung beeinträchtigen. Eine gerechtere Gehaltsstruktur ist daher nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch eine zentrale Säule für die Aufrechterhaltung eines hochwertigen Gesundheitssystems.
Strategische Allianz für das Gemeinwohl: Das neue Bündnis "Vermächtnis ohne Grenzen"
In einem bemerkenswerten Schritt zur Förderung des gemeinnützigen Erbens haben die Hilfsorganisationen Apotheker ohne Grenzen (AoG) und Tierärzte ohne Grenzen ihre Kräfte gebündelt und das Bündnis "Vermächtnis ohne Grenzen" ins Leben gerufen. Dieses Bündnis zielt darauf ab, das Bewusstsein und Verständnis für die Bedeutung von testamentarischen Verfügungen zu schärfen, die gemeinnützige Zwecke unterstützen.
Die Notwendigkeit eines solchen Bündnisses wird durch die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland unterstrichen, wo die gesetzliche Erbfolge nicht immer den letzten Willen des Verstorbenen widerspiegelt. In Fällen, in denen kein Testament existiert und kein Erbe ermittelt werden kann, fällt der Nachlass an den Staat. Dieses Szenario möchten AoG und Tierärzte ohne Grenzen durch gezielte Information und Beratung verhindern.
Auf der neu eingerichteten Plattform des Bündnisses stehen zahlreiche Ressourcen zur Verfügung. Ein umfassender Ratgeber und eine detaillierte Checkliste zur Erstellung eines Testaments sollen Interessierten den Einstieg in die Planung ihres letzten Willens erleichtern. Ein besonders innovatives Tool ist der Erbrechner, der Nutzern hilft, die Aufteilung ihres Nachlasses zu planen und dabei den gesetzlich geregelten Pflichtteil zu berücksichtigen.
Das Bündnis "Vermächtnis ohne Grenzen" wurde als Antwort auf zahlreiche Anfragen an beide Organisationen gegründet, wie man Spenden für gemeinnützige Zwecke effektiv im Testament verankern kann. Die Zusammenarbeit dieser beiden Organisationen, die sich jeweils dem Wohl von Menschen und Tieren widmen, setzt ein starkes Zeichen für die Bedeutung von Solidarität und Fürsorge über den Tod hinaus.
Die Gründung des Bündnisses "Vermächtnis ohne Grenzen" ist ein klares Signal dafür, wie zivilgesellschaftliche Organisationen durch Kooperationen einen tieferen, gesellschaftlichen Wandel herbeiführen können. In einer Zeit, in der individuelle Entscheidungsfreiheit und persönliche Legacy immer wichtiger werden, bieten AoG und Tierärzte ohne Grenzen nicht nur praktische Werkzeuge, sondern auch eine Perspektive, wie jeder Einzelne nachhaltig Wirkung erzielen kann. Das Bündnis betont die Bedeutung von bewussten Entscheidungen über den materiellen Besitz hinaus und ermutigt zu einer Form der Nachhaltigkeit, die sowohl persönliche als auch gemeinnützige Ziele unterstützt. In seiner Funktion als Informations- und Beratungsquelle trägt es entscheidend dazu bei, die Barrieren für das gemeinnützige Vererben zu senken und den Diskurs über den Tod hinaus auf das Wohl der Allgemeinheit und zukünftiger Generationen zu lenken.
Dynamik im deutschen Sparverhalten: Festgelder und Wertpapiere auf dem Vormarsch
In Deutschland zeichnet sich eine bemerkenswerte Veränderung im Sparverhalten ab, wie aus der neuesten Studie des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) hervorgeht. Die Analyse, durchgeführt anlässlich des 100. Jubiläums des Weltspartags, offenbart eine anhaltend hohe Sparneigung unter den Bundesbürgern, trotz geringfügiger Schwankungen in der Sparquote von 10,4% im Vorjahr auf 10,3% in 2024. Dies signalisiert eine bemerkenswerte Stabilität in der Sparmentalität, auch vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Unsicherheiten.
Die Studie beleuchtet weiterhin eine Verschiebung in den Anlagepräferenzen: Während die Einlagen in traditionellen Sparformen wie Sparbüchern und Sichteinlagen rückläufig sind, erleben Festgelder und Wertpapiere, insbesondere Anleihen und Investmentfonds, einen Aufschwung. Diese Verschiebung wird durch die seit 2022 gestiegenen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank begünstigt, die ein attraktiveres Renditeprofil bieten und somit Festgelder und ähnliche Anlageformen begünstigen. Parallel dazu wird das Interesse an Versicherungen als Anlageoption weniger, was auf die relativ niedrigeren Renditen dieser Produkte im Vergleich zu direkteren Anlageformen zurückgeführt werden kann.
Ein besonders augenfälliger Befund der Studie ist die sogenannte Sparlücke. Während die Deutschen durchschnittlich 253 Euro pro Monat sparen möchten, erreichen sie faktisch nur etwa 176 Euro. Diese Diskrepanz von 77 Euro beleuchtet die Herausforderungen, mit denen viele Bürger in Bezug auf ihre finanzielle Vorsorge konfrontiert sind.
Das Gesamtgeldvermögen der Bundesbürger ist ebenfalls gestiegen und lag Ende März 2024 bei etwa 8,17 Billionen Euro, ein Anstieg von 7,3% gegenüber dem Vorjahr. Dieser Zuwachs spiegelt sowohl die kontinuierlichen Sparanstrengungen der Bevölkerung als auch die Kursgewinne auf den bestehenden Vermögensbeständen wider.
Die Ergebnisse der BVR-Studie zeichnen ein Bild von Bürgern, die trotz finanzieller Unsicherheiten und begrenzter Sparfähigkeit bemüht sind, ihre finanzielle Zukunft zu sichern. Die Stabilität der Sparquote bei gleichzeitiger Verschiebung hin zu renditestärkeren Anlageformen spiegelt eine tiefgreifende Anpassung an das aktuelle Zinsumfeld wider. Diese Trends deuten darauf hin, dass deutsche Sparer zunehmend risikobewusster werden und sich die Finanzdienstleistungsbranche möglicherweise auf eine erhöhte Nachfrage nach Beratungsdienstleistungen einstellen muss, um den Bedürfnissen der Anleger gerecht zu werden.
Die Sparlücke, die in der Studie hervorgehoben wird, unterstreicht zudem die Notwendigkeit, finanzielle Bildung und Zugang zu effektiven Spar- und Anlagestrategien zu verbessern. Die Verschiebung von traditionellen zu renditeorientierten Sparoptionen könnte langfristige Auswirkungen auf die Altersvorsorge und die Vermögensbildung haben, die eine sorgfältige Überwachung und möglicherweise auch politische Anpassungen erfordern, um die finanzielle Gesundheit der Bevölkerung zu sichern und zu fördern.
BFH-Urteil: Keine Steuererleichterung für Fitnessstudio-Beiträge trotz ärztlicher Verordnung
In einem wegweisenden Urteil hat der Bundesfinanzhof (BFH) entschieden, dass Mitgliedsbeiträge für ein Fitnessstudio nicht als außergewöhnliche Belastungen in der Steuererklärung geltend gemacht werden können. Das am 21. November 2024 unter dem Aktenzeichen VI R 1/23 gefällte Urteil betrifft insbesondere Fälle, in denen Mitglieder aus gesundheitlichen Gründen spezielle Kurse in Fitnessstudios besuchen.
Die Entscheidung erging im Fall einer Klägerin, die auf ärztliche Verordnung hin an einem Funktionstraining teilnahm, das in einem Fitnessstudio angeboten wurde. Trotz der medizinischen Notwendigkeit des Kurses, der in diesem Fall Wassergymnastik umfasste, entschied das Gericht, dass die Mitgliedschaftskosten im Fitnessstudio nicht zwangsläufig als außergewöhnliche Belastung anerkannt werden können. Der Grund dafür liegt in der breiten Verfügbarkeit und Nutzung der Studioeinrichtungen auch durch gesunde Personen zur Freizeitgestaltung oder körperlichen Ertüchtigung, die den steuerlichen Abzug als spezifische Gesundheitsmaßnahme ausschließt.
Die Krankenkasse übernahm zwar die Kosten für das speziell verordnete Funktionstraining, jedoch nicht die Mitgliedsbeiträge für das Studio selbst. Auch das Finanzamt und das Finanzgericht wiesen die Forderung der Klägerin zurück, die Beiträge von der Steuer abzusetzen. Sie argumentierten, dass die Entscheidung für ein bestimmtes Fitnessstudio und die damit verbundenen Kosten in die persönliche Lebensführung fallen und keine steuerliche Zwangsläufigkeit begründen.
Dieses Urteil könnte weitreichende Folgen für die steuerliche Behandlung von Gesundheitsausgaben haben, insbesondere in Fällen, wo Fitnessstudios als Ort für medizinisch empfohlene Therapien dienen.
Das Urteil des Bundesfinanzhofs stellt eine klare Linie in der steuerlichen Behandlung von Gesundheitskosten dar. Indem es die Möglichkeit ausschließt, Mitgliedsbeiträge für Fitnessstudios pauschal von der Steuer abzusetzen, betont das Gericht die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung von Gesundheitsausgaben. Diese Entscheidung wirft ein Schlaglicht auf das Spannungsfeld zwischen Gesundheitsförderung und steuerlicher Gerechtigkeit. Sie zwingt dazu, die Frage neu zu bewerten, welche Ausgaben tatsächlich aus gesundheitlichen Gründen zwangsläufig entstehen und wie diese steuerlich berücksichtigt werden sollten. In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Gesundheitsvorsorge und Lifestyle-Angeboten immer mehr verschwimmen, bietet das Urteil eine wichtige rechtliche Klarheit, die sowohl für Steuerzahler als auch für das Gesundheitssystem von Bedeutung ist.
Rechtsprechung präzisiert: Keine Neupreisentschädigung für Campingfahrzeuge
Das Landgericht Itzehoe hat in einem richtungsweisenden Urteil entschieden, dass für ein als Campingfahrzeug eingestuftes Kfz keine Neupreisentschädigung im Rahmen der Kaskoversicherung gezahlt wird. Dieses Urteil, gefällt am 17. Januar 2025, hat weitreichende Implikationen für Fahrzeughalter, die speziell ausgerüstete Fahrzeuge besitzen.
Im spezifischen Fall ging es um ein 14 Monate altes Campingfahrzeug, den VW Grand California 680, das während der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 vollständig zerstört wurde. Der Halter des Fahrzeugs verlangte von seiner Versicherung sowohl die Neupreisentschädigung als auch die Übernahme der Abschleppkosten. Die Versicherung wies beide Forderungen zurück, was den Fall vor Gericht brachte.
Laut den relevanten Allgemeinen Bedingungen für die Kfz-Versicherung (AKB) wird die Neupreisentschädigung nur für Pkws gewährt, die innerhalb von 18 Monaten nach Erstzulassung einen Totalschaden erleiden. Da das Fahrzeug im Versicherungsschein als „Campingfahrzeug“ geführt wurde, argumentierte die Versicherung, dass es nicht als Pkw gilt und somit nicht unter diese Regelung fällt. Weiterhin argumentierte die Versicherung, dass Abschleppkosten lediglich bei einer Beschädigung, nicht aber bei einem Totalschaden übernommen werden.
Das Gericht stimmte der Versicherung zu und betonte, dass die Unterscheidung in den Versicherungsbedingungen klar zwischen Pkw und anderen Fahrzeugtypen wie Campingfahrzeugen trennt. Es wies darauf hin, dass die Eintragung im Kfz-Schein als Pkw nicht ausreicht, um die Kasko-Bedingungen zu übersteuern. Das Urteil stärkt damit die Bedeutung präziser Versicherungsverträge und die Notwendigkeit, dass Kfz-Halter die Bedingungen genau verstehen und beachten müssen.
Das Urteil des Landgerichts Itzehoe veranschaulicht eine wesentliche Problematik im Versicherungsrecht: die klare Definition und Unterscheidung von Fahrzeugtypen. Für die Besitzer von spezialisierten Fahrzeugen, wie Campingfahrzeugen, bringt diese Entscheidung eine klare Botschaft – die Notwendigkeit, die eigene Versicherungspolice genau zu prüfen und sicherzustellen, dass der Versicherungsschutz den spezifischen Bedürfnissen und der Fahrzeugklassifikation entspricht. Es zeigt, dass allgemeine Annahmen über Versicherungsleistungen zu ernüchtenen Überraschungen führen können, insbesondere bei unerwarteten Ereignissen wie einer Naturkatastrophe. Dieses Urteil ist ein Weckruf für alle Fahrzeughalter, den Feinheiten ihrer Versicherungsverträge mehr Aufmerksamkeit zu widmen und bei Unklarheiten professionelle Beratung zu suchen.
Finanzieller Sturm auf hoher See: Krankheitskosten lassen Kreuzfahrtpassagiere stranden
Ein unerwartetes Gesundheitsproblem auf einer Kreuzfahrt der Norwegian Cruise Line hat für ein Ehepaar aus Minnesota schwere finanzielle Folgen nach sich gezogen. Die beiden hatten die Reise in die Karibik als Gewinn erhalten und gingen mit Vorfreude an Bord. Doch diese Vorfreude verwandelte sich schnell in Sorge, als der Mann während der Kreuzfahrt an Grippe erkrankte und intensive medizinische Betreuung benötigte.
Über drei Tage lang wurde er von dem medizinischen Personal an Bord behandelt, was zu gesalzenen Rechnungen führte. Die Kreuzfahrtgesellschaft stellte dem Paar für die Behandlungen Kosten in Höhe von 47.000 US-Dollar in Rechnung. Die Bezahlung dieser Summe stellte das Paar vor eine Herausforderung, da ihre zwei Kreditkarten bereits bis zum Limit belastet worden waren und sie nun noch mit einer Restforderung von rund 21.000 Dollar konfrontiert sind.
Vor der Reise hatte der Mann eine Versicherung bei der Norwegian Cruise Line abgeschlossen, die angeblich medizinische Kosten bis zu einer Höhe von 20.000 Euro abdecken sollte. Doch als es darauf ankam, die Rechnungen zu begleichen, lehnte die Kreuzfahrtgesellschaft die Kostenübernahme ab und verwies stattdessen auf die Krankenversicherung des Mannes. Diese jedoch weigerte sich zu zahlen, da die Krankheit im Ausland aufgetreten war.
In einem Interview mit „Fox 9“ teilte Mike Cameron seine Frustration und Ratlosigkeit mit: „Ich weiß nicht, wie ich jemals die Rechnung bezahlen können werde. Ich muss, aber ich weiß nicht wie.“ Ein von der Kreuzfahrtgesellschaft versandtes Schreiben behauptete, dass deren Preise mit denen anderer Kreuzfahrtgesellschaften vergleichbar und die Gebühren fair sowie angemessen seien. Dieser Vorfall wirft ein Licht auf die oft unterschätzten Risiken und Kosten, die mit medizinischen Notfällen auf See verbunden sein können.
Der Fall des Ehepaars aus Minnesota verdeutlicht eine beunruhigende Praxis in der Kreuzfahrtindustrie: die exorbitanten Kosten für medizinische Dienstleistungen an Bord und die damit verbundenen Versicherungsdilemmata. Während die Kreuzfahrtunternehmen ihre medizinischen Gebühren als marktüblich und gerechtfertigt darstellen, stehen die Passagiere oft allein da, wenn es um die Deckung dieser Kosten geht. Dieser Vorfall sollte als Weckruf dienen, die Transparenz und Fairness der Versicherungsbedingungen zu verbessern und die Rechte der Verbraucher zu schützen. Es ist höchste Zeit, dass die Branche und die Regulierungsbehörden zusammenarbeiten, um klare, faire und vor allem durchsetzbare Richtlinien zu etablieren, die Passagiere vor solch ruinösen Überraschungen bewahren.
Festgeld und Wertpapiere bevorzugt: Sparverhalten der Deutschen im Wandel
In Deutschland bleibt das Sparen eine beliebte Methode zur finanziellen Absicherung, auch wenn die Bürger oft nicht so viel zurücklegen können, wie sie möchten. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), der anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Weltspartags durchgeführt wurde. Die Untersuchung offenbart, dass die Sparquote – das Verhältnis des Sparens zum Einkommen – mit 10,3% im Jahr 2024 nur geringfügig unter dem Vorjahresniveau von 10,4% liegt.
Über die letzten zwei Jahrzehnte hat sich die Sparquote mit einem Durchschnitt von 10,8% kaum verändert. Für 2024 prognostiziert der BVR, dass private Haushalte insgesamt etwa 262,5 Milliarden Euro sparen werden, was einem Anstieg von 2,3% im Vergleich zu 2023 entspricht. Laut einer vom BVR in Auftrag gegebenen, repräsentativen Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut Kantar besteht allerdings eine signifikante Sparlücke: Während der durchschnittliche Bundesbürger monatlich 253 Euro sparen möchte, schafft er tatsächlich nur etwa 176 Euro.
Die Anlagepräferenzen haben sich im Laufe des letzten Jahres erheblich verschoben. Während die Investitionen in Tages- und Sichteinlagen rückläufig sind, erfreuen sich Festgelder und Wertpapiere, insbesondere Anleihen und Investmentfonds, einer wachsenden Beliebtheit. Dieser Trend könnte teilweise durch die gestiegenen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank in den Jahren 2022 und 2023 beeinflusst worden sein, die eine höhere Rendite auf Termineinlagen versprechen. Trotz jüngster Leitzinssenkungen bleiben die Zinsen auf einem vergleichsweise hohen Niveau, was die Attraktivität von Festgeldern weiterhin stützt.
Parallel dazu ist das Interesse an Versicherungen als Anlageform im Vergleich zum Vorjahr stark zurückgegangen. Dies könnte auf eine geringere Erwartung an die Rendite dieser Produkte zurückzuführen sein, besonders in einem Umfeld, das durch höhere Zinsen für direkte Anlageformen charakterisiert ist. Das gesamte Geldvermögen der Bundesbürger wuchs bis Ende März 2024 auf rund 8,17 Billionen Euro, angetrieben durch sowohl Kapitalzuflüsse als auch durch Kursgewinne, und verzeichnete damit eine Steigerung um 557,3 Milliarden Euro oder 7,3% gegenüber dem Vorjahr.
Die Ergebnisse der BVR-Studie werfen ein bezeichnendes Licht auf die gegenwärtigen finanziellen Tendenzen und die Anlagestrategien der deutschen Haushalte. Die stabile, doch leicht rückläufige Sparquote zeigt, dass trotz wirtschaftlicher Unwägbarkeiten das Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit weiterhin tief in der deutschen Kultur verankert ist. Die signifikante Sparlücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit unterstreicht jedoch eine gewisse finanzielle Zerrissenheit, die viele Bürger erleben.
Der markante Anstieg der Investitionen in Festgelder und Wertpapiere deutet darauf hin, dass die Deutschen zunehmend auf der Suche nach Anlageformen mit höheren Renditen sind, insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten Zinsanpassungen der EZB. Diese Verschiebung könnte langfristige Auswirkungen auf die Vermögensverteilung und die Altersvorsorge haben. Gleichzeitig lässt der Rückgang bei den Versicherungsanlagen vermuten, dass traditionelle Sicherungsformen angesichts der veränderten Zinslandschaft an Attraktivität verlieren.
Dieser Wandel in den Spar- und Anlagegewohnheiten könnte zukünftig Herausforderungen für die Finanzdienstleistungsbranche mit sich bringen, insbesondere im Hinblick auf die Beratung und die Ausrichtung von Finanzprodukten, die den veränderten Bedürfnissen der Verbraucher entsprechen. Für den einzelnen Sparer bleibt die Balance zwischen Risiko und Sicherheit ein zentrales Thema, das durch die Dynamik des Finanzmarktes ständig neu justiert wird. Die Studie des BVR liefert dabei wichtige Einblicke, die sowohl für Verbraucher als auch für Finanzberater von großem Wert sind, um strategisch fundierte und zukunftssichere Entscheidungen zu treffen.
Debatte um die elektronische Patientenakte: Datenschützer kritisiert Rabatt-Vorschlag von Friedrich Merz
Der Vorschlag von CDU-Chef und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz, gesetzlich Versicherten einen finanziellen Anreiz für die uneingeschränkte Nutzung der elektronischen Patientenakte (EPA) zu gewähren, sorgt für scharfe Kritik. Thüringens Landesdatenschutzbeauftragter Tino Melzer warnt vor möglichen Diskriminierungseffekten und sieht die Gefahr, dass Gesundheitsdaten wirtschaftlich verwertet werden könnten.
Merz hatte in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorgeschlagen, Krankenkassen die Möglichkeit einzuräumen, ihren Versicherten einen Beitragsnachlass von bis zu zehn Prozent zu gewähren, wenn diese ihre elektronische Patientenakte ohne Einschränkungen nutzen. Der CDU-Politiker begründet seinen Vorschlag mit dem Ziel, das Gesundheitssystem effizienter zu gestalten, Doppeluntersuchungen zu vermeiden und medizinische Forschung zu stärken.
Melzer äußerte erhebliche Bedenken gegenüber diesem Modell. Der Jurist betont, dass es sich bei der EPA um einen „vertrauensbildenden Raum“ zwischen Patienten, medizinischen Leistungserbringern und Forschenden handeln müsse. Ein finanzieller Vorteil für die vollständige Nutzung könne dazu führen, dass sich Menschen unter Druck gesetzt fühlen, ihre Gesundheitsdaten offenzulegen, um nicht finanziell benachteiligt zu werden. Dies könne insbesondere für diejenigen, die aus Datenschutzgründen Vorbehalte gegenüber der EPA haben, zu einer faktischen Benachteiligung führen.
Zudem warnt Melzer vor einer zunehmenden Ökonomisierung sensibler Gesundheitsdaten. „Ich halte es für den falschen Ansatz, Gesundheitsdaten als Ware zu betrachten“, erklärte der Datenschutzbeauftragte. Er befürchtet, dass finanzielle Anreize zu einer schleichenden Kommerzialisierung der persönlichen Gesundheitsinformationen führen und die Bereitschaft zur freiwilligen Datennutzung durch einen indirekten Zwang ersetzt wird.
Auch der gesellschaftliche Umgang mit dem Datenschutz könnte sich durch den Vorschlag verändern. Während Befürworter argumentieren, dass eine breite Nutzung der EPA die medizinische Versorgung und Forschung verbessern kann, sehen Kritiker eine Gefahr in der möglichen Ausnutzung wirtschaftlicher Abhängigkeiten. Melzer plädiert stattdessen für eine verstärkte Aufklärung über die Vorteile und Schutzmechanismen der EPA, um Akzeptanz zu schaffen, ohne ökonomischen Druck auszuüben.
Die elektronische Patientenakte wird derzeit schrittweise für alle gesetzlich Versicherten eingeführt, sofern sie nicht aktiv widersprechen. Ziel ist es, den Zugang zu Gesundheitsinformationen zu erleichtern, die Forschung zu unterstützen und eine bessere Versorgung zu ermöglichen. Die Debatte um die Vorschläge von Friedrich Merz zeigt jedoch, dass die Nutzung der EPA nicht nur eine Frage der Effizienz ist, sondern auch ethische und datenschutzrechtliche Aspekte berührt.
Die Idee von Friedrich Merz, eine finanzielle Belohnung für die vollständige Nutzung der elektronischen Patientenakte einzuführen, folgt einem einfachen ökonomischen Prinzip: Wer bereit ist, mehr zu teilen, zahlt weniger. Doch so simpel dieser Gedanke erscheinen mag, so problematisch ist seine Umsetzung in der Praxis.
Gesundheitsdaten gehören zu den sensibelsten Informationen, die eine Person besitzt. Sie sind mehr als bloße Zahlen, die Forschung und Versorgung verbessern können – sie spiegeln intime Einblicke in die Krankheitsgeschichte eines Menschen wider. Die Nutzung der EPA sollte daher nicht durch finanzielle Anreize gesteuert werden, sondern auf Vertrauen und Freiwilligkeit basieren.
Das vorgeschlagene Modell würde letztlich eine Zweiklassengesellschaft schaffen: Auf der einen Seite jene, die aus finanziellen Gründen auf ihre Datenschutzbedenken verzichten, auf der anderen Seite diejenigen, die sich diesen Luxus leisten können. Das Argument, dass der Anreiz zu einer effizienteren Nutzung des Gesundheitssystems führen könnte, greift zu kurz, wenn gleichzeitig die Freiheit der Entscheidung eingeschränkt wird.
Wenn es darum geht, die Akzeptanz der EPA zu erhöhen, wäre eine transparente Kommunikation über Sicherheitsmaßnahmen und Nutzungsmöglichkeiten der bessere Weg. Datenschutz darf nicht zur Verhandlungsmasse werden – erst recht nicht in einem System, das auf Solidarität basiert.
Pharmagroßhandel unter Druck: Sanacorp-Chef Neuss über Herausforderungen, Skonto-Urteil und Regulierung
Seit dem 1. Juni 2024 steht Patrick Neuss an der Spitze des Pharmagroßhändlers Sanacorp. Der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann und studierte Betriebswirt bringt umfangreiche Erfahrung aus der Handelsbranche mit, insbesondere aus seiner vorherigen Tätigkeit bei Begros, einem Möbeleinkaufsverbund. In den ersten sechs Monaten seiner Amtszeit hat er die dezentrale Struktur des Unternehmens intensiv kennengelernt. Die Sanacorp mit ihren rund 3000 Mitarbeitern verfolgt als Genossenschaft nicht das Ziel der Gewinnmaximierung, sondern die Unterstützung ihrer Mitglieder – eine Besonderheit im Vergleich zu klassischen Handelsunternehmen.
Ein wesentlicher Unterschied zum bisherigen beruflichen Umfeld von Neuss ist der hohe Grad der Regulierung im Pharmagroßhandel. In anderen Handelsformaten sind Preisgestaltung und Werbemaßnahmen gängige Instrumente, während sie in der Pharmabranche nur eingeschränkt genutzt werden können. Besonders herausfordernd sei das Lagermanagement, da Sanacorp als Vollversorger eine breite Produktpalette vorhalten müsse. Die extrem kurzen Lieferzeiten von drei bis vier Stunden im Vergleich zum Onlinehandel sorgen zusätzlich für hohe logistische Anforderungen.
Sanacorp setzt zunehmend auf digitale Lösungen, um Apotheken in einem herausfordernden Marktumfeld zu entlasten. Im dritten Quartal wird mit „mea-digital-signage“ ein digitales Schaufenster-Display eingeführt. Zudem wird die Plattform „Sanacorp-Connect“ ausgebaut, um elektronische Lieferscheine und Rechnungen zu ermöglichen. Auch eine engere Zusammenarbeit mit Apotheken bei Lagerbeständen könnte Optimierungspotenziale bieten.
Die wirtschaftliche Lage von Sanacorp bleibt angespannt. Die Umsatzrendite ist äußerst gering, was laut Neuss für eine Genossenschaft vertretbar sei, jedoch zugleich wenig finanziellen Spielraum für Investitionen lasse. Die Anforderungen der Banken bei Finanzierungen hätten sich in den vergangenen Jahren erheblich verschärft. Dennoch investiert das Unternehmen in neue Standorte. Während eine mögliche Verlagerung der Zentrale in Planegg langfristig geprüft wird, soll in Stralsund bis 2026 eine neue Niederlassung entstehen.
Das Skonto-Urteil des Bundesgerichtshofs hat bereits spürbare Auswirkungen auf den Markt. Während Sanacorp sich an die neuen Vorgaben halten muss, versucht das Unternehmen, für seine Mitglieder tragfähige Lösungen zu entwickeln. Die Debatte um eine mögliche Wiederfreigabe von Skonti bleibt politisch umstritten. Neuss warnt jedoch davor, sich in eine Konfrontation mit der Politik treiben zu lassen. Stattdessen müsse der gemeinsame Fokus darauf liegen, Apotheken finanziell zu stärken und angemessene Honorare durchzusetzen.
Zudem kritisiert Neuss die ungleichen Wettbewerbsbedingungen zwischen stationären Apotheken und dem Versandhandel. Während Apotheken und Großhändler strengen Temperaturvorgaben unterliegen, würden Versandpakete teilweise unkontrolliert hohen oder niedrigen Temperaturen ausgesetzt. Hier sieht er die Bundesregierung in der Pflicht, für klare gesetzliche Regelungen zu sorgen.
Der Pharmagroßhandel steckt in einem Dilemma. Einerseits erwarten Apotheken stabile und verlässliche Lieferstrukturen, andererseits machen wirtschaftlicher Druck und regulatorische Vorgaben den Handlungsspielraum immer enger. Patrick Neuss versucht, Sanacorp in einem schwierigen Umfeld auf Kurs zu halten, doch seine Aussagen zeigen: Die Luft wird dünner.
Die Skonto-Debatte verdeutlicht, wie fragil das Geschäftsmodell vieler Apotheken inzwischen ist. Dass eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs spürbare Auswirkungen auf die Liquidität der Betriebe hat, ist ein weiteres Zeichen für die wirtschaftliche Schieflage in der Branche. Auch Neuss erkennt an, dass Optimierung allein nicht ausreicht, wenn die strukturellen Rahmenbedingungen weiterhin unausgewogen bleiben.
Besonders bedenklich ist der Wettbewerb mit dem Versandhandel. Während Apotheken höchste Anforderungen an Lagerung und Kühlkette erfüllen müssen, bleibt der Onlinehandel von vergleichbaren Kontrollen weitgehend verschont. Hier braucht es dringend politische Lösungen, die faire Bedingungen für alle Marktteilnehmer schaffen.
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob der Schulterschluss zwischen Großhandel und Apotheken gelingt – und ob es der Branche gelingt, sich politisch stärker zu positionieren. Denn eines ist klar: Ohne wirtschaftlich stabile Apotheken kann auch der Pharmagroßhandel seine Rolle nicht mehr erfüllen.
Effektivität der Antibiotikabehandlung versus Appendektomie bei Kindern: Eine kritische Betrachtung
In der medizinischen Fachwelt wird kontinuierlich über die optimale Behandlung der unkomplizierten Appendizitis bei Kindern diskutiert. Eine Schlüsselfrage dabei ist, ob Antibiotika eine valide Alternative zur chirurgischen Entfernung des Blinddarms darstellen können. Diese Debatte wurde jüngst durch die Ergebnisse einer umfangreichen Studie unter der Leitung von Professor Dr. Shawn D. St. Peter vom Children's Mercy Hospital in Kansas City, USA, neu entfacht. Die Studie, veröffentlicht im renommierten Journal "The Lancet", untersuchte 936 Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 16 Jahren mit der Diagnose einer unkomplizierten, nicht perforierten Appendizitis.
Die Studienteilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die erste Gruppe unterzog sich der konventionellen chirurgischen Entfernung des Blinddarms, während die zweite Gruppe eine Antibiotikatherapie erhielt, die mit einer zwölfstündigen intravenösen Gabe begann und mit einer zehntägigen oralen Fortsetzung endete. Der primäre Endpunkt der Studie war das Versagen der jeweiligen Therapiemethode innerhalb eines Jahres. In der Antibiotikagruppe galt eine notwendige nachträgliche Operation als Versagen, in der chirurgischen Gruppe das Entfernen eines gesunden Blinddarms.
Die Ergebnisse waren aufschlussreich: Ein Drittel der mit Antibiotika behandelten Kinder benötigte letztendlich eine Operation, während die Rate der als unnötig betrachteten Operationen bei den chirurgisch behandelten Kindern bei nur 7 Prozent lag. Dies unterstreicht die begrenzte Zuverlässigkeit der Antibiotikabehandlung als alleinige Therapie. Darüber hinaus traten in der Antibiotikagruppe häufiger leichte bis mittelschwere Nebenwirkungen auf, vor allem gastrointestinale Beschwerden. Dennoch hatten Kinder, die antibiotisch behandelt wurden, den Vorteil, schneller in ihren Alltag zurückzukehren, da sie früher zur Schule gehen konnten und seltener Schmerzmittel benötigten.
Die Ergebnisse der Studie von Professor St. Peter werfen ein klares Licht auf die Notwendigkeit, die Behandlungsmethoden bei Appendizitis kritisch zu hinterfragen. Während die antibiotische Behandlung kurzfristige Vorteile bietet, zeigt die hohe Rate an später notwendigen Operationen, dass diese Methode für viele Betroffene keine dauerhafte Lösung darstellt. Die Entscheidung zwischen Antibiotikabehandlung und Operation sollte daher nicht nur auf der Grundlage der unmittelbaren medizinischen Ergebnisse getroffen werden, sondern auch die langfristige Gesundheit und Lebensqualität der jungen Patienten berücksichtigen. Es ist entscheidend, dass medizinische Fachkräfte und Eltern gemeinsam eine informierte Wahl treffen, die auf den besten verfügbaren Evidenzen beruht. Die medizinische Forschung muss weiterhin innovative Behandlungsmethoden entwickeln und validieren, um die Versorgung von Kindern mit Appendizitis zu optimieren und dabei sowohl die Sicherheit als auch die Effektivität der Behandlung zu gewährleisten.
Pottwale in der Kathedrale – Kunst und Wissenschaft im Dialog
In der Winchester Cathedral sorgt eine außergewöhnliche Kunstinstallation für Aufsehen: Drei monumentale Pottwal-Skulpturen schweben scheinbar schwerelos im Kirchenschiff. Die britische Künstlerin Tessa Campbell Fraser hat das Werk geschaffen, um auf die enge Verbindung zwischen Mensch und Meer aufmerksam zu machen. Die Installation nutzt Materialien aus der Fischerei, darunter Geisterfanggeräte, um die Bedrohung der Meeresbewohner durch den Menschen zu thematisieren.
Die Skulpturen, die zwischen drei und mehr als fünf Meter lang sind, stehen in starkem Kontrast zur mittelalterlichen Architektur der Kathedrale. Die hölzernen Dachbalken des Gebäudes erinnern dabei an ein umgedrehtes Schiff – ein bewusster Verweis auf die Geschichte des Walfangs. Pottwale gehören zu den größten Raubtieren der Erde und sind für ihre ausgeprägten sozialen Strukturen sowie ihre komplexe Lautkommunikation bekannt.
Ein zentrales Element der Ausstellung sind die Walgesänge, die als akustische Kulisse dienen. Die Laute der Tiere lösen ein Farbspiel auf Leinwänden aus, das ihre individuelle Wiedererkennung symbolisieren soll. Diese Methode greift Erkenntnisse aus der Meeresforschung auf, wonach die Klicklaute der Pottwale eine kulturelle Komponente haben könnten. Wissenschaftler untersuchen seit Jahrzehnten, ob die Kommunikationsmuster dieser Meeressäuger von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Die Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft steht im Mittelpunkt der Installation. Während die Darstellung der Wale eine künstlerische Interpretation ihrer Existenz ist, verweist das Werk auch auf aktuelle Forschungsprojekte zur Entschlüsselung der Walgesänge. Die Verwendung von Fischernetzen als Material verdeutlicht zudem die Gefahren, denen Wale durch menschliche Aktivitäten ausgesetzt sind.
Die Wahl des Ausstellungsortes ist nicht zufällig. Die Winchester Cathedral ist mit rund 170 Metern die längste mittelalterliche Kathedrale der Welt und symbolisiert Kontinuität und Wandel. Die Installation regt dazu an, über die Auswirkungen menschlicher Eingriffe in die Natur nachzudenken – ein Thema, das in Zeiten von Umweltkrisen zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Die Kunstinstallation in der Winchester Cathedral wirft drängende Fragen über das Verhältnis zwischen Mensch und Natur auf. Die Darstellung der Pottwale inmitten einer Kathedrale schafft eine Konfrontation zwischen zwei Welten: dem maritimen Lebensraum dieser gigantischen Säugetiere und dem von Menschen geschaffenen Sakralbau. Die Wahl der Materialien unterstreicht die Ambivalenz dieser Beziehung – Geisterfanggeräte, die einst Fische fingen und möglicherweise Wale bedrohten, werden nun zum Kunstwerk umgewandelt.
Besonders bemerkenswert ist die wissenschaftliche Komponente des Projekts. Die akustischen Signale der Wale sind nicht nur faszinierende Kommunikationsmittel, sondern auch Gegenstand intensiver Forschung. Dass diese Laute in einer künstlerischen Darstellung visuell umgesetzt werden, verdeutlicht den wachsenden interdisziplinären Ansatz in Kunst und Wissenschaft.
Doch jenseits der ästhetischen und intellektuellen Faszination bleibt die Kernfrage bestehen: Wie gehen Menschen mit der Meereswelt um? Während Kunst und Forschung sich dem Verständnis der Wale widmen, sind sie in der Realität weiterhin zahlreichen Bedrohungen ausgesetzt. Industrielle Fischerei, Schiffsverkehr und Umweltverschmutzung gefährden ihre Lebensräume. Die Installation in Winchester mag nicht alle Antworten liefern, doch sie zwingt die Betrachter zum Nachdenken – und das ist vielleicht ihr größter Erfolg.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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