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  • 23.11.2025 – Kammern bündeln Widerstand, Verbände schärfen Argumente, Apotheken verlangen verlässliche Reformen
    23.11.2025 – Kammern bündeln Widerstand, Verbände schärfen Argumente, Apotheken verlangen verlässliche Reformen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Landesweite Versammlungen, Beschlüsse und Protestaktionen zeigen, wie sich Kammern und Verbände gegen die Apothekenreform positioniere...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Kammern buendeln Widerstand, Verbaende schaerfen Argumente, Apotheken verlangen verlaessliche Reformen

 

In den Gremien der Standesorganisationen wächst der Druck auf die Politik, weil Kammern und Verbände die Apothekenreform als Systembruch erleben und um Honorierung, Strukturen und Versorgungssicherheit fürchten.

Stand: Sonntag, 23. November 2025, um 17:32 Uhr

Apotheken-News: Bericht von heute

Die politischen Versprechen zur Stärkung der Apotheken geraten immer stärker in den Gegenwind der eigenen Faktenlage. In mehreren Landes­kammern und Verbänden formiert sich ein ungewöhnlich geschlossener Widerstand gegen die Apothekenreform: Von Mecklenburg-Vorpommern über Schleswig-Holstein und Hamburg bis nach Hessen, Thüringen und Niedersachsen arbeiten sich die Standesgremien an denselben Konfliktlinien ab – ausgefallene Honorar­erhöhung, umstrittene PTA-Vertretungsbefugnis, gelockerte Strukturanforderungen und die Sorge vor einer schleichenden Aushöhlung heilberuflicher Verantwortung. Während die Bundespolitik den Entwurf als Weiterentwicklung verkauft, sprechen viele Kammer­vertreter offen von Systembruch, Wortbruch und einem kalkulierten Wegschauen beim Apothekensterben. Im Zusammenspiel von klaren Beschlüssen, symbolstarken Aktionen und deutlicher Sprache entsteht eine Berufspolitik der roten Linien, die der Regierung in den anstehenden Beratungen noch erheblich zu schaffen machen kann.

 

Die aktuelle Phase der Apothekenreform fällt in eine Zeit, in der viele Betriebe bereits durch steigende Kosten, Lieferengpässe und Personalmangel geschwächt sind. Vor diesem Hintergrund wirkt das Bild eines Koalitionsversprechens, das auf der politischen Strecke liegen geblieben ist, wie ein zusätzlicher Schlag in die Magengrube der Berufspolitik. Die Ankündigung einer einmaligen Anhebung des Fixums ist in den Koalitionsvertrag eingegangen, ohne bislang einen Weg in die Gesetzgebung gefunden zu haben. In den Landesgremien wird diese Diskrepanz inzwischen nicht mehr als bloße Verzögerung gelesen, sondern als bewusstes Unterlassen interpretiert. Der Vorwurf, es habe nie einen ernsthaften Willen zur Umsetzung gegeben, gehört mittlerweile zum festen Inventar vieler Versammlungen. Damit verschiebt sich die Diskussion von technischer Gesetzgebung auf die Ebene politischer Glaubwürdigkeit.

In Mecklenburg-Vorpommern hat sich dieses Spannungsfeld besonders plastisch gezeigt. Eine frühzeitige Schließung von Betrieben am Nachmittag, der gemeinsame Apothekengipfel und die direkte Konfrontation mit politischen Entscheidungsträgern haben deutlich gemacht, wie groß die Unruhe an der Basis ist. Die Kombination aus symbolischem Protest und sachlicher Diskussion mit Mandatsträgern markiert eine neue Stufe der Auseinandersetzung. Dass eine bundespolitische Gesundheitssprecherin sich vor Ort den Argumenten gegen die PTA-Vertretungsbefugnis stellt und zugleich die Verantwortung für das Ausbleiben der Fixumerhöhung bei anderen Parteien verortet, illustriert die innere Spannung der politischen Seite. Für die beteiligten Inhaberinnen und Inhaber bleibt entscheidend, ob aus dieser Gesprächsbereitschaft konkrete Korrekturen im Reformtext erwachsen oder ob es beim Eindruck einer höflichen Anhörung ohne Folgen bleibt.

In Schleswig-Holstein hat die Kammerversammlung die Differenz zwischen Versprechen und Realität in eine klar lesbare Geste übersetzt. Das gemeinsame Hochhalten von Zetteln mit dem einstigen Fixum-Versprechen ist mehr als Symbolik, es ist ein stilles Protokoll des Gedächtnisses. Dass eine ursprünglich für den Deutschen Apothekertag geplante größere Aktion mit Plakaten und Bannern aus Rücksicht auf die Dachorganisation zurückgenommen wurde, hat intern zu mancher Irritation geführt. Der Eindruck, dass Teile der Berufsvertretung zu lange auf einen kooperativen Kurs mit dem Bundes­gesundheits­ministerium gesetzt haben, prägt diese Debatte sichtbar. Wenn Kammervertreter nun von einer Lüge sprechen und darauf hinweisen, dass alle relevanten Finanzdaten bereits bei Abschluss des Koalitionsvertrags vorlagen, ist das auch ein Schnitt mit früheren Kommunikationslinien. Hier verschiebt sich der Ton von diplomatischer Kritik hin zu einer expliziten Benennung von Vertrauensverlust.

Hamburg wiederum bündelt die Unzufriedenheit in einer klaren politischen Lesart. Der dortige Kammerpräsident macht keinen Hehl daraus, dass er sich von der Politik getäuscht fühlt, wenn an anderer Stelle Steuern gesenkt oder Subventionen erhöht werden, während das Apothekenhonorar unangetastet bleibt. Dass die Delegierten dennoch auf große, flächendeckende Protestaktionen verzichten und stattdessen auf Gespräche mit der Politik setzen, zeigt die doppelte Strategie vieler Gremien. Einerseits werden Resolutionen verabschiedet, die die geplanten Eingriffe als nicht hinnehmbar markieren, insbesondere die PTA-Vertretungsbefugnis als Systembruch. Andererseits versuchen die Standesvertretungen, Gesprächskanäle offen zu halten, um in Detailverhandlungen noch Verbesserungen zu erreichen. Diese Balance zwischen Konfrontation und Dialog gehört derzeit zu den schwierigsten Aufgaben der Berufspolitik.

In Hessen verdichtet sich die Kritik zu einer grundsätzlichen Bewertung des Reformwerks. Wenn ein Kammerpräsident den Entwurf mit einem bekannten Namen aus der Vergangenheit vergleicht und von einer Fortsetzung früherer Problemlinien spricht, ist das mehr als eine zugespitzte Formulierung. Der Hinweis, dass bestimmte Eckwerte, wie ein Fixumbetrag und ein prozentualer Zuschlag, nicht verhandelbar sein sollten, markiert eine rote Linie. Gleichzeitig wird der Entwurf in zentralen Punkten als unzureichend beschrieben: Erleichterungen bei der Gründung von Zweigbetrieben, das Absenken räumlicher Anforderungen, das Zurückfahren ständiger Dienstbereitschaft und die Zentralisierung der Rezeptur werden als Paket gesehen, das die wohnortnahe Versorgung schwächt. Die hessische Resolution, die Verantwortung und Verlässlichkeit in den Mittelpunkt stellt, versucht, diesen Kritikpunkten eine konstruktive Überschrift zu geben.

Thüringen nimmt in der Diskussion eine besondere Rolle ein, weil dort Tradition und Zukunftsbefürchtungen enger als anderswo miteinander verknüpft sind. Die positiven Erfahrungen mit einer auslaufenden Berufsgruppe, die in der Vergangenheit mit eigener Verantwortung vertreten konnte, schaffen eine emotionale Basis für die Idee erweiterter Kompetenzen anderer Berufsgruppen. Dass sich die Kammerversammlung trotz dieses Hintergrunds klar gegen eine PTA-Vertretungsbefugnis ausspricht, unterstreicht die Schwere der heilberuflichen Argumente. Die Sorge, dass eine temporäre Vertretung schnell zur Regel und in der Folge zur Infragestellung des gesamten Berufsbildes führen könnte, ist dort besonders ausgeprägt. Der angekündigte Plan, nach einem möglichen Kabinettsbeschluss mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen zu reagieren, deutet darauf hin, dass die Geduld mit dem bisherigen Kurs begrenzt ist.

In Niedersachsen wird die Reform vor allem unter dem Aspekt der politischen Verpackung kritisiert. Wenn der Eindruck entsteht, ein Gesetz werde unter einem positiv klingenden Titel verkauft, während die Inhalte als Schwächung der bestehenden Strukturen wahrgenommen werden, wächst das Gefühl eines doppelten Bodens. Die Rede vom wiederkehrenden Geist einer abgespeckten Apothekenlandschaft verweist auf die Erinnerung an frühere Debatten um Filialisierung, Versandhandel und neue Marktteilnehmer. Die Verbindung zu drohenden Marktbewegungen anderer Handelsketten macht deutlich, dass es hier nicht nur um interne Strukturfragen geht, sondern um die langfristige Position der Apotheken im Versorgungssystem. Die Warnung, dass die geplante Vertretungsregelung den Boden für neue Player bereitet, richtet sich dabei ausdrücklich an die Politik, aber indirekt auch an eine Gesellschaft, die mit vermeintlich bequemen Lösungen liebäugelt.

Besondere Schärfe erhält die Debatte durch die juristische Perspektive erfahrener Verbandsjuristen. Die Frage, was es bedeutet, wenn der Gesetzgeber selbst definiert, dass für bestimmte Zeiträume keine Approbation nötig ist, reicht weit über praktische Vertretungsszenarien hinaus. Wenn Gerichte später prüfen, warum in einem Teil des Tages eine Approbation erforderlich sein soll, die in einem anderen Teil ausdrücklich entbehrlich ist, verschiebt sich der Maßstab für die gesamte Berufsausübung. Die Befürchtung, dass eine solche Logik letztlich auch als Türöffner für eine andere Eigentumsordnung wirken könnte, gehört zu den zentralen Alarmzeichen. Wer auf diese Zusammenhänge hinweist, macht klar, dass es nicht nur um kurzfristige Personallösungen geht, sondern um die strukturelle Frage, wem die Verantwortung für Arzneimittelversorgung und -abgabe langfristig übertragen wird.

Parallel dazu meldet sich der pharmazeutische Nachwuchs mit eigenen Ideen zur Kompetenzverteilung zu Wort. Dass Studierendenvertretungen eine Erweiterung der Handlungsspielräume anderer Berufsgruppen begrüßen, ist auf den ersten Blick Ausdruck eines modernen Rollenverständnisses. In der Berufspolitik wird diese Position aber mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Einerseits zeigt sie, dass die jüngere Generation die Versorgungsrealität und den Druck in den Betrieben wahrnimmt. Andererseits wird befürchtet, dass ohne tiefere Einordnung der rechtlichen und haftungsrechtlichen Konsequenzen ein Bild entsteht, in dem heilberufliche Verantwortung beliebig verschiebbar erscheint. Die Mahnung erfahrener Standesvertreter an den Nachwuchs, sich intensiver mit den juristischen und systemischen Rahmenbedingungen vertraut zu machen, zielt daher nicht auf Bevormundung, sondern auf ein gemeinsames Verständnis der Tragweite einzelner Reformbausteine.

Über allen regionalen Nuancen steht ein gemeinsamer Befund: Die Apothekenreform wird von den Kammern und Verbänden derzeit eher als Gefährdung denn als Stabilisierung der flächendeckenden Versorgung gelesen. Die Kombination aus ausbleibender Honorar­anpassung, strukturellen Lockerungen und einer Vertretungslogik, die den Kern der Approbation berührt, zeichnet aus Sicht vieler Gremien ein Bild der schleichenden Deprofessionalisierung. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Landesebene in der Verteidigung der Versorgungslinien immer wichtiger wird. Kommunale und regionale Verantwortungsträger nehmen das Risiko wachsender Versorgungslücken vor Ort direkter wahr als große politische Ebenen. Der Druck, der aus den Beschlüssen und Aktionen der Kammern und Verbände erwächst, dürfte die anstehenden parlamentarischen Beratungen prägen – und darüber entscheiden, ob die Reform als Korrekturkurs oder als weiterer Belastungsfaktor in die Geschichte der Apothekenpolitik eingeht.

Die Auseinandersetzung um die Apothekenreform hat die Berufspolitik aus ihrer Routine gerissen und in eine Phase ungewohnt klarer Frontstellungen geführt. Was lange in vertraulichen Runden verhandelt wurde, kehrt nun als sichtbarer Protest, als deutliche Beschlusslage und als unverblümte Kritik an den politischen Versäumnissen zurück. Kammern und Verbände verbinden regionale Erfahrungen mit überregionalen Warnungen und machen deutlich, dass es hier nicht um Detailkorrekturen an Verordnungen geht, sondern um die Frage, wie viel heilberufliche Substanz und Versorgungsdichte die Politik dem System noch zugestehen will. In dieser Verdichtung liegt die eigentliche Brisanz der aktuellen Reformphase.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Die heute formulierten Beschlüsse, Mahnungen und roten Linien schaffen Fakten, die weit über eine einzelne Legislaturperiode hinausreichen, weil sie dokumentieren, wo der Berufsstand seine Grenze zieht. Wenn Kammerpräsidien, Verbandsvorstände und Basis gleichermaßen betonen, dass die Kombination aus ausbleibender Honorar­anpassung, struktureller Entkernung und verschobener Verantwortung nicht mehr vermittelbar ist, dann markiert das einen Wendepunkt der Standespolitik. Für die Apotheken vor Ort wird entscheidend sein, ob die Politik diesen Moment nutzt, um das Reformwerk nachzujustieren, oder ob sie die absehbaren Folgen in Kauf nimmt. In beiden Fällen werden spätere Debatten über Versorgungsbrüche, Standortverluste und Vertrauensschäden auf diese Wochen zurückverweisen, in denen die Berufspolitik den Konflikt nicht mehr nur verwaltet, sondern klar benannt hat.

Journalistischer Kurzhinweis: Themenprioritäten und Bewertung orientieren sich an fachlichen Maßstäben und dokumentierten Prüfwegen, nicht an Vertriebs- oder Verkaufszielen.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

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