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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Stand: Montag, 24. November 2025, um 18:23 Uhr
Apotheken-News: Bericht von heute
Wenn Peter Stahl den Satz formuliert, der Staat fahre die Apotheken vor die Wand, verdichtet er die Stimmung eines Berufsstandes, der sich zwischen historischer Verantwortung und aktueller Überforderung eingeklemmt sieht. In seinem Bericht an die Vertreterversammlung schildert der Kammerpräsident aus Rheinland-Pfalz eine Entwicklung, in der aus einem klar definierten Versorgungsauftrag schrittweise ein unsicherer Balanceakt zwischen Pflicht und politischem Desinteresse geworden ist. Aus der Perspektive der öffentlichen Arzneimittelversorgung beschreibt er, wie Rechte und Pflichten auseinanderlaufen: auf der einen Seite steigende Anforderungen, auf der anderen Seite ein Finanzierungssystem, das strukturelle Defizite eher kaschiert als löst. Die Dramatik seiner Worte speist sich nicht nur aus kurzfristigem Ärger, sondern aus einem über Jahrzehnte gewachsenen Eindruck, dass politische Mehrheiten die stabilen Eckpfeiler der Arzneimittelversorgung für disponibel halten. Damit entsteht ein Resonanzraum für die Frage, ob die bisherige Form der staatlich verantworteten Pflichtversorgung noch gewollt ist oder nur noch verwaltet wird.
Stahl beginnt bewusst mit dem Rückblick auf das Jahr, in dem er die elterliche Berufspraxis übernahm, und knüpft seine persönliche Biografie an den Wortlaut des Apothekengesetzes. Der Paragraph, der die Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln als öffentliche Aufgabe definiert, steht für ihn am Anfang jeder Betrachtung. Daraus leitet er ein Gleichgewicht von Rechten und Pflichten ab: Wer einen Teil der staatlichen Daseinsvorsorge übernimmt, benötigt ein tragfähiges wirtschaftliches Fundament und klar geschützte Rahmenbedingungen. In den neunziger Jahren erschien dieses Gefüge vielen Beteiligten noch belastbar, weil das Monopol auf die Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel und die Preisbindung den Versorgungsauftrag stützten. Der Kern seines Arguments liegt darin, dass dieses ursprüngliche Arrangement nicht nur ökonomische, sondern auch ordnungspolitische Stabilität versprach und damit Vertrauen auf beiden Seiten ermöglichte.
Als Wendepunkt markiert Stahl den Einstieg in den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu Beginn der zweitausender Jahre, den er der damaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt zurechnet. Aus seiner Sicht war die Freigabe des Rx-Versandes kein notwendiger Modernisierungsschritt, sondern ein politisch gewollter Bruch mit der bisherigen Ordnung, dessen Folgen bis heute nachwirken. Der Begriff des ordnungspolitischen Sündenfalls soll deutlich machen, dass hier nicht lediglich ein neuer Vertriebsweg eröffnet wurde, sondern der staatliche Schutzrahmen für eine flächendeckende Arzneimittelversorgung aufgeweicht wurde. Pick-up-Stellen, aggressive Werbemodelle und eine Fokussierung auf Rabattlogiken erscheinen in dieser Lesart als direkte Konsequenzen dieses Richtungswechsels. Die Kernbotschaft lautet, dass mit diesem Schritt ein Signal gesendet wurde, der bisherige Kompromiss zwischen Gemeinwohlorientierung und verlässlicher Finanzierung könne zugunsten von Wettbewerbsexperimenten verschoben werden.
Die nun geplante Möglichkeit, PTA mit eigenständiger Vertretungsbefugnis auszustatten, ordnet Stahl als zweiten ordnungspolitischen Sündenfall ein. Er stellt die fachliche Kompetenz der Berufsgruppe ausdrücklich nicht infrage, beschreibt die geplante Regelung jedoch als Verschiebung von Verantwortung, die nicht zu den realen Haftungs- und Leitungsstrukturen in den Betrieben passt. Wer Leitung und Präsenz der verantwortlichen Fachkraft aufweicht, ohne zugleich Haftungsfragen, Vergütung und Personalentwicklung neu zu ordnen, öffnet nach seiner Einschätzung ein Einfallstor für dauerhafte Notlösungen. Hinzu kommt sein Zweifel, dass die Maßnahme tatsächlich wirtschaftlich entlastet: Eine PTA, die regelmäßig als Vertretung eingesetzt wird, wird auf Dauer nicht zu bisherigen Konditionen arbeiten, sodass die Lohnkosten steigen können, ohne dass der Druck auf die Strukturprobleme sinkt. In dieser Zuspitzung wird die Regelung zu einem Symbol dafür, dass kurzfristige Flexibilität politisch höher gewichtet wird als der Erhalt klarer, verlässlicher Verantwortungsstrukturen in den Apotheken.
Daneben erkennt Stahl ausdrücklich an, dass neue Leistungen und Kompetenzerweiterungen Chancen bieten können, etwa bei assistierter Telemedizin im Notdienst oder bei der Weiterversorgung von Chronikerinnen und Chronikern mit bekannten Verordnungen. Er betont zugleich, dass es sich dabei um zusätzliche Aufgaben handelt, die daher auch zusätzlich honoriert werden müssten. In seinen Ausführungen schwingt die Sorge mit, dass solche neuen Tätigkeitsfelder als Begründung genutzt werden könnten, um die unzureichende Grundvergütung zu kaschieren. Wenn Strukturen ohnehin am Limit laufen, verwandeln sich zusätzliche Leistungen ohne klare Honorierung rasch in weiteren Druck auf Teams, die bereits heute Engpässe, Bürokratie und wachsende Erwartungen bewältigen. Für die Versorgung in ländlichen Regionen wie in städtischen Brennpunkten stellt sich damit die Frage, ob neue Aufgaben wirklich zur Stabilisierung beitragen oder lediglich die letzte Leistungsreserve mobilisieren.
In diesem Zusammenhang formuliert Stahl die zentrale Forderung, der Staat müsse einen steuerfinanzierten Sockelbetrag für die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln übernehmen. Er verweist auf Beispiele aus anderen Bereichen der Daseinsvorsorge wie Schiene oder Post, wo zu lange auf Verschleiß gefahren wurde und am Ende hohe Summen nötig sind, um Versäumnisse zu korrigieren. Übertragen auf die pharmazeutische Versorgung bedeutet dies, dass der Grundauftrag nicht allein über die Solidargemeinschaft der gesetzlich Versicherten finanziert werden könne, wenn die Politik zusätzliche Prioritäten setzt. Eine Sockelfinanzierung aus Steuermitteln würde nach dieser Logik anerkennen, dass hier ein staatlicher Auftrag erfüllt wird, der über klassische Marktmechanismen hinausreicht. Für viele Inhaberinnen und Inhaber könnte ein solcher Schritt den Unterschied ausmachen, ob sie ihren Standort halten, investieren und Nachwuchs gewinnen oder die Konsequenz aus jahrelanger Unsicherheit ziehen und die Apotheke schließen.
Besonders scharf wird die Rede dort, wo Stahl die politische Ebene auffordert, im Zweifel offen zu sagen, andere Prioritäten hätten Vorrang vor einer dichten Arzneimittelversorgung. Sein Verweis auf Parteivorsitzende, die der Bevölkerung erklären sollen, man habe diese Versorgungsstruktur bewusst austrocknen lassen, zielt auf die Frage nach Ehrlichkeit und Verantwortung. In dieser Passage verbindet sich die nüchterne Analyse finanzpolitischer Entscheidungen mit einem deutlichen moralischen Appell. Wer über Jahre hinweg strukturelle Unterfinanzierung hinnimmt, gleichzeitig zusätzliche Aufgaben verteilt und die öffentliche Kommunikation auf Randaspekte der Reform konzentriert, riskiert einen Vertrauensverlust, der sich später kaum zurückgewinnen lässt. Die Formulierung, der Staat fahre die Versorgung vor die Wand, verdichtet diesen Vorwurf zu einem Bild, das sowohl Betroffene als auch politische Entscheidungsträger nur schwer ignorieren können.
Für die Berufsgruppe stellt sich damit die Frage, wie aus solchen Warnungen strategische Konsequenzen gezogen werden können. Stahls Rede macht deutlich, dass es längst nicht mehr um einzelne Honorarbausteine oder Detailfragen in Gesetzesentwürfen geht, sondern um die grundsätzliche Bereitschaft des Gemeinwesens, eine wohnortnahe Arzneimittelversorgung als schützenswerte Infrastruktur zu behandeln. Gleichzeitig zeigt sich, dass die internen Differenzen zwischen Protestformen, Reformvorschlägen und Alltagserfordernissen kleiner werden, je härter der finanzielle und personelle Druck steigt. Wenn sich Inhaberinnen, Angestellte und Kammerstrukturen auf wenige zentrale Botschaften verständigen, wächst die Chance, dass politische Verantwortungsträger die Tragweite ihrer Entscheidungen neu bewerten. Ob dies gelingt, hängt auch davon ab, ob es gelingt, die Folgen weiterer Schließungen und Angebotsausdünnungen frühzeitig sichtbar zu machen, bevor Versorgungsprobleme zur neuen Normalität werden.
Zwischen den Zeilen von Stahls Rede liegt eine doppelte Zumutung: Ein Beruf, der sich seit Jahrzehnten als verlässliche Stütze der Daseinsvorsorge versteht, erlebt, wie sein staatlicher Auftrag politisch relativiert wird, während im Alltag immer neue Aufgaben hinzukommen. Der Rückzug aus der klaren Finanzierung, die Öffnung für Versandmodelle und die nun geplante PTA-Vertretung wirken in seiner Darstellung wie einzelne Steine, die aus einem tragenden Gewölbe herausgebrochen werden. Gleichzeitig zeigt der Vergleich mit Bahn und Post, dass zu lange ignorierte Strukturprobleme meist teurer und schmerzhafter zurückkehren, je länger sie verdrängt werden. Die Rede erhält ihre Wucht, weil sie nicht bei der Klage stehen bleibt, sondern die Politik vor die Entscheidung stellt, Verantwortung sichtbar zu übernehmen oder offen zu sagen, dass andere Prioritäten wichtiger sind.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Wenn der Satz vom Staat, der eine ganze Versorgungsstruktur vor die Wand fährt, hängen bleibt, dann deshalb, weil er eine unausgesprochene Angst vieler Beteiligter auf den Punkt bringt. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob daraus nur ein weiteres Zitat im innerberuflichen Diskurs wird oder der Anfang einer klareren, gemeinsamen Linie gegenüber der Politik. Wo staatliche Verantwortung, solidarische Finanzierung und berufliche Professionalität auseinanderzudriften drohen, entscheidet sich, wie verlässlich Gesundheitsversorgung in den nächsten Jahren empfunden wird. Stahls Rede legt nahe, dass es dafür nicht nur technokratische Korrekturen braucht, sondern den Mut, die eigenen roten Linien zu benennen – und sie im Zweifel auch zu verteidigen. Aus dieser Perspektive ist die Warnung weniger eine Drohung als ein letzter Versuch, ein Fahrmanöver zu korrigieren, bevor der Aufprall nicht mehr zu vermeiden ist.
Journalistischer Kurzhinweis: Die Redaktion arbeitet unabhängig von Verbänden und Versicherern und bewertet gesundheitspolitische Entwicklungen ausschließlich nach ihrem Einfluss auf Versorgungsqualität und betriebliche Stabilität.
Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell
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