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  • 27.10.2025 – Apothekenbild in der Öffentlichkeit, Versanddruck und Realität vor Ort, Einordnung ohne Klischees
    27.10.2025 – Apothekenbild in der Öffentlichkeit, Versanddruck und Realität vor Ort, Einordnung ohne Klischees
    APOTHEKE | Systemblick |  Dieser Kommentar kontert pauschale Vorwürfe mit der leisen Stärke der Vor-Ort-Apotheken: schnelle Beschaffung, persönliche Beratung, klare Sprac...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Systemblick | 

Apothekenbild in der Öffentlichkeit, Versanddruck und Realität vor Ort, Einordnung ohne Klischees

 

Ausgabe Nr. 42 | Zwischen Medienkritik, Versandversprechen und gelebter Versorgung ordnet dieser Kommentar die Lage der Vor-Ort-Apotheken nüchtern ein

Stand: Montag, 27. Oktober 2025, 07:57 Uhr

Apotheken-News: Kommentar von heute

Kommentar von Seyfettin Günder zu den aktuellen Apotheken-Nachrichten über Apothekenbashing in Publikumsmedien, Versandhandel versus Vor-Ort-Leistungen und die stille Stärke schneller Beschaffung und persönlicher Beratung

Die Tonlage gegenüber Vor-Ort-Apotheken kippt in Teilen der Publikumsmedien – oft mit pauschalen Zuschreibungen, die am Alltag vorbeigehen. Die Apotheken vor Ort kämpfen aktuell gegen Versender wie Shop Apotheke und DocMorris. Aber kämpfen sie auch gegen ein schlechtes Image? In der Publikumspresse heißt es mitunter aus unterschiedlichen Richtungen: Apotheken vor Ort seien zu teuer, träge, zu unpraktisch und stünden sich selbst im Weg. Das Handelsblatt ging noch einen Schritt weiter: In einem Kommentar in typischer „Wirtschaftspressemanier“ hieß es, „Lidl und dm wollen auf Apotheke machen. Na und?“ Die Kritik ist alt und überholt. Solche Phrasen sollten die Apothekenteams weglächeln. Der Strukturwandel im Apothekenmarkt sei noch lange nicht zu Ende: „Das mag für die bisher durch den Staat beschützten Apotheker eine bittere Nachricht sein – für die Patienten aber eher das Gegenteil“, hieß es unlängst im Handelsblatt. Durch die Discounter und Drogerieketten sollen Medikamente bezahlbarer werden. Dass darunter aber auch die Qualität und Individualität leiden, wird dort nicht erwähnt. Braucht es also bald keine Apotheken mehr?

Glaubt man den Äußerungen des Handelsblattes, ist alles gar nicht so schlimm. Denn: Den Apotheken bliebe doch immer noch „ein mehr als 60 Milliarden Euro schwerer Markt“ für verschreibungspflichtige Medikamente. „Zwar erobern ausländische Versender mithilfe des elektronischen Rezepts auch hier gerade Raum“, wird eingeräumt, aber es seien nicht einmal 2 Prozent Marktanteil. Die Apotheken hätten immer noch Zeit zu reagieren, auch wenn sie durch politische Regularien stark eingeschränkt seien. Genau hier liegt doch aber der Knackpunkt, denn wie sollen Apotheken in einem so engen politischen Korsett eigenverantwortlich handeln, wenn es schon daran hapert, im Notdienst simple Wirkstoffe aufgrund von Engpässen auszutauschen?

Apothekensterben? Selber schuld, lautet auch das Credo eines Erfahrungsberichts des überregionalen Blogs „Ruhrbarone“. Denn in der Vor-Ort-Apotheke werde nur selten bis gar nicht kompetent beraten, so die Empfindung des Autors. Meist laufe es mit Griff ins Regal auf ein knappes „Die da sind gut“ hinaus, beschwert er sich. Das sei beim Versender ganz anders. Hier gebe es „kein Gedränge“ und vor allem „keine eingeschränkten Öffnungszeiten“, macht er klar. Da könne die Apotheke vor Ort nicht mithalten.

Dabei ist es doch in den Apotheken vor Ort genau andersrum! Wer steht nachts um drei an der Notdienstklappe, sucht nach dem günstigsten Erkältungspräparat oder kann mit der vergessenen Pre-Nahrung für das Baby aushelfen? Hier können die Versender nicht mithalten. Auch nicht mit kompetenter und persönlicher Beratung, auch wenn sie immer wieder auf ihre Hotlines verweisen. Nicht bei plötzlichem Fieber oder Durchfall, und auch nicht bei einem dringend benötigten Antibiotikum für das schreiende Kleinkind, mit dem Eltern nachts aus dem Klinikum in die nächste Bereitschaftsapotheke geschickt werden.

Persönliche Nähe in der Apotheke? Fehlanzeige! – so lautet das Fazit des Autors. Laut ihm halten sich Inhaber:innen für einen „unantastbaren Teil der Daseinsvorsorge“ und reden „selbstgefällig über Vertrauen“ und „Beratungskompetenz“. In der Zwischenzeit hätte der Onlinehandel längst geliefert. Er zählt auf: Video-Beratung durch Fachpersonal, digitale wie postalische Rezeptannahme, Bonusprogramme und vieles mehr. Das sei nicht nur „modern und effizient“, sondern auch unproblematisch. Schade nur, dass Shop Apotheke & Co. bei Polymedikationen und unerwarteten Nebenwirkungen auch nicht helfen können.

Diese Aussagen können schmerzlich sein, sollten aber von den Teams weggelächelt werden. Denn die Beispiele sind viel zu kurz gedacht und schlicht falsch. Wie auch der Hinweis, dass Apotheken häufig nicht vorrätige Arzneimittel bestellen müssten und alles zu träge sei. Es ist genau andersherum: Apotheken vor Ort liefern deutlich schneller als die Versender. Denn selbst wenn nicht vorrätige Arzneimittel bestellt werden müssen, werden diese – bis auf wenige Ausnahmen – innerhalb von Stunden per Großhandel geliefert.

Wenige Ausnahmen stellen zum Beispiel Lieferengpässe dar, mit denen Versender aber ebenfalls zu kämpfen haben. Nicht zu vergessen: Die Lieferung per Apothekenboten kommt in den meisten Fällen sogar frei Haus und mit Berücksichtigung von Sonderwünschen à la: bitte erst nach 20 Uhr klingeln. Dazu werden immer mehr Abholautomaten für noch mehr Flexibilität aufgestellt. All das zeigt: Die Apothekenbranche ist modern und digitalisiert, man muss es aber sehen wollen.

Wie sieht es eigentlich bei den Versendern mit den vielen weiteren kostenlosen und persönlichen Serviceleistungen aus, die stationäre Apotheken tagtäglich erbringen? Die Beispiele sind unzählig: Zeitaufwendige Telefonate mit Arztpraxen und Kliniken, weil Rezepte unleserlich oder schlicht falsch ausgestellt wurden, oder Akutmedikationen, die so nicht verfügbar wären, die Anfertigung von antibiotischen Trockensäften für Mütter mit Kleinkindern oder die Hilfe bei Sprachbarrieren für Patient:innen mit Migrationshintergrund, schnell ein Taxi rufen, Fragen zu unverständlichen Beipackzetteln oder schlicht zu Öffnungszeiten von umliegenden Läden. Die Liste ist lang.

Achja: Es gibt Apotheken mit überflüssigen Kosmetikartikeln? Das zumindest behauptet der Autor von Ruhrbarone. Dabei vergisst er allerdings, dass nicht irgendwelche Cremes, Körperlotionen oder Handcremes über den HV gehen, sondern Produkte für spezielle Hautbedürfnisse. Etliche Kundinnen und Kunden dürften es sehr schätzen, dass es die ein oder andere Kosmetikprobe inklusive persönlicher Beratung gratis gibt, dass auf individuellen Wunsch auch Kleinstmengen in Kruken abgefüllt werden, damit sich auch jeder Hauttyp an die neue Pflege anpassen kann, ohne die ganze Packung teuer zu erwerben. Dass Versender diesen Service anbieten, wäre neu. Wenn überhaupt gibt es zufällige Kosmetikproben.

Apothekenteams sollten solche daher gesagten Phrasen wie im Handelsblatt oder der Lokalpresse kalt lassen. Denn sie beweisen täglich, was sie Großartiges in der wohnortnahen Arzneimittelversorgung leisten. Sätze wie „Es muss immer alles erst bestellt werden“ oder das „Online-Bestellsystem ist so viel praktischer“ verkennen den Blick auf das große Ganze. Will heißen: Vor-Ort-Apotheken sind essenziell und aus der Infrastruktur von Stadt und Land nicht wegzudenken. Die Autoren sollten bei ihrer Recherche weitere Perspektiven mit einbeziehen und Senior:innen oder schwer Kranke befragen, wie sie die Apotheke vor Ort bewerten.

Zwischen Schlagzeilen und Tresen entscheidet nicht die These, sondern die Nähe: Lieferfähigkeit in Stunden statt Tagen, Beratung, die Wirkungen und Grenzen erklärt, und Routinen, die selbst nachts funktionieren. Das Bashing lebt von Kontrasten, die den Alltag ausblenden; die Versorgung lebt von Details, die niemand sieht, wenn alles klappt. Wo Versandversprechen Tempo simulieren, hält die Vor-Ort-Apotheke Therapien in der Spur – leise, dokumentiert, überprüfbar. Genau dort entsteht der Wert, der Debatten überdauert: verlässliche Wege, die aus Unsicherheit Handlungsfähigkeit machen.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Der Alltag gewinnt, wenn Sprache über Angebote nicht übertreibt und Beratung Grenzen klar benennt. Finanzierung, die Kernaufgaben schützt, schafft Zeitfenster, in denen Aufmerksamkeit wächst. Digitale Wege helfen, sobald Status, Fristen und Begriffe deckungsgleich sind und Erwartungen nicht in Boni übersetzt werden. Wettbewerb wird fair, wenn Anwendungssicherheit vor Preisetiketten steht. So bleibt das Entscheidende sichtbar: Menschen bekommen rechtzeitig das Richtige – und verstehen, warum.

 

SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de

Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.

Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.

Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.

Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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