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  • 24.11.2025 – Kammern setzen Signale, Verbände erhöhen Druck, Reform verliert Vertrauen
    24.11.2025 – Kammern setzen Signale, Verbände erhöhen Druck, Reform verliert Vertrauen
    APOTHEKE | Systemblick |  Kommentar zur Kritik von Kammern und Verbänden an der Apothekenreform: Es geht um PTA-Vertretungsbefugnis, Fixum, berufspolitische Verantwortung...

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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:

ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Systemblick | 

Kammern setzen Signale, Verbände erhöhen Druck, Reform verliert Vertrauen

 

Ausgabe Nr. 57 | Widerstand formt Konturen einer Reform, die an der Praxis vorbeigeht

Stand: Montag, 24. November 2025, um 09:32 Uhr

Apotheken-News: Kommentar von heute

Kommentar von Seyfettin Günder zu den aktuellen Apotheken-Nachrichten über den zunehmenden Widerstand der Kammern und Verbände gegen die geplante Apothekenreform

Die vergangenen Wochen zeigen eine erstaunliche Klarheit: Die Berufspolitik verweigert sich nicht länger der Realität, sondern benennt sie. Wenn Kammerpräsidenten von Schleswig-Holstein bis Hamburg von „Lügen“ sprechen, wenn Landesversammlungen ihre Delegierten mit Plakaten ausstatten, wenn Resolutionen ohne Gegenstimme verabschiedet werden, dann markiert das einen Wendepunkt. Die Geduld ist aufgebraucht, weil das Vertrauen in ein Reformvorhaben schwindet, das unter dem Etikett der Weiterentwicklung verkauft wird, in Wahrheit aber bestehende Strukturen schwächt. Wer den Fixumsatz verspricht, ihn dann streicht, und gleichzeitig die PTA-Vertretungsbefugnis als Fortschritt präsentiert, zwingt die Basis zum Widerspruch, weil die Rechnung nicht aufgeht.

Der bemerkenswerteste Teil dieser Entwicklung liegt nicht in den lauten Worten, sondern in der Übereinstimmung der Diagnose über alle Bundesländer hinweg. Länder, die sich oftmals unterscheiden, finden sich in der Bewertung der Reform an einem Punkt wieder: Sie schützt nicht die Versorgung, sondern gefährdet sie. Delegierte sprechen von Minimierung, von systemischen Brüchen, von politischer Kurzsichtigkeit. Diese Sprache entsteht nicht zufällig; sie entsteht aus Zahlen, Filialschließungen, Personalengpässen und einer jahrelangen Erosion des Honorars, die durch das aktuelle Reformpaket nicht ansatzweise ausgeglichen wird.

Politik, die Versorgung sichern will, muss Vertrauen schaffen, nicht abbauen. Doch in dieser Reform steckt der Versuch, Verantwortung aus dem Zentrum nach außen zu verschieben. Wenn die PTA-Vertretungsbefugnis als Lösung verkauft wird, zeigt das, wie wenig die Entscheidungsträger von der Realität der Apotheken wissen oder wissen wollen. Die Sorge der Kammern, dass die heilberufliche Struktur ausgehöhlt wird, wirkt keineswegs überzogen. Sie ist eine nüchterne Einschätzung dessen, was passiert, wenn der Gesetzgeber bereit ist, regulatorische Grundpfeiler zu lockern, ohne gleichzeitig die Honorarbasis zu stabilisieren.

Dass ausgerechnet die Länder die stärksten Stimmen der Vernunft stellen, ist kein Zufall. Sie tragen die Versorgung, wenn der Bund versagt. Sie spüren die Schließungen zuerst, sie erleben die Hilferufe aus ländlichen Regionen, sie sehen die Lücken, die entstehen, wenn eine Apotheke nach 215 Jahren ihre Türen schließt. Die Berufspolitik ist deshalb nicht im Angriffsmodus, sondern im Überlebensmodus. Es geht nicht um Besitzstände, sondern um die Frage, ob ein Netz stabil bleibt, das Millionen Menschen in ihrem Alltag brauchen.

Wer jetzt eine echte Weiterentwicklung will, muss den Mut aufbringen, den Begriff „Reform“ neu zu definieren. Eine Reform schafft Voraussetzungen, beseitigt Hindernisse und stärkt das Fundament. Diese Reform macht das Gegenteil. Kammern und Verbände haben das erkannt und handeln entsprechend. Die Frage ist, ob die Politik bereit ist, der Realität genauso ins Auge zu sehen wie diejenigen, die täglich Verantwortung tragen.

Die vergangenen Tage haben gezeigt, wie stiller Unmut in offene Positionsbestimmung umschlägt, wenn politische Entscheidungen nicht mehr mit dem Versorgungsalltag zusammenpassen. Aus Debatten wurden Botschaften, aus Botschaften klare Grenzen, aus Grenzen eine gemeinsame Linie. Dieser Bogen beleuchtet, warum eine Reform, die Heilberuflichkeit behauptet, aber Versorgung schwächt, zwangsläufig Widerspruch erzeugt und warum die Kammern ihre Rolle als Schutzwall neu definieren.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Diese Woche hat gezeigt, dass Berufspolitik dann stark wird, wenn die Grundlagen der Versorgung bedroht sind. Es bleibt kein Zweifel, dass Reformprozesse Vertrauen benötigen – und dass Vertrauen nur dort entsteht, wo politische Versprechen eingehalten werden. Wenn Kammern und Verbände so geschlossen auftreten, ist das kein Reflex, sondern die Konsequenz aus Jahren versäumter Anpassungen. Diese Deutung verweist deshalb auf das, was unausgesprochen im Raum steht: Eine Versorgung, die nicht stabilisiert wird, destabilisiert das Land.

 

SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de

Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.

Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.

Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.

Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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