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  • 12.06.2010 – Das teure Ende der Pflege kommt erst noch
    12.06.2010 – Das teure Ende der Pflege kommt erst noch
    GESUNDHEIT – PFLEGEVERSICHERUNG Im internationalen Vergleich gibt Deutschland derzeit relativ wenig für das Risiko der Pflegebedürftigkeit aus. Der Beitragssatz der Pfle...

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hier ist der vollständige Text für Sie:

ApoRisk® Nachrichten - Gesundheit:


PFLEGEVERSICHERUNG

Das teure Ende der Pflege kommt erst noch

 

Im internationalen Vergleich gibt Deutschland derzeit relativ wenig für das Risiko der Pflegebedürftigkeit aus. Der Beitragssatz der Pflegeversicherung wird einer aktuellen Studie zufolge aber drastisch steigen.

Eine Reihe Industrieländer ist dem Beispiel Deutschlands gefolgt und hat eine Pflegeversicherung oder ähnliche Versorgungssysteme eingeführt. Dabei gibt Deutschland in Relation zum Anteil der besonders pflegegefährdeten Altersgruppen noch sehr wenig aus, hat das Wissenschaftliche Institut der privaten Krankenversicherung (WIP) ermittelt. Der Beitragssatz zur deutschen Pflegeversicherung wird aber demografiebedingt auf mehr als fünf Prozent im Jahr 2060 steigen müssen, es sei denn, die Leistungen werden eingefroren.

Private Pflegevorsorge ist zwar theoretisch wichtig, aber in der Praxis wenig verbreitet, so das WIP. Ein Grund liegt darin, dass grundsätzlich die Alternativen der privaten Versorgung Pflegebedürftiger in der Familie oder aber durch professionelle Betreuung bestehen.


Pflegeversicherung als Erbschutz


„Angehörige werden vor allem dann eine häusliche, familiäre Betreuung vorziehen, wenn durch eine Verlegung in ein Pflegeheim die Aufzehrung des Vermögens droht", so Dr. Frank Wild in der aktuell vorgestellten Studie „Die Pflegefinanzierung und die Pflegeausgaben im internationalen Vergleich".

„Am Abschluss einer Pflegeversicherung haben, dieser Logik folgend, die Angehörigen ein Interesse, da sie das Vermögen erhalten möchten. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Pflegeversicherung als ‚Erbschutzversicherung' zu verstehen."

Dazu kommt, dass generell in einer weiteren Zukunft liegende Risiken unterschätzt werden. Überschätzt wird dagegen die Möglichkeit, Risiken selbst positiv beeinflussen zu können. Daraus resultiert die bisher geringe Nachfrage nach Vorsorgeprodukten wie der privaten Pflegeversicherung.


Demografische Herausforderung


Die demografische Entwicklung wird in allen Industrieländern zu einem deutlichen Anstieg der älteren Bevölkerung führen. So ist beispielsweise für Deutschland zu erwarten, dass der Anteil der über 65 Jahre alten Personen von jetzt gut 20 auf 30 Prozent in den nächsten 40 Jahren steigen wird.

Pflegerisiko und seine Absicherung im internationalen Vergleich

Land

Dominierende Finanzierung des Pflegerisikos

Anteil 65+ an der Bevölkerung in %

Heute

Prognose 2050

Australien

Steuerfinanziert

13,7

22,5

Dänemark

Steuerfinanziert

16,6

24,6

Deutschland

Pflegeversicherung

20,3

30,0

Frankreich

Steuerfinanzierte Pflegeversicherung

16,5

26,2

Großbritannien

Steuerfinanziert

16,4

25,7

Japan

Pflegeversicherung

22,6

37,0

Luxemburg

Pflegeversicherung

14,8

20,6

Niederlande

Über Krankenversicherung

15,1

26,0

Norwegen

Steuerfinanziert

15,8

25,0

Österreich

Steuerfinanziert

17,6

28,0

Schweden

Steuerfinanziert

19,2

25,7

Schweiz

Über Krankenversicherung

16,6

29,0

Spanien

Steuerfinanzierte Pflegeversicherung

18,3

34,5

USA

Private soziale Hilfsprogramme

13,0

20,2

Quelle: WIP

Stärker zunehmen wird der Anteil der über 80-Jährigen, also der Altersgruppe, die einem besonders hohen Pflegerisiko ausgesetzt ist. In Deutschland beispielsweise wird der Anteil von derzeit rund fünf auf über 13 Prozent im Jahr 2050 anwachsen.

Noch mehr über 80-Jährige wird es dann in Japan geben mit über 14 Prozent Bevölkerungsanteil. Jeweils bei mindestens zehn Prozent dürften in 40 Jahren auch die Bevölkerungsanteile der Hochbetagten in Frankreich, Großbritannien, Niederlande Österreich, Schweden, Schweiz und Spanien liegen.


Relativ geringe Ausgaben - bisher


Ein eher erstaunliches Ergebnis ist, dass Deutschland trotz seiner Vorreiterrolle in Sachen Pflegeversicherung vergleichsweise wenig dafür ausgibt. Nur knapp ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) wird laut der Studie für das Pflegerisiko aufgewendet, und das bei einem jetzt schon relativ hohen Anteil Hochbetagter in der Bevölkerung. Noch erheblich niedriger liegt der Anteil am BIP in Spanien, obwohl der Anteil der pflegenahen Jahrgänge auch dort besonders hoch ist.

Das andere Extrem markieren die Niederlande: Hier werden 3,4 Prozent des BIP investiert, während der Bevölkerungsanteil der über 80-Jährigen mit 3,6 Prozent der niedrigste der hier verglichenen Länder ist.

Vergleich Pflegeausgaben und Bevölkerungsanteil der über 
80-Jährigen (Quelle: WIP 2010)

Daraus kann man mehrere Schlüsse ziehen. Zum einen sind die Pflegeleistungen sehr unterschiedlich. Zum anderen aber dürfte es sehr unterschiedliche Einstellungen in den verglichenen Ländern geben, was die Bereitschaft zur Pflege innerhalb der Familie angeht. Auch weist der Studienautor darauf hin, dass Abgrenzungsfragen bei der Zuordnung von Kosten eine Rolle spielen.


Beitragssätze reichen auf längere Sicht nicht


In einer weiteren Studie „Zukünftige Entwicklung der sozialen Pflegeversicherung" kommt Dr. Frank Niehaus zu dem Ergebnis, dass der deutschen Pflegeversicherung noch eine erhebliche Kostenproblematik durch die Demografie bevorsteht. Wenn die Pflegeleistungen dynamisiert und der Kostenentwicklung angepasst werden, müsste bis 2060 der Beitragssatz von heute 1,95 Prozent beziehungsweise 2,2 Prozent für Kinderlose auf über fünf Prozent des beitragspflichtigen Einkommens steigen.

Infrage gestellt wird auch die Behauptung des Bundesgesundheits-Ministeriums, dass die kürzlich durchgeführte Erweiterung der Leistungen beispielsweise im Bereich der Demenz bis 2015 nicht zu Beitragssteigerungen führt. Vielmehr wird vorgerechnet, dass bereits in fünf Jahren ein Beitragssatz von 2,4 Prozent nötig sein wird.

„Auch wenn die Pflegeversicherung im Jahr 2009 noch Überschüsse verzeichnet, ist in Zukunft wieder mit einem Defizit in der Pflege oder steigenden Beitragssätzen zu rechnen, wenn an der aktuellen Finanzierung nichts verändert wird", so Niehaus.

(verpd) (ApoRisk)

 

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