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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Mitten im Wahlkampf, der entscheidende Weichen für die Zukunft des Gesundheitswesens stellen könnte, bleibt die Stimme der Apotheken ungehört. Die Krise der ABDA lähmt die Standesvertretung, während politische Entscheidungen ohne Einfluss der Apotheker getroffen werden. Was bedeutet das für die Branche – und welche Schritte müssen Apothekenbetreiber jetzt ergreifen, um ihre Interessen zu sichern?
Mitten im politischen Wahlkampf, der maßgebliche Weichen für die Zukunft des Gesundheitswesens stellen könnte, stehen die Apotheken in Deutschland ohne eine funktionierende und handlungsfähige Standesvertretung da. Die ABDA, das Dach der Apothekerverbände, ist durch interne Konflikte und mangelnde Führungskraft zunehmend gelähmt. Während Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit der Vertrauensfrage die politische Agenda bestimmt und die Parteien auf Konfrontationskurs gehen, droht die Stimme der Apothekerbranche zu verhallen.
Die Herausforderungen sind vielfältig: Der zunehmende wirtschaftliche Druck durch stagnierende Honorare, die Belastung durch steigende Betriebskosten und der wachsende Fachkräftemangel belasten den Apothekenalltag erheblich. Zudem setzt die Konkurrenz durch den Versandhandel und die fortschreitende Digitalisierung der Branche zu. Angesichts dieser Lage wäre eine geschlossene und durchsetzungsfähige Standesvertretung wichtiger denn je, um die Interessen der Apotheken wirksam in den politischen Diskurs einzubringen. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Statt mit klaren Forderungen und einer einheitlichen Stimme aufzutreten, zerfällt die ABDA in interne Streitigkeiten und bürokratische Grabenkämpfe.
Die Konsequenzen dieser Schwäche zeigen sich bereits deutlich. Politische Entscheidungen, die den Apothekenalltag erheblich beeinflussen, werden häufig ohne deren Mitgestaltung getroffen. Reformen wie die Neuregelungen zur Apothekenvergütung oder der Ausbau digitaler Gesundheitslösungen bergen für viele Apotheken unkalkulierbare Risiken. Insbesondere kleinere Betriebe fühlen sich durch die fehlende Unterstützung ihrer Standesvertretung im Stich gelassen. Auch regional engagierte Apotheker kritisieren, dass zentrale Anliegen, wie die Vereinfachung bürokratischer Vorgaben oder eine bessere Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen, keine Priorität auf der politischen Agenda haben.
Für Apothekenbetreiber bedeutet dies, dass sie zunehmend eigenverantwortlich handeln müssen. Der direkte Kontakt zu lokalen politischen Entscheidungsträgern sowie die Teilnahme an regionalen Diskussionsforen könnten dazu beitragen, die eigenen Anliegen sichtbarer zu machen. Auch interne Anpassungen werden wichtiger: Investitionen in digitale Infrastruktur, die Optimierung betrieblicher Prozesse und innovative Dienstleistungen sind essenziell, um die wirtschaftliche Stabilität zu sichern. Gleichzeitig rückt die Frage nach der Zukunft der ABDA in den Fokus. Die Notwendigkeit umfassender Reformen innerhalb der Standesvertretung wird immer deutlicher. Eine modernere, effizientere Struktur, die auf die Bedürfnisse der Apotheken eingeht, könnte die dringend benötigte Handlungsfähigkeit zurückbringen.
Doch Zeit ist ein entscheidender Faktor. Sollte die ABDA ihre Krise nicht schnell überwinden, droht der Apothekenschaft ein massiver Einflussverlust im politischen Entscheidungsprozess. Dies könnte nicht nur die wirtschaftliche Situation vieler Betriebe verschlechtern, sondern langfristig auch die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung gefährden.
Die aktuelle Krise der ABDA ist symptomatisch für ein grundlegendes Problem in der Standesvertretung der Apotheker. Während andere Branchen ihre Interessen mit Nachdruck vertreten, wirkt die Apothekerschaft wie ein zersplittertes Kollektiv ohne klaren Fokus. Das ist besonders fatal in einer Zeit, in der politische Entscheidungen grundlegende Veränderungen für das Gesundheitswesen und die Apothekenlandschaft mit sich bringen könnten.
Die internen Konflikte innerhalb der ABDA lenken von den eigentlichen Herausforderungen ab. Der Rückzug führender Persönlichkeiten und die Unfähigkeit, eine geschlossene Strategie zu entwickeln, schwächen die Organisation enorm. Was fehlt, ist eine moderne Führung, die nicht nur die Anliegen der Apotheken ernst nimmt, sondern sie auch schlagkräftig in die politische Diskussion einbringt. Die Apotheker benötigen eine Vertretung, die die vielfältigen Themen – von der Digitalisierung über die Vergütungsstrukturen bis hin zur Nachwuchsförderung – umfassend adressiert.
Für die einzelnen Apothekenbetreiber ist diese Situation ein Weckruf. Es wird immer deutlicher, dass sie nicht allein auf die ABDA vertrauen können. Eigeninitiative und regionale Vernetzung sind mehr denn je gefragt, um die eigenen Interessen sichtbar zu machen. Gleichzeitig müssen sie langfristig auf eine Reform der Standesvertretung hinwirken. Die ABDA braucht einen grundlegenden Neustart: eine Verschlankung der Strukturen, eine stärkere Einbindung der Basis und vor allem eine klarere Kommunikation mit den politischen Entscheidungsträgern.
Die Apothekerschaft steht an einem Scheideweg. Ohne eine funktionsfähige und schlagkräftige Standesvertretung wird sie zunehmend an politischem Einfluss verlieren. Doch die Verantwortung liegt nicht allein bei der ABDA-Führung. Auch die Mitglieder der Organisation müssen aktiv werden und den Veränderungsprozess einfordern. Die Alternative – ein dauerhafter Bedeutungsverlust – wäre nicht nur für die Apothekenbranche, sondern auch für die flächendeckende Gesundheitsversorgung in Deutschland ein Desaster.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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