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  • 21.10.2025 – Abschied vom 9,50-Euro-Fixum, Prozentzuschlag gewinnt Gewicht, Landapotheken bleiben Druckpunkt
    21.10.2025 – Abschied vom 9,50-Euro-Fixum, Prozentzuschlag gewinnt Gewicht, Landapotheken bleiben Druckpunkt
    APOTHEKE | Systemblick |  Der Entwurf verabschiedet das 9,50-Euro-Fixum und setzt auf Prozent- und Landzuschlag sowie „regelmäßige“ Verhandlungen. Warum Vorhaltung, ha...

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hier ist der vollständige Text für Sie:

ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Systemblick | 

Abschied vom 9,50-Euro-Fixum, Prozentzuschlag gewinnt Gewicht, Landapotheken bleiben Druckpunkt

 

Ausgabe Nr. 42 | Kommentar zum Referentenentwurf: Fixum fällt, Zuschläge und Verhandlungsrhythmus verschieben die Honorarlogik

Stand: Dienstag, 21. Oktober 2025, um 15:18 Uhr

Apotheken-News: Kommentar von heute

Kommentar von Seyfettin Günder zu den aktuellen Apotheken-Nachrichten über den Abschied vom 9,50-Euro-Fixum, den Prozent- und Landzuschlag sowie die Folgen für die künftige Apothekenhonorierung

Der Entwurf anerkennt implizit, was die letzten Jahre gezeigt haben: Ein reines Packungsfixum bildet die moderne Arbeit der Apotheken nicht mehr ab. Beratung, Engpassmanagement, Dokumentation, Schnittstellenarbeit – alles Leistungen, die sich nicht proportional zum Abgabewert verhalten. Der Prozentzuschlag kann Hochpreiser halbwegs fair begleiten, aber er vergütet nicht die Leerlaufzeit in Dörfern, nicht den dritten Gesprächszyklus zu Interaktionen und nicht die Umwege durch Rezeptfehler. Wer glaubt, Prozent löse Struktur, verwechselt Dynamik mit Stabilität.

Zweiter Irrtum: Ein Landzuschlag ohne harte, transparente Kriterien bleibt Symbolpolitik. Flächenvergütung braucht klare Schwellen (Dichte, Wegezeit, Notdienstlast), automatische Dynamik (Demografie, Morbidität, Lohn- und Energiekosten) und einen Prüfmechanismus, der nicht in Bittgängen endet. Ein Zuschlag, der jedes Jahr neu erkämpft werden muss, ist kein Standortfaktor, sondern eine Zitterpartie. Will man flächendeckende Versorgung, dann muss man Vorhaltung als eigene, planbare Leistung definieren – budgetiert, rechtssicher, entpolitisiert.

Dritter Knackpunkt ist der Verhandlungstakt. „Regelmäßig“ ist kein Takt, sondern eine Einladung zur Verzögerung. Ohne Fristen, Trigger (Inflation, Tarifabschlüsse, IT-Kosten) und Indexierung wird jede Verhandlungsrunde zur politischen Wetterlage. Das Ergebnis kennen wir: Es kommt zu spät, zu klein, zu kompliziert – und die Teams tragen die Differenz. Wer ernsthaft Prozesseffizienz will, koppelt die Vergütung an belastbare Indikatoren, legt ein Update-Fenster fest und ergänzt es um eine Zwischenstufe, die automatisch greift, wenn Verhandlungen stocken.

Viertens: Retax und TI-Störungen sind nicht „Betriebsrisiko“, sie sind Systemkosten. Wer das ignoriert, subventioniert Fehlerketten aus anderen Sektoren über die Apotheke quer. Eine moderne Honorarlogik braucht eine Retax-Deckelung (z. B. Kappung auf Aufwandsersatz), eine pauschalierte Dokumentationsvergütung und einen Störfall-Modus für die TI, der manuelle Prozesse vergütet statt bestraft. Qualität entsteht dort, wo Verantwortung und Ressourcen zusammenfallen. Heute klafft noch zu oft eine Lücke – finanziert aus Idealismus.

Bleibt die Frage, wie man den Mix robust macht. Die Antwort ist unsexy und wirksam: Ein belastbarer Sockel (echter Vorhalteanteil), ein moderater Prozentbaustein mit Korridor, ein zielgenauer Landzuschlag mit harten Kriterien – und eine jährliche, indexgestützte Anpassung mit klarer Eskalationslogik. Ergänzt um einfache pDL-Module, die nachweisbare Outcomes honorieren, nicht Papier. Niemand verlangt Perfektion, aber Verlässlichkeit. Wer Versorgung bestellt, bezahlt Vorhaltung, Prozesse und Risiken – nicht nur Abgabeakte.

Politisch mag der Schritt weg vom Fixum als Mut verkauft werden. In der Praxis wird er am HV-Tisch gemessen: an Öffnungszeiten, an Teamstabilität, an Notdienstfähigkeit und an der Zeit, die für Gespräche bleibt. Dort entscheidet sich, ob dieser Entwurf ein Fortschritt ist – oder ein Rebranding alter Unterfinanzierung. Die Apotheken können liefern; sie tun es seit Jahren. Jetzt ist die Honorarlogik am Zug, endlich mitzuziehen.

Die Nachricht wirkt wie ein kalter Luftzug durch die Offizin: Das 9,50-Euro-Fixum ist Geschichte, zurück bleibt ein Geflecht aus Prozent- und Landzuschlag plus „regelmäßigen“ Verhandlungen. Drei Stellschrauben ersetzen den Sockel – elegant auf dem Papier, riskant in der Fläche. Wer im HV steht, weiß: Vorhaltung ist Dauerleistung, keine prozentuale Laune. Zwischen Lieferengpässen, TI-Aussetzern und Retaxdruck entscheidet am Ende die Planbarkeit, nicht die Rhetorik. Genau dort muss dieser Entwurf liefern – oder er hinterlässt gut gemeinte Mechanik ohne verlässliches Fundament.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Ein Finanzierungssystem, das Vorhaltung explizit honoriert, senkt Fluktuation, stabilisiert Dienstpläne und macht Beratung zur stärksten Konstante der Versorgung. Prozentanteile können Spitzen glätten, aber sie ersetzen nicht den Grundpfeiler; Landzuschläge können Wege verkürzen, aber nur, wenn sie automatisch atmen. „Regelmäßige“ Verhandlungen schaffen Vertrauen, wenn sie Fristen, Indizes und Eskalationen kennen. Und weil Retax und TI-Störungen Kosten sind, gehört ihre Vergütung in die Grundkalkulation – nicht in den guten Willen der Teams. So entsteht aus Mechanik Verlässlichkeit, aus Verlässlichkeit Qualität und aus Qualität das, woran man Apotheken misst: Nähe, Sicherheit, Zeit.

 

SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de

Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.

Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.

Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.

Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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