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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
In Deutschland sind viele Hausbesitzer unzureichend gegen Naturkatastrophen wie Hochwasser versichert, was besonders in Risikogebieten zu existenziellen Bedrohungen führen kann. Auch Apothekenbetreiber sollten den Versicherungsschutz ihrer Gebäude nicht vernachlässigen, um sich vor den finanziellen Folgen zu schützen. Zugleich steht die Apothekenbranche unter immensem Druck: Fachkräftemangel und Bürokratie gefährden die Versorgungssicherheit, wie in Schleswig-Holstein deutlich wird. Währenddessen nehmen Krankenhausaufenthalte zu, die Zahl der Mykoplasmen-Infektionen steigt, und der Ärztemangel in Berlin führt zu überfüllten Wartezimmern. In der Pharmakotherapie gibt es Fortschritte mit dem neuen Schizophrenie-Medikament Cobenfy™ und der kabellosen Hörhilfe von Apple. Sicherheitsbedenken bei Voxelotor sowie steigende Masernfälle rücken verstärkte Gesundheitsmaßnahmen in den Fokus. Weltweit steht die Tollwutbekämpfung bis 2030 auf der Agenda der WHO.
Hochwasser: Viele Hausbesitzer ohne Versicherungsschutz – Was Apothekenbetreiber beachten sollten
In Deutschland sind viele Hausbesitzer noch immer unzureichend gegen Naturkatastrophen wie Hochwasser versichert. Trotz steigender Extremwetterereignisse verzichten viele darauf, eine Elementarschadenversicherung abzuschließen, die Schutz vor Schäden durch Überschwemmungen, Erdrutsche oder Starkregen bietet. Besonders gefährlich wird dies in Hochrisikogebieten, in denen Starkregenereignisse immer häufiger auftreten. Hier ist der Versicherungsschutz für Immobilienbesitzer entscheidend, um nicht in existenzielle finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.
Doch nicht nur Privatpersonen stehen vor dieser Herausforderung. Auch Apothekenbetreiber müssen in Anbetracht der zunehmenden Unwetterlagen ihre Versicherungsstrategie überdenken. Apotheken sind, aufgrund ihrer Lagerhaltung von Medikamenten und empfindlichen technischen Geräten, besonders anfällig für Schäden durch Wasser. Bei einem Hochwasser kann nicht nur das Gebäude Schaden nehmen, sondern auch die gesamte Warenversorgung. Medikamente, die durch Feuchtigkeit oder Verunreinigungen unbrauchbar werden, müssen sofort entsorgt werden. Dies führt zu hohen finanziellen Verlusten, die durch eine entsprechende Elementarschadenversicherung abgesichert werden könnten.
Die Apothekerverbände raten dazu, regelmäßig die eigene Versicherungsdeckung zu überprüfen und gegebenenfalls zu erweitern. Dabei sollten nicht nur Gebäudeschäden, sondern auch Lagerbestände und technische Geräte berücksichtigt werden. Zudem könnten Maßnahmen zur Hochwasservorsorge sinnvoll sein, um potenzielle Schäden bereits im Vorfeld zu minimieren. Dazu zählen etwa die Installation von Rückstauklappen, die Sicherung von sensiblen Geräten und Medikamenten auf höheren Ebenen sowie regelmäßige Wartungen von Gebäudestrukturen.
Ein weiteres Problem, das Apothekenbetreiber in Betracht ziehen müssen, sind die Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit. Nach einem Hochwasserschaden könnten Betriebsunterbrechungen auftreten, da das Geschäft für Reparaturarbeiten geschlossen bleiben muss. In diesem Fall ist es wichtig, eine entsprechende Betriebsunterbrechungsversicherung abzuschließen, die den finanziellen Schaden durch den Ausfall abdeckt.
Zusätzlich sollten Apotheker prüfen, ob ihr Versicherungsschutz besondere Klauseln für Naturkatastrophen umfasst und ob die Prämien und Leistungen der Versicherungspolice auf dem aktuellen Stand sind. Die Berater der Versicherungen sollten hier gezielt angesprochen werden, um sicherzustellen, dass Apothekenbetriebe optimal abgesichert sind. Schließlich geht es nicht nur um den Schutz des Eigentums, sondern auch um die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung, besonders in Krisenzeiten.
Die jüngsten Hochwasserereignisse in Deutschland haben deutlich gemacht, wie verwundbar Hausbesitzer und Unternehmen gegenüber Naturkatastrophen sind. Apothekenbetreiber tragen eine besondere Verantwortung, da sie nicht nur für ihre eigene Existenzgrundlage sorgen müssen, sondern auch eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung spielen. Der Abschluss einer umfassenden Elementarschaden- und Betriebsunterbrechungsversicherung ist daher unerlässlich. Es ist alarmierend, dass viele Unternehmen und Privatpersonen immer noch zögern, in einen ausreichenden Versicherungsschutz zu investieren, obwohl die Risiken durch den Klimawandel stetig zunehmen. Apotheken sollten hier als Vorbild vorangehen und zeigen, dass eine vorausschauende Absicherung nicht nur klug, sondern auch existenziell ist.
Apotheken am Scheideweg: Versorgungssicherheit in Gefahr
Die Gesundheitsversorgung in Schleswig-Holstein steht vor einer ungewissen Zukunft. Dies wurde beim parlamentarischen Abend der Interessengemeinschaft der Heilberufe in Kiel deutlich, wo Vertreter der Apotheker, Humanmediziner, Tier- und Zahnärzte sowie Psychotherapeuten über die drängendsten Probleme ihrer jeweiligen Berufsgruppen sprachen. Fachkräftemangel, zunehmende Bürokratie und die Bedrohung der Freiberuflichkeit dominieren die Diskussionen – und die Apothekenbranche scheint besonders stark betroffen zu sein.
Hans-Günter Lund, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbands Schleswig-Holstein, zeichnete ein düsteres Bild. Laut ihm werde die mangelnde Dialogbereitschaft seitens des Bundesgesundheitsministeriums, gekoppelt mit den aktuellen Reformplänen, zu einer dramatischen Verschlechterung der Versorgung führen. Dies werde nicht nur die Apotheken treffen, sondern auch die Patienten, die die Hauptleidtragenden der Situation sein würden.
Die Lage in den Apotheken sei angespannt. Schleswig-Holsteins Ministerin für Justiz und Gesundheit, Kerstin von der Decken (CDU), sprach von einem erheblichen Rückgang der Apothekenzahl im nördlichsten Bundesland. Waren es vor fünf Jahren noch knapp 650 Apotheken, so sind es heute nur noch 575. Die Ministerin betonte, dass die jüngsten gesetzlichen Maßnahmen, darunter das GKV-Stabilisierungs-Gesetz und das Skonto-Urteil des Bundesgerichtshofs, die Situation weiter verschärft hätten. Viele Apotheken stünden vor existenziellen Herausforderungen, die Versorgungslage sei auf einem kritischen Tiefpunkt angekommen.
Trotz dieser ernüchternden Bilanz scheinen die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weiterhin wenig Rücksicht auf die Bedenken der Apotheken zu nehmen. Lauterbachs Entwurf zur sogenannten »Light-Apotheke«, die die Rolle der Apotheken weiter einschränken würde, sorgt für anhaltende Diskussionen. Auch innerhalb der Bundesregierung gibt es Berichten zufolge Widerstand gegen den Entwurf, der bislang nicht offiziell im Kabinett beraten wurde.
Die Landesgesundheitsminister signalisierten, dass sie den weiteren Verlauf der Verhandlungen abwarten wollen, um gegebenenfalls auf den Kabinettsentwurf zu reagieren. Unterdessen verteidigte die SPD-Landtagsabgeordnete Sophia Schiebe Bundesgesundheitsminister Lauterbach. Sie würdigte seinen Einsatz, Probleme anzugehen, die schon lange ungelöst blieben, versprach jedoch, die Bedenken der Heilberufe an den Minister weiterzutragen.
Die Versorgungsprobleme betreffen nicht nur die Apotheken, sondern alle Heilberufe. Doch während sich die Lage in anderen Bereichen ebenfalls zuspitzt, zeichnet sich im Apothekensektor eine besonders alarmierende Entwicklung ab. Die Gefahr einer weiteren Ausdünnung des Versorgungsnetzes wächst und mit ihr die Sorge um die Versorgungssicherheit der Bevölkerung.
Die Situation der Apotheken in Schleswig-Holstein und bundesweit steht exemplarisch für die Schwierigkeiten, vor denen das gesamte Gesundheitssystem derzeit steht. Die apothekenpolitischen Entscheidungen der vergangenen Jahre, insbesondere die ausbleibenden Anpassungen beim Apothekenhonorar und die zusätzlichen Belastungen durch Gesetze wie das GKV-Stabilisierungs-Gesetz, haben die Apothekenlandschaft massiv unter Druck gesetzt.
Dass die Apothekenzahl in Schleswig-Holstein so stark gesunken ist, ist ein klares Signal dafür, dass die bisherige Politik versagt hat, die Versorgungsstruktur aufrechtzuerhalten. Die Pläne für die Einführung der »Light-Apotheke« verfehlen aus Sicht der Apotheken völlig das Ziel, die Versorgung zu sichern. Stattdessen riskieren sie, das Apothekensystem weiter zu schwächen.
Es wird höchste Zeit, dass sich die politischen Akteure auf Bundes- und Länderebene den Sorgen und Nöten der Apotheken stellen. Die Versorgungssicherheit darf nicht der politischen Uneinigkeit zum Opfer fallen – weder in Schleswig-Holstein noch im Rest des Landes.
Systemzerstörung statt Reform: Apothekerschaft kritisiert fehlende Unterstützung
Die Apothekerschaft in Deutschland sieht sich zunehmend in einer existenziellen Krise. Auf den Wirtschaftstagen des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt machte Eckart Bauer, Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales der ABDA, deutlich, dass das Bundesgesundheitsministerium (BMG) trotz der prekären Lage der Apotheken eine Honorarerhöhung bis 2026 ablehne. Dies treffe die Apotheken zu einer Zeit, in der steigende Betriebskosten und stagnierende Umsätze die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken gefährdeten. Bereits im Jahr 2023 arbeitete jede zehnte Apotheke defizitär, ein Trend, der sich im ersten Halbjahr 2024 weiter verschärft habe.
Bauer betonte, dass die Zahl der Apothekenschließungen weiterhin steige und die Anzahl an Neugründungen und Filialen rückläufig sei. Kein Bundesland sei von dieser Entwicklung ausgenommen, und eine Trendumkehr sei nicht in Sicht. Hinzu kämen die Folgen des Skonto-Urteils des Bundesgerichtshofs (BGH), welches die Apotheken weiter unter Druck setze. Die angepassten Konditionen der Großhändler und Lieferanten würden in der zweiten Jahreshälfte 2024 spürbare Auswirkungen auf die Betriebsergebnisse der Apotheken haben.
Zudem belaste der neue Gehaltstarifvertrag, der seit dem 1. Juli in Kraft ist, die Apotheken zusätzlich. Neben einer Lohnerhöhung für die Angestellten sei auch eine Verkürzung der Arbeitszeiten vereinbart worden, was die Personalkosten weiter erhöhe. Bauer wies darauf hin, dass auch die steigenden Zusatzbeiträge vieler Krankenkassen im Jahresverlauf die Apotheken weiter belasten würden.
Bauer sparte auch nicht mit Kritik am geplanten Apotheken-Reformgesetz (ApoRG). Besonders die vorgesehene "Apotheke ohne Apotheker" sei für die Branche inakzeptabel. Er warnte, dass dies den niederschwelligen Zugang zu pharmazeutischer Beratung gefährde und einen Widerspruch zu den geplanten erweiterten Leistungen, wie Impfungen oder Medikationsanalysen, darstelle. „Systemzerstörung ist keine bürokratische Erleichterung“, fasste Bauer seine Kritik an dem Gesetzentwurf zusammen.
Die Apotheken müssen sich bis 2026 mit einer Umverteilung der Vergütung arrangieren, bevor neue Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband beginnen. Bauer kritisierte, dass die Umverteilung zu einer weiteren Entkopplung von den steigenden Kosten führe. Besonders nachteilig sei die geplante Absenkung des variablen Vergütungsteils zugunsten einer Erhöhung des Fixums, da immer mehr Apotheken mit der Vorfinanzierung teurer Arzneimittel zu kämpfen hätten. Dies komme zu einer Zeit, in der die Niedrigzinsphase zu Ende gehe.
Zum Abschluss stellte Bauer klar, dass ohne politisches Handeln die wirtschaftliche Gefährdung vieler Apotheken und damit die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Deutschland auf dem Spiel stünden. Die Apothekerschaft fordert eine deutliche Erhöhung und Dynamisierung des Fixums, eine angemessene Reaktion auf das Skonto-Urteil, finanzielle Soforthilfen sowie flexiblere Lösungen zur Bewältigung von Lieferengpässen.
Die Apothekerschaft in Deutschland steht vor einem Wendepunkt. Während die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken zunehmend prekär wird, hält das Bundesgesundheitsministerium an seiner harten Linie fest und verweigert eine längst überfällige Honorarerhöhung. Es ist kaum nachvollziehbar, warum die Politik die Warnungen der Branche ignoriert und stattdessen mit halbherzigen Reformvorschlägen wie der „Apotheke ohne Apotheker“ das bestehende System weiter destabilisiert.
Eckart Bauers scharfe Kritik an der Regierungspolitik ist mehr als berechtigt. Die Folgen des Skonto-Urteils und der neue Tarifvertrag belasten die Apotheken zusätzlich, während die Krankenkassen mit steigenden Zusatzbeiträgen ebenfalls ihren Teil zur Kostenlast beitragen. Die geplante Reform wird nicht nur das ohnehin fragile System weiter aushöhlen, sondern langfristig den Zugang der Bevölkerung zu pharmazeutischer Beratung gefährden.
Es ist höchste Zeit, dass die Politik die wirtschaftlichen Realitäten der Apothekenbranche anerkennt und handelt. Eine nachhaltige Unterstützung der Apotheken durch eine Erhöhung des Fixums und flexible Lösungen bei der Bewältigung von Lieferengpässen sind dringend notwendig. Ohne diese Maßnahmen droht der Kollaps eines wichtigen Teils der Gesundheitsversorgung in Deutschland.
Ärztemangel in Berlin: Überfüllte Wartezimmer als tägliches Problem
Der Ärztemangel in Berlin hat sich zu einem akuten Problem entwickelt, das immer mehr Patienten zu spüren bekommen. In vielen Stadtteilen sind Arztpraxen überlastet, was zu langen Wartezeiten und überfüllten Wartezimmern führt. Besonders betroffen sind Hausarztpraxen und Fachärzte, bei denen Termine oft Wochen oder gar Monate im Voraus vergeben werden.
Eine Ursache für die angespannte Lage ist der demografische Wandel. Während die Bevölkerung Berlins wächst, scheiden immer mehr ältere Ärzte altersbedingt aus dem Beruf aus. Der Nachwuchs reicht nicht aus, um die Lücken zu schließen. Viele junge Mediziner entscheiden sich zudem gegen die Niederlassung in Großstädten und bevorzugen Kliniken oder ländliche Gebiete, wo die Arbeitsbedingungen als weniger stressig gelten.
Neben der Unterbesetzung in den Praxen kommt auch der gestiegene administrative Aufwand hinzu. Ärzte müssen immer mehr Zeit für bürokratische Aufgaben aufwenden, was die verfügbare Zeit für Patienten weiter verringert. „Ich verbringe mittlerweile fast so viel Zeit mit Formularen wie mit Patienten“, berichtet ein Berliner Allgemeinmediziner.
Für Patienten bedeutet dies, dass sie oft stundenlang in vollen Wartezimmern sitzen müssen. Viele Menschen weichen auf Notfallambulanzen aus, was das ohnehin überlastete Gesundheitssystem zusätzlich strapaziert. Die Situation führt zunehmend zu Frustration und Resignation auf beiden Seiten – Patienten fühlen sich nicht ausreichend versorgt, während Ärzte unter wachsendem Druck stehen.
Die überfüllten Wartezimmer in Berlin sind ein Symptom einer viel tiefer liegenden Krise im Gesundheitswesen. Der Ärztemangel ist nicht nur das Ergebnis demografischer Veränderungen, sondern auch ein strukturelles Problem, das dringend angegangen werden muss. Mehr Studienplätze und attraktivere Arbeitsbedingungen für Ärzte wären nur ein erster Schritt, um der Misere entgegenzuwirken. Auch die Politik muss handeln und die Arbeitsbelastung für niedergelassene Ärzte reduzieren, damit mehr Zeit für die eigentliche Patientenversorgung bleibt.
Es ist höchste Zeit, dass das Problem ganzheitlich betrachtet wird. Patienten und Ärzte dürfen nicht weiter die Leidtragenden eines Systems sein, das sich zunehmend selbst blockiert. Eine nachhaltige Lösung erfordert Engagement von allen Akteuren, angefangen bei der Politik bis hin zu den Krankenkassen. Nur so können die überfüllten Wartezimmer wieder zur Ausnahme werden und die Gesundheitsversorgung in Berlin langfristig gesichert werden.
Zahl der Krankenhausaufenthalte steigt – Deutlicher Zuwachs bei Personal und Auszubildenden
Im vergangenen Jahr wurden in den Krankenhäusern in Deutschland rund 17,2 Millionen Patienten stationär behandelt. Das entspricht einem Anstieg von 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt bekannt gab. Trotz dieses Wachstums bleibt die Zahl der Krankenhausaufenthalte unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie: 2019 verzeichneten die Krankenhäuser noch 11,4 Prozent mehr Patienten als im Jahr 2023.
Die durchschnittliche Verweildauer der Patienten betrug 7,2 Tage, ein Wert, der seit 2018 stabil ist. Die Aufenthaltsdauer variiert jedoch stark je nach Fachbereich. Während Patienten in der Inneren Medizin durchschnittlich 5,3 Tage und in der Allgemeinen Chirurgie 5,1 Tage im Krankenhaus verbrachten, lag die Verweildauer in der Geriatrie bei 15,3 Tagen. In psychiatrischen Abteilungen wurden teils wesentlich längere Behandlungen registriert, mit durchschnittlich 24,4 bis 45,3 Tagen.
Die Zahl der Krankenhausbetten sank im Jahr 2023 leicht um 0,7 Prozent auf 476.924 Betten, von denen 26.158 Intensivbetten waren. Gleichzeitig stieg die Auslastung der Betten um 3,1 Prozent auf 71,2 Prozent. Dies verdeutlicht den Druck auf die stationären Kapazitäten der Krankenhäuser, insbesondere angesichts des gestiegenen Bedarfs.
Auch die Beschäftigtenzahlen im Gesundheitswesen zeigten eine positive Entwicklung. Der ärztliche Dienst verzeichnete Ende 2023 rund 212.000 Beschäftigte, was einem Anstieg von 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im nichtärztlichen Dienst stieg die Zahl der Beschäftigten auf knapp 1,1 Millionen, ein Plus von 2,5 Prozent. Besonders stark wuchs die Zahl der Auszubildenden im Gesundheitswesen. Insgesamt 118.240 Schüler und Auszubildende wurden Ende des Jahres verzeichnet – ein Anstieg von 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Diese Entwicklungen unterstreichen die wachsenden Herausforderungen für das Gesundheitssystem. Trotz des erhöhten Personalbestands bleibt die Versorgungssituation in vielen Krankenhäusern angespannt, da die steigenden Patientenzahlen, insbesondere in bestimmten Fachbereichen, die vorhandenen Kapazitäten überfordern könnten. Gleichzeitig ist der rückläufige Trend bei der Bettenzahl ein Warnsignal dafür, dass die stationäre Versorgung in Zukunft noch stärker unter Druck geraten könnte.
Der erneute Anstieg der Patientenzahlen in deutschen Krankenhäusern zeigt, dass die Erholung nach der Pandemie nur langsam voranschreitet. Obwohl mehr Personal eingestellt wurde, bleibt der systemische Druck hoch. Die stabile Verweildauer von durchschnittlich 7,2 Tagen täuscht darüber hinweg, dass die Belegung der Betten zunehmend eine Herausforderung wird, insbesondere in Fachbereichen mit längeren Behandlungsdauern wie der Geriatrie und Psychiatrie.
Die leicht gesunkene Bettenkapazität bei gleichzeitig steigender Auslastung deutet darauf hin, dass die Krankenhäuser an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Angesichts des demografischen Wandels und einer alternden Bevölkerung könnte dies in den kommenden Jahren zu einem größeren Problem werden. Das Plus bei den Auszubildenden ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch es bleibt die Frage, ob diese Nachwuchskräfte die wachsenden Lücken im System rechtzeitig füllen können.
Neues Schizophrenie-Medikament Cobenfy™: Durchbruch in der Pharmakotherapie
Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat der Firma Bristol-Myers Squibb die Zulassung für das neuartige Medikament Cobenfy™ zur Behandlung von Schizophrenie bei Erwachsenen erteilt. Das Medikament enthält eine Kombination der Wirkstoffe Xanomelin und Trospiumchlorid und stellt das erste neue Wirkprinzip zur Behandlung dieser Erkrankung seit Jahrzehnten dar. Es wirkt nicht wie herkömmliche Antipsychotika auf die Dopaminrezeptoren, sondern gezielt auf Muskarinrezeptoren, die eine zentrale Rolle bei psychotischen und kognitiven Symptomen spielen könnten.
Xanomelin, der Hauptwirkstoff, wirkt agonistisch auf muskarinische Acetylcholinrezeptoren, die in bestimmten Hirnregionen präsent sind und bei der Entstehung von Psychosen eine Rolle spielen. Da Xanomelin jedoch auch periphere Nebenwirkungen verursachen könnte, wird es mit Trospiumchlorid kombiniert, einem Antagonisten, der periphere Effekte verhindert. Diese Kombination soll es ermöglichen, die Schizophrenie-Symptome zu lindern, ohne schwere motorische oder metabolische Nebenwirkungen zu verursachen.
In klinischen Studien der Phase III, namentlich Emergent-2 und -3, konnte Cobenfy eine signifikante Reduktion der Symptome erzielen. Gemessen anhand der Positiv- und Negativ-Syndrom-Skala (PANSS), verringerte das Medikament die Schizophrenie-Symptome im Vergleich zu Placebo erheblich. Die Patienten wiesen eine Verbesserung ihrer Positiv-Symptome auf, die unter anderem Halluzinationen und Wahnvorstellungen umfassen.
Professor Dr. Alkomiet Hasan, Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Augsburg, bewertete die Zulassung als "Durchbruch" in der Schizophrenie-Therapie. Besonders hervorzuheben sei, dass das Medikament kaum motorische Nebenwirkungen verursacht und ein günstiges metabolisches Profil besitzt. Der fehlende Dopaminantagonismus könnte allerdings bedeuten, dass die Wirksamkeit in der Praxis geringer ausfällt als bei herkömmlichen Antipsychotika.
Nebenwirkungen wie Harnverhalt, erhöhte Herzfrequenz und gastrointestinale Probleme wurden ebenfalls dokumentiert. Aufgrund der besonderen Wirkweise des Medikaments empfiehlt die FDA, Cobenfy nicht bei Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen einzusetzen.
In Europa wurde bisher noch kein Zulassungsantrag für Cobenfy eingereicht, doch Experten gehen davon aus, dass dies nach der US-amerikanischen Zulassung bald geschehen könnte.
Die Einführung von Cobenfy™ könnte in der Behandlung von Schizophrenie einen lange ersehnten Wandel einleiten. Über Jahrzehnte haben sich Behandlungen auf den Dopaminantagonismus konzentriert, doch diese Herangehensweise ist mit zahlreichen Nebenwirkungen verbunden, die viele Patienten erheblich beeinträchtigen. Mit der Einführung von Xanomelin und Trospiumchlorid öffnet sich die Tür zu einer neuen Therapieoption, die nicht nur auf andere biochemische Prozesse abzielt, sondern auch das Potenzial hat, die Lebensqualität der Betroffenen deutlich zu verbessern.
Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich das Medikament in der Praxis bewähren wird. Der fehlende Dopaminantagonismus könnte zu Wirksamkeitseinschränkungen führen, wie einige Experten bereits vermuten. Langzeitstudien und direkte Vergleichstests mit etablierten Antipsychotika werden darüber Aufschluss geben. Trotz aller Vorbehalte könnte Cobenfy jedoch ein wichtiger Schritt in Richtung einer umfassenderen und individuelleren Behandlung von Schizophrenie sein – eine Erkrankung, die bis heute viele Fragen offenlässt.
Für die betroffenen Patienten bietet das Medikament zweifellos neue Hoffnung, gerade im Hinblick auf das geringe Risiko motorischer Nebenwirkungen und die positiven Ergebnisse der bisherigen Studien. Sollte sich das Wirkprinzip bewähren, könnten in den nächsten Jahren weitere vielversprechende Behandlungsoptionen auf den Markt kommen, die das Therapiespektrum für Schizophrenie entscheidend erweitern.
Zulassung von Voxelotor ausgesetzt: EMA reagiert auf Sicherheitsbedenken
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat nach vorläufigen Sicherheitsergebnissen empfohlen, die Zulassung von Voxelotor (Oxbryta®), einem Medikament zur Behandlung von Sichelzellanämie, vorübergehend auszusetzen. Eine erneute Analyse von Daten aus klinischen Studien hat gezeigt, dass der Wirkstoff eine Komplikation der Erkrankung, sogenannte vasookklusive Krisen (VOC), möglicherweise häufiger auslöst, als ursprünglich angenommen. Diese Krisen, die aufgrund der Verklumpung abnormal geformter roter Blutkörperchen entstehen, zählen zu den schwersten und schmerzhaftesten Komplikationen der Sichelzellanämie und können in einigen Fällen lebensbedrohlich verlaufen.
Voxelotor, ein von Pfizer entwickeltes Antianämikum, war seit seiner Marktzulassung zur Behandlung der hämolytischen Anämie bei Patienten ab zwölf Jahren mit Sichelzellanämie zugelassen. Der Wirkstoff erhöht die Sauerstoffbindung von Hämoglobin und soll die Verklumpung von Sichelzellen verhindern. Doch die jüngsten Ergebnisse zweier registerbasierter Studien weisen darauf hin, dass unter der Therapie mit Voxelotor häufiger VOC auftreten könnten als vor Behandlungsbeginn. Daraufhin hat die EMA eine gründliche Überprüfung des Nutzen-Risiko-Profils des Medikaments eingeleitet.
Besondere Besorgnis rief die Erkenntnis hervor, dass in den klinischen Studien eine höhere Sterblichkeitsrate bei Patienten unter Voxelotor im Vergleich zu Placebo beobachtet wurde. Dies veranlasste die EMA im Juli 2024, eine umfassende Bewertung der Sicherheit des Medikaments zu beginnen. In der Folge hat die EMA jetzt empfohlen, die Zulassung des Medikaments auszusetzen, bis alle verfügbaren Daten ausgewertet sind. Die endgültige Entscheidung über die Aussetzung liegt bei der Europäischen Kommission, die in der Regel den Empfehlungen der EMA folgt.
Pfizer hat daraufhin angekündigt, Voxelotor in allen Ländern zurückzurufen und alle laufenden klinischen Studien, Compassionate-Use-Programme und Early-Access-Programme auszusetzen. Ärzte werden aufgefordert, keine neuen Behandlungen mit Voxelotor zu beginnen und bei Patienten, die bereits mit dem Medikament behandelt werden, die Therapie zu stoppen. Dabei sollten alternative Therapiemöglichkeiten in Betracht gezogen und Patienten nach Therapieabbruch weiterhin auf mögliche Nebenwirkungen überwacht werden. Ein selbstständiges Absetzen des Medikaments durch Patienten ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt wird ausdrücklich nicht empfohlen.
Während die EMA ihre Untersuchung fortsetzt, wird demnächst ein Rote-Hand-Brief an medizinisches Fachpersonal verschickt, um über die aktuelle Situation und die empfohlenen Maßnahmen zu informieren. Diese Entwicklungen unterstreichen erneut die Notwendigkeit einer kontinuierlichen und sorgfältigen Überwachung der Sicherheit von Arzneimitteln, insbesondere bei der Behandlung schwerer Erkrankungen wie Sichelzellanämie.
Die Entscheidung der EMA, die Zulassung von Voxelotor vorsorglich auszusetzen, wirft ein Schlaglicht auf die enormen Herausforderungen, die in der Medikamentenentwicklung bestehen. Auch wenn Voxelotor ursprünglich mit dem Ziel entwickelt wurde, die Lebensqualität von Sichelzellanämie-Patienten zu verbessern, zeigen die jüngsten Sicherheitsbedenken, dass gut gemeinte Ansätze in der Therapie auch Risiken bergen können. Besonders bei Erkrankungen, die von Natur aus schwere und lebensbedrohliche Komplikationen wie vasookklusive Krisen mit sich bringen, müssen Arzneimittel besonders strengen Sicherheitsprüfungen unterzogen werden.
Die Entscheidung, die Zulassung auszusetzen, mag für Patienten, die auf neue Therapien angewiesen sind, enttäuschend sein, aber sie verdeutlicht auch die Sorgfaltspflicht der Gesundheitsbehörden. Der Schutz des Patientenwohls hat oberste Priorität. Die gründliche Prüfung und das Abwägen von Nutzen und Risiken eines Medikaments sind unerlässlich, um mögliche langfristige Gefahren zu vermeiden. Es bleibt zu hoffen, dass die laufenden Untersuchungen schnell zu eindeutigen Ergebnissen führen und Patienten, die auf eine wirksame Therapie angewiesen sind, bald Klarheit erhalten.
Starke Regelschmerzen oft unterschätzt – Endometriose bleibt unbekannt
Trotz zunehmender Aufklärung bleibt das Wissen über Endometriose in Deutschland weiterhin begrenzt. Laut einer aktuellen repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbands gaben nur 20 Prozent der Befragten an, die Krankheit als mögliche Ursache starker Menstruationsbeschwerden zu kennen. Diese Zahl verdeutlicht das große Informationsdefizit in der Bevölkerung, obwohl Endometriose zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen zählt.
Die Erkrankung, die durch die Ansiedlung von gebärmutterschleimhautähnlichem Gewebe außerhalb der Gebärmutter gekennzeichnet ist, betrifft schätzungsweise 10 bis 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter. Typische Symptome sind starke Regelschmerzen, chronische Bauchschmerzen sowie in schweren Fällen Unfruchtbarkeit. Häufig dauert es jedoch Jahre, bis eine Diagnose gestellt wird, da die Beschwerden oft als normale Menstruationsschmerzen abgetan werden.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass das Bewusstsein langsam wächst: Im Jahr 2022 wurden laut einer Auswertung des »Deutschen Ärzteblatts« bei rund vier von 1.000 Frauen Endometriose-Diagnosen gestellt, während es im Jahr 2014 noch 2,8 Diagnosen pro 1.000 gesetzlich versicherte Frauen waren. Der Anstieg ist nicht zuletzt auf die zunehmende Anerkennung der Krankheit als ernsthafte gesundheitliche Belastung zurückzuführen.
Dennoch bleibt eine große Lücke in der Wahrnehmung und im Verständnis der Krankheit bestehen. Fast die Hälfte der befragten Frauen in der AOK-Umfrage hat nach eigenen Angaben noch nie von Endometriose gehört. Dabei leiden viele Frauen Monat für Monat an Schmerzen: 52 Prozent der menstruierenden Frauen berichten von Beschwerden während der Periode, bei 4 Prozent sind die Schmerzen so stark, dass sie ihren Alltag ohne Schmerzmittel nicht bewältigen können.
Besonders alarmierend ist, dass viele Frauen mit starken Regelschmerzen keine ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. 28 Prozent der Betroffenen haben noch nie einen Arzt aufgesucht, da sie entweder nicht glauben, dass eine medizinische Behandlung helfen kann, oder sie befürchten, ihre Beschwerden würden nicht ernst genommen. Diese Zurückhaltung führt dazu, dass viele Frauen jahrelang unbehandelt bleiben und erhebliche Einbußen in ihrer Lebensqualität hinnehmen müssen.
Behandlungsmöglichkeiten für Endometriose umfassen neben der Einnahme von Schmerzmitteln auch hormonelle Therapien sowie operative Eingriffe. Dennoch ist die Krankheit oft chronisch und erfordert eine langfristige Betreuung. Die Studie macht deutlich, wie wichtig eine verstärkte Aufklärung über Endometriose ist, um den Betroffenen frühzeitig die notwendige Unterstützung zu bieten und ihre Leiden zu lindern.
Die Ergebnisse der AOK-Umfrage werfen ein alarmierendes Licht auf den Umgang mit Frauenkrankheiten in Deutschland. Obwohl Endometriose eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen ist, wird sie von einem Großteil der Bevölkerung kaum wahrgenommen. Viele Frauen leiden im Stillen und nehmen starke Schmerzen als unvermeidliche Begleiterscheinung ihrer Menstruation hin – ein Umstand, der im 21. Jahrhundert schlicht inakzeptabel ist.
Das Schweigen um diese Krankheit muss gebrochen werden. Es braucht nicht nur eine medizinische Aufklärung, sondern auch eine gesellschaftliche Debatte über den Umgang mit Frauenbeschwerden. Die Annahme, dass Regelschmerzen einfach hinzunehmen seien, hat tiefe Wurzeln und hält viele Betroffene davon ab, rechtzeitig ärztliche Hilfe zu suchen. Das Ergebnis ist oft eine jahrelange Leidensgeschichte, die mit frühzeitiger Diagnose und Behandlung vermeidbar wäre.
Es liegt in der Verantwortung von Ärzten, Schulen und Gesundheitsbehörden, dieses Bewusstsein zu schärfen und Frauen in ihren Beschwerden ernst zu nehmen. Endometriose darf nicht länger eine „unsichtbare“ Krankheit bleiben. Ein offenerer und bewussterer Umgang mit den Symptomen könnte Tausenden von Frauen in Deutschland helfen, ein schmerzfreieres Leben zu führen und die teils verheerenden Langzeitfolgen zu verhindern.
Die Zeit für einen gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Endometriose ist längst überfällig.
Anstieg der Mykoplasmen-Infektionen: Nachholeffekt nach Pandemie bringt Lungenentzündungen in den Fokus
In Deutschland kommt es derzeit zu einem erheblichen Anstieg von Lungenentzündungen, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Ursache für diesen Anstieg ist eine Infektion mit dem Bakterium Mycoplasma pneumoniae, das sich in den vergangenen Monaten vermehrt verbreitet hat. Laut Experten ist dies auf einen sogenannten Nachholeffekt nach den Corona-Pandemie-Schutzmaßnahmen zurückzuführen, der dazu geführt hat, dass das Immunsystem vieler Menschen weniger auf diesen Erreger vorbereitet ist.
Mycoplasma pneumoniae ist ein Bakterium, das sich durch das Fehlen einer Zellwand auszeichnet, was es gegen Antibiotika wie Penicillin unempfindlich macht. Die Infektionen verlaufen in den meisten Fällen mild, doch bei einer höheren Zahl an Infizierten kommt es auch vermehrt zu schwereren Verläufen, die unter anderem zu Lungenentzündungen führen. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche, deren Immunsystem bislang nur wenig Kontakt mit dem Erreger hatte. Dies zeigt sich in einer vermehrten Zunahme der Fallzahlen, die im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie um das 10- bis 20-Fache angestiegen sind.
Der Münchner Facharzt für Lungenheilkunde, Dr. Frank Powitz, berichtet, dass seit dem Sommer in seiner Praxis eine deutliche Zunahme von Lungenentzündungen, insbesondere durch Mykoplasmen, zu beobachten ist. Während die meisten Patienten gut auf die medikamentöse Behandlung ansprechen, berichtet Powitz von Fällen, in denen die Lungenentzündungen länger dauern und schwerer verlaufen als üblich. Diese Fälle führen vermehrt zu stationären Aufnahmen, vor allem bei Risikopatienten.
In Sachsen, dem einzigen Bundesland mit einer Meldepflicht für Mykoplasmen-Infektionen, wurden bis Mitte September bereits mehr als 12.000 Fälle registriert. Zum Vergleich: Vor der Pandemie lag die Zahl der Mykoplasmen-Meldungen bei etwa 1200 Fällen im Jahr 2019. Der Mikrobiologe Dr. Roger Dumke vom Universitätsklinikum Dresden vermutet, dass die Welle auch mit Veränderungen in den Untertypen des Erregers zusammenhängt. Diese Veränderungen könnten dazu führen, dass das Immunsystem den Erreger nicht ausreichend erkennt, was zu vermehrten Erkrankungen führt.
Ein weiteres Problem stellt die fehlende flächendeckende Untersuchung auf Mykoplasmen in Deutschland dar. Nur in Sachsen gibt es eine Meldepflicht, wodurch die Ausbreitung des Erregers nur punktuell erfasst wird. Experten fordern daher, dass auch in anderen Bundesländern die Erfassung von Mykoplasmen-Infektionen verbessert werden sollte, um die Lage besser unter Kontrolle zu bringen. Wie lange die aktuelle Welle andauern wird, ist noch unklar. Experten gehen jedoch davon aus, dass sich die Situation in den kommenden Monaten wieder normalisieren könnte.
Der Anstieg der Mykoplasmen-Infektionen verdeutlicht, wie stark sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch auf andere Infektionskrankheiten auswirken. Die Schutzmaßnahmen der vergangenen Jahre haben nicht nur die Verbreitung von SARS-CoV-2 eingedämmt, sondern auch viele andere Erreger davon abgehalten, sich in der Bevölkerung zu verbreiten. Nun zeigt sich jedoch, dass dies auch langfristige Folgen hat: Das Immunsystem vieler Menschen hat durch den mangelnden Kontakt mit typischen Erregern wie Mycoplasma pneumoniae an Reaktionsfähigkeit verloren.
Besonders bei Kindern und Jugendlichen, die in den letzten Jahren wenig bis gar keinen Kontakt mit dem Erreger hatten, kommt es nun vermehrt zu Erkrankungen. Hier wird deutlich, dass neben der Prävention von Infektionen auch das Aufrechterhalten eines natürlichen Immunkontakts wichtig ist. Die Herausforderung besteht nun darin, diese Infektionswelle medizinisch gut zu bewältigen und gleichzeitig aus den Erfahrungen der Pandemie für die Zukunft zu lernen. Eine verbesserte Überwachung und Meldepflicht könnten helfen, in Zukunft schneller auf solche Wellen zu reagieren.
Die derzeitige Lage zeigt auch, wie fragil unser Immunsystem in einer Welt mit immer neuen Hygienestandards sein kann.
Off-Label-Verordnungen in der Pädiatrie: Evidenzbasierte Dosierungen als Schlüssel zur sicheren Therapie
Die Behandlung von Kindern mit Arzneimitteln, die nicht speziell für den pädiatrischen Einsatz zugelassen sind, ist in der medizinischen Praxis weit verbreitet. Diese sogenannten Off-Label-Verordnungen, bei denen Medikamente außerhalb der zugelassenen Indikation angewendet werden, erfordern eine fundierte Entscheidung auf Basis der besten verfügbaren wissenschaftlichen Evidenz. Dies wurde beim Tag der Offizinpharmazie im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) von Apothekerin Dr. Julia Haering-Zahn vom Universitätsklinikum Erlangen betont.
Haering-Zahn wies darauf hin, dass Off-Label-Verordnungen in der Pädiatrie keine Seltenheit sind. In der stationären Versorgung liege die Prävalenz bei bis zu 90 Prozent, während sie im ambulanten Bereich bis zu 64 Prozent erreiche. Diese hohen Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit, auch bei Off-Label-Anwendungen sicherzustellen, dass Nutzen und Risiken sorgfältig abgewogen werden.
Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Evidenzbasis der verschriebenen Arzneimittel. Off-Label bedeute nicht zwangsläufig "Off-Evidence", betonte Haering-Zahn in ihrem Vortrag. Es gelte, den aktuellen Stand der Wissenschaft zu berücksichtigen, um die Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie zu gewährleisten. Dies umfasse nicht nur die Wahl des Wirkstoffs und dessen Dosierung, sondern auch die Berücksichtigung der verwendeten Hilfsstoffe. Insbesondere bei sehr jungen Patienten können bestimmte Hilfsstoffe, wie etwa Benzylalkohol, ein erhöhtes Risiko darstellen, da diese von Neugeborenen nicht ausreichend metabolisiert werden können.
Um die Therapie von Kindern mit Off-Label-Arzneimitteln sicherer zu gestalten, steht medizinischem und pharmazeutischem Fachpersonal die Datenbank kinderformularium.de zur Verfügung. Diese enthält evidenzbasierte Dosierempfehlungen für über 650 Wirkstoffe, von Abacavir bis Zonisamid. Die Plattform wird kontinuierlich aktualisiert und bietet zudem Hinweise auf mögliche problematische Hilfsstoffe. Entwickelt und betrieben wird die Datenbank vom Team für Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) am Universitätsklinikum Erlangen.
Haering-Zahn betonte, dass die Datenbank kostenlos nutzbar sei und explizit auf Rückmeldungen und Anfragen aus der Praxis setze, um die Informationen stetig zu verbessern. Ein regelmäßiger Newsletter informiert die Nutzer über Neuerungen. Die Nutzung solcher Ressourcen sei essenziell, um den Off-Label-Einsatz von Arzneimitteln in der Kinderheilkunde evidenzbasiert und damit sicher und wirksam zu gestalten.
Die Tatsache, dass Off-Label-Verordnungen in der Pädiatrie so weit verbreitet sind, unterstreicht die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Arzneimitteltherapie bei Kindern. Der Ruf nach einer stärkeren Evidenzbasis für diese Behandlungen ist nicht nur berechtigt, sondern zwingend notwendig. Denn im Gegensatz zu Erwachsenen, deren Therapien oft auf solider klinischer Forschung basieren, sind Kinder häufig auf Off-Label-Anwendungen angewiesen, da entsprechende Zulassungen fehlen.
Hier kommt die Datenbank kinderformularium.de ins Spiel, die eine unverzichtbare Ressource darstellt, um evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen. Sie bietet nicht nur fundierte Dosierempfehlungen, sondern auch wichtige Hinweise auf problematische Hilfsstoffe, die gerade bei jungen Patienten das Nutzen-Risiko-Verhältnis entscheidend beeinflussen können. Dass diese Datenbank stetig aktualisiert und kostenlos zugänglich ist, zeigt, wie wichtig der Aufbau solider Evidenz im Off-Label-Bereich ist.
Es bleibt jedoch die Frage, warum so viele Medikamente für Kinder noch immer nicht offiziell zugelassen sind. Solange sich dies nicht ändert, ist es umso wichtiger, dass Ärzte und Apotheker die bestmöglichen Informationen für eine sichere Therapie nutzen können.
Kabellose Kopfhörer als Hörhilfe – Apple erhält FDA-Zulassung
Apple hat einen entscheidenden Schritt in Richtung einer erweiterten Nutzung kabelloser Kopfhörer gemacht. Die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat der Hörgeräte-Software von Apple, die mit den Airpods Pro 2 kompatibel ist, eine offizielle Zulassung erteilt. Diese Software, die als „Hearing Aid Feature“ (HAF) bekannt ist, verwandelt die kabellosen Ohrstöpsel nach individueller Anpassung in eine freiverkäufliche Hörhilfe. Diese Innovation richtet sich an Erwachsene ab 18 Jahren mit leichtem bis mittelschwerem Hörverlust und könnte eine kostengünstige und diskrete Alternative zu herkömmlichen Hörgeräten bieten.
Die Software ermöglicht es den Nutzern, ihre Kopfhörer selbstständig mithilfe eines iOS-Geräts einzurichten und Einstellungen wie Lautstärke, Ton und Balance ohne den Besuch eines Hörspezialisten anzupassen. In einer Studie mit 118 Teilnehmenden, die an einer leichten bis mittelschweren Schwerhörigkeit litten, zeigte sich, dass die selbstständige Anpassung der HAF-Software vergleichbare Ergebnisse zu einer professionellen Hörgeräteanpassung lieferte. Darüber hinaus wurden keine negativen Effekte beobachtet, was den Erfolg dieser Technologie unterstreicht.
Neben der Hörgerätefunktion bieten die Airpods Pro 2 auch Hörschutz, der vor lauten Umgebungsgeräuschen schützt, und die Möglichkeit, einen wissenschaftlich validierten Hörtest durchzuführen. Letzterer erstellt ein personalisiertes Hörprofil, das zur Optimierung der HAF-Software und zur möglichen weiteren medizinischen Beratung genutzt werden kann.
Apple plant, diese Funktionen in Kürze in über 100 Ländern und Regionen verfügbar zu machen, darunter auch Deutschland. Die Airpods Pro 2 könnten somit eine neue Dimension der Hörversorgung eröffnen, insbesondere für Nutzer, die noch kein traditionelles Hörgerät tragen möchten. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Hearables nicht die vollständige Diagnosesicherheit eines ärztlichen Hörtests bieten und bei festgestellten Hörverlusten dennoch der Besuch eines Facharztes ratsam ist.
Mit der FDA-Zulassung der neuen Hörgeräte-Software für die Airpods Pro 2 betritt Apple ein weiteres Feld der Gesundheitsversorgung und könnte den Markt für Hörhilfen grundlegend verändern. Die niedrigen Kosten und die einfache Anpassung bieten eine attraktive Lösung für Menschen mit leichtem bis mittelschwerem Hörverlust. Hearables könnten dabei helfen, eine bestehende Versorgungslücke zu schließen, insbesondere bei technikaffinen und jüngeren Nutzern, die ohnehin an das Tragen von Kopfhörern gewöhnt sind.
Dennoch bleibt die Frage, wie präzise und zuverlässig die Diagnose eines Hörverlustes mittels dieser Technologie ist. Während Hearables eine wertvolle Unterstützung im Alltag sein können, bleibt die Beratung durch Fachärzte unverzichtbar, um mögliche medizinische Ursachen wie Otosklerose oder Mittelohrentzündungen auszuschließen. Die Integration von Hörgeräten in kabellose Kopfhörer ist zweifellos eine Innovation, doch sie sollte verantwortungsvoll genutzt werden – als erster Schritt in der Hörversorgung, nicht als Ersatz für ärztliche Diagnosen und professionelle Hörgeräte.
Das globale Ziel: Tollwut bis 2030 besiegen
Die Tollwut bleibt eine der gefährlichsten und tödlichsten Infektionskrankheiten weltweit. Besonders in den Ländern des globalen Südens stellt sie nach wie vor eine ernste Bedrohung dar. Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den 28. September zum Welt-Tollwut-Tag erklärt. Jährlich fordert die Krankheit weltweit zwischen 30.000 und 70.000 Todesopfer. In Afrika und Asien sind es insbesondere Hunde, die für die Übertragung des Tollwutvirus verantwortlich sind. Rund 90 Prozent aller Infektionen in diesen Regionen gehen auf den Kontakt mit infizierten Hunden zurück.
Vor diesem Hintergrund haben die WHO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) sowie die globale Allianz für die Bekämpfung der Tollwut das Projekt „Zero by 30“ ins Leben gerufen. Ziel dieses ehrgeizigen Projekts ist es, die Tollwut als Gesundheitsproblem bis zum Jahr 2030 weltweit zu eliminieren. Im Mittelpunkt der Strategie steht die flächendeckende Impfung von Hunden, da sie als Hauptüberträger gelten.
Studien zeigen, dass durch systematische Impfprogramme bei Hunden die Zahl der Tollwutfälle kontinuierlich sinkt. Wenn es gelingt, 70 Prozent der Hunde einer Region gegen Tollwut zu impfen, neigt die Zahl der menschlichen Infektionen gegen Null. Die Herausforderungen bleiben jedoch groß: Viele Regionen im globalen Süden verfügen über unzureichende Gesundheitsinfrastrukturen, was die Umsetzung flächendeckender Impfprogramme erschwert. Auch fehlt es an ausreichenden finanziellen Mitteln, um die Maßnahmen langfristig sicherzustellen.
Besondere Sorge bereiten zudem die zahlreichen Tierarten, die das Virus weiter verbreiten können. Während in Mitteleuropa der Fuchs als größter Überträger gilt, sind es in Nordamerika Waschbären und in den Tropen Früchte fressende Fledermäuse. Diese Anpassungsfähigkeit des Virus erschwert die Bekämpfung erheblich. Eine in Kolumbien durchgeführte Studie zeigt, dass in den Anden sogar Katzen ein bedeutender Überträger des Virus sind.
Besonders besorgniserregend ist die Rolle der Fledermäuse, speziell der Vampirfledermäuse in tropischen Regionen. Diese Tiere, die normalerweise große Vögel angreifen, haben sich in einigen Regionen Südamerikas aufgrund von Umwelteingriffen wie Abholzungen auf Menschen als Blutquelle verlegt. Fälle in Brasilien und Kolumbien belegen, dass diese Tiere in abgelegenen Regionen bereits zu tödlichen Tollwutfällen geführt haben.
Die Bekämpfung der Tollwut erfordert einen umfassenden Ansatz. Neben der Impfung von Tieren muss auch das öffentliche Bewusstsein gestärkt werden, um präventive Maßnahmen zu fördern. In Deutschland wurde die Postexpositionsprophylaxe (PEP) durch die Ständige Impfkommission (STIKO) präzisiert. Betroffene, die Kontakt mit einem tollwütigen Tier hatten, sollen unverzüglich die Wunden reinigen und eine medizinische Behandlung aufsuchen. Je nach Expositionsgrad erfolgt die Gabe eines Impfstoffs, in schwereren Fällen auch von Tollwut-Immunglobulinen.
Trotz der hohen Sterblichkeitsrate kann eine Tollwutinfektion durch rechtzeitige Impfung verhindert werden. Hierbei ist es wichtig, nicht nur in den betroffenen Ländern, sondern auch weltweit die Impfprogramme voranzutreiben, um das Ziel von „Zero by 30“ zu erreichen. Die internationale Gemeinschaft muss dabei helfen, die benötigten Ressourcen bereitzustellen und den globalen Kampf gegen diese tödliche Krankheit zu unterstützen.
Das ehrgeizige Ziel der WHO, die Tollwut bis 2030 weltweit zu eliminieren, ist ein kraftvolles Signal im Kampf gegen eine der tödlichsten Infektionskrankheiten. Doch der Weg dorthin ist steinig. Die Herausforderungen, insbesondere in den Ländern des globalen Südens, sind enorm. Es fehlen häufig die notwendigen Infrastrukturen, um flächendeckende Impfprogramme bei Hunden durchzuführen – dem zentralen Element im Kampf gegen die Tollwut.
Neben der Impfung ist jedoch auch eine gezielte Aufklärung der Bevölkerung entscheidend. Viele Menschen in betroffenen Regionen wissen oft nicht, wie gefährlich der Kontakt mit streunenden Tieren sein kann. Hier ist ein stärkeres Engagement der internationalen Gemeinschaft gefragt, um präventive Maßnahmen und Impfprogramme zu finanzieren und umzusetzen.
Besonders problematisch bleibt die Rolle von Wildtieren, insbesondere Fledermäusen, die in tropischen Regionen zunehmend als Überträger in Erscheinung treten. Umwelteingriffe wie Abholzung treiben die Tiere näher an menschliche Siedlungen heran und erhöhen das Risiko von Infektionen. Der Kampf gegen die Tollwut ist daher auch ein Kampf um den Erhalt von Lebensräumen.
„Zero by 30“ ist ein ambitioniertes Ziel, aber es ist erreichbar – mit dem nötigen politischen Willen, internationaler Zusammenarbeit und ausreichend finanziellen Mitteln. Nur wenn alle Akteure gemeinsam handeln, können wir diese tödliche Krankheit endgültig besiegen.
Masernfälle in Deutschland auf Höchststand seit Jahren – Experten fordern verstärkte Impfmaßnahmen
Die Zahl der Maserninfektionen in Deutschland hat in diesem Jahr einen besorgniserregenden Höchststand erreicht. Bis Ende September wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) 553 Fälle gemeldet, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Vor allem ungeimpfte Kinder, insbesondere in den ersten beiden Lebensjahren, sind betroffen. Das geht aus aktuellen Daten des RKI hervor, die im "Epidemiologischen Bulletin" veröffentlicht wurden. 82 Prozent der Erkrankten im Jahr 2024 hatten keinen Masernimpfschutz, ein Problem, das durch den nachlassenden Impfschutz und zunehmende Impflücken weiter verschärft wird.
Der Leiter der Infektiologie der Berliner Charité, Professor Dr. Leif Erik Sander, sieht die Ursache nicht allein in Deutschland. "Der Anstieg der Masernfälle ist kein rein deutsches Phänomen, sondern ein globaler Trend", erklärte Sander in einem Interview. Weltweit steigen die Fallzahlen, und besonders Länder wie Rumänien verzeichnen dramatische Ausbrüche. Allein in Rumänien wurden in den letzten zwölf Monaten 11.000 Maserninfektionen registriert, wobei das Land auch die höchste Anzahl an Todesfällen aufweist. Doch auch in Deutschland ist die Situation ernst: Während hierzulande bislang keine Todesfälle gemeldet wurden, steige die Gefahr durch anhaltende Impfverweigerung und fehlenden Impfschutz in der Bevölkerung, so Sander weiter.
Die Masern gelten als eine der ansteckendsten Infektionskrankheiten weltweit. Bereits kurze Exposition reicht aus, um ungeimpfte Menschen zu infizieren. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten oder Sprechen. Für Säuglinge und Kleinkinder können Masern besonders gefährlich sein, da sie das Risiko für schwere Komplikationen wie Lungenentzündungen oder Gehirnentzündungen erhöhen. Im Jahr 2024 wurden 15 Prozent der Masernfälle auf eine Infektion im Ausland zurückgeführt, was die Ansteckungsgefahr im internationalen Reiseverkehr verdeutlicht.
In Deutschland ist seit 2020 eine Masernimpfung für den Kita- und Schulbesuch verpflichtend. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt zwei Impfdosen, die erste zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat und die zweite zwischen dem 15. und 23. Monat. Dennoch sind viele Kinder bei der Einschulung noch nicht vollständig geimpft, was das Infektionsrisiko in Gemeinschaftseinrichtungen erhöht. Experten warnen, dass Impflücken auch in der erwachsenen Bevölkerung ein Problem darstellen. Menschen, die nach 1970 geboren wurden und keine oder nur eine Impfdosis erhalten haben, sollten sich laut STIKO dringend nachimpfen lassen, um einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten.
Auch die anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie könnten den aktuellen Anstieg der Masernfälle mitverursacht haben. Die Kontaktbeschränkungen und Hygienevorgaben während der Pandemie haben dazu geführt, dass viele Menschen weniger Kontakt mit Krankheitserregern hatten, was die allgemeine Immunität in der Bevölkerung beeinträchtigte. Hinzu kommt, dass die Impfbereitschaft während der Pandemie teils nachgelassen hat. "Selbst ein geringer Rückgang bei den Impfungen kann zu Ausbrüchen führen", warnt Professor Sander.
Laut dem aktuellen Bericht der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC meldeten 30 EU- und EWR-Mitgliedstaaten zwischen September 2023 und August 2024 insgesamt 18.500 Masernfälle. Deutschland rangiert mit 553 Fällen im europäischen Vergleich an zweiter Stelle hinter Rumänien. Die hohe Zahl an ungeimpften Personen ist dabei der Hauptgrund für die Ausbrüche. Masern sind durch eine zweifache Impfung praktisch vollständig vermeidbar, doch viele Menschen vernachlässigen die zweite Impfdosis oder lassen sich gar nicht impfen.
Um eine weitere Ausbreitung der Masern in Deutschland zu verhindern, fordern Experten verstärkte Aufklärungskampagnen und eine konsequentere Durchsetzung der Impfpflicht. "Wir müssen die Menschen wieder stärker für die Bedeutung der Masernimpfung sensibilisieren", erklärt Professor Sander. Auch die Politik müsse handeln, um Impflücken zu schließen und die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu fördern.
Der Anstieg der Masernfälle in Deutschland zeigt in erschreckender Deutlichkeit, wie gefährlich Impflücken für die Gesellschaft sind. Trotz der Verfügbarkeit eines effektiven Impfstoffs, der die Krankheit nahezu vollständig verhindern kann, entscheiden sich immer noch zu viele Menschen gegen eine Impfung oder lassen sich nicht vollständig impfen. Die Folgen dieser Vernachlässigung sind spürbar: Ausbrüche, die besonders gefährdete Gruppen wie Kinder oder immungeschwächte Menschen treffen.
Es ist nicht hinnehmbar, dass in einer hochentwickelten Gesellschaft wie Deutschland weiterhin Menschen durch eine vermeidbare Krankheit gefährdet werden. Die Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, sondern können schwere, teils lebensbedrohliche Komplikationen nach sich ziehen. Eine Immunisierung ist nicht nur ein individueller Schutz, sondern auch ein Akt der Solidarität gegenüber der Gemeinschaft. Wer sich nicht impfen lässt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere.
Die Politik hat mit der Einführung der Impfpflicht einen wichtigen Schritt gemacht, doch dieser muss konsequenter umgesetzt werden. Insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas und Schulen darf es keine Ausnahmen geben. Zudem ist eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung dringend notwendig. Die Menschen müssen verstehen, dass Impfen nicht nur eine persönliche Entscheidung ist, sondern eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Nur durch eine hohe Impfquote kann der Schutz der gesamten Bevölkerung gewährleistet werden. Es ist Zeit, dass alle gemeinsam handeln, um die Ausbreitung dieser gefährlichen Krankheit zu stoppen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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