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  • 13.11.2025 – Retaxrisiken im Alltag, Grenzfragen bei Hochpreistherapien, Reformdruck auf Apothekenstrukturen
    13.11.2025 – Retaxrisiken im Alltag, Grenzfragen bei Hochpreistherapien, Reformdruck auf Apothekenstrukturen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Retaxrisiken, Hochpreismedizin und Apothekenreform treffen aufeinander und erhöhen den Druck auf Inhaberinnen, Teams und PTA, während kl...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Retaxrisiken im Alltag, Grenzfragen bei Hochpreistherapien, Reformdruck auf Apothekenstrukturen

 

Der Bericht verknüpft Retaxfälle, ethische Debatten um Hochpreistherapien, gewerkschaftliche und verbandspolitische Warnungen zur Apothekenreform zu einem gemeinsamen Bild der Belastungsgrenzen.

Stand: Donnerstag, 13. November 2025, um 19:25 Uhr

Apotheken-News: Bericht von heute

Der Bericht spannt den Bogen von Retaxationen im vierstelligen Bereich, bei denen ein angeblich erkennbar gefälschtes Rezept oder die Abgabe eines Originals statt eines rabattierten Imports zum kompletten Honorarverlust führen, hin zu den politischen und ethischen Grenzfragen rund um teure Therapien im sehr hohen Alter. Er zeigt, wie die Überlegungen von Hendrik Streeck zu Hochpreistherapien, die warnenden Worte von Thomas Rochell zur Apothekenreform und die gewerkschaftliche Sicht der Adexa auf neue Vertretungsrollen für PTA in ein gemeinsames Risikobild münden: Verantwortung, Haftung und wirtschaftlicher Druck verschieben sich schrittweise in Richtung der Betriebe und ihrer Teams. Im Fokus steht die Frage, wie lange Apotheken Entscheidungen konsequent am Patientenwohl ausrichten können, wenn Retaxpraxis, Reformdruck und unausgewogene Rollenverteilung gleichzeitig an den Reserven von Inhaberinnen, Inhabern und Beschäftigten zehren.
 
 

Die geschilderten Retaxfälle markieren eine Entwicklung, die viele Inhaberinnen und Inhaber inzwischen als latente Bedrohung empfinden: Ein einzelner Vorgang kann dazu führen, dass mehrere tausend Euro Honorar nachträglich gestrichen werden und der Betrieb die Leistung faktisch unentgeltlich erbracht hat. Im ersten Fall steht am Anfang ein Rezept, das nachträglich von der Krankenkasse als Fälschung bewertet wird, verbunden mit dem Vorwurf, es sei klar als nicht echt zu erkennen gewesen. Für die kontrollierenden Stellen im Rechenzentrum mag diese Einschätzung im Nachhinein plausibel erscheinen, in der alltäglichen Praxis ist die Beurteilung häufig weniger eindeutig, weil Zeitdruck, Kommunikationswege und unklare Signale der Versicherten zusammenkommen. Der retaxierte Betrieb bleibt am Ende auf einer Summe sitzen, die im Jahresabschluss als empfindlicher Einschnitt sichtbar wird und wird damit faktisch zum letzten Korrektiv in einer Kette, in der zuvor mehrere Kontrollinstanzen versagt oder nicht gegriffen haben.

Noch komplizierter wird es, wenn nicht der Verdacht einer Fälschung im Raum steht, sondern die Frage, ob ein bestimmter Austausch zwischen Import und Original zulässig war. Im geschilderten Sachverhalt hatte eine Mitarbeiterin aus dem pharmazeutischen Team ausdrücklich Bedenken gegen die Abgabe eines Importpräparats geäußert, etwa mit Blick auf Lieferfähigkeit, Stabilität oder Patientensicherheit, und dies auch gegenüber der verantwortlichen Person kommuniziert. Die Entscheidung, dennoch das Original zu wählen, wurde in der nachträglichen Bewertung durch die Krankenkasse nicht als nachvollziehbare pharmazeutische Abwägung akzeptiert. Aus Sicht des Kostenträgers handelt es sich um eine klare Abweichung von Wirtschaftlichkeitsvorgaben, weshalb die Vergütung vollständig zurückgefordert wird. Die betroffene Betriebleitung sieht sich damit in einem Dilemma: Ein Handeln im Sinne des individuellen Patientenwohls wird rückwirkend sanktioniert, weil es nicht in das Raster von Rabattlogik und Importquoten passt.

Solche Konstellationen zeigen, wie eng die Leitplanken für Entscheidungen in der Offizin inzwischen gezogen werden, wenn wirtschaftliche und vertragsrechtliche Vorgaben auf konkrete Versorgungsfragen treffen. Apotheken werden am Ende einer langen Kette aus Herstellervorgaben, Rabattverträgen, gesetzlichen Rahmenbedingungen und Krankenkassenprüfungen zum Ort, an dem mögliche Fehler, Unklarheiten oder bewusst inkauf genommene Grauzonen abgerechnet werden. Während in der öffentlichen Debatte oftmals davon gesprochen wird, dass Retaxationen ein legitimes Instrument zur Sicherung von Wirtschaftlichkeit seien, berichten Betroffene zunehmend von Situationen, in denen ein vertretbarer Ermessensspielraum faktisch nicht anerkannt wird. Wer in diesen Fällen nicht nur um ein paar Euro, sondern um mehrere hundert oder tausend Euro kämpft, stellt zwangsläufig die Frage, wie viel Risiko ein Betrieb noch tragen kann, ohne in die Defensive zu geraten oder aus Sorge vor Sanktionen eher formalistische als patientenorientierte Entscheidungen zu treffen.

Auf einer anderen Ebene, aber mit ähnlicher Grundspannung, bewegen sich die Äußerungen von Hendrik Streeck zu Hochpreistherapien im sehr hohen Alter. Wenn ein prominenter Gesundheitspolitiker und zugleich Mediziner öffentlich darüber nachdenkt, ob bestimmte teure Behandlungen für sehr alte Menschen noch gerechtfertigt sind, berührt dies nicht nur abstrakte Budgetfragen, sondern Kernfragen des medizinischen Selbstverständnisses. Die gesetzliche Krankenversicherung basiert auf der Idee, dass medizinisch notwendige Leistungen grundsätzlich unabhängig vom Alter erbracht werden, solange der Nutzen aus fachlicher Sicht gegeben ist. Zugleich ist unbestreitbar, dass die Ausgaben für Medikamente und komplexe Therapien in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sind und Prognosen für die Jahre bis 2030 und 2040 eine weiter anziehende Kostendynamik erwarten. Die Frage, wo Grenzen sinnvoll gezogen werden können, entsteht also nicht im luftleeren Raum, sie wird aber brisant, sobald sie öffentlich mit Alterszahlen und hypothetischen Szenarien verknüpft wird, in denen der Eindruck entstehen kann, bestimmte Gruppen seien weniger „behandlungswürdig“ als andere.

Für die Versorgungspraxis bedeutet dies, dass Ärztinnen, Ärzte und pharmazeutische Teams immer häufiger in einer Situation agieren, in der sie nicht nur zwischen Nutzen und Risiken einer Therapie abwägen, sondern zugleich ahnen, dass hinter der Leitlinie auch eine Budgetlogik steht. In der Realität ist die Lage komplizierter, als es eine politische Talkshow darstellen kann: Entscheidungen werden im Rahmen definierter Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses getroffen, und kein einzelner Akteur kann aus dem Stand heraus „teure Behandlungen für Alte“ pauschal streichen. Gleichwohl verschiebt sich der Diskurs: Wenn der Eindruck wächst, dass Wirtschaftlichkeit und Beitragssatzstabilität Vorrang vor individueller Indikation erhalten, dann steigt der Druck, Behandlungen zu rechtfertigen, die noch vor wenigen Jahren als selbstverständlich galten. Apotheken erleben diese Entwicklung an der Schnittstelle, wenn Patientinnen und Patienten nachfragen, warum ein bestimmtes Präparat plötzlich als „zu teuer“ gilt oder warum Alternativen empfohlen werden, die formal gleichwertig sind, im Alltag aber andere Herausforderungen mit sich bringen.

Die Warnungen, die Thomas Rochell auf der Mitgliederversammlung eines großen regionalen Verbandes formuliert, knüpfen genau an diese Stimmungslage an. Wenn ein Vorsitzender vor Hunderten von Mitgliedern eindringlich vor den Risiken einer Reform warnt, in der Delegation, Flexibilität und neue Apothekenkategorien betont werden, ohne dass gleichzeitig ein klares, auskömmliches Honorarbild gezeichnet wird, ist das mehr als standespolitische Rhetorik. Es spiegelt die Sorge wider, dass Betriebe zu „Puffern“ eines Systems werden, das an vielen Stellen unter Spannung steht. Die Apothekenreform wird in diesem Kontext nicht als isoliertes Gesetz wahrgenommen, sondern als weiterer Schritt in einer Reihe von Maßnahmen, die die Verantwortung für Versorgung und Steuerung zunehmend nach unten verlagern. In einer solchen Situation steigt der Wunsch nach verlässlichen Zusagen zu Strukturausgleich, Fixum, Notdienstfonds und klar definierten Aufgabenprofilen – nicht, um Reformen zu blockieren, sondern um sie auf ein tragfähiges Fundament zu stellen.

Die Stimme der Adexa bringt eine weitere Perspektive in das Bild: die der Beschäftigten und insbesondere der PTA, die im Alltag einen großen Teil der Beratungsarbeit und der praktischen Umsetzung von Vorgaben tragen. Grundsätzlich begrüßt es die Gewerkschaft, wenn sich berufliche Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen und Kompetenzen sichtbar werden, statt im Schattenbereich zu bleiben. Zugleich weist sie darauf hin, dass die in der Apothekenreform vorgesehenen Erweiterungen sich im Kern auf Vertretungsfunktionen konzentrieren, ohne dass damit automatisch bessere Arbeitsbedingungen, klare Haftungsregeln oder höhere Vergütungen verbunden wären. Für viele PTA bedeutet dies, dass sie zwar mehr Verantwortung übernehmen sollen, während ihre Position im Gefüge der Praxis und ihre Gehaltsstruktur unverändert bleiben. Die Gewerkschaft mahnt daher an, dass jede Erweiterung von Rollen und Aufgaben mit einer ehrlichen Debatte darüber einhergehen muss, wie Verantwortung, Schutz und Anerkennung verteilt werden.

Gemeinsam zeichnen diese Beispiele eine Versorgungslandschaft, in der ökonomische, rechtliche und ethische Fragen enger zusammenrücken, als es vielen Beteiligten lieb sein kann. Retaxationen im vierstelligen Bereich, Diskussionen über Behandlungsgrenzen im hohen Alter, Reformen mit unklarer Honorarbasis und verschobenen Verantwortungslinien sowie neue Aufgabenpakete für PTA ohne sichere Rahmenbedingungen sind keine voneinander getrennten Phänomene. Sie sind Ausdruck eines Systems, das versucht, wachsende Anforderungen unter begrenzten finanziellen Ressourcen zu bewältigen, und dabei Risiken und Lasten oft eher verteilt als reduziert. Für Apotheken, ihre Teams und ihre Verbände ergibt sich daraus die Aufgabe, nicht nur einzelne Fälle oder Paragrafen zu kritisieren, sondern die Zusammenhänge sichtbar zu machen und klare Forderungen zu formulieren: nach fairen Retaxregeln, transparenten ethischen Leitlinien, verlässlicher Finanzierung und einer Rollenverteilung, die Verantwortung nicht stillschweigend nach unten durchreicht.

In der täglichen Versorgungspraxis treffen inzwischen gleich mehrere Belastungslinien aufeinander: Betriebe müssen mit aggressiven Retaxforderungen umgehen, in denen ein angeblich erkennbares Fake-Rezept oder ein aus Sicht der Kasse „falscher“ Austausch zwischen Import und Original zum kompletten Honorarverlust führt. Gleichzeitig rücken politische Debatten näher, in denen offen gefragt wird, ob sehr alte Menschen überhaupt noch von teuren Medikamenten profitieren sollen, während Verantwortliche aus Verbänden vor den Nebenwirkungen der Apothekenreform warnen. PTA rücken stärker in den Fokus, weil sie nach den Plänen des Gesetzgebers zusätzliche Vertretungsaufgaben übernehmen sollen und ihre Gewerkschaft die Chancen und Risiken dieser Entwicklung abwägt. Aus all diesen Punkten ergibt sich ein Bild, in dem wirtschaftlicher Druck, ethische Grenzfragen und strukturelle Veränderungen nicht nebeneinander stehen, sondern sich gegenseitig verstärken und die Fehlertoleranz in den Betrieben spürbar verkleinern.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Wenn Retaxforderungen im vierstelligen Bereich an der Frage hängen, ob ein Rezept „erkennbar“ gefälscht war, wenn Gerichte pharmazeutische Bedenken einer PTA nicht als ausreichend achten und gleichzeitig politisch darüber diskutiert wird, ob sehr alte Menschen noch Zugang zu teuren Therapien haben sollten, verschieben sich Verantwortung und Risiko systematisch nach unten. Die Reformpläne für die Apotheken, verbunden mit neuen Vertretungsbefugnissen und ohne klar definierte finanzielle Gegenleistung, fügen dieser Entwicklung eine weitere Ebene hinzu. Auf der Strecke droht jene Sicherheit zu bleiben, die für Betriebe und Beschäftigte nötig ist, um Entscheidungen zugunsten von Patientinnen und Patienten zu treffen, ohne permanent wirtschaftliche Abstürze fürchten zu müssen. Der eigentliche Prüfstein der nächsten Jahre wird sein, ob es gelingt, Retaxpraxis, Vergütung, ethische Leitplanken und Berufsrollen in ein Gleichgewicht zu bringen, das die Versorgung trägt – oder ob ein Klima entsteht, in dem jede Grenzentscheidung zum potenziellen Haftungs- und Existenzrisiko wird.

Journalistischer Kurzhinweis: Unabhängig erarbeitet von einer separaten Redaktion mit nachvollziehbarer Qualitätssicherung; kommerzielle Bereiche hatten keinen Einfluss.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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